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Licht und Schatten für die Versorgung

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Ausgabe 4/2019

28 Fortbildung Abb. 7

28 Fortbildung Abb. 7 Abb. 8a Abb. 8b Stahlkrone. Die Auswahl einer präkonfektionierten Stahlkrone (hier von 3M Espe) in der richtigen Größe erfolgt i. d. R. aus einem Kronenset (Abb. 7). Klinisches Bild. Bei der 2-Jahres-Kontrolle zeigt sich klinisch eine adäquate Kronenversorgung des Zahnes 46. Der Patient befindet sich zu diesem Zeitpunkt noch in der Wechselgebissphase (Abb. 8a und b). Fotos: ZA Mourad le unter Verwendung einer Lentulospirale mit einem langsamen Handstück eingebracht (Abb. 5). Auf die Kanaleingänge wurde ein Wattepellet platziert und der Zahn temporär verschlossen (IRM, Dentsply). Zur Weiterbehandlung eine Woche später war der Zahn nun asymptomatisch. 2. Behandlungssitzung bei der RET. Die Behandlung wurde, erneut unter Lachgassedierung, Lokalanästhesie und Kofferdam zur absoluten Trockenlegung, weitergeführt. Die Spülung der Kanäle erfolgte wieder mit 20 ml 0,6 % NaOCl und die Trocknung mit sterilen Papierspitzen. Als finale Spüllösung wurde 17 % EDTA in die Kanäle eingebracht. Mit einer sterilen K- Feile (ISO: 30) wurde anschließend die Blutung in den Wurzelkanälen induziert. Als das Blut das Niveau der Kanaleingänge erreichte, wurden kleine Stücke Gelasponschwamm (Gelaspon, Bausch and Lomb) auf den Blutungsbereich am Eingang des Kanals gelegt. MTA (Ledermix ® MTA, Riemser Pharma GmbH, Germany, Abb. 6) wurde mit sterilem Wasser vermischt und über das Blutgerinnsel aufgetragen. Der Zahn wurde mit IRM (Dentsply) gefüllt und mit einer konfektionierten Stahlkrone (3M Espe, Abb. 7) unter Verwendung eines dünnfließenden Glasionomerzements (Fuji Triage, GC) zur Zementierung versorgt. Kontrollsitzungen bis zu 3 ½ Jahre nach RET. Zu den ersten drei Kontrollbesuchen, die nach drei, neun und 16 Monaten erfolgten, war der Zahn 46 stets asymptomatisch. Auch nach zwei Jahren war der Zahn klinisch funktional und ohne pathologische Befunde (Abb. 8). Die röntgenologische Kontrolle zeigte zudem eine eindrucksvolle vollständige periapikale Heilung mit apikalem Verschluss sowie eine signifikante Zunahme der Wurzellänge und -dicke (Abb. 9). Der letzte Kontrolltermin nach RET erfolgte bislang nach dreieinhalb Jahren, bei dem der Zahn sich immer noch klinisch funktional und asymptomatisch darstellte (Abb. 10). Eine erneute röntgenologische Kontrolle schien daher nicht indiziert und eine weitere Strahlungsbelastung zu diesem Zeitpunkt unnötig. Diskussion. Durch die regenerative endodontische Therapie bzw. Revaskularisation konnten bei diesem Patientenfall die Nachteile der traditionellen Behandlungsoptionen bei der Apexifikation oder der MTA- Röntgenbild: Dr. Schmoeckel Abb. 9 OPG-Ausschnitt der 2-Jahres-Kontrolle. Eine vollständige periapikale Heilung bei komplettiertem Wurzelwachstum mit größerer Wurzellänge und Dentinstärke ist zu befunden, vgl. Gewebereaktion Typ 1 (Abb. 9). Abb. 10 Foto: ZA Mourad Klinisches Bild. Bei der 3½-Jahres- Kontrolle zeigt sich weiterhin klinisch eine adäquate Kronenversorgung. Der Patient weist nun ein juveniles permanentes Gebiss auf (Abb. 10). ZBW 4/2019 www.zahnaerzteblatt.de

Fortbildung 29 Technik (mit apikalem Plug), die wegen spröden denaturierten Dentins häufig zu Frakturen führt, überwunden werden. Die regenerative endodontische Therapie bietet, wie auch dieser Fall zeigt, eine Chance für weitere Wurzelkanal- und Apexentwicklung, welche die Prognose für den Zahn verbessert, da insbesondere dadurch das Frakturrisiko sinkt [Nosrat et al. 2011, Asgary et al. 2016]. Eine ausreichende Desinfektion des Wurzelkanalraums wird entweder mit Calciumhydroxid oder einer Antibiotika-Paste als intrakanaläres Medikament erreicht [Gomes-Filho et al. 2012]. Laut der American Association of Endodontics [AAE 2017] wird die TAP (Gemisch aus 1:1:1 Ciprofloxacin: Metronidazol: Minocyclin) bis zu einer Endkonzentration von 0,1 bis 1,0 mg/ml für das regenerative Verfahren bei Zähnen mit nicht abgeschlossenem Wurzelwachstum empfohlen. Bei diesem Patientenfall wurde daher dieser Empfehlung gefolgt. Eine retrospektive Auswertung von Röntgenaufnahmen bei Zähnen, die mit regenerativer endodontischer Therapie unter Verwendung von TAP als intrakanaläres Medikament im Vergleich zu anderen Materialien wie Calciumhydroxid oder Formocresol behandelt wurden, zeigte, dass bei Verwendung von TAP eine signifikant erhöhte Dicke der Wurzelkanalwand erreicht werden konnte [Bose et al. 2004]. Die Stammzellen der apikalen Papille (SCAP) gelten als Hauptquelle der Zellen für die Pulparegeneration bei Zähnen mit nicht abgeschlossenem Wurzelwachstum [Huang et al. 2008]. Ein geeignetes Spülprotokoll sollte daher Anwendung finden, um eine hohe Überlebensrate des SCAP zu gewährleisten [Trevino et al. 2011]. Die endgültige Spülung mit 17 Prozent EDTA hat sich bei regenerativen endodontischen Prozeduren als vorteilhaft erwiesen, da EDTA die größte Zellüberlebensrate (89 Prozent Lebensfähigkeit) für die Stammzellen der apikalen Papille aufweist [Trevino et al. 2011]. Nach Chen et al. (2012) können fünf verschiedene Typen der Gewebereaktion nach der regenerativen endodontischen Therapie an permanenten Zähnen mit nicht abgeschlossenem Wurzelwachstum, nekrotischer Pulpa und apikaler Läsion beobachtet werden (Abb. 11). In diesem Fall wurde die primär erwünschte Typ- 1-Gewebereaktion als apikaler Verschluss beobachtet, die eine Zunahme der Wurzellänge sowie der Wurzeldentindicke beschreibt. Die Art der finalen restaurativen Versorgung stellt sicherlich einen der wichtigsten Aspekte für einen langfristigen Therapieerfolg dar. In diesem Fall wurde die Stahlkrone als Versorgungsoption genutzt, da Stahlkronen auch bei bleibenden Molaren eine höhere Erfolgsquote (verglichen mit anderen Materialen wie Amalgam oder Komposit), aufweisen und ein recht guter langfristiger Randschluss gewährleistet werden kann [Randall 2002]. Aufgrund der Versorgung mit einer Stahlkrone sind die häufig auftretenden Zahnverfärbungen aufgrund der Behandlung mit der TAP und mit MTA in diesem Fall nicht relevant, was sich Abb. 11 Mögliche Gewebereaktionen bei der Durchführung einer regenerativen endodontischen Therapie nach Chen et al. (2012) (Abb. 11). natürlich für die Ästhetik im Frontzahnbereich anders darstellen würde. In diesem Fall wurden also, zumindest bis zur Nachkontrolle nach dreieinhalb Jahren, die Hauptziele der regenerativen Endodontie erreicht: guter Heilungsprozess und Abwesenheit von klinischen oder radiologischen Symptomen [Law 2013, AAE 2017]. Fazit. Eine regenerative endodontische Behandlung sollte als biologische Behandlungsoption für das Management von avitalen permanenten Zähnen mit nicht abgeschlossenem Wurzelwachstum bei der Therapieentscheidung aufgrund zahlreicher Vorteile mit in Betracht gezogen werden. Das Literaturverzeichnis finden Sie unter www. zahnaerzteblatt.de oder kann beim IZZ bestellt werden unter Tel: 0711/222966-14, Fax: 0711/222966-21 oder E-Mail: info@zahnaerzteblatt.de. ZA Mhd Said Mourad, OÄ Dr. Ruth M. Santamaría, Prof. Dr. Christian H. Splieth, Dr. Julian Schmoeckel Abteilung für Präventive Zahnmedizin und Kinderzahnheilkunde, ZZMK Universitätsmedizin Greifswald Mhd Said Mourad Dr. Ruth M. Santamaría Abt. für Präventive Zahnmedizin und Kinderzahnheilkunde Universitätsmedizin Greifswald Abt. für Präventive Zahnmedizin und Kinderzahnheilkunde Universitätsmedizin Greifswald Grafik: Mourad www.zahnaerzteblatt.de ZBW 4/2019

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