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KZV BW mit neuem Vorstand

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Ausgabe 11-12/2022

44_FORTBILDUNG

44_FORTBILDUNG ZBW_11-12/2022 www.zahnaerzteblatt.de Masterstudium Parodontologie an der Uni Freiburg DER ZEIT 15 JAHRE VORAUS Der 1. Oktober 2022 war nicht nur für das Department für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde der Universität Freiburg ein ganz besonderer Tag. Mit der akademischen Abschlussfeier für die Absolventen des Masterstudienganges „Parodontologie und Implantattherapie“ wurde gleichzeitig der 15. Geburtstag dieses Studiengangs festlich begangen, der ein Online- Studium mit Präsenzblöcken verbindet. Dabei blickte die ganze Universität mit Stolz auf diese international einmalige Postgraduiertenausbildung. INTERNETGESTÜTZT „Die Coronakrise hat sehr eindrücklich gezeigt, wie zuverlässig der Master mit seinem Blended-Learning-Konzept schon von Anfang an aufgestellt war“, betonte Prof. Ratka-Krüger, Leiterin der Sektion Parodontologie an der Klinik für Zahnerhaltungskunde und Parodontologie am Universitätsklinikum Freiburg. Der dreijährige Studiengang richtet sich an approbierte Zahnmediziner mit mindestens zwei Jahren Berufserfahrung. Internetgestützt und sehr praxisbezogen werden tutoriell betreute Online-Selbstlernphasen mit Präsenzveranstaltungen kombiniert. So kann man berufsbegleitend und nahezu orts- und zeitunabhängig den akademischen Grad des Master of Science (MSc) erreichen. Festfreude. Frischgebackene Master im Fach Parodontologie und Implantattherapie mit Studiengangleiterin Prof. Dr. Petra Ratka-Krüger ( 4. v. r.) und Prof. Dr. Elmar Hellwig (2. v. r.). Zu einem Festakt der besonderen Art konnte Studiengangsleiterin Prof. Dr. Petra Ratka-Krüger zahlreiche Prominenz aus der baden-württembergischen Zahnärzteschaft begrüßen. Doch in erster Linie galt ihr herzlicher Gruß den Absolventen dreier Jahrgänge und ihren Familien, die sich nach coronabedingter Zäsur endlich im Großen Hörsaal des Freiburger Zentralklinikums zur gemeinsamen Abschlussfeier zusammenfinden konnten. Gruß und Dank erstreckte sich natürlich auch auf ihre Mitarbeiter*innen und die renommierten Referent*innen des Masterstudiengangs, die ihr Fachwissen in Theorie und Praxis an bis zu 20 Studierende pro Semester weitergeben. Ebenso mit Dank bedacht wurden Sponsoren, allen voran die Moessner-Stiftung, Frankfurt. VORAUSSCHAUEND Dass die Feier nicht nur der Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde zur Ehre gereichte, sondern die gesamte wissenschaftliche Weiterbildung der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg mit Stolz erfüllt, zeigten u. a. die Grußworte des Abteilungsleiters Bildungstransfer. Der Akademische Direktor Jan Ihwe, der in Vertretung des Prorektors für Studium und Lehre sprach, erwähnte lobend, dass der Studiengang stets ohne Auflagen akkreditiert wurde – ein Beweis für Qualität. Er unterstrich außerdem, dass man 2007, als die Blended-Learning-Veranstaltungen unter vielen Mühen ins Leben gerufen wurde, der Zeit rund 15 Jahre voraus war. Fotos: Britt Schilling INNOVATIV Reichlich Lob für den Studiengang und seine Leiterin gab es von Prof. Dr. Elmar Hellwig, der sich als kritischer Begleiter und Tröster sah und von Beginn an alle Phasen des Vorzeigestudiums wie Finanzierung, bürokratische Hemmnisse, Rekrutierung von Personal und geeigneten Patien*innen begleitete. Er bekräftigte, dass dieser Studiengang aktueller denn je ist, denn die Erkrankungen von Gingiva und Parodont sind im Steigen begriffen, der Einfluss der Mundgesundheit auf die Allgemeingesundheit ist inzwischen erwiesen. Vor dem Hintergrund eines gerade in der Zahnmedizin notwendigen lebenslangen Lernens empfahl er das postgraduale Studium für alle niedergelassenen Kolleg*innen, die sich in ihrer Praxis neu aufzustellen wünschen. Dazu gab er dem Auditorium seinen Wahlspruch mit auf den Weg: „Fange nie an aufzuhören, höre nie auf anzufangen“. TRANSFORMATION Dieses Motto passte auch auf den fulminant vorgetragenen Festvortrag von Prof. Dr. Jutta Rump, Professorin für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre an der Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft Ludwigshafen. Über den Tellerrand hinaus und doch mit wichtigen Wegweisern auch für die Zahnärzte-

ZBW_11-12/2022 www.zahnaerzteblatt.de 45_FORTBILDUNG Ehrungen. Prof. Dr. Ratka-Krüger wurde für den vom Wissenschaftsministerium Baden-Württemberg geförderte Master-Studiengang mit nationalen und internationalen Preisen ausgezeichnet. schaft beschrieb sie die neue Arbeitswelt, in der es eine „Rückkehr in die alte Welt der Präsenzkultur“ nicht mehr gibt. Die Coronakrise, dieser „unfreiwillige und nicht planbare Ausnahmezustand“ treibt die digitale Transformation und erzeugt ein Veränderungsklima ohnegleichen. Dazu kommt die geopolitische Krise, die „von jetzt auf gleich“ ein bisher nicht dagewesenes Umdenken erforderlich macht. Prof. Rump zeigte in ihrem „Digitalisierung – der Mensch im Fokus“ überschriebenen Vortrag auf, dass in Krisen auch Chancen stecken, zu denen u. a. der Rückenwind für mobile, virtuelle Organisations-, Arbeits- und Lernformen gehört. Besonders im Hinblick auf den Nachwuchs- und Fachkräftemangel, der auch die Zahnarztpraxen bedroht, zählte sie Faktoren auf, die die Attraktivität eines Arbeitgebers steigern. Allem voran aber ist es wichtig, einen nachhaltigen Umgang mit dem Personal und auch mit sich selbst zu pflegen. Denn die Beschäftigungsfähigkeit aller Mitarbeitenden, auch Employability genannt, beinhaltet neben den Kompetenzen und Qualifikationen auch Gesundheit beziehungsweise Wohlbefinden. In einem Arbeitnehmermarkt kann es sich keiner leisten, ausgepresst zu werden oder sich selbst auszubeuten. Weitere wichtige Faktoren für die Mitarbeiterbindung sind ihrer Ansicht nach Motivation und Identifikation. Doch Motivation allein ist wohl nicht ausreichend, um Mitarbeitende an sein Unternehmen zu binden, das Schlüsselwort ist hier die Identifikation. Und die ist nur bei entsprechender Führung zu erzielen. In der „Neuen Normalität,“ in der Planung nicht mehr auf die traditionelle Weise klappt und daher ein Krisenmanagement dringend nötig ist, wird eine neue Form von Leadership erwartet, die hierarchiefreie Kommunikation und Kooperation sowie eine Beteiligung an Entscheidungsprozessen vorsieht. GESTERN – HEUTE – MORGEN Versuch und Irrtum begleiten die akademische Zahnheilkunde seit Anbeginn. Das konnte Prof. Henrik Dommisch, Direktor Abteilung für Parodontologie, Oralmedizin und Oralchirurgie an der Berliner Charité und seit September 2022 Präsident der Deutschen Gesellschaft für Parodontologie, aufzeigen. Er hatte die schwierige Aufgabe, die Parodontologie gestern, heute und morgen darzustellen. Für das Gestern konnte er auf die Bibliothek von Prof. Hermann Schroeder (1876 – 1942) zurückgreifen und erhellende oder erschreckende Beispiele für die Wege der modernen Zahnheilkunde finden. Er begann seinen überaus spannenden Vortrag mit Pierre Fauchard, dessen zweibändiges Lehrbuch „Le chirurgien dentiste“ von 1728 die erste wissenschaftliche Bearbeitung der Zahnheilkunde ist, und der eine mangelnde Reinigung der Zähne als Grund für Zahnerkrankungen erkannte. Dann folgte John Mankey Riggs, der Zahnarzt Mark Twains, mit der die nach ihm benannte Riggs’ Disease als Pyorrhoe der Zahnfleischtaschen beschrieb. Bei all den Rückblicken zeigte sich, dass sich das Bestreben, Zähne zu erhalten wie ein roter Faden durch die Literatur zieht. Auch das Dogma „nihil nocere“ wurde stets sichtbar, auch wenn Methoden wie das Abmeißeln von Konkrementen und Paraffineinspritzungen heute sehr befremdlich wirken. RÜCKBLICK Andererseits konnte Prof. Dommisch beim Literaturstudium feststellen, dass „viele Gedanken bereits gedacht wurden“. Prof. Dr. Hermann Mathis aus Graz stellte beispielsweise in seiner Schrift „Die sogenannte Parodontose“ schon 1948 einen Zusammenhang zwischen Diabetes und Parodontose fest; eine Erkenntnis, die sich erst später Bahn brach. Der Referent erinnerte auch an das Experiment des Norwegers Dr. Harald Loe, der 1965 seinen Studenten 21 Tage lang die Zahn- und Mundpflege untersagte, um die fortschreitende Plaqueakkumulation untersuchen zu können und um zu beweisen, dass eine Gingivitis reversibel ist und nicht aus jeder Gingivitis eine Parodontitis entsteht. Ausschlaggebend ist die Menge und vor allem die Virulenz der Mikroorganismen, ebenso die Immunantwort, die durch Risikofaktoren (Rauchen!) und auch durch die Genetik beeinflusst wird. VORSCHAU „You can’t connect the dots looking forward; you can only connect them looking backwards.“ Mit diesen Worten des Apple-Gründer Steve Jobs begründete Prof. Dommisch die ausführliche Rückschau und leitete den Blick auf die Zukunft der Parodontitis-Therapie ein. Da die topische Behandlung von Erkrankungen der Mundschleimhaut eine Herausforderung darstellt und insbesondere der Speichel dazu führt, dass lokal applizierte Medikamente verdünnt und weggespült werden, bieten neuartige Nanocarrier und Nanogele interessante Perspektiven. Sie können die Bioverfügbarkeit von Wirkstoffen für die antiinflammatorische Therapie an der oralen Schleimhaut verbessern, indem mit Wirkstoff beladene Nanocarrier-Systeme fest an die Schleimhaut adhärieren und die mukosale Oberfläche penetrieren. ABSCHLUSS Ehe es zur feierlichen Überreichung von Zeugnissen und Urkunden kam, untermalt durch das musikalisches Intermezzo eines Klarinettenduos, gab ein kurzer Film Einblicke in 15 Jahre Masterstudiengang mit rund 120 Absolventen. Zwei frischgebackene Master, Dr. Sebastian Kirchner und Dagmar Helfen, blickten auf ihr dreijähriges Studium zurück, das sie neben ihrer Berufstätigkeit absolvierten. Sie lobten das „Wissensshopping rund um die Uhr“ via Online-Lernplattform, die Zugriff bot auf Skripte, Operationsvideos und Literaturempfehlungen und die „Synapsen zum Glühen“ brachte. Weitere Informationen erhalten Sie unter www.masterparo.de. Eine Bewerbung ist noch bis Ende des Jahres möglich Dorothea Kallenberg

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