24_BERUFSPOLITIK ZBW_11-12/2022 www.zahnaerzteblatt.de Corona-Schutzimpfung ENDLICH AUCH IN DEN ZAHNARZTPRAXEN DES LANDES Die Voraussetzungen wurden nun geschaffen, damit Zahnärztinnen und Zahnärzte in eigener Praxis Schutzimpfungen gegen das Coronavirus durchführen können. Seit 19. September 2022 können die Impftermine für Corona-Schutzimpfungen in Baden-Württemberg zentral über die Webseite impftermin-bw.de vereinbart werden. Das ZBW berichtet über den ersten Impftermin in einer Stuttgarter Praxis. teilgenommen haben müssen, um impfen zu können. Die ärztliche Schulung besteht aus einem praktischen und einem theoretischen Teil. Den praktischen Teil haben Vater und Sohn Putze bei Dr. Dr. Sandra Ketabi absolviert, die für die Landeszahnärztekammer im Februar dieses Jahres eine Schulung für Zahnärztinnen und Zahnärzte angeboten hat, die gerne in eigener Praxis impfen möchten. Für den theoretischen Teil haben die beiden Zahnärzte bei der Akademie für Öffentliches Gesundheitswesen in Düsseldorf das Modul „Impfen zum Schutz vor COVID-19“ erfolgreich absolviert. Booster. Am 6. Oktober wurde in der Praxis zum ersten Mal geimpft. Ab sofort können Patientinnen und Patienten ihre Corona-Auffrischimpfung im Rahmen des Zahnarztbesuchs erhalten. „Liebe Patienten, wir bieten ab sofort die Corona-Schutzimpfung an! Bei Interesse sprechen Sie uns gerne an! Wir impfen mit Comirnaty BA.4-5. Nächster Termin Donnerstag, 6.10.22 ab 17.30 Uhr.“ Dieser Praxisaushang findet sich an der Rezeption der Praxis Dr. Hendrik Putze und Dr. Patrick Putze. Am 6. Oktober wird in der Praxis zum ersten Mal geimpft. Angemeldet haben sich fünf Patientinnen und Patienten der Praxis, die sechste Spritze lässt sich Dr. Patrick Putze von seinem Vater geben. Eigentlich könnte er sich die Spritze auch selbst geben, denn auch er hat, genau wie sein Vater, eine Impfberechtigung. RECHTLICHE VORAUSSETZUNGEN Mit Einführung des § 20b Infektionsschutzgesetz zum 12.12.2021 sowie der zum 25.5.2022 in Kraft getretenen Änderung der Coronavirus-Impfverordnung wurden auch Zahnarztpraxen in die Umsetzung der Corona-Impfkampagne der Bundesregierung und damit in das Impfgeschehen eingebunden. Mit Erfüllung der Voraussetzungen des § 20b Infektionsschutzgesetz sind Zahnärztinnen und Zahnärzte grundsätzlich zur Durchführung von CO- VID-19-Schutzimpfungen berechtigt. Aber erst durch die Änderungen der Coronavirus-Impfverordnung zum 25.5.2022 können Zahnärztinnen und Zahnärzte auch als Leistungserbringer COVID-19-Schutzimpfungen in der eigenen Praxis oder im Rahmen von Besuchen erbringen und abrechnen. Das Infektionsschutzgesetz besagt auch, dass Zahnärztinnen und Zahnärzte erfolgreich an einer ärztlichen Schulung Foto: privat SPONTANER ENTSCHLUSS „Eine Patientin hat kurzfristig abgesagt, ich habe also eine Spritze übrig“, bietet mir Dr. Hendrik Putze eine Auffrischimpfung an. Ich entscheide spontan, mich impfen zu lassen. Meine letzte Impfung liegt schon fast ein Jahr zurück und Dr. Putze verimpft den neuen angepassten BioNTech/Pfizer-Impfstoff Comirnaty BA.4-5. Aus einem Fläschchen des Impfstoffs können sechs Spritzen aufgezogen werden, die dann gekühlt zwölf Stunden haltbar sind. „Ich habe die Spritzen heute Mittag aufgezogen, jeweils 0,3 ml“, erklärt mir Dr. Putze. Die benötigte Anzahl an Fläschchen mit Impfstoff hat er eine Woche vorher bei der Apotheke gegen Rezept bestellt. Im Vorfeld hat er sich auch um den Zugang zum Impfzertifikatsservice des Robert Koch-Instituts bemüht. Mit dem Impfzertifikatsservice können Impfzentren, Arzt- und Zahnarztpraxen, Apotheken und Gesundheitsämter ein digitales COVID-Zertifikat der EU für die Corona-Impfung ausstellen. Die digitalen Impfzertifikate für die angemeldeten Patientinnen
ZBW_11-12/2022 www.zahnaerzteblatt.de 25_BERUFSPOLITIK und Patienten hat ZMV Rocha bereits am Nachmittag vorbereitet und auch die Anamnesebögen und die Einwilligungserklärungen hat die Mitarbeiterin bereits mit den Patienten besprochen und unterschreiben lassen, bevor sie ins Behandlungszimmer zur Impfung gebeten werden. Vor der Impfung studiert Dr. Putze nochmals eingehend den Anamnesebogen, aber er kennt ja seine Patienten. „Am besten Sie bleiben stehen, da ist der Arm entspannt“, rät Dr. Putze dem ersten Impfling. Der langjährige Patient von Dr. Putze hat sich seine ersten drei Impfungen in Impfzentren verabreichen lassen. Auch weil er keinen Hausarzt hat, hat ihn das Angebot der Praxis Putze für eine Corona-Schutzimpfung angesprochen. Ich spreche ihn auf das Schreiben des Bundesgesundheitsministers an, der aktuell alle über 60-Jährigen per Post anschreibt und einen COVID-19-Booster empfiehlt. „Ich habe das Schreiben erhalten, aber das hat keinen Ausschlag gegeben für meine Entscheidung, mich ein viertes Mal impfen zu lassen.“ Bevor Dr. Putze seine erste Impfspritze setzt, desinfiziert ZFA Claudia Holzwarth großflächig den Oberarm des ersten Impflings, um eine Infektion zu vermeiden. Nach kurzer Einwirkzeit setzt Dr. Putze seine Spritze. Danach assistiert er seinem Patienten an der Rezeption beim Scannen des digitalen Impfzertifikats, damit die Auffrischimpfung auch in der Corona-Warn-App angezeigt wird. Mit dem Hinweis, noch 15 Minuten zur Nachbeobachtung in der Praxis zu bleiben, verabschiedet Dr. Putze seinen ersten Impfling. Die zweite Impfkandidatin möchte vor der Impfung noch detaillierte Auskünfte zum Impfstoff, die Dr. Putze ausführlich beantwortet. Im Anschluss an die Impfung und den Eintrag im Impfbuch nutzt die Dame die Gelegenheit, noch eine zahnmedizinische Frage zu stellen. Es geht um das Inlay, dass in der kommenden Woche bei ihr ersetzt wird. Diesen Service gibt es natürlich nicht im Impfzentrum! Als letzter Impfling des ersten Impftages bin ich an der Reihe. Dr. Putze drückt die Spritze viel langsamer durch als ich es bisher aus den Impfzentren gewohnt war. „Ich habe ja Zeit, im Gegensatz zu den Impfärzten in den Impfzentren“, scherzt Dr. Putze auf meine Nachfrage, „und ich habe natürlich auch noch nicht so viel Routine“, gesteht er. Für mich ist die Impfung absolut problemlos. Die üblichen Beschwerden an der Einstich- Stelle am Oberarm am Tag nach der Impfung sind deutlich geringer als bei meinen vorherigen drei Impfungen. Der MTB-Tour am Wochenende steht nichts im Weg. IMPFTERMINPORTAL Unter Eingabe der Postleitzahl „70178“ Impfterminportal. Seit 19. September 2022 können Impftermine für Corona-Schutzimpfungen in Baden-Württemberg zentral über die Webseite impftermin-bw.de vereinbart werden. » Die Landeszahnärztekammer hat seit Beginn der Pandemie mehrfach ihre Motivation unterstrichen, darauf hinzuwirken, dass auch Zahnärztinnen und Zahnärzte impfen dürfen. Wir freuen uns, dass Sozial- und Gesundheitsminister Manne Lucha unsere Ambitionen stets unterstützt hat.« Dr. Torsten Tomppert Abbildung: A. Mader und des Impfstoffs „Comirnaty Original/Omicron BA.4-5 (BioNTech/Pfizer)“ ist die Praxis Dres. Hendrik und Patrick Putze gleich der erste Eintrag. Seit 10. Oktober bietet die Praxis auch Termine im neuen Impfterminportal für Baden- Württemberg an. Am Dienstag, den 18. Oktober gibt es einen freien Termin um 17:50 Uhr. Am 25. Oktober bietet die Praxis gleich zwei Termine um 17:35 Uhr und um 18:00 Uhr an. „Die Nachfrage ist gut“, erzählt Dr. Putze, „das hatten wir nicht erwartet, denn wir können natürlich neben dem Praxisbetrieb keine Impftermine im 15-Minuten-Rhythmus anbieten“. Mit den Patientinnen und Patienten aus der Praxis werden am 25. Oktober nun insgesamt zwölf Impfungen in der Praxis durchgeführt. ERFOLG FÜR DEN BERUFSSTAND Es war ein langer Weg bis die rechtlichen Voraussetzungen geschaffen waren, damit Zahnärztinnen und Zahnärzte in eigener Praxis Schutzimpfungen gegen das Coronavirus durchführen können. Die zahnärztlichen Körperschaften haben dies in vielen Gesprächen im Rahmen der Corona- Task-Force unter Leitung von Minister Lucha erreicht. Gemeinsam mit Ärztinnen und Ärzten sowie Apotheken bietet die Zahnärzteschaft jetzt rund 10.000 Impftermine pro Woche im Terminportal für Baden-Württemberg an und ist Teil der landesweiten Impfkampagne. Dr. Hendrik Putze wollte von Anfang an seinen Beitrag leisten, die Corona- Pandemie zu bewältigen. Zunächst hat er deshalb ein Corona-Testzentrum in seiner Praxis aufgebaut und jetzt hat er sämtliche Hürden genommen, um in eigener Praxis impfen zu können – nicht nur die eigenen Patientinnen und Patienten, sondern alle impfwilligen Bürgerinnen und Bürger. Andrea Mader
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