14_BERUFSPOLITIK ZBW_11-12/2022 www.zahnaerzteblatt.de Vertreterversammlung der Bezirkszahnärztekammer Tübingen in Lindau BERICHTE UND NEUWAHLEN Traditionell und voll beschlussfähig traf sich die Vertreterversammlung der Bezirkszahnärztekammer (BZK) Tübingen in Lindau. Vielseitig und informativ gestalteten die Referenten*innen ihre Kurzberichte über die Tätigkeiten in den einzelnen Ausschüssen. Am Ende der VV standen zudem Neuwahlen des Vorstands an. Diese waren notwendig geworden, weil Dr. Wilfried Forschner nach 22 Jahren im Amt zum Jahresende 2022 seinen Rücktritt erklärt hatte. vor allem um die nicht erfolgten Kostenübernahmen der PKVen und einigen Zusatzversicherungen bei der Einsetzung von Retainern. Die uneinheitliche Rechtssprechung in dieser Thematik trägt zusätzlich zum Unmut bei, wie Dr. Cremer mitteilte. Ihr Resümee: „Paragraf 2, ansonsten haben wir nichts.“ Rücktritt. Über zwei Jahrzehnte hatte Dr. Wilfried Forschner den Vorsitz der BZK Tübingen inne. Nun übernimmt Dr. Dr. Heinrich Schneider. Ob der Weg zur Normalität hinsichtlich Corona langsam begehbar sei oder sich schlicht ein Gewöhnungseffekt eingeschlichen habe, könne man wohl erst in einigen Jahren beurteilen, so Dr. Wilfried Forschner in seinem Bericht zu Beginn der Vertreterversammlung. Eine Entwicklung, der auch die Bodenseetagung, die am Tag nach der VV eröffnet wurde, Tribut zollte, denn diese war hybrid angelegt. Den Aspekt der nachhaltigen Zahnarztpraxis betonte Dr. Forschner in seiner Eröffnung ganz besonders, „ein Thema, das uns sicher auch die nächsten Dekaden noch beschäftigen wird“. So sieht der BZK-Vorsitzende im Sinne der Nachhaltigkeit auch eine Rückentwicklung der rekonstruktiven zugunsten der minimal-invasiven Zahnheilkunde, eines der Fokusthemen der diesjährigen Bodenseetagung. FORTBILDUNG In seinen Ausführungen ließ der Fortbildungsreferent, Prof. Dr. Bernd Haller, Ulm, das Auditorium wissen, dass im nächsten Jahr die Parodontologie das Tagungsprogramm in Lindau dominieren wird. „Bereits mehr als die Hälfte der Referentinnen und Referenten hat bereits zugesagt“, freute sich Prof. Haller und hoffte, dass das Thema auch 2023 noch die gleiche Aktualität hat wie heute. GOZ Immer aktuell, auch wenn er nicht aktualisiert wird, ist der GOZ- Punktwert. Dieses Thema war daher auch Inhalt des Referats von Dr. Herbert Martin, Balingen. „Uns 34 Jahre eine Punktwertanpassung zu versagen, spottet jeder Beschreibung.“ Dr. Martin klärte die VV umfassend über die Entwicklungen auf Bundesebene und die aktuellen Resolutionen auf, die einstimmig von der VV unterstützt wurden. Zudem informierte er über die Anwendung der Paragrafen 2, Absatz 1 und 2, „diese schaffen Kostentransparenz und verlagern die Diskussion“. KIEFERORTHOPÄDIE Das Thema GOZ war unter anderem auch Thema des Referats von Dr. Monica Cremer, Gomaringen. Dabei ging es Foto: M. Bamberger MITARBEITENDE Dr. Bernd Stoll, Albstadt, berichtete in seinem Referat ausführlich über die neue Ausbildungsverordnung, die seit 1. August dieses Jahres in der Praxis umgesetzt wird. Auch das ausgearbeitet Konzept, das unterstützen möchte, Mitarbeiter*innen zu finden und vor allem auch zu binden, war Inhalt seines Referats. Mit einer mutmachenden Nachricht beschloss er seinen Redebeitrag: Zwar beträfe der aktuelle Fachkräftemangel die Zahnmedizin ebenso wie die Handwerksberufe, doch immerhin verzeichnete der ZFA-Ausbildungsberuf in Baden-Württemberg ein Plus von 12,1 Prozent und liegt damit noch über dem Bundesdurchschnitt. PROPHYLAXE Um zukünftig schneller und adäquat auf Entwicklungen wie die der Pandemie reagieren zu können, wurden im Bereich der Gruppenprophylaxe neue digitale Konzepte entwickelt. Dr. Martin Braun, Pfullingen, berichtete in diesem Zusammenhang auch von der sogenannten early childhood caries, der frühkindlichen Karies, die coronabedingt stark zugenommen habe. Zudem engagierte sich der BZK-Ausschuss auch im Netzwerktreffen mit der Ärzteschaft, um eine interdisziplinäre Kooperation zu fokussieren. ALTERSZAHNHEILKUNDE Als „Schrittmacher in der Alterszahnheilkunde“ , betrachtet Dr. Elmar Ludwig, Ulm, die Parodontitistherapie. In seinem Vortrag stellte er dem Auditori-
ZBW_11-12/2022 www.zahnaerzteblatt.de 15_BERUFSPOLITIK zahnmedizinischen Nachwuchses. Anhand eines Fallbeispiels gab Dr. Berthold Jäger in seinem Referat interessante Einblicke in die Qualitätsoptimierung bei der Röntgendiagnostik. Vorstand ab 2023. Dr. Herbert Martin, Dr. Anke Bleicher, Dr. Dr. Heinrich Schneider, Dr. Markus Steybe und Dr. Bernd Stoll (v. l.). um die Internetplattform www.mundpflege.net vor, die weiterhelfen möchte, wenn Fragen zur richtigen Betreuung bei Pflegebedürftigkeit und Behinderung aufkommen, und die auch über eine Newsletterfunktion verfügt. PRAXISFÜHRUNG Nach einem deutlichen Rückgang in den Vorjahren zog die Zahl der Praxisbegehungen wieder an und wie Dr. Christian Hoch, Reutlingen, berichtete auch die Zahl der Praxisbegehenden. Eindringlich bat Dr. Hoch darum, dem Ausschuss die anonymisierten Begehungsberichte zur Verfügung zu stellen, damit die Zahnärzteschaft auf neue Entwicklungen entsprechend vorbereitet werden könne. BERICHTE Weiter informierte Dr. Herbert Martin über die freien Berufe, PD. Dr. Martin Groten, Reutlingen, über die Gutachteraufträge und Julia Fauser (Biberach) und Sonja Schneider (Metzingen) über ihre Bemühungen hinsichtlich des Foto: C. Schwarz/IZZ NEUWAHLEN Nachdem der bisherige Vorsitzende, Dr. Wilfried Forschner, zum Jahresende seinen Rücktritt erklärt hatte, wurden im Rahmen der Vertreterversammlung zudem Nachwahlen zum Vorstand der Bezirkszahnärztekammer Tübingen notwendig. Für Kontinuität in der laufenden Legislaturperiode sorgten die Delegierten mit der Wahl von Dr. Dr. Heinrich Schneider, Metzingen, bislang stellvertretender Vorsitzender, der ab 1. Januar 2023 Vorsitzender des Vorstands der BZK Tübingen sein wird. Zu seinem Stellvertreter wählte die VV Dr. Markus Steybe, Friedrichshafen, bislang für die Öffentlichkeitsarbeit der BZK verantwortlich. Die bisherigen Vorstandsmitglieder Dr. Bernd Stoll, Albstadt, und Dr. Herbert Martin, Balingen, verblieben im Amt. Neu gewählt wurde Dr. Anke Bleicher, Tübingen. Cornelia Schwarz 8. Landeskongress Gesundheit Baden-Württemberg am 3. Februar 2023 KRISENFAKTOREN BENENNEN Das deutsche Gesundheitssystem befindet sich nach einhelliger Einschätzung seit Jahren in einer „Dauerkrise“. Auch der Landeskongress Gesundheit Baden-Württemberg (LKG) hat sich in seinen jüngsten Kongressausgaben aktuellen Krisenphänomenen gewidmet. Der LKG 2021 thematisierte die schockartige Coronapandemie, der LKG 2022 den Klimawandel und dessen langfristig wirkende Rückwirkungen auf das Gesundheitssystem. Beide Krisen sind exogenen Ursprungs und wirken auf das Gesundheitssystem ein. Der Landeskongress Gesundheit 2023 soll in Fortführung dieser „Krisen-Erzählung“ den Blick auf die endogenen Krisenfaktoren richten und stellt die im System selbst angelegten Krisenphänomene bzw. „Dauerbaustellen“ zur Debatte. Die Kongressausgaben 2021, 2022 und 2023 folgen damit einem roten Faden, ohne die Krisen-Metapher überzustrapazieren oder thematische Doppelungen zu erzeugen. Thematischen Aufhänger für Block 1 im Vormittagsprogramm bildet die im Sommer auf Bundesebene eingesetzte Krankenhausreformkommission, die eine breite, auch den ambulanten Sektor (mittelbar) betreffende Themenpalette bearbeiten soll bzw. Folgefragen und Diskussion auslösen wird. Es ist davon auszugehen, dass die Kommission mit ihren Stellungnahmen in den kommenden Monaten die gesundheitspolitische Debatte bestimmen wird und deshalb einen aktuellen und relevanten Aufhänger für den Landeskongress bieten kann. Konkret lassen sich hier die unterschiedlichsten thematischen Schwerpunkte ableiten (Strukturen, Sektorengrenzen, Finanzierung, Fach- und Nachwuchskräftemangel). Block 2 im Vormittagsprogramm wechselt die „Krisenperspektive“ von der Struktur- auf die Akteurs-Ebene. Die Patienten als die eigentlichen Hauptakteure im Gesundheitssystem rücken in den Mittelpunkt. Unter der Zwischenüberschrift „Gesundheitskompetenz“ wird die (mangelnde) Befähigung der Patienten diskutiert, das Gesundheitssystem zu verstehen, sich darin zu orientieren und individuelle wie kollektive Gesundheitsinformationen einzuordnen und zu bewerten. Eine eingeschränkte Gesundheitskompetenz hat zahlreiche negative Folgen, für die einzelnen Betroffenen ebenso wie für das Gesundheitssystem insgesamt. Menschen mit mangelnder Gesundheitskompetenz wissen häufig nicht, wohin sie sich mit gesundheitlichen Problemen wenden sollen. Sie landen öfter im Krankenhaus oder beim ärztlichen Notdienst. Und sie empfinden ihren Gesundheitszustand häufiger als schlecht und leiden tatsächlich auch öfter unter chronischen Krankheiten und weiteren Gesundheitsproblemen. Was das Gesundheitssystem betrifft, so entstehen nach Expertenschätzungen durch mangelnde Gesundheitskompetenz Ausgaben in Höhe von drei bis fünf Prozent der Gesamtgesundheitskosten. KZV BW
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