36 Prophylaxe Mitgliederversammlung der LAGZ e. V. in Stuttgart Zielgerichtet in die Zukunft Die Landesarbeitsgemeinschaft für Zahngesundheit Baden-Württemberg e. V. (LAGZ) zog am 23. November 2017 im Zahnärztehaus Stuttgart bei ihrer Vorstandssitzung eine Jahresbilanz und stellte die Weichen für zukünftige Präventionsziele bei Kindern und Jugendlichen in Baden- Württemberg. Dabei waren die Ziele der Zahngesundheitsförderung in Baden-Württemberg für den Zeitraum 2018 bis 2022 ein wichtiges Thema. Erstmals wurde die Ausweitung der Gruppenprophylaxe auf die Altersgruppe der unter 3-Jährigen als Ziel definiert. Bei der anschließenden LAGZ-Mitgliederversammlung wurden die Ergebnisse vorgestellt und wichtige Beschlüsse getroffen. Der Vorstand der LAGZ ist ein Gremium, in dem der Präsident der Landeszahnärztekammer BW (LZK), der Prophylaxereferent der LZK, Vertreter des Sozialministeriums, des Landkreis- und Städtetags BW sowie der Landesverbände der Krankenkassen und Ersatzkassen zusammentreffen, um Maßnahmen zur Erhaltung und Förderung der Zahngesundheit bei Kindern und Jugendlichen zu diskutieren und weiterzuentwickeln. Bei der Mitgliederversammlung haben zusätzlich Vertreter der Kassenzahnärztlichen Vereinigung BW, weitere Vertreter der Krankenkassen sowie die außerordentlichen Mitglieder der LAGZ und die 37 regionalen Arbeitsgemeinschaften Zahngesundheit die Gelegenheit, sich in diesen Diskussions- und Arbeitsprozess einzuklinken und ihren ergänzenden Beitrag zur Zahngesundheitsförderung zu leisten. Wichtig ist auch die Betrachtung der Gesamtjahresbilanz des Vorjahres sowie der Beschluss des Haushalts- und Stellenplans, der für 2018 einstimmig verabschiedet wurde. Zahngesundheitsförderung. Das Konzept „Planung und Ziele der Zahngesundheitsförderung in Baden-Württemberg für den Zeitraum 2018 bis 2022“ wurde durch Dr. Uwe Niekusch, Heidelberg, und den neuen Prophylaxereferenten der LZK, Dr. Bernd Krämer, ergänzt und überarbeitet. Zu den wichtigsten beschlossenen Planungszielen bis zum Ende des Schuljahres 2021/22 zählen: • Der Kariesindex DMF-T soll bei den 12-Jährigen nicht mehr als 0,4 betragen. • Der Kariesindex dmf-t soll bei den 6-Jährigen nicht mehr als 1,5 betragen. • Der Anteil der naturgesunden Gebisse bei den 3-Jährigen soll mindestens 70 Prozent betragen. Die Untersuchung erfolgt hier nach den Kriterien naturgesund, saniert und behandlungsbedürftig. Als neues Ziel kommt die frühkindliche Kariesprophylaxe hinzu. Sie soll bei den Arbeitsgemeinschaften für Zahngesundheit durch geeignete Strukturen und Maßnahmen gestärkt werden. Zudem soll den Planungszielen vorangestellt werden, dass sich aufgrund der Aufnahme von geflüchteten Menschen der Anteil der an Karies erkrankten Kinder und Schüler auch erhöhen kann, da die zahnmedizinische Versorgung und die Prävention in den Herkunftsländern nicht dem deutschen Versorgungsstandard entspricht. Im Verlauf der Diskussion bei der Mitgliederversammlung kam außerdem zutage, dass es Tendenzen zur Verschlechterung der dmf-t/DMF-T-Werte gibt, weil bei der heutigen Elterngeneration das Problembewusstsein hinsichtlich Transparenz. Dr. Torsten Tomppert (3. v. r.), Vorsitzender der LAGZ, informierte die Mitglieder der LAGZ über die Ergebnisse der Zahngesundheitsförderung in Baden-Württemberg sowie über die geplanten Projekte im Jahr 2018. Mit auf dem Podium: (v. l. n. r.) Jörg Kriese, AOK BW, Daniel Flachs, BKK Landesverband Süd, Stephan Trabert, VdEK BW, Dr. Anke Hornstein, Städtetag BW, Dr. Bernd Krämer, LZK BW, Dr. Evelyn Bressau, Sozialministerium, und Johannes Clausen, LAGZ. ZBW 2/2018 www.zahnaerzteblatt.de
Prophylaxe 37 Karies inzwischen fehlt oder auch die Karies bei Kindern von Alleinerziehenden zunimmt. In Kindertageseinrichtungen wird der Zahnhygiene aus Zeit- und Platzgründen oftmals kein hoher Stellenwert zugebilligt. Wenn Kinder ganztags in Kitas verweilen, sind entsprechende Hygieneräume wichtig, um die Mundhygiene umsetzen zu können. Somit ist die LAGZ mehr denn je gefordert, mit Lösungsansätzen auf diese Veränderungen zu reagieren. Frühkindliche Karies. Der LAGZ-Vorstand brachte im Jahr 2017 ein wichtiges Prophylaxeziel weiter voran: die flächendeckende Umsetzung einer frühkindgerechten zahnmedizinischen Gruppenprophylaxe. Je früher die Prophylaxe greift, desto besser sind die Zähne der Kinder. Zudem besuchen die Kinder immer früher Kindertageseinrichtungen, sodass man die bisherigen gruppenprophylaktischen Maßnahmen an das jüngere Alter der Kinder anpassen muss. Die LAGZ legte aufgrund der Planung der LAGZ-Geschäftsführung den Fokus auf diese Entwicklung schon vor vier Jahren. Im Rahmen des LAGZ-Forums im Kloster Schöntal informierten renommierte Referent/innen die regionalen Arbeitsgemeinschaften Zahngesundheit über Strategien zur Vermeidung von frühkindlicher Karies. So gab Professor Dr. Christian Splieth, Abteilung für Präventive Zahnmedizin und Kinderzahnheilkunde an der Uni Greifswald, z. B. im Jahr 2015 seine Erfahrungen zur „Kita mit Biss: ein Weg zur Eigenverantwortung“ weiter. 2016 führte Professor Dr. Christina Jasmund, Lehrstuhlinhaberin für Pädagogik der frühen Kindheit an der Hochschule Niederrhein in Mönchengladbach, mit der Vorstellung ihrer Empfehlung für die Deutsche Arbeitsgemeinschaft für Jugendzahnpflege (DAJ) zum Thema „Frühkindliche Karies: zentrale Inhalte der Gruppenprophylaxe für unter 3-jährige Kinder“ dieses Thema konsequent weiter. Dabei wurden die Gestaltungsmöglichkeiten der Zahn- und Mundgesundheitsförderung für unter 3-Jährige in Kindertageseinrichtungen und Tagespflege Kariesentwicklung. Roswitha Henkel (r.) von der AG Karlsruhe und Marina Bull-Müller von der AG Lörrach schilderten ihre Erfahrungen mit den betreuten Kindertageseinrichtungen. Anregungen. Die Mitgliederversammlung der LAGZ dient auch dem Austausch. Hier bringt sich Dr. Sabine Breitenbach (l.) von der AG Mannheim in die Diskussion ein, daneben: Dr. Miriam Wirt-Gödde von der AG Calw und Jutta Jäckels von der AGZ Rems-Murr. aus kindeswissenschaftlicher Sicht vorgestellt. Der Fachbeirat der LAGZ lieferte zudem im Jahr 2016 ein Empfehlungsdokument für die zahnmedizinische Gruppenprophylaxe bei unter 3-jährigen Kindern in Baden-Württemberg. Als im September 2017 Dr. Andrea Thumeyer, Vorsitzende der Landesarbeitsgemeinschaft für Jugendzahnpflege (LAG) Hessen, auf Bitte von Dr. Torsten Tomppert dem LAGZ-Vorstand das von ihr vor 13 Jahren entwickelte und in Hessen erfolgreich durchgeführte Konzept über die zahnmedizinische Gruppenprophylaxe für die 0- bis unter 3-Jährigen vorstellte, führte dies zum entscheidenden Durchbruch für eine Neukonzeption in Baden-Württemberg. Ausblick. Der LAGZ-Vorstand konnte einen Beschluss herbeiführen, der zum Jahresbeginn 2018 den Anstoß für eine Konzepterstellung für die Betreuung von unter 3-jährigen Kindern in der zahnmedizinischen Gruppenprophylaxe in Baden-Württemberg unter besonderer Berücksichtigung des Konzepts der DAJ/LAG Hessen gab. Dabei soll der Orientierungsplan für Bildung und Erziehung des Kultusministeriums Baden- Württemberg berücksichtigt werden. Somit können die regionalen Arbeitsgemeinschaften für Zahngesundheit erwarten, ein qualifiziertes, spezifisch auf Baden- Württemberg zugeschnittenes, von Experten ausgearbeitetes Konzept zur frühkindgerechten zahnmedizinischen Gruppenprophylaxe als Empfehlung zur Hand zu bekommen, um ihre Arbeit in den Kindertageseinrichtungen zu optimieren. » claudia.richter@izz-online.de Fotos: Claudia Richter www.zahnaerzteblatt.de ZBW 2/2018
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