44_FORTBILDUNG ZBW_11-12/2024 www.zahnaerzteblatt.de 53. Tagung für Zahnmedizinische Mitarbeiterinnen der BZK Tübingen WAS KANN WEG? WAS BLEIBT? WAS KOMMT? Zahnmedizin im Wandel lautete das Motto der 53. Tagung für Zahnmedizinische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der BZK Tübingen. „Damit Zahnmedizin im Wandel gelingen kann, muss das Praxisteam auf demselben Kenntnisstand sein“, erläuterte Dr. Jochen Eble, Referent für Zahnmedizinische Mitarbeiter/innen der BZK Tübingen, warum er sein Tagungsmotto in diesem Jahr dem der Tagung für Zahnärztinnen und Zahnärzte anschloss. Was kommt? Was bleibt? Was kann weg? Diese Fragen beleuchteten sechs Referentinnen und Referenten auf der zweitägigen Fortbildungstagung in Lindau. Begrüßung. „Ich freue mich über die gemeinsame Standortbestimmung, damit Zahnmedizin im Wandel gemeinsam als Praxisteam gestaltetet werden kann“, mit diesen Worten begrüßte Dr. Jochen Eble die Zahnmedizinischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Stadttheater Lindau. Als erste Referentin der Tagung gab Prof. Dr. Katrin Bekes ein Update zur Kinderzahnheilkunde. Zwei große Krankheitsbilder stellen die Kinderzahnheilkunde noch immer vor große Herausforderungen, die frühkindliche Karies und die Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation (MIH). Die Expertin aus Wien, die 2014 dem Ruf auf die erste Professur für Kinderzahnheilkunde in Österreich folgte, zeigte die neuesten Entwicklungen für beide Krankheitsbilder und stellte Präventionsstrategien und therapeutische Entwicklungen vor. Als weiterer Referent aus dem benachbarten Österreich fragte Prof. Dr. Sebastian Schwindling, was kommt, bleibt oder weg kann – und zwar beim festsitzenden Zahnersatz. Die CAD-/CAM- Technologie ist die Zukunft der prothetischen Versorgung, weiß Prof. Schwindling. Und „chairside“ können Patientinnen und Patienten mit der CAD-/CAM- Technik in nur einer einzigen Sitzung und in weniger als einer Stunde mit Restaurationen wie Kronen und Brücken versorgt werden. Dennoch sieht Prof. Schwindling die Chairside-Dentistry kritisch. Zur Prothetik des 21. Jahrhunderts gehört auch der Intraoralscanner, der schnell und präzise und ohne unangenehmen Biss in eine Abformmasse ein digitales Abbild der Zähne liefert. Großes Potenzial bescheinigte Prof. Schwindling dem Keramik 3-D-Druck, der allerdings noch zu teuer ist und erst in fünf bis zehn Jahren sein Potenzial entfalten wird. „Warum müssen wir in der Praxis immer mehr Leistungen verkaufen? Lässt sich mit der GOZ noch ein auskömmliches Honorar erzielen?“ Diese Fragen stellte – und beantwortete Dr. Herbert Martin: „Machen Sie von der abweichenden Vereinbarung nach § 2 Abs. 1 und 2 Gebrauch, Verwenden Sie Steigerungsfaktor 4.0, rechnen Sie nach Aufwand und der betriebswirtschaftlichen Situation in Ihrer Praxis ab“, lauteten die Empfehlungen des GOZ-Experten. Dr. Martin machte zudem auf die Diskrepanz zwischen GOZ und BEMA aufmerksam. „Über 100 Leistungen werden inzwischen deutlich besser durch die Foto: Michael Bamberger Gesetzlichen Krankenkassen vergütet.“ Den zweiten Fortbildungstag am Samstag eröffnete Prof. Dr. Roland Weiger mit seinen Ausführungen zur Wurzelkanalbehandlung. Prof. Weiger ging auf die Ziele einer Wurzelkanalbehandlung ein. Er verglich Wurzelkanalbehandlungen mit Implantaten und Brücken hinsichtlich der Lebensdauer und er stellte neue Materialien und Techniken vor. Die Zukunft von Wurzelkanalfüllungen sind mit Stammzellen gezüchtetes Gewebe. Gegenwärtig stellt die Kontrolle von Entzündungen und Infektionen noch den maßgeblichen Erfolgsfaktor dar. „Eine vitale und gesunde Pulpa ist die beste Wurzelkanalfüllung.“ PROPHYLAXE IM WANDEL Kaum ein Referent positionierte sich entschiedener als Dr. Klaus-Dieter Bastendorf. Was kann weg? „Handinstrumente haben in der Erhaltungstherapie nichts verloren“. „Politur-Reinigung hat keinen zusätzlichen Effekt“. Was bleibt? „Die acht Elemente einer systematischen Prophylaxe nach Axelsson und Lindhe haben nach wie vor Bestand, lediglich der Zeitrahmen für die einzelnen Module ist individuell.“ Was kommt? „Digitalisierung und KI“. „Durch neue Systeme und Geräte wird die häusliche Mundhygiene künftig unabhängig von der Mitarbeit der Patienten sein.“ Was ist KI und was unterscheidet sie von Intelligenz? Wird die KI meinen Job übernehmen? Wie sieht die Arbeit der Zukunft aus? Welche Herausforderungen gibt es? Was bedeutet KI für mich als Patientin oder Patient? Was macht uns als Mensch intelligent? Diese Fragen beantwortete im abschließenden Vortrag der Tagung Dr. Sascha Herbst aus München. Andrea Mader
ZBW_11-12/2024 www.zahnaerzteblatt.de 45_FORTBILDUNG 96. Wissenschaftliche Jahrestagung der DGKFO in Freiburg SYNERGIE UND VIELFALT Neue Wege beschritt Tagungspräsidentin Prof. Dr. Britta A. Jung bei der diesjährigen wissenschaftlichen Tagung der kieferorthopädischen Gesellschaft. Unter dem Rubrum „Fortschritte in der Kieferorthopädie durch Synergie und Vielfalt“ sprachen nicht nur nationale und internationale Expert*innen zu Themen wie Prävention und Prophylaxe. Auch Digitalisierung und moderne Diagnoseverfahren wurden beleuchtet. Außerdem spielte die Ernährung im Kontext der Kieferorthopädie eine überraschend vielbeachtete Rolle. Fotos: Thomas Ecke/MCI/DGKFO Auditorium. Die Themen der Konferenz spiegelten den hohen wissenschaftlichen und behandlungstechnischen Standard der Kieferorthopädie in Deutschland wider. Vom 25. bis 28. September lud die Deutsche Gesellschaft für Kieferorthopädie (DGKFO) zu ihrer 96. wissenschaftlichen Tagung nach Freiburg ein. Die neue Messe bot reichlich Raum für die Kongressbesucher, für eine große Fachausstellung mit rund 85 Firmen und für eine übersichtliche und überaus interessante Posterpräsentation. Letztere zeigte, wie vielfältig die kieferorthopädischen Forschungsaktivitäten sind. Zusammen mit den hochkarätigen Hauptthemen spiegelte der Kongress die hohen wissenschaftlichen und behandlungstechnischen Standards der Kieferorthopädie in Deutschland wider. Auffallend war, dass nicht nur beim Parallelsymposium für den wissenschaftlichen Nachwuchs, sondern auch bei den Vorträgen der Expert*innenen aus Klinik und Praxis die molekulare Zellforschung immer größeren Raum einnimmt. Natürlich waren auch klassische Themen wie Planungsparameter und Therapieoptionen Gegenstand der Diskussion. Ebenso die Rolle der künstlichen Intelligenz als Werkzeug für Diagnostik und Therapie. Deutlich wurde auch, dass eine Kooperation mit Chirurgie, Radiologie und weiteren Fachbereichen die patientenzentrierte orale Medizin voranbringt. DURCHBRUCHSSTÖRUNGEN Dr. Hubertus van Waes, Zürich, der als erster Hauptredner zu „Zahndurchbruchsstörungen im Milch- und Wechselgebiss – Molarenretention“ referierte, bot 40 Jahre klinische Erfahrung auf – und den anwesenden Kolleg*innen jede Form von Hilfestellung an, wenn es um komplizierte Fälle von Durchbruchsstörungen geht. In einem Punkt konnte er Entwarnung geben: Ankylosen von Milchmolaren kurz vor der Exfoliation sind sehr häufig und bedürfen in der Regel keiner Behandlung. Wenn Milchmolaren sehr früh ankylosieren oder nicht durchbrechen, führt dies hingegen zu massiven Störungen der Gebissentwicklung und zu schwerwiegenden Auswirkungen auf die Nachfolgerzähne. Eine rechtzeitige und zielgerichtete Therapie ist deshalb sehr entscheidend. Im bleibenden Gebiss ist eines der häufigsten Probleme die unterminierende Resorption durch erste Molaren an den Milchfünfern. Hier kann oft mit einfachen Mitteln ein Durchbruch in die korrekte Position erreicht werden. Problematischer sind Situationen, in denen die Molaren impaktiert bleiben und sich die Frage nach einer möglichen Ankylose, nach lokalen Durchbruchshindernissen oder einer genetischen Durchbruchsstörung stellt. Dr. van Waes wies darauf hin, dass nur gute DVTs mit hoher Auflösung herangezogen werden können, wenn es um Therapieentscheidungen geht; Ankylosen sind im konventionellen Röntgen nicht sichtbar. Aus seinem reichen Erfahrungsschatz als Leiter der Kinderzahnmedizin der Universität Zürich und des schulzahnärztlichen Dienstes der Stadt Zürich konnte er anhand von klinischen Aufnahmen und Röntgenbildern übersichtlich und praxisrelevant konkrete Handlungsempfehlungen geben. BEHANDLUNGSBEGINN Prof. Dr. Lorenzo Franchi, Florenz, dessen Fachgebiet u. a. die kieferorthopädische Frühbehandlung ist, referierte über Langzeitergebnisse bei Klasse-III- Behandlungen und betonte, wie wichtig das richtige Alter für den Therapiebeginn ist: Mit seiner mehr als 30-jährigen Erfahrung sieht er die besten Erfolgschancen bei Kindern zwischen vier und sieben Jahren und dann wieder zwischen neun und elf Jahren. Eindrucksvolle Fotos und Zahlen, die auch Unter-
Laden...
Laden...
Informationszentrum Zahn- und Mundgesundheit Baden-Württemberg (IZZ)
Haus: Heßbrühlstraße 7, 70565 Stuttgart
Post: Postfach 10 24 33, 70200 Stuttgart
Telefon: 0711 222 966 0
Fax: 0711 222 966 20
presse@izzbw.de
Eine Einrichtung der Kassenzahnärztlichen
Vereinigung Baden-Württemberg
& der Landeszahnärztekammer Baden-Württemberg
© by IZZ Baden-Württemberg - Impressum - Datenschutz