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Kinderzahnheilkunde

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ZBW 11/12 2024

42_FORTBILDUNG

42_FORTBILDUNG ZBW_11-12/2024 www.zahnaerzteblatt.de Zahnerhaltung. Prof. Dr. Olga Polydorou erläuterte Aspekte der zeitgemäßen restaurativen Zahnerhaltung. KI. Dr. Sascha Herbst setzte sich mit der künstlichen Intelligenz in der Zahnmedizin auseinander. Kieferchirurgie. Prof. Dr. Dr. Bernd Lethaus erläuterte digitale Arbeitsabläufe in der oralen Kieferchirurgie. ECC und MIH. Prof. Dr. Katrin Bekes thematisierte zentrale Herausforderungen der Kinderzahnheilkunde. KFO. Prof. Dr. Dr. Bernd Lapatki sprach über Minischrauben zur skelettalen Verankerung. Endodontologie. Prof. Dr. Roland Weiger stellte Neuerungen in der Endodontologie vor. ders interessant ist Prof. Lapatki zufolge die Möglichkeit, mit einzelnen TADs festsitzende Apparaturen auf kleinere Segmente zu reduzieren, was die Akzeptanz einer orthodontischen Therapie bei Erwachsenen erhöhe. ENDODONTOLOGIE Prof. Dr. Roland Weiger, Basel, beleuchtete in seinem Vortrag aktuelle Entwicklungen in der Endodontologie und hob die Bedeutung vitalerhaltender Maßnahmen hervor. Insbesondere bei jungen Patient*innen habe sich die Pulpotomie als vielversprechende Alternative zur Wurzelkanalbehandlung etabliert. Ein innovatives Verfahren sei die Guided Endo, die sich besonders bei jungen Patient*innen als aufwendige, aber effektive Methode zum Zahnerhalt bewährt habe. Zukünftige Technologien wie die dynamische Navigation werden zudem ermöglichen, auch bei schwierigen Zähnen mit kleinen Zugangskavitäten den Wurzelkanal präzise zu lokalisieren, was den Verlust von Zahnhartsubstanz minimiert. Ein vielversprechender Blick in die Zukunft ist die Sichtbarmachung der Pulpakammer ohne Röntgenstrahlung mittels kurzwelligem Infrarotlicht. Bei den Konzepten der Infektions- und Entzündungskontrolle habe sich der Ansatz deutlich verändert, erläuterte Prof. Weiger. „Während früher medikamentöse Einlagen häufiger wiederholt wurden und Wurzelkanäle mit medikamentösen Sealern oder Pasten gefüllt wurden, steht heute die effiziente mechanische Aufbereitung und die aktivierte Spülung mit Natriumhypochlorit (NaOCl) im Vordergrund. Eine einzeitige Wurzelfüllung ist prognostisch gleichwertig zu mehrzeitigen Verfahren, und die Bedeutung der medikamentösen Behandlung ist erheblich gesunken. KARIES Prof. Dr. Adrian Lussi, Bern, präsentierte in seinem Vortrag die neuesten Forschungsergebnisse zur Prävention von Karies und Erosionen. Dabei ging er der Frage nach, ob alternative Inhaltsstoffe in Zahnpasten zukünftig Fluorid ersetzen könnten. In einer klinischen Studie zeigte eine Zahnpasta mit acht Prozent Arginin nach sechs Monaten eine vergleichbare kariespräventive Wirkung wie eine Zahnpasta mit 1450 ppm Natriumfluorid (NaF). Ein zukünftiger Ansatz könnte darin bestehen, die Arginin-Konzentration weiter zu erhöhen oder es in Kombination mit bioaktiven Stoffen wie Peptiden, Polyphenolen oder Hydroxylapatit (HAP) einzusetzen, um die Wirksamkeit noch weiter zu steigern. Auch die sogenannten selbstorganisierenden Peptide (P11-4) bieten ein vielversprechendes Potenzial, insbesondere in Kombination mit Fluoriden. Prof. Lussi wies jedoch darauf hin, dass die Behandlung aktuell aufwendig, zeitintensiv und kostspielig ist. Eine mögliche Zukunftsperspektive wäre die Kombination mehrerer Peptide, Proteine sowie Polyphenole. Darüberhinaus präsentierte Prof. Lussi einen modernen Ansatz zur Behandlung tiefer Wurzelkaries, der die Pulpa erhalten soll. Die Vorbehandlung fokussiere auf die Remineralisation des Dentins, unterstützt durch fluoridhaltige Mundspülungen mit ca. 450 ppm. Die selektive Entfernung des weichen kariösen Dentins erfolge schonend mittels Airflow- System in Kombination mit Erythrit-Pulver oder speziellen Kunststoffbohrern. Diese minimalinvasive Methode bewahre das vitale Dentin und unterstütze die regenerative Kapazität des Dentin-Pulpa- Komplexes. Ergänzend unterstützen Ernährungsberatung, optimierte Mundhygiene und gezielte Fluoridierung die Bildung von tertiärem Dentin, bevor abschließend die Restauration erfolge. PROTHETIK Prof. Dr. Sebastian Schwindling, Innsbruck, widmete seinen Vortrag „Festsitzender Zahnersatz – Was kommt? Was bleibt? Was kann weg?“ aktuellen Entwicklungen in der festsitzenden Prothe-

ZBW_11-12/2024 www.zahnaerzteblatt.de 43_FORTBILDUNG tik. Ein Thema war die zunehmende Digitalisierung, insbesondere teildigitale Konzepte, bei denen konventionelle Abformungen im zahntechnischen Labor digitalisiert werden – ein heute unverzichtbarer Standard. Besonders unterstrich er die wachsende Bedeutung von Zirkoniumdioxid, das in den letzten Jahren stark an Relevanz gewonnen hat. Angesichts der Vielzahl an Zirkoniumdioxidvarianten ging er gezielt auf die Chairside-Fertigung mit diesem Material ein. Zudem präsentierte er Versuche, additive Fertigungstechniken als Alternative zu subtraktiven Verfahren weiterzuentwickeln. In diesem Zusammenhang hob Prof. Schwindling die Effizienzsteigerungen hervor, die durch den Einsatz digitaler Technologien erreicht werden können, wie etwa ein Wax-up in nur einer Stunde. Er stellte die Möglichkeiten cloud-basierter Scans heraus, die eine feingranulare, globale Arbeitsteilung mit Designern ermöglichen. Trotzdem stellte er klar, dass die Zusammenarbeit zwischen Zahnärzt*innen und Zahntechniker*innen nach wie vor essenziell bleibe, da das Vier-Augen-Prinzip in der Qualitätssteigerung entscheidend sei. Er empfahl daher, als Grundlage für eine faire und erfolgreiche Zusammenarbeit sowohl einfache als auch komplexe Fälle gemeinsam zu lösen. mit myofaszialem Schmerz bestätigen. Diese innovative Übungsform biete vielversprechende Ergebnisse bei CMD- Schmerzen. Auch manuelle Therapieansätze zeigten kurzfristig positive Effekte. Darüber hinaus hob er die Vorteile der Biofeedbackschiene hervor, die neben dem Schutz der Zähne auch positive Behandlungsergebnisse bei bruxismusbedingten CMD-Beschwerden biete. IMPLANTOLOGIE Der Vortrag von Prof. Dr. Dr. Bilal Al-Nawas, Mainz, „Implantologie: Was geht, was bleibt, was kommt?“ bot einen fundierten Überblick über aktuelle Trends in der Implantologie. Prof. Al-Nawas betonte, dass es in der modernen Implantologie keine absoluten Kontraindikationen mehr gebe, sondern dass eine differenzierte Risikoanalyse notwendig sei. Selbst ältere Patient*innen oder solche mit medizinischen Risikofaktoren könnten von implantologischen Versorgungen profitieren, sofern eine individuelle Risikoabwägung vorgenommen werde. Im Hinblick auf die Antibiose empfahl er den Einsatz von Beta-Laktamen wie Amoxicillin aufgrund ihrer hohen Wirksamkeit und breiten therapeutischen Sicherheit. Von Clindamycin riet er aufgrund der stark gestiegenen Resistenzraten ab. Entscheidend sei eine ausreichend hohe Dosierung vor dem Eingriff, wobei er die Initialgabe von ein bis zwei Gramm Amoxicillin oder alternativ Clarithromycin empfahl. Ob eine zweite Gabe notwendig ist, sei wissenschaftlich nicht gesichert. Prof. Al-Nawas betonte zudem die wachsende Bedeutung von Keramikimplantaten, insbesondere bei Einzelkronen und kurzspannigen Brücken, deren wissenschaftliche Evidenz mittlerweile stark belegt sei. Für zweiteilige Systeme oder für die Versorgung eines zahnlosen Kiefers fehlten hingegen noch langfristige Studien, weshalb hier eine strenge Aufklärung der Patient*innen notwendig sei. Keramikimplantate könnten insbesondere bei Sofortimplantationen oder zur Verringerung des Periimplantitis-Risikos eine Rolle spielen, doch auch hier sei die Dokumentation bislang begrenzt. Ein weiterer wichtiger Punkt war die Entwicklung der Implantatdimensionen. Der Trend gehe hin zu kürzeren Implantaten von acht bis zehn Millimetern, die sich mittlerweile etabliert haben, während größere Implantate zunehmend als risikoreicher gelten und nur in speziellen Fällen, wie bei hoher Kaubelastung oder Sofortbelastung, indiziert seien. Gabriele Billischek FUNKTIONSSTÖRUNGEN In seinem Vortrag „Mythen und Fakten bei Funktionsstörungen des Kausystems“ gab Prof. Dr. Marc Schmitter, Würzburg, einen Überblick über aktuelle Erkenntnisse zur Behandlung craniomandibulärer Dysfunktionen (CMD). Er zielte darauf ab, Unsicherheiten bei der CMD-Behandlung zu verringern und evidenzbasierte Therapieoptionen aufzuzeigen, da Funktionsstörungen des Kausystems zunehmend häufiger auftreten. „CMD ist eine Ausprägung einer muskuloskelettalen Erkrankung und wird daher mit vergleichbaren Behandlungskonzepten therapiert“, hob Prof. Schmitter hervor. Er betonte, dass CMD mit einem breiten Spektrum an Therapieansätzen behandelt werde, darunter Aufklärung, physikalische Therapie, Schienentherapie, medikamentöse Ansätze, psychosoziale Interventionen und invasive Verfahren. Dem Aspekt der Aufklärung komme besondere Bedeutung zu, da Studien zeigen, dass diese Form der Intervention einen signifikant schmerzreduzierenden Effekt haben kann. Neben der Aufklärung habe sich auch die physikalische Therapie als effektiv erwiesen. Schmitter verwies auf aktuelle Studien, die den positiven Einfluss von sensomotorischem Training, insbesondere von Eigenübungen, bei Patient*innen Karies. Prof. Dr. Adrian Lussi präsentierte neueste Forschungsergebnisse zur Prävention von Karies. CMD. Prof. Dr. Marc Schmitter klärte über Mythen zu Funktionsstörungen des Kausystems auf. Prothetik. Prof. Dr. Sebastian Schwindling sprach über aktuelle Trends in der festsitzenden Prothetik. Implantologie. Einen Ausblick, was die Implantologie vereinfachen wird, gab Prof. Dr. Dr. Bilal Al-Nawas.

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