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Junge Zahnärztinnen und Zahnärzte im Blickpunkt

Ausgabe 3/2019

38 Berufspolitik Special

38 Berufspolitik Special Olympics Baden-Württemberg: Landes-Winterspiele in Todtnauberg Wenn Anderssein normal ist Die Landeszahnärztekammer Baden-Württemberg und Special Olympics Baden-Württemberg sind seit Ende 2017 durch eine Kooperationsvereinbarung verbunden. Bei den Landes-Winterspielen von 24. bis 26. Januar in Todtnauberg ist die Landeszahnärztekammer wieder als Kooperationspartner aktiv geworden. Im Rahmen des Gesundheitsprogramms „Healthy Athletes ® – Gesunde Athleten“ zur Prävention und Gesundheitsförderung haben die regionalen Koordinatoren, LZK-Referent für Behindertenzahnheilkunde Dr. Guido Elsäßer und Dr. Abdul-Razak Bissar mit einem großen Helfer-Team die kostenlosen zahnärztlichen Untersuchungen für die Athleten organisiert. Der Saal des Kurhauses in Todtnauberg ist bis auf den letzten Platz belegt. Auf der Treppe warten die Athleten auf ihren offiziellen Einzug. Das Licht ist gedämpft. Feierlich tragen Martin Baum, stv. Athletensprecher von Special Olympics Baden-Württemberg, und Martin Schmitt, Sport-Pate und Skisprunglegende die Special- Olympics-Fahne in den Saal und hissen sie auf dem Podium. Gemeinsam entzünden sie das olympische Feuer. „Ich will gewinnen! Doch wenn ich nicht gewinnen kann, so will ich mutig mein Bestes geben!“ Als Athletensprecherin Tatjana Raible mit dem Ablegen des Special-Olympics-Eids die Landes- Winterspiele von Special Olympics Baden-Württemberg am 24. Januar offiziell für eröffnet erklärt, brandet Applaus im Saal auf. Es war ein bewegender Moment und so manches Auge im Auditorium glänzte bei der Eröffnungsfeier im Kurhaus von Todtnauberg. Bekannter machen. Zwei Tage später treffe ich Tatjana Raible zum Gespräch. Ihren Hals schmücken drei Goldmedaillen, zwei in Einzelwettbewerben beim Schneeschuhlauf und eine in der Staffel beim Schneeschuhlauf. Und das bei ihrem ersten Start bei Winterspielen. Tatjana Raible ist mächtig stolz. Ihre eigentliche Leidenschaft gehört den Pferden, bei den Reitwettbewerben der Sommerspielen hat sie schon unzählige Medaillen gewonnen. Die 29-Jährige aus Horb am Neckar hat sich 2018 für das Amt der Athletenspreche- rin beworben und ist prompt vom Athletenrat gewählt und von der Hauptversammlung dann für neun Jahre in dem Amt bestätigt worden. „Dass Special Olympics bekannter wird“, nennt sie als vorrangigen Beweggrund ihrer Bewerbung. Sie hat aber auch großen Spaß daran, bei der Eröffnung der Spiele und der Programmgestaltung mitzuwirken. „Und natürlich ist es toll beim Sport dabei zu sein“. Nach unserem Gespräch nimmt Tatjana Raible mich mit zum Gesundheitsprogramm. Im Rahmen von „Healthy Athletes ® – Gesunde Athleten“ gibt es verschiedene Variationen des Gesundheitsprogramms. In Todtnauberg wird nur das Programm „Special Smiles – Gesund im Mund“ angeboten. Es ist keine Frage, dass auch die Athletensprecherin das Angebot der kostenlosen Zahnuntersuchung wahrnimmt. Wir werden vom Referenten für das Gesundheitsprogramm, Florian Rauch und dem regionalen Koordinator, Dr. Guido Elsäßer und seinem Team empfangen: die Zahnärzte Sophia Baier und Dr. Daniel Schöller, die zahnmedizinischen Mitarbeiterinnen Britta Kraft, Manuela Neumann, Kathrin Kölbel, Margit Wittmann und Silvia Reichmann sowie Hans Riemer für den technischen Support. Staffel. Harald Denecken, Präsident von Special Olympics BW, war mit Marlene Fröhlich in der Spaß-Langlauf-Staffel am Start. Olympisches Feuer. Sport-Pate Martin Schmitt (l.) und stv. Athletensprecher Martin Baum entzünden das olympische Feuer. Fotos: Mader ZBW 3/2019 www.zahnaerzteblatt.de

Berufspolitik 39 Präsentation. Die Athleten zeigen ihre gewonnenen Medaillen bei der Zahnuntersuchung. Zahnuntersuchung. Bei jedem Athleten werden nach der Untersuchung die Befunde in Dokumentationsbögen erfasst. Gesund im Mund. Der Ablauf der Zahnuntersuchungen gestaltet sich immer gleich: Zunächst wird geschaut, ob die Einwilligungserklärung für die Untersuchung vorliegt. Nur dann können die Zahnärzte tätig werden. Nach dem Auftragen einer speziellen Paste auf die Zähne begleitet Silvia Reichmann die Athleten dann in den Kariestunnel und schaut, wo es noch Putzdefizite gibt. Danach geht es zum Zähneputzen, unter fachlicher Anleitung der Dentalhygienikerin. Beim erneuten Gang durch den Kariestunnel können sich die Athleten vergewissern, dass sie ihre Zähne ordentlich geputzt haben. Zum Schluss kommt die zahnärztliche Untersuchung. Dazu hat Florian Rauch einfach zwei Stühle bereitgestellt, auf de- Medaillensammler. Alle Athleten wollen mit Martin Schmitt (3. v. l.) aufs Foto. nen die Athleten Platz nehmen. Das wirkt weniger furchteinflößend als ein großer Behandlungsstuhl. „Nur kurz reingucken, aber nicht weh tun.“ Die meisten Athleten haben Angst vor der zahnärztlichen Behandlung. Die Zahnärzte brauchen psychologisches Geschick und müssen behutsam vorgehen, damit ihre Patienten den Mund aufmachen. Ein guter Einstieg, um das Eis zu brechen, ist die Frage nach den gewonnenen Medaillen, die fast jeder Athlet um den Hals hängen hat – und ein Autogramm von Martin Schmitt auf dem Athletenausweis. „Den Zahnbelag müssen Sie unbedingt entfernen lassen, lassen Sie ihn besser mit einer elektrischen Zahnbürste putzen – eine gute Motivation fürs ordentliche Putzen sind Smileys, bei fünf Smileys hat er dann einen Wunsch frei.“ Dr. Elsäßer instruiert einen Vater, der seinen Sohn zur Untersuchung begleitet. Seine Befunde erfasst Dr. Elsäßer dann anonymisiert in einem speziellen Dokumentationsbogen und händigt dem Vater die Weiterbehandlungsempfehlung für seinen Sohn aus. Mundgesundheitsdaten. Die Dokumentationsbögen sind einheitlich und werden bei allen Special-Olympics-Veranstaltungen in Deutschland für die Zahnuntersuchungen verwendet. Entwickelt wurden sie von Prof. Dr. Andreas Schulte und dem zweiten regionalen Koordinator von Special Olympics Baden-Württemberg, Dr. Abdul-Razak Bissar. Die anonymisierte Erfassung ermöglicht die wissenschaftliche Auswertung des Mundgesundheitszustands. „Das sind die einzigen Gesundheitsdaten zur Mund- und Zahngesundheit von Erwachsenen mit geistiger Behinderung mit großen Fallzahlen. Auch die aktuelle Deutsche Mundgesundheitsstudie berücksichtigt nur Menschen mit Pflegebedarf, aber nicht Menschen mit Intelligenzminderung oder mehrfacher Behinderung“, betont Dr. Elsäßer. Selten konnten bei einer Veranstaltung so viele zahnärztliche Untersuchungen durchgeführt werden und so viele Mundgesundheitsdaten gesammelt werden wie dieses www.zahnaerzteblatt.de ZBW 3/2019

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