36 Berufspolitik Begegnungen 2019 – Neujahrsempfang im Zahnärztehaus Freiburg „Gesundheitspolitik kuriert nur an Symptomen“ Ein Ausblick auf das kommende Jahr und ein Rückblick auf 2018: Dies ist eine schöne Tradition für die Gastgeber des Neujahrsempfangs, Dr. Peter Riedel, Vorsitzender des Vorstands der Bezirkszahnärztekammer Freiburg, und Christoph Besters, stv. Vorsitzender der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg. Mitte Januar begrüßten sie zu den „Begegnungen 2019“ im Freiburger Zahnärztehaus Verantwortungsträger in Politik, den Selbstverwaltungen, in Kammer und KZV sowie Gäste der dentalen Familie. Christoph Besters freute sich, dass die Gäste auch im 11. Jahr der Freiburger „Begegnungen“ so zahlreich der Einladung ins Zahnärztehaus gefolgt waren. Er griff aktuelle Themen der Gesundheitspolitik auf: „Die Vorschriften und Gesetzesvorhaben, die unser neuer Gesundheitsminister Spahn erlässt, bieten Gesprächsstoff in Hülle und Fülle“. Brisante Themen seien das geplante Terminservice- und Versorgungsgesetz wie auch die elektronische Patientenakte, die im Zuge der Hackerangriffe erneut in die Kritik geraten sei. Auch die Anbindung der zahnärztlichen Praxen an die Telematikinfrastruktur sei für die Zahnärztinnen und Zahnärzte ein sehr wichtiges Thema. Die endgültigen Fristen seien gesetzt, es bleibe jedoch abzuwarten ob sie eingehalten werden können und ob die Industrie mitziehe. Neu und überraschend sei, dass in Zukunft das Bundesgesundheitsministerium darüber entscheiden will, was Kassenleistung wird. Christoph Besters missbilligte dies als einen starken Eingriff in die Selbstverwaltung. Problematisch seien auch weiterhin die Thematik der Medizinischen Versorgungszentren, die von Fremdinvestoren aufgekauft oder gegründet werden, das Mitspracherecht der Länder bei Zulassungsbeschränkungen und die neue Regelung gegen die Abwanderung von Medizinern. Erfreulich für die Zahnärzte sei lediglich, dass die Degression endlich beseitigt werden solle. Christoph Besters sparte nicht mit Kritik. „Unsere Gesundheitspolitik ist nur ein Kurieren an Symptomen. Sie bekämpft nicht die Ursachen, sondern setzt immer nur etwas Neues obendrauf. Das kann auf Dauer nicht gutgehen“, prognostizierte er. Kabarett. Ein besonderes Highlight war der Auftritt des Kabarettisten Matthias Deutschmann anstelle eines Festredners. „Wie sagen wir`s dem Volk?“ hieß sein aktuelles Soloprogramm, mit dem er an diesem Abend sein Publikum zum Lachen brachte. Mit musikalischen Cello-Einlagen untermalte er seine Pointen, während er die deutsche Demokratie und so manchen Politiker ins Visier nahm. Abgerundet wurden die Begegnungen 2019 durch die Ehrungen. Dr. Peter Riedel verlieh Dr. Carla Tornier für ihr besonderes Engagement für die Zahnärzteschaft die Verdienstmedaille der Landeszahnärztekammer Baden-Württemberg. In Anerkennung ihrer Verdienste um den zahnärztlichen Berufsstand und das Wohl ihrer Patienten wurden anschließend die Jubilare feierlich geehrt, deren Approbation sich in diesem Jahr zum 50. Mal jährt (siehe Beitrag auf Seite 53). In der schönen Atmosphäre des Freiburger Zahnärztehauses ergaben sich noch viele wertvolle Begegnungen unter Kolleginnen und Kollegen und so manches angeregte Gespräch unter Gleichgesinnten, ehe ein rundum gelungener Abend ausklang. » gabi.billischek@izz-online.de Kabarett. Die Gastgeber Dr. Peter Riedel, Vorsitzender des Vorstands der Bezirkszahnärztekammer Freiburg (rechtes Foto, 2. v. r.), und Christoph Besters, stv. Vorsitzender der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg, (rechtes Foto, l.) genießen den Auftritt des Kabarettisten Matthias Deutschmann (Foto links) gemeinsam mit ihren Gästen. Fotos: Billischek ZBW 3/2019 www.zahnaerzteblatt.de
Berufspolitik 37 Neujahrsempfang der Bezirkszahnärztekammer Stuttgart Wir fordern einen fairen Wettbewerb Traditionell lädt die Bezirkszahnärztekammer Stuttgart im Januar zu ihrem Neujahrsempfang. BZK-Vorsitzender Dr. Eberhard Montigel richtete den Blick auf die Herausforderungen des anstehenden Jahres 2019. Am 26. Mai 2019 finden die Wahlen zum 9. Europäischen Parlament statt. „Was haben wir Zahnärzte, was hat die Zahnärztekammer mit Europa zu tun?“ Mit dieser rhetorischen Frage hieß Dr. Montigel seine Gäste willkommen und freute sich, mit Petra Krebs und Jochen Haußmann gleich drei gesundheitspolitische Sprecher aus den Landtagsfraktionen der Grünen und der FDP sowie Kollegin Christina Baum von der AfD begrüßen zu können, um in den Dialog zu treten. „Die Rahmenbedingungen unseres freien Berufes werden ganz erheblich von europäischen Regelungen und Richtlinien beeinflusst“, stellte Dr. Montigel fest. Die Selbstverwaltung der Freien Berufe stellt für die Europäische Kommission oftmals jedoch nur ein Hindernis für den freien Waren- und Dienstleistungsverkehr dar. „Dieser rein ökonomischen Sichtweise setzen wir Freien Berufe einen am Gemeinwohl und Patientenschutz orientierten Ansatz entgegen“, betonte Dr. Montigel. Wohin eine solche hauptsächlich an ökonomischen Maßstäben orientierte Leistungserbringung führen könne, zeige der derzeit massive Einstieg versorgungsfremder Investoren in die zahnmedizinische Versorgung in Deutschland. Eine Entwicklung, die die Politik erst ermöglicht hat. „Zu einer flächendeckenden zahnärztlichen Versorgung unserer Patienten tragen sie nichts bei“, beklagte Dr. Montigel und plädierte mit Nachdruck für einen fairen Wettbewerb. Dieser sei nur dann gegeben, wenn die Zahnärztegesellschaften der Kammerhoheit unterworfen sind und für sie uneingeschränkt sowohl das Berufsrecht als auch die Gebührenordnung gelte. Megathema. Als weiteres Megathema 2019 sprach Dr. Montigel Zusammenarbeit. Der Vorstand der BZK Stuttgart arbeitet gut und intensiv zusammen. V. l. Dr. Hendrik Putze, Dr. Gerhard Cube, Dr./ Med. Univ. Budapest Edith Nadj-Papp, Dr. Eberhard Montigel, Dr. Bernd Krämer. Dialog. Dr. Montigel im intensiven Austausch mit Petra Krebs, MdL von Bündnis 90/Die Grünen. den Mitarbeiternotstand an. Für Gesundheitsminister Spahn rangiert das Thema Pflegenotstand ganz weit oben. Um die Attraktivität des Pflegeberufs zu steigern, werden derzeit höhere Löhne diskutiert. Der einseitige Blick auf das Thema Pflege steigere die Gefahr, „die Schwierigkeiten für die Nachwuchsgewinnung in anderen Gesundheitsberufen zu erhöhen“, so Dr. Montigel. Auch die Qualität der zahnärztlichen Versorgung ist in erheblichem und entscheidendem Maß von der Zahl und der Qualifizierung der zahnmedizinischen Mitarbeiter abhängig. Besonders auch im Hinblick auf die demografische Entwicklung werden mehr Mitarbeiterinnen gebraucht. Dr. Montigel befürchtet, dass der Berufsstand aufgrund der Beschränkungen ihrer Berufsausübung durch die Politik nicht mehr in der Lage sein wird, Fotos: Mader den Mitarbeiterinnen attraktive Gehälter zu bezahlen und damit im Wettbewerb mit anderen Gesundheitsberufen unterliegt. An die Adresse der anwesenden Politikerinnen und Politiker gewandt, forderte Dr. Montigel, „dass die Politik Konzepte entwickelt, die nicht nur im Bereich der Pflege Möglichkeiten eröffnet, die Gesundheitsberufe attraktiv zu halten“. Mit dem Dank an die ehrenamtlich engagierten Zahnärztinnen und Zahnärzte im Bezirk eröffnete Dr. Montigel das Neujahrs-Büfett und wünschte einen intensiven Gedankenaustausch und viele gute Gespräche. » mader@lzk-bw.de www.zahnaerzteblatt.de ZBW 3/2019
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