32_POLITIK ZBW_4/2022 www.zahnaerzteblatt.de auch unter dem Motto Gemeinwohlverpflichtung. Dr. Ute Maier: Ja, zumal Praxen auch räumliche Voraussetzungen gewährleisten müssen. Als es in der ersten Abfrage im Winter 2020 um die Mitarbeit in den Impfzentren ging, waren es bereits um die 600 Praxen, die sich bereit erklärten. Nun ist es aber ein Unterschied, ob man im Impfzentrum oder in der eigenen Praxis impft. Von daher finde ich es klasse, wenn so viele Praxen bereit sind, dieses Angebot in ihren Alltag zu integrieren. Allerdings muss man sehen, wie es organisiert werden kann. Genialer wäre es natürlich, wenn die Arzneimittel auch als Einzelimpfdosen zur Verfügung stünden und nicht als Fläschchen mit 20 Impfdosen, die innerhalb eines Tages verimpft werden müssen, sobald es offen ist. An dieser Stelle auch mal ein herzlicher Dank, vor allem an die KZV und auch an die LZK, weil wir ja wissen und sehen, dass Sie als die Führungspersönlichkeiten immer an der Seite der Impfenden standen und das auch praktisch gefordert und pragmatisch unterstützt haben. Das ist natürlich ein ganz, ganz großer Wert [...] und Ihr Verdienst [...] Also ich bin gerne bereit, meine nächste Boosterimpfung – wenn sie denn notwendig ist – von einem Ihrer Kollegen*innen entgegenzunehmen. Foto: G. Billischek Austausch. Die Dialoggespräche schaffen (digitale) Räume für eine gute Kommunikation zwischen Politik und Standespolitik. [...] Absolut unterstütze ich die Zahnärzteschaft an dieser Stelle. Ich finde, das Land sollte hier unbedingt aktiv werden. Wenn ich etwas in diese Richtung – auch als Ausschussvorsitzender – beschleunigen kann, lassen Sie es mich wissen. Ich bin da dabei. Das ist eine gute Sache. Cornelia Schwarz: Wenden wir uns den investorengeführten Versorgungszentren zu. Inwieweit hat die Politik der SPD Interesse daran, dass sich diese Entwicklung nicht fortsetzt? Begrenzung dort, wo es möglich ist, keine Frage. [...] Sollte es Regelungsbedarf auf Landesebene geben, dann bitte ich um Rückmeldung. Gerne und jederzeit. können, um ihre Belange vorzubringen. [...]. Mit einem präventiven Ansatz der Gesundheitsförderung, den man seit Jahren anvisiert, hat das hingegen noch zu wenig zu tun. Dafür brauchen wir einen Modernisierungsschub und da ist es mit der Digitalisierung nicht getan, sondern es braucht auch eine verstärkte Dienstleistungskultur. [...] Cornelia Schwarz: Stichwort Entbürokratisierung. Die Zahnärzteschaft wurde zum Impfen zugelassen. Der Weg dorthin ist jedoch weit und mit bürokratischen Vorgaben gepflastert. Welche Möglichkeiten sehen Sie für einen Abbau von Bürokratie bei Themen, bei denen „es mal schneller gehen muss“? Cornelia Schwarz: Mir wäre es noch wichtig, Ihre Position zu den ausgebliebenen Corona-Sonderprämien für ZFAs zu erfahren. Meiner ganz persönlichen Meinung nach hätte man diesen Kreis weiterziehen müssen. Die Pandemie hat uns gesamtgesellschaftlich so viele Mittel gekostet, sodass es fast kleinlich erscheint, diesen Kreis zu eng zu ziehen. Deswegen fände ich auch, dass es sowohl für die ZFA aber auch für die MFAs absolut möglich sein sollte, Prämien zu bewilligen [...]. Cornelia Schwarz: Stichwort Prävention bei Kindern. Hier hat unser Präsident Dr. Torsten Tomppert beim Tag der Zahngesundheit 2021 den Vorstoß gemacht, verbindlich im Kinderschutzgesetz des Landes Baden-Württemberg zu verankern, dass in den Kindergärten, Kitas und Grundschulen in Baden-Württemberg täglich mit fluoridierter Zahnpasta geputzt wird. Wie stehen Sie dazu? Könnten Sie sich vorstellen, so etwas zu unterstützen? Cornelia Schwarz: Ganz anderes Thema: Was erhofft sich die Regierung für die Integration des Landesgesundheitsamts im Sozialministerium? Ich halte diese Entscheidung für falsch. Meiner Meinung nach sollte das Landesgesundheitsamt eine unabhängige Expertenrolle, ein bisschen vergleichbar mit dem Robert-Koch-Institut, haben. Mit der Überführung des Landesgesundheitsamts in eine weisungsgebundene Abteilung des Sozialministeriums, schaffe ich jegliche Unabhängigkeit de facto ab. Cornelia Schwarz: Sollte Corona irgendwann zur Ruhe kommen, womit werden sich die Mitarbeiter*innen des ÖGD beschäftigen? Grundsätzlich glaube ich, dass der öffentliche Gesundheitsdienst in Baden- Württemberg neu aufgestellt werden sollte. Er müsste mehr zu einer Gesundheitsagentur werden, die eine gewisse gesellschaftliche Barrierefreiheit hat, damit Leute dort einfach reinmarschieren Wir haben ja einen Normenkontrollrat auf Landesebene. Natürlich finde ich es phantastisch, dass sich die Verantwortlichen vier Jahre lang mit der Entbürokratisierung zum Beispiel von Vereinen auseinandergesetzt haben. Nichts dagegen zu sagen, aber ich glaube, man sollte sich nochmals verstärkt auf den Schwerpunkt des Gesundheitsbereichs konzentrieren. Dann kommen wir hoffentlich voran. Leider wurden seit 2016 die ersten sechs Jahre für eine Entbürokratisierung im Gesundheitswesen verpasst. INFO Das Dialoggespräch ist im Textumfang gekürzt. Die gekürzten Stellen haben wir gekennzeichnet: [...]. Sie finden die Dialoggespräche in vollem Wortlaut unter www.izzbw.de/ im-dialog.
ZBW_4/2022 www.zahnaerzteblatt.de 33_POLITIK Das Dialoggespräch mit Dr. Michael Preusch MdL VERSORGUNG IN DEN REGIONEN SICHERSTELLEN Für Dr. Michael Preusch, Gesundheitspolitischer Sprecher der CDU-Fraktion im Landtag von Baden-Württemberg, ist der Genossenschaftsverband ein möglicher Baustein in Richtung Sicherstellung der flächendeckenden ärztlichen Versorgung. Darüber und auch über eine mögliche Implementierung des täglichen Zähneputzens mit fluoridhaltiger Zahnpasta in Kitas tauschten wir uns aus. Cornelia Schwarz: Uns würde interessieren Herr Dr. Preusch, wofür Sie in der Gesundheitspolitik stehen und welche Ziele Sie mit Ihrem Engagement verbinden? CHRISTLICH Dr. Michael Preusch: [...] Das eine ist natürlich das Thema ärztliche Versorgung im ländlichen Raum. Das betrifft die hausärztliche, also die Basisversorgung, aber auch die fachärztliche Versorgung und [...] da gehört auch die zahnärztliche Versorgung mit dazu. Eng damit verbunden sind Strukturdebatten zur ambulanten und stationären Versorgung, ebenso wie die pflegerische Versorgung [...]. Das heißt wir müssen darüber hinaus Strukturen schaffen, die frühzeitiger greifen. Konkret müssen wir für die ärztlichen Kolleginnen und Kollegen Arbeitszeitmodelle mit der Vereinbarkeit von Familie und Beruf ermöglichen. Hier bietet sich unter anderem das Modell eines MVZ an, in dem die Ärztin oder der Arzt in (Teilzeit)-Anstellung tätig ist. Wir haben bereits einige MVZ im Lande sehr erfolgreich laufen. Ich bin der Meinung, dass dieses Konzept besser publik gemacht bzw. die Beratung zum Thema gefördert werden muss. Die Struktur von Förderung, Erstellung und zum Betreiben eines MVZs muss klar geregelt sein. Es gibt natürlich Regionen, in denen sich die niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen gerne an einem MVZ beteiligen, aber die Organisation nicht stemmen wollen. In diesen Fällen sehe ich auch die Kommunen als möglichen Akteur. Vor diesem Hintergrund habe ich ein Gespräch mit dem baden-württembergischen Genossenschaftsverband der sich dem Thema Praxisgemeinschaft, DEMOKRATISCHE Screenshot: Dr. Maier UNION MVZ etc. bereits widmet, geführt. Ich sage Ihnen ganz ehrlich: Mir ist es lieber, die Gemeinde oder Kommune hat dieses MVZ in der Hand als irgendein privater Großinvestor, auf den wir keinen Zugriff haben [...]. Cornelia Schwarz: Aber wäre es nicht besser, wenn die MVZ durch die Ärzteschaft selbst gestemmt werden würden? Das wäre die ideale Konstellation. Leider ist das Interesse in den strukturschwachen Regionen nicht so groß, dass dieses Modell zum Selbstläufer wird. Viele Ärztinnen und Ärzte wollen ihre Patientinnen und Patienten behandeln, aber mit der Verwaltung und Organisation eines MVZ wenig zu tun haben. Deshalb benötigen wir strukturelle Angebote, die bedarfsgerecht adaptiert vor Ort ausgerollt werden können. Kommunikation Im regen Austausch mit der Politik suchen Dr. Ute Maier, Vorsitzende des Vorstands der KZV BW und Dr. Torsten Tomppert, Präsident der LZK BW gemeinsame Positionen. Dr. Torsten Tomppert: [...] Ich gehe gerne auf den Punkt der freiberuflichen selbstständigen Niederlassungen ein. Sie haben genau den Punkt getroffen. Wir als Körperschaften fördern das und auch die Niederlassungen. Die große Problematik dabei ist genau die, die Sie ansprechen. Die jungen Leute gehen heute viel später in die Niederlassungen, als früher. Die Gründe, die sie abhalten sind das finanzielle Risiko, das im Gegenbereich nicht mehr durch adäquate Honorierung abgedeckt ist. Und die überbordende Bürokratie [...]. Und genau das ist der springende Punkt, denn sie sagen [...]: Ich will behandeln! Und die Entwicklung, die ich auch in meiner Praxis, die ich gemeinsam mit meiner Frau führe, sehe, ist genau diese Thematik. Die Gewichtung zwischen Bürokratie und Behandlung hat sich dramatisch verändert. Auch das Thema Prüfbürokratie, die wir im Land haben und die uns sehr belastet, wie beispielsweise die nicht anlassbezogen Praxisbegehungen.
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