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Im Wandel der Welle

Ausgabe 1/2022

28_BERUFSPOLITIK

28_BERUFSPOLITIK ZBW_1/2022 www.zahnaerzteblatt.de Das ZBW-Gespräch mit Dr. Daniel Hellmann, Direktor der Akademie Karlsruhe NEUE FORMATE UND UMWELTMANAGEMENT Die ersten Monate im Amt als Leiter der Akademie für Zahnärztliche Fortbildung Karlsruhe liegen hinter PD Dr. Daniel Hellmann. Gemeinsam bilanzierten wir diese Zeit und richteten den Blick auf das Jahr 2022, das mit neuen Formaten und einem strukturierten Umweltmanagement aufwartet. Herr Dr. Hellmann, Ihr zweites Jahr als Direktor der Akademie für Zahnärztliche Fortbildung Karlsruhe hat bereits begonnen. Eine brennende Frage im ersten Jahr Ihrer Amtszeit war, ob und wie es mit dem Karlsruher Vortrag weitergehen wird. Wie wir erleben konnten, ist das Format lebendiger denn je. Ja, da haben Sie Recht – das Format des Vortrags wurde aufgelockert und wir hatten erstmalig eine Diskussionsrunde im Anschluss an den Vortrag. Für dieses Jahr hatte mein Vorgänger, Professor Walther, noch ein letztes Mal sein hervorragendes Gespür bewiesen und mit Senatorin Laura Garavini als Rednerin eine exzellente Auswahl getroffen. Der Karlsruher Vortrag wurde bereits das zweite Mal mit unserem Medienpartner Baden TV übertragen. In diesem Jahr hatten wir 1500 Zuschauer im Livestream, eine sechsstellige Zahl an Zuschauern an den Fernsehgeräten und eine Audio-Liveübertragung mit Übersetzung im italienischen Radio – definitiv ein großer Erfolg und die größte Reichweite, die wir je hatten. Und wie geht es weiter mit der Karlsruher Konferenz und dem Tag der ZFA 2022? Sie haben ja trotz der Pandemie eine Präsenz- bzw. Hybridveranstaltung geplant. Die Karlsruher Konferenz und der Tag der ZFA zu unserem Herzensthema Karlsruher Konferenz. „Es bleibt ein ‚Freitag für die Zukunft‘. Wir werden mit der Kollegenschaft im Land ein Zeichen setzen, dass sich unser Berufsstand auf einen nachhaltigen Weg machen wird.“ Nachhaltigkeit geht coronabedingt nun doch lediglich online an den Start. Wir senden in einem attraktiven Studio-Format und es bleibt ein „Freitag für die Zukunft“. Wir werden mit der Kollegenschaft im Land ein Zeichen setzen, dass sich unser Berufsstand auf einen nachhaltigen Weg machen wird. Es wird zahnmedizinische Themen geben und am Nachmittag werden führende Wissenschaftler über den aktuellen Stand der Nachhaltigkeit in der Zahnmedizin und die Folgen des Klimawandels für den Menschen berichten. Für den Karlsruher Vortrag 2022 haben wir einen Visionär und Vordenker, Professor Michael Braungart aus Hamburg, gewinnen können. Er gehört zu den Begründern der Cradle-to- Cradle-Bewegung – dem Konzept eines unendlichen Recycling-Kreislaufes. Ich möchte auch an dieser Stelle alle Kolleginnen und Kollegen motivieren – melden Sie sich an und seien Sie dabei! Sie haben mir verraten, dass es einen neuen Preis geben wird, der erstmalig bei der Karlsruher Konferenz 2022 verliehen werden soll. Können Sie den Leser*innen mehr verraten? Das ist richtig, bei der kommenden Konferenz werden wir auch erstmalig den neuen „Exzellenzpreis der Akademie für Zahnärztliche Fortbildung Karlsruhe“ verleihen. Im Rahmen der Reformen im Haus hatte ich mich auch der Verleihungsbestimmungen des bis dato vergebenen Walther-Engel-Preises angenommen. Die notwendigen Änderungen, um ihn in die heutige Zeit zu überführen, hätten den Preis in seinem Charakter sehr stark verändert. Daraufhin habe ich dem Verwaltungsrat und dem Präsidium der Landeszahnärztekammer meinen Wunsch unterbreitet, die Vergabe des Preises einzustellen und aus der Akademie heraus einen neuen Preis zu stiften. Dieses Anliegen wurde einstimmig angenommen, sodass wir nun ab 2022 den neuen Preis vergeben werden. Mit diesem werden zukünftig Persönlichkeiten geehrt, die herausra-

ZBW_1/2022 www.zahnaerzteblatt.de 29_BERUFSPOLITIK » Ein Schwerpunkt wird das Vorantreiben der Digitalisierung bei der Patientenverwaltung und in der Behandlung sein.« Dr. Daniel Hellmann gende Leistungen erbracht haben, welche die Zahnmedizin und die Professionsentwicklung maßgeblich beeinflusst haben. In einem Artikel in der Zeitschrift zm entstand der Eindruck einer eventuell brisanten NS-Vergangenheit von Walther Engel. Hatte diese Publikation einen Einfluss auf Ihre Entscheidung? Nein, meine Entscheidung, den Walther-Engel-Preis ablösen zu wollen, ist vollständig unabhängig von dieser Debatte auf der Basis der gerade dargestellten Sachverhalte gefallen. Ich kann aber sagen, dass mir persönlich die Aufarbeitung der Geschichte sehr wichtig ist. Aus diesem Grund hatten wir unsere historischen Unterlagen, die im Zuge der 100-Jahre-Berichterstattung über Walther Engel zusammengetragen wurden, um die im zm-Artikel angegebenen Quellen ergänzt und haben die gesamten Dokumente unabhängig prüfen lassen. Auf der Basis der Ergebnisse sehen wir in Ergänzung zu dem neu gestifteten Preis aktuell keinen weiteren Handlungsbedarf. Kommen wir zurück zum Stichwort Nachhaltigkeit – Sie wurden innerhalb der Landeszahnärztekammer Baden- Württemberg zum Beauftragten für Umwelt und Nachhaltigkeit berufen. Welche Ziele verfolgen Sie hier? Wie wird sich Ihr Amt auf das Wirken und Arbeiten in und mit der Akademie Karlsruhe auswirken? Das Ziel der Landeszahnärztekammer ist es, eine nachhaltige Entwicklung der Praxen im Land zu fördern. Ich freue mich sehr, dass ich die Kammer und damit die Zahnärztinnen und Zahnärzte im Land unterstützen kann und danke dem Vorstand für das mir entgegengebrachte Vertrauen. In der Akademie haben wir eine Stelle für ein strukturiertes Umweltmanagement geschaffen. Unsere Mitarbeiterin befindet sich momentan in der Phase der Professionalisierung über die entsprechenden Fortbildungsreihen beim TÜV und wird parallel anhand des Leitfadens für Umweltmanagement im Gesundheitswesen Konzepte für die Zahnarztpraxis entwickeln – wir werden dann in der Lage sein, den Kolleginnen und Kollegen zukünftig in Seminaren und direkter Beratung vor Ort in der Praxis zur Seite stehen. Aus der Praxis – für die Praxis. Vor welchen weiteren Herausforderungen sehen Sie die Akademie in den kommenden Jahren? Welche Schwerpunkte werden Sie in Ihrem zweiten Amtsjahr setzen? Die Pandemie ist und bleibt noch immer eine der großen Herausforderungen. In allen Bereichen der Akademie versehen unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter tapfer ihren Dienst – sichern für unsere Patientinnen und Patienten die Versorgung und geben unseren Kursteilnehmerinnen und -teilnehmern eine gastfreundliche Heimstadt. Ich bin sehr stolz auf unser Team und allen sehr dankbar! Ein Schwerpunkt wird das Vorantreiben der Digitalisierung bei der Patientenverwaltung und in der Behandlung Fotos: M. Lehr Digitalisierung bei der Patientenverwaltung. „Dabei geht es um eine Verbesserung in der Grund- und Breitenversorgung. Eine nachhaltige Entwicklung in der Zahnmedizin darf niemanden zurücklassen.“ sein. Hier schließt sich auch wieder der Kreis zur Nachhaltigkeit. Dabei geht es nicht nur um Klimaschutz, sondern grundsätzlich auch um eine Verbesserung in der Grund- und Breitenversorgung. Eine nachhaltige Entwicklung in der Zahnmedizin darf niemanden zurücklassen. Das, was die Großen der Szene auf den Kongressen an digitalen prothetischen Versorgungen zeigen, ist allerdings noch lange nicht in jedem Dentallabor und jeder Praxis angekommen. Bis diese Entwicklungen flächendeckend zur Verfügung stehen, wird noch einige Zeit ins Land gehen. Was wir brauchen, sind neue Konzepte und die Unterstützung der Industrie. An dieser Entwicklung werden wir uns aktiv beteiligen. Im Bereich der Fortbildung haben wir unser Team neu strukturiert und professionalisiert und blicken mit Tatendrang und großem Optimismus in die Zukunft. Die Pandemie und die dadurch veränderten Bedingungen haben kreative Kräfte freigesetzt. Ob in Präsenz oder digitaler Lehre – die Freunde der Fortbildung unseres Hauses können sich auf neue Impulse und Konzepte freuen. Eines wird sich aber nie verändern – bei uns sind alle Inhalte qualitätsgeprüft, nachweisgestützt und am aktuellen Stand des Wissens orientiert. Dafür steht die Akademie mit ihrem guten Namen. Das Gespräch führte Cornelia Schwarz

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