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Herausforderungen

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Ausgabe 01 2024

20_TITELTHEMA ZBW_1/2024

20_TITELTHEMA ZBW_1/2024 www.zahnaerzteblatt.de Vertreterversammlung der BZK Stuttgart im VV-Saal des Zahnärztehauses PRAXISNAHE KOMPETENZ FÜR DIE KOLLEGENSCHAFT Mitte November fand die Vertreterversammlung der Bezirkszahnärztekammer (BZK) Stuttgart im VV-Saal des Zahnärztehauses Stuttgart statt. Neben den Vorstands- und Referentenberichten war ein bedeutender Teil der Versammlung dem Cyberangriff auf die Landeszahnärztekammer (LZK) und die BZK Stuttgart gewidmet. Die Eröffnungsrede des Vorsitzenden der BZK-Stuttgart, Dr. Eberhard Montigel, war gewohnt prägnant. „Die anhaltend hohe Inflationsrate, verbunden mit einer zunehmend schwächeren Wirtschaftslage, gefährdet die flächendeckende zahnärztliche Versorgung“, brachte er es auf den Punkt. Darauf reagieren könne die Zahnärzteschaft nur, indem die Kosten auf der Einnahmenseite durch die beiden Standbeine GKV- und GOZ- Bereich kompensiert würden. Und damit hatte der BZK-Vorsitzende bereits alle Problemfelder in einem Satz benannt. Die Grundwertsteigerungen im GKV-Bereich seien nicht kostendeckend und blieben somit hinter der allgemeinen Lohnentwicklung zurück. Die strikte Budgetierung sei ein weiteres Problem – „vielleicht auch ein selbst gemachtes“, resümierte Dr. Montigel, da durch die Implementierung der PAR-Strecke Leistungen in den GKV-Bereich mit aufgenommen wurden. Auch der seit 35 Jahren unveränderte GOZ-Punktwert fand in diesem Zusammenhang Erwähnung und damit verbunden natürlich nur die Möglichkeiten, die der Zahnärzteschaft mit den Paragrafen 2 und 6 bleiben. Eine erfreuliche Neuigkeit war die Einführung des neuen Formats „BZK online live“, bei dem eine halbstündige Informationsveranstaltung mit einem fachlichen Thema verbunden wurde, das auf reges Interesse stieß. Mit 600 Teilnehmer*innen war die Resonanz äußerst positiv. Ein besonderes Highlight im BZK-Jahr war zudem der Welcome Day der BZK Stuttgart im Rahmen der Sommerakademie, bei dem neue Kammermitglieder eingeladen wurden. STUNDE NULL Direkt im Anschluss referierte Batikaan Sarikurt aus dem KPMG-Expertenteam, das sowohl die Landes-, als auch die vier Bezirkszahnärztekammern nach dem Cyberangriff begleitet hatte. Ausführlich erläuterte er, wie sich die Ransomware- Aktivitäten entfalten konnten, die verschlüsselte Software auf der Infrastruktur, den Servern und Endgeräten platziert wurde und schließlich auch auf die Backup-Strukturen zugriff. Lösegeldzahlungen wurden von Beginn an als irrelevant betrachtet. In den vergangenen Wochen wurden sämtliche Netzwerke wieder neu aufgebaut. Die IT-Forensik wurde ebenso durchgeführt, wie das Recovery. Hinweise für einen Datenabfluss gab es laut Batikaan Sarikurt keine. Dr. Hendrik Putze, stellvertretender Vorsitzender und Referent für Digitalisierung der BZK, gab dem Auditorium direkt im Anschluss praxisorientierte Hilfestellungen im Umgang mit Praxisdaten. Er erläuterte dabei die Bedeutung regelmäßiger Datensicherungen und präsentierte verschiedene Sicherheitsmaßnahmen, angefangen von lokalen Backups bis zu umfangreichen Sicherungsplänen. Zudem sprach er Empfehlungen für sichere Kommunikationswege über E-Mail und Whatsapp sowie die Nutzung von Gastnetzwerken über Fritz!Boxen aus. BERICHTE Dr. Florentine Carow-Lippenberger, Vorstandsmitglied und Gutachterreferentin, musste in ihrem Vortrag aufgrund des Cyberangriffs zwar auf konkretes Zahlenmaterial über die Anzahl der erfolgten Gutachten verzichten. Allerdings konnte sie sehr konkret über die äußerst erfolgreiche gemeinsame Gutachtertagung der KZV und LZK und die dort vorgestellten Einzelfälle referieren. Dr./Med. Univ. Budapest Edith Nadj- Papp, ebenfalls Vorstandsmitglied und unter anderem Referentin für Behindertenzahnheilkunde, sprach sehr berührend über die Bedürfnisse behinderter Menschen. Dabei stellte sie konkret die Frage, wie die Zahnärzteschaft diese Menschen versorgen könne. Angesichts der Tatsache, dass etwa acht Millionen BZK online live. Mit außerordentlich guter Resonanz wurde das neue Format eingeführt, das eine halbstündige Informationsveranstaltung mit einem relevanten Fachthema kombinierte. schwerbehinderte Menschen in Deutschland leben – etwas mehr als Diabetiker und Schilddrüsenpatienten zusammen – betonte sie, dass die Betreuung von Schwerstbehinderten nicht ausreichend aufgestellt sei. Vorstandsmitglied Dr. Bernd Krämer, Referent für ZFA und Ausbildunsgberater, betonte in seinen Ausführungen die Herausforderungen in dem derzeit von Fachkräftemangel beherrschten Markt. Er verwies auf die Novellierung der Ausbildungsordnung und die damit einhergehenden Änderungen. Außerdem stellte er fest, dass Berufsschüler häufig mit geringen Deutschkenntnissen und Problemen beim Schreiben und Lesen kämpften, was zu einer Diskrepanz zwischen den gewünschten und vorhandenen Fähigkeiten führe. Um diese Herausforderungen anzugehen, schlug er Deutschkurse vor Ausbildungsbeginn, Praktika und Teilzeitausbildungen vor. Cornelia Schwarz Foto: Cornelia Schwarz / IZZ BW

ZBW_1/2024 www.zahnaerzteblatt.de 21_TITELTHEMA Klausurtagung des Vorstands der BZK Tübingen KONTROVERSE THEMEN IN DER DISKUSSION Bei der Klausurtagung des Vorstands der BZK Tübingen im September in Reutlingen diskutierte der Vorstand über die wirtschaftliche und berufliche Zukunft der Zahnärztinnen und Zahnärzte. Der Vorsitzende Dr. Dr. Heinrich Schneider, sein Stellvertreter Dr. Markus Steybe und die weiteren Vorstandsmitglieder Dr. Anke Bleicher, Dr. Bernd Stoll und Dr. Herbert Martin trafen sich im Tagungshotel Achalm mit der Geschäftsführerin Katrin Sump. Die Teilnehmenden der Klausurtagung gingen verschiedenen Fragen nach, die für die Zukunft ihres Berufsstands relevant sind. Sie fragten sich, ob es Unterschiede in der Art und Weise gibt, wie die Kolleginnen und Kollegen ihre Praxen führen und welche Zielsetzungen oder Philosophien in den Praxen verfolgt werden. Darüber hinaus diskutierten sie, ob es aus standespolitischer Sicht Praxisformen gibt, die dem Berufsstand nützen oder schaden. GOZ-OFFENSIVE Der Vorstand war sich einig, dass alle am Wohl der Patientinnen und Patienten ausgerichteten Praxen dem Gemeinwohl dienen. Gute oder sehr gute zahnmedizinische Behandlungen seien mit den Vergütungen, die die gesetzlichen Krankenkassen erstatten, in Deutschland nicht wirtschaftlich zu erbringen. Der Punktwert der GOZ wurde seit Jahrzehnten nicht angepasst. Daher ist selbst ohne eine abweichende Vereinbarung nach § 2 GOZ eine qualitativ hochwertige Zahnmedizin in vielen Teilbereichen wirtschaftlich nicht möglich. Dr. Herbert Martin hat im Rahmen seiner GOZ-4.0-Initiative alle Kreisvereinigungen besucht. Es ist jedoch festzustellen, dass nicht einmal zehn Prozent der Kolleginnen und Kollegen an diesen Veranstaltungen teilgenommen haben, insbesondere die jüngere Kollegenschaft war nicht ausreichend vertreten. Obwohl die GOZ-Offensive in Südwürttemberg bereits seit 2017 läuft und zahlreiche Vorträge zur Anwendung des § 2 stattgefunden haben, stellt sich immer noch die Frage: Was unternimmt der Großteil der Kolleginnen und Kollegen? Sind sie mit ihrer wirtschaftlichen Situation zufrieden oder wie ist deren Ausrichtung, Vorstand der BZK Tübingen. Der Vorsitzende Dr. Dr. Heiner Schneider (r.), sein Stellvertreter Dr. Markus Steybe (2. v. l.) und die weiteren Vorstandsmitglieder Dr. Anke Bleicher (2. v. r.), Dr. Bernd Stoll (l.) und Dr. Herbert Martin (3. v. r.). um wirtschaftlich zu bestehen? Sind größere Praxisgemeinschaften oder von Investoren geführte Medizinische Versorgungszentren (MVZ) die Lösung? Während die i-MVZs bereits mit wirtschaftlichen Problemen zu kämpfen haben, bieten freiberuflich geführte Praxisgemeinschaften eine solide Basis für die Zukunft, weil Effizienzeffekte das wirtschaftliche Ergebnis verbessern. Auch die Einzelpraxis ist nicht totzukriegen. Obwohl die Arbeitsbelastung höher ist, stellt sie eine gute Möglichkeit dar, berufliche Ziele und Selbstverwirklichung zu erreichen, ohne Konflikte mit Partnern zu riskieren. KÜNSTLICHE INTELLIGENZ Das zentrale Thema sowohl in der Gegenwart als auch in der Zukunft ist die künstliche Intelligenz (KI). Welchen Einfluss wird die KI auf unseren Berufsstand haben? Schon heute kann ChatGPT das Medizin-Examen in den USA bestehen, allgemeine und spezielle zahnmedizinische Patientenfragen gut beantworten und erwirbt in rasantem Tempo Wissen und Intelligenz. Ersetzt die KI unsere Patientenberatung? Die Entwicklung der KI liegt in den Händen von Technologieunternehmen wie Apple, Alphabet, Microsoft, Amazon und Meta, die dabei wirtschaftliche Interessen verfolgen. Aus diesem Grund empfiehlt Dr. Markus Steybe dringend, eine eigene unabhängige, nur an der Wissenschaft orientierte KI zu schaffen, die von unserer standespolitischen und wissenschaftlichen Seite entwickelt und betrieben wird! Das Wirtschaftsministerium und das Wissenschaftsministerium von Baden-Württemberg sind mögliche Ansprechpartner, um das Projekt einer zahnmedizinischen KI zu planen. Dr. Markus Steybe Foto: Cornelia Schwarz

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