44 Fortbildung 12. Herbstmeeting des FFZ Freiburg Wichtige Fragen praxisnah beantwortet Im Zentrum des 12. Herbstmeetings im FFZ Freiburg, das unter der wissenschaftlichen Leitung von Prof. Dr. Elmar Hellwig stattfand, standen wichtige Fragestellungen: Muss Karies noch exkaviert werden? Wie sollten wurzelkanalbehandelte Zähne heute restauriert werden? Welche Möglichkeiten der Luft-Pulver-Wasserstrahl-Behandlung gibt es in der zahnmedizinischen Praxis? Erosion/Abrasion – kann man sie aufhalten? Praxisnahe Antworten dazu gab es von Expertinnen und Experten. entfernt, sodass es zu einem Stabilitätsverlust kommt. Sie stellte dar, dass ein Wurzelstift hauptsächlich zur Retention des sich anschließenden Aufbaus dient, die Wurzel werde durch einen derartigen Stift nicht stabilisiert. Sie verdeutlichte auch, dass Faserstifte und Stifte aus starren Materialien (wie zum Beispiel Titan) sich bei Betrachtung der klinischen Langzeitbewertung nicht unterscheiden, wobei die starren Stifte durchaus ihre Berechtigung haben. Es sei zudem wichtig, bei wurzelkanalbehandelten Zähnen mit großen Kavitäten eine höckerumfassende Restauration des Zahnes anzufertigen. Referenten. Die sehr interessanten und praxisnahen Vorträge von (v. l.) Dr. Anne Kruse, PD Dr. Kerstin Bitter, Prof. Dr. Nadine Schlüter und PD Dr. Falk Schwendicke kennzeichneten das 12. Herbstmeeting, das unter der wissenschaftlichen Leitung von Prof. Dr. Elmar Hellwig (2. v. l.) stand. Priv.-Doz. Dr. Falk Schwendicke, Charité Berlin, stellte das neue Verständnis zur Karies-Ätiopathologie und die neuen Optionen der Kariestherapie vor. Unter dem Titel „Muss Karies noch exkaviert werden?“ zeigte er, dass durch die modernen Adhäsivverfahren (Versiegelungstechniken) neue Wege zur Kariesentfernung beschritten werden können. Kariesexkavation findet in erster Linie statt, um eine langlebige Restauration zu ermöglichen und eine Frakturgefahr der anschließenden Versorgung zu minimieren. Die früher postulierten Gründe, wie zum Beispiel die vollständige Entfernung aller kariogenen Mikroorganismen und demineralisierten Dentins, stehen heute nicht mehr im Vordergrund. Mit klinisch interessanten und ausdrucksvollen Bildern konnte er zeigen, dass pulpanahe Karies bei tiefen kariösen Defekten heute durchaus belassen werden kann, wenn eine bakteriendichte Restauration inseriert wird. Immerhin kann man unter Berücksichtigung dessen eine Pulpaexstirpation in etwa 70 Prozent der Fälle vermeiden. Wurzelbehandelte Zähne. Im zweiten Vortrag ging Priv.-Doz. Dr. Kerstin Bitter, Charité Berlin, der Frage nach, wie wurzelkanalbehandelte Zähne heute restauriert werden sollen. Zunächst stellte sie klar, dass die Güte der koronalen Restauration im Rahmen einer endodontischen Behandlung ein wichtiger Faktor für den Erfolg der Wurzelkanalfüllung ist. Sie zeigte, dass bei wurzelkanalbehandelten Zähnen durch den Substanzabtrag bei der Herstellung einer Restauration und der zusätzlichen formkongruenten Aufbereitung für einen Stiftaufbau eine erhöhte Frakturanfälligkeit resultiert. Zudem wird im inneren Dentin bei der Wurzelkanalaufbereitung elastisches Material Foto: KZV BW Pulverstrahltechnik. Nach der Mittagspause ging Dr. Anne Kruse, ZMK-Klinik Freiburg, auf die Möglichkeiten der Luft-Pulver-Wasserstrahl-Behandlung in der zahnmedizinischen Praxis ein. Zunächst beschrieb sie die unterschiedlichen Pulverbeimischungen und verdeutlichte, dass die Abrasion bei einer Luft-Pulver-Wasserstrahl-Behandlung vom Gerät (Druck und Wassermenge), den Pulverpartikeln (Form, Größe, Härte) und der verwendeten Wassermenge abhängt. Dabei zeigt sich, dass Bikarbonatpulver stärker abrasiv sind als die neuen zuckeralkoholhaltigen Gemische. Insofern sollte Bikarbonat auch nicht in tieferen Taschen verwendet werden. Die Anwendungsgebiete für Pulver-Wasserstrahl-Geräte unter Verwendung dieser Zuckeralkohole beschränken sich heute nicht nur auf die supragingivale Beseitigung von Belägen. Sie finden ihren Einsatz auch bei der Parodontitisprophylaxe und im Rahmen der Periimplantitisbehandlung. Dabei kann man mit speziellen Aufsätzen auch in Taschen bis über fünf mm im Rahmen der unterstützenden Parodontalbehandlung Biofilme entfernen. Risiken haben diese modernen Pulver-Wasserstrahl-Gemische nicht, da sie weder toxisch noch stark abrasiv sind. Sie sind nicht kariogen und können auch bei Diabetikern ange- ZBW 1/2017 www.zahnaerzteblatt.de
Buchtipp 45 wendet werden. Allerdings muss man bei der Anwendung an Allergien gegenüber zugesetzten Hilfsstoffen, wie zum Beispiel Aromastoffen, denken. Als Kontraindikation beschreibt Dr. Kruse Asthmaerkrankungen. Zudem könnte die Gefahr einer Emphysembildung bestehen, wobei seit 2009 in der Literatur nur acht Fälle beschrieben sind. Bei richtiger Anwendung und der Berücksichtigung von durchzuführenden Schutzmaßnahmen (Schutzbrille für den Behandler und möglicherweise auch für den Patienten, Erhebung einer detaillierten Anamnese) bieten die Pulver-Wasserstrahl-Geräte eine gute und zeitsparende Möglichkeit der Biofilmentfernung im Rahmen einer systematischen Parodontalbehandlung. Erosion. Im letzten Vortrag ging Prof. Dr. Nadine Schlüter, ZMK- Klinik Freiburg, auf das Thema „Erosion/Abrasion – kann man sie aufhalten?“ ein. Zunächst beschrieb sie die Ätiopathogenese, insbesondere von erosiven Zahnveränderungen, und stellte als Risikogruppen Patienten mit Essstörungen, Refluxerkrankungen, Vegetarier und Menschen mit häufigem Genuss säurehaltiger Getränke dar. In eindrucksvollen Patientenfällen konnte sie zeigen, wie stark Erosionen in Verbindung mit Abrasionen Zähne schädigen können. Bei der Prävention und Therapie derartiger Zahnhartsubstanzschäden ging sie auf die Erhebung eines Ernährungsprotokolls, Rücksprache mit einem Hausarzt und Verbindungen zum Schutz der Zähne ein. Insbesondere stellte sie dar, dass zinnhaltige Mundhygieneartikel einen erheblichen Beitrag zur Reduktion der Progression von Erosionen bieten. Zudem lässt sich mit Oberflächenbeschichtungen, wie zum Beispiel Adhäsivsystemen, die MDP (10-Methacryloyloxydecyldihydrogenphosphat) enthalten, ein Schutzfilm im Bereich des Dentins etablieren, der relativ beständig ist. Die sehr interessanten und praxis nahen Vorträge wurden rege diskutiert, alle Fragen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer wurden beantwortet. Prof. Dr. Elmar Hellwig Steuerwesen Tipps und Tricks zu den Finanzen Zum deutschen Steuerrecht gibt es eine Fülle von Fachliteratur für Steuerfachleute. „Steueroptimierung für Zahnärzte“ geht neue Wege. Das Buch ist in seiner Gliederung so aufgebaut, dass es nach dem Eingangskapitel zur Einkommensteuer als wichtigstes Thema für Zahnärztinnen und Zahnärzte sämtliche weiteren Kapitel im Verlauf eines zahnärztlichen Berufslebens abdeckt. Angefangen bei der Assistenzzeit über die Niederlassung als selbstständiger Zahnarzt bis zur Praxisabgabe oder Veräußerung. Die einzelnen Abschnitte folgen chronologisch und logisch aufeinander. Auch die Themen Lohngestaltung, Erbschafts- und Schenkungssteuer, Betriebsprüfung, Altersvorsorge und Gewerbesteuer sind ausführlich dargestellt. Randbemerkungen, grün gekennzeichnete Tipps und rot hinterlegte Hinweise helfen dem Laien, Steuerfallen leicht zu erkennen und zu verstehen. Die Autoren legen Wert darauf, berufsspezifische Spezialfälle zu beleuchten. IZZ Bernhard Fuchs André Martin Steueroptimierung für Zahnärzte 298 Seiten 39,90 Euro Das Buch kann bestellt werden per Fax: 09381/808080 oder Mail: mail@fuchsundmartin.de bei Fuchs & Martin Partnerschaft mbB Anzeige www.zahnaerzteblatt.de
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