24 Berufspolitik Hauptversammlung des FVDZ in Hannover Großes Engagement für die Freiberuflichkeit Von der Hauptversammlung des Freien Verbands Deutscher Zahnärzte (FVDZ) gehen traditionell Impulse aus, die auch die nachfolgenden Diskussionen in der Vertreterversammlung der KZBV und der Bundesversammlung der Bundeszahnärztekammer berühren. Auch in diesem Jahr wurden wichtige berufspolitische Ziele diskutiert und formuliert und Anträge und Resolutionen gestellt, die nicht nur an die Politik gerichtet sind, sondern auch dem Dialog innerhalb der Profession dienen. Aktiv. Dr. Joachim Härer, Vorsitzender des FVDZ Baden-Württemberg, Dr. Jens Finger, stv. Vorsitzender des FVDZ Baden-Württemberg, Dr. Sylvia Boller, Dr. Peter Riedel, ZA Kai Uwe Sallie (v. l.). Die starke Delegation des Freien Verbandes aus Baden-Württemberg wusste unter der „Fraktionsführung“ von Dr. Joachim Härer, Landesvorsitzender des Freien Verbandes Baden-Württemberg, entscheidende Akzente bei der Diskussion um die Stärkung der Freiberuflichkeit zu setzen. Einig waren sich die Delegierten in ihrer Ablehnung des GKV-Selbstverwaltungsstärkungsgesetzes, das sie unter anderem als „Fremdverwaltungsermächtigungsgesetz“ verstehen, oder wie es Dr. Wolfgang Eßer, Vorsitzender des Vorstandes der KZBV, in seinem Grußwort formulierte: „Das Selbstverwaltungsstärkungsgesetz müsste zutreffenderweise in ‚Zwangsverwaltungsgesetz‘ geändert werden“. Auch Dr. Heiner Garg MdL, Landesvorsitzender der FDP Schleswig-Holstein, hob in seinem Redebeitrag hervor, dass „durch das geplante sogenannte GKV- Selbstverwaltungsstärkungsgesetz das genaue Gegenteil dessen droht, was die Gesetzesüberschrift suggeriert: die Demontage der Selbstverwaltung und nicht deren behauptete Stärkung“. Dr. Wolfgang Eßer dankte den Mitgliedern des Freien Verbandes, die sich in den Körperschaften – ob auf Landesoder auf Bundesebene – engagierten. Er dankte dem Bundesvorstand für den „Willen zur konstruktiven Zusammenarbeit und den guten Dialog“. Diese positive Zusammenarbeit dokumentiere sich auch im Konsens bei der geplanten PAR- Therapie mit DG PARO, KZBV und BZÄK. Gebührenordnung. Ein Dauerthema, das auf keiner Versammlung des Freien Verbandes fehlt, ist die GOZ und die damit einhergehende Forderung der Dynamisierung des Punktwerts. Zudem sprachen sich die Delegierten dafür aus, die bereits vor über zehn Jahren in Erfurt vorgestellte HOZ – Honorarordnung Zahnärzte voranzutreiben. Darüber hinaus entwickelten zwei Experten, Dr. Christian Öttl und Dr. Dr. Alexander Raff, einen GOZ-Navigator, um der Kollegenschaft eine bessere Orientierung im BEMA-/GOZ- Bereich zu bieten. Freiberuflichkeit. Ein Kernthema, das intensiv – auch unter Beteiligung Altvorderer wie dem früheren Bundesvorsitzenden Dr. Ralf Gutmann – diskutiert wurde, betraf die Freiberuflichkeit. Infolge der Zunahme der angestellten Zahnärztinnen und Zahnärzte stelle sich für ihn die Frage, ob angestellte Zahnärztinnen und Zahnärzte auch Freiberufler seien. Harald Schrader, Bundesvorsitzender des Freien Verbandes, betonte, dass im Verband ein neuer Wind wehe und appellierte an die Kollegenschaft, „mehr Mut zu zeigen und mehr gesellschaftliches Wirken als Freiberufler einzubringen. Wir kämpfen schließlich um den Erhalt guter Gesundheit“. Sein Credo: „Wir müssen ein politischer Verband werden.“ Angesichts des Damoklesschwertes eines GKV- Selbstverwaltungsstärkungsgesetzes, das über der Selbstverwaltung schwebe, ein richtungweisender Appell. Wichtig ist es ihm, „die Einheit des Berufsstandes zu wahren“. Diskussionsbedarf. Ein Thema, das aufgrund der gesetzlichen Rahmenbedingungen und der ZBW 1/2017 www.zahnaerzteblatt.de
Berufspolitik 25 stetig steigenden Anforderungen breit diskutiert wird, betrifft die Hygiene kosten. Dr. Gerd Hase und Dr. Peter Riedel rüttelten die Delegierten der Hauptversammlung im Namen aller baden-württembergischen Delegierten auf, „sich nicht zum Popanz der Kontrolleure zu machen. Wir sind nicht Sklaven der Hersteller“. Sie forderten einen Orientierungskatalog nach dem Motto „Was ist richtig? Was ist falsch?“ MVZ. Mit dem Inkrafttreten des Versorgungsstärkungsgesetzes wurde der Gründung fachgruppenspezifischer Medizinischer Versorgungszentren der Weg geebnet. Dr. Heiner Garg MdL ist sich sicher, dass „medizinische Versorgungszentren den bescheidensten Beitrag zur Versorgungssicherung leisten“. Da, wo die „Not schon heute am größten ist, gibt es keine MVZ, weil sie Ballungsräume bevorzugen“. Insofern war es nur konsequent, dass die Delegierten der Hauptversammlung nach intensiver Diskussion unter Beteiligung der baden-württembergischen Delegierten die Politik aufforderten, „die Erlaubnis zur Gründung arztgruppengleicher (z. B. nur Zahnärzte) Medizinischer Versorgungszentren (MVZ) aus dem Gesetz zu streichen“. Aktuelle Zahlen der KZBV beleg- Delegierte. ZA Heinz Thormählen, Dr. Walter Stoll, Dr. Karl-Heinz Sundmacher, Dr. Joachim Heinrich, Dr. Antoinette Röttele (v. l.). ten, dass „diese Großversorgungsstrukturen bevorzugt in bereits überversorgten Ballungszentren gegründet wurden“. Fazit. Die Hauptversammlung zeigte deutlich, dass alle Verantwortlichen in KZBV und BZÄK sowie FVDZ um die Notwendigkeit wissen, bei den großen berufspolitischen Herausforderungen einig auftreten zu müssen. Dies gilt insbesondere auch für die Ablehnung des geplanten GKV-Selbstverwaltungsstärkungsgesetzes. Dr. Wolfgang Eßer forderte die Kollegenschaft auf „gemeinsam mit uns, der BZÄK, der KZBV, den Ärzten, dem Gemeinsamen Bundesausschuss und den Sozialpartnern im Gesundheitswesen aufzustehen und mit uns den Mund aufzumachen. Gegen staatliche Willkür, gegen Staatsdirigismus und Zentralismus. Wir müssen dem Irrsinn Einhalt gebieten“. » johannes.clausen@izz-online.de Fotos: Clausen Info Freude. ZÄ Linde Beck und die Studierenden der Zahnmedizin Yannick Vogt und Benjamin Sauter (v. l.). Der Freie Verband ist im Aufwind. Zudem zeigt der Schulterschluss des FVDZ mit der KZBV und BZÄK trotz der Eigenständigkeit des politischen Wirkens, dass der Berufsstand insgesamt nach außen Geschlossenheit in wichtigen Fragen zu demonstrieren weiß. Erfreulich war aus baden-württembergischer Sicht zudem, dass junge Zahnmedizinstudenten, die die Berufspolitik des FVDZ hautnah miterleben wollten, insbesondere durch Dr. Joachim Härer und den gesamten FVDZ-Landesvorstand ermuntert wurden, in Hannover dabei zu sein. www.zahnaerzteblatt.de ZBW 1/2017
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