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Gesundheitspolitik 2017 – Freiberuflichkeit bewahren

Ausgabe 1/2017

18 Berufspolitik

18 Berufspolitik ZBW-Gespräch mit Dr. Torsten Tomppert und Dr. Norbert Struß Überzeugte Freiberufler mit Kollegennähe Die Vertreterversammlung der Landeszahnärztekammer Baden-Württemberg hat am 3. Dezember 2016 einen neuen Präsidenten gewählt: Dr. Torsten Tomppert aus Esslingen steht in der 16. Kammerperiode 2017 bis 2020 an der Spitze der baden-württembergischen Zahnärzteschaft. An seine Seite wählten die Delegierten Dr. Norbert Struß aus Freiburg. Wir haben das neue LZK-Führungsduo im ZBW- Gespräch gefragt, was sie außer ihrem fast gleichen Jahrgang noch verbindet und was sie sich für die anstehende Kammerperiode vorgenommen haben. ZBW: Herr Dr. Tomppert, wohin steuert die LZK mit einem Präsidenten Tomppert? Dr. Tomppert: Zusammen mit dem Vizepräsidenten, dem neuen LZK-Vorstand sowie den Ausschüssen und Gremien wird es meine und unsere gemeinsame Hauptaufgabe sein, eine moderne, starke und zukunftsfähige Kammer zu gestalten, die auf die standes- und gesundheitspolitischen Herausforderungen der Zukunft gut vorbereitet ist. Was werden Ihrer Auffassung nach in den kommenden Jahren die drängendsten Herausforderungen für den Berufsstand sein und wie wollen Sie ihnen als Präsident der zweitgrößten Kammer in Deutschland begegnen? Dr. Tomppert: Ein essenzielles Thema im Alltag unserer Praxen ist die bereits vorhandene und fortschreitende Unterversorgung mit zahnmedizinischem Fachpersonal. Hier muss unsere Kammer konsequent weiterarbeiten und dafür sorgen, dass die bereits auf den Weg gebrachten Maßnahmen in Form einer Ausbildungsoffensive zügig umgesetzt werden. Auf Bundesebene müssen wir dringend als Opinionleader an der anstehen- den neuen ZFA-Ausbildungsordnung mitarbeiten. Ein seit Ewigkeiten nicht mehr erhöhter GOZ-Punktwert wird den heutigen Anforderungen, ich denke nur an die enormen Ausgaben durch die Hygienerichtlinien, nicht mehr gerecht. In dieser Stärkung. „Die Kammer sollte selbstbewusst weitere hoheitliche Aufgaben übernehmen“, fordert Dr. Tomppert. Klemme zwischen steigenden Praxiskosten und stagnierendem Punktwert ist ein betriebswirtschaftlich notwendiges Reinvestitionsvolumen immer schwieriger zu erbringen. Aktuell liegt auch der Referentenentwurf des Bundesgesundheitsministeriums zur Novellierung der Zahnärztlichen Approbationsordnung vor. Diesen gilt es jetzt zügig umzusetzen und die Finanzierungsgrundlagen zu sichern. Wenn Sie das Gesundheitswesen und die Gesundheitspolitik unseres Landes betrachten, welche Rolle wird die institutionelle Selbstverwaltung als Körperschaft des öffentlichen Rechts in Zukunft Ihrer Auffassung nach spielen? Dr. Tomppert: Ich bin der Meinung, dass es nicht nur darum gehen kann, unsere Rolle als Körperschaft und Institution der Selbstverwaltung zu verteidigen. Es gilt vielmehr, die Kammer als Körperschaft des öffentlichen Rechts dahingehend zu stärken, dass wir selbstbewusst weitere hoheitliche Aufgaben übernehmen. Wenn die Kammer zum Beispiel die Aufgaben einer Approbationsbehörde übernehmen könnte, dann würde dadurch das Prinzip der Selbstverwaltung nicht nur legitimatorisch belebt. Zugleich wird ein effizienter Patientenschutz durch adäquate Qualitätssicherungsmaßnahmen der Kammer samt einer unbestreitbaren fachlichen Expertise gewährleistet. Aufgrund unserer überragenden fachlichen Kompetenz denke ich außerdem, dass wir die Hygieneüberprüfungen in Eigenregie durch die Kammer in der Zukunft durchaus leisten können zumindest sollten wir dies ernsthaft unter allen Beteiligten diskutieren. Herr Dr. Struß, seit Beginn Ihres standespolitischen Wirkens ha- ZBW 1/2017 www.zahnaerzteblatt.de

Berufspolitik 19 ben Sie sich konsequent dem Bereich der Praxisführung zugewandt. Sie führen den Ausschuss für Praxisführung seit 2001 als Vorsitzender. Nicht nur in unserem Bundesland werden Sie als ausgewiesener Experte in diesem Bereich geschätzt. Bleiben Sie der Praxisführung treu oder welche Gedanken haben Sie sich über eine Verteilung der Aufgaben und Zuständigkeiten innerhalb des Präsidiums gemacht? Dr. Struß: Ich werde mich auch künftig dem Themenfeld Praxis führung mit all seinen Facetten widmen. Ein weiterer wichtiger Aspekt, den die LZK angehen muss, ist die Frage, welche Wege und Maßnahmen förderlich sind, um angehenden und jungen, neuapprobierten Zahnärztinnen und Zahnärzten die Kammer bekannt zu machen, sie heranzuführen und letztendlich dann auch für die standespolitische Gremienarbeit zu motivieren. Themen der Praxisführung sind für Ihre Kolleginnen und Kollegen von großer Bedeutung. Welche Themen stehen im Bereich der Praxisführung in den kommenden Jahren Ihrer Meinung nach auf der Agenda? Worauf richten Sie Ihr Augenmerk? Dr. Struß: Sicher stehen die Themen Hygiene und Medizinprodukte, gerade auch unter dem Eindruck der zurzeit im Land laufenden Praxisbegehungen, im Fokus. Hier gilt es weiterhin, sich als medizinischer Berufsstand aktiv mit dieser Thematik zum Wohl unserer Patienten, Mitarbeiter und Praxen auseinanderzusetzen. Wir müssen die Diskussion in diesem Belang hinführen auf wissenschaftlich belegte Anforderungen. Natürlicherweise können hier die Vorstellungen einiger Hersteller und die tatsächlichen Notwendigkeiten in den Praxen differieren. Die Zahnärzteschaft muss klar Position beziehen und diese seriös Agenda. Die Themen Hygiene und Medizinprodukte stehen nach Auffassung von Dr. Struß im Bereich der Praxisführung im Fokus. und beharrlich gegenüber Politik, Verordnungsgeber und Industrie vertreten. Auf der anderen Seite wird die LZK BW auch weiterhin dahingehend wirken, die Kollegenschaft und ihre Praxisteams zu unterstützen. Dazu gehören umfassende Sensibilisierung, Information und Unterstützung. Beispielhaft seien das PRAXIS- Handbuch mit seinen Leitfäden, Werden Sie jetzt Projektpate! www.german-doctors.de/paten Tel.: +49 (0)228 387597-0 paten@german-doctors.de Checklisten und Musterdokumenten und die vielen Schulungsveranstaltungen und Workshops genannt. Die Frage richtet sich an Sie beide: Sie sind als Duo zur Wahl in der Vertreterversammlung angetreten was verbindet Sie persönlich, außer dass Sie fast im gleichen Alter sind? Fotos: Kleinbach Dr. Tomppert: Uns verbindet, dass wir beide überzeugte Freiberufler sind und als selbständige Zahnärzte in eigener Praxis gemeinsam mit unseren Ehefrauen und Kolleginnen tätig sind. Wir haben Kontakt zur Basis und wir wissen um die Probleme der Kollegenschaft. Für die Kollegenschaft wollen wir die Kammer als ein modernes Kompetenz- und Dienstleistungszentrum mit Lösungen und Hilfestellungen zu allen Fragen der zahnärztlichen Berufsausübung erhalten und ggf. ausbauen. Dr. Struß: Dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen, außer, dass wir uns vor 16 Jahren als damals neugewählte junge Delegierte kennengelernt und über die Jahre gemeinsame politische Vorstellungen entwickelt haben. Herr Dr. Tomppert, Herr Dr. Struß, wir bedanken uns für das Gespräch! Die Fragen stellte Andrea Mader » mader@lzk-bw.de Anzeige www.zahnaerzteblatt.de ZBW 1/2017

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