74 Personalia Nachruf auf Dr. Norbert Engel Der Kapitän ist für immer von der Brücke gegangen Unser allseits sehr geschätzter Vorsitzender der Bezirkszahnärztekammer Karlsruhe, Dr. Norbert Engel, hat uns am 29. August 2020 völlig unerwartet für immer verlassen. Die nordbadische Zahnärzte schaft verliert einen Kammervorsitzenden, der die Geschicke der Kammer entscheidend mitgeprägt hat, immer entschieden für eine liberale Berufsausübung eingestanden ist und seine Meinung offen vertreten hat, auch wenn sie unbequem war. Norbert Engel wurde 1954 in Mühlacker geboren. Nach dem Abitur im Jahr 1973 absolvierte er nach einer Praktikantenzeit in einem Dentallabor in Norddeutschland in der väterlichen Praxis in Mühlacker von 1975 bis 1978 eine Ausbildung zum Zahnarzthelfer – schon damals ein Novum. In der Folge bildete er sich bis 1980 zum Zahnmedizinischen Fachhelfer/Fachassistenten weiter, zum ersten ZMF überhaupt in Baden-Württemberg. Ein einjähriger Aufenthalt in der Karibik in einer Zahnstation erweiterte seinen Horizont. Foto: Archiv Von 1981 bis 1986 studierte Norbert Engel Zahnmedizin in Tübingen. Die Verbundenheit zur badisch-schwäbischen Heimat veranlassten ihn, seine Assistentenzeit nach dem Studium ab 1986 in der väterlichen Praxis in Mühlacker zu absolvieren. Sein Vater sensibilisierte ihn für die Wichtigkeit einer standespolitischen Vertretung und prägte das Bild eines in gesellschaftlicher Verantwortung stehenden freiberuflichen Mediziners, stets dem Gemeinwohl verpflichtet. Die Promotion erfolgte 1989 und Norbert Engel übernahm im Jahr 1990 die Praxis des Vaters, zunächst zusammen mit seinem ebenfalls als Zahnarzt tätigen Bruder. Schon Mitte der 90er Jahre trat Norbert Engel überregional engagiert für die Belange des zahnärztlichen Berufsstandes in Erscheinung. Er war von 1995 bis 2004 Vorsitzender des Zahnärztlichen Arbeitskreises für Praxisführung und Fortbildung (Z.A.P.F.) in Stuttgart. In dieser Zeit baute er die Kursstruktur des Vereins so aus, dass der Verein zusätzlich zu seinen Zirkelsitzungen bis zu 40 Kurse jährlich anbieten konnte, zu einem wesentlichen Teil für das gesamte Praxisteam. In Sachen Qualitätsmanagement leistete Norbert Engel schon damals Pionierarbeit, indem der Z.A.P.F. bereits 1996 das „consilium intercriticum“ gründete, lange bevor die Politik das Thema „QM“ für sich entdeckte. Darüber hinaus engagierte sich Norbert Engel seit dieser Zeit im Freien Verband Deutscher Zahnärzte (FVDZ). Nobert Engel war ein Visionär, beruflich und politisch. Während sich andere mit Kariesentstehung oder Prothetik beschäftigten, machte er eine Weiterbildung zum Oralpathologen bei Prof. Jens Jørgen Pindborg in Kopenhagen. Mit politischem Weitblick erkannte er schon früh die Notwendigkeit, sich mit QM-Systemen und Versorgungsforschung zu beschäftigen. Im Jahr 2000 ließ er sich zum Assessor der European Foundation of Quality Management ausbilden. Bei den sich in den späten 90er Jahren formierenden Verbänden und Gesellschaften für Qualitätsmanagement, zum Beispiel der Deutschen Gesellschaft für Qualität (DGQ), war Norbert Engel nicht nur als Mitglied, sondern auch als Berater sehr geschätzt. Wer könnte den von ihm organisierten, zehn Mal in Mannheim stattgefundenen „Tag des QM“ mit namhaften Referenten vergessen? Sein Credo: QM muss dem Zahnarzt und seinem Team helfen und darf nicht zum Kontrollmechanismus übergeordneter Strukturen verkommen! ZBW 10/2020 www.zahnaerzteblatt.de
Personalia 75 Es ist daher nicht verwunderlich, dass er Referent für Qualitätsmanagement der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg war und darüber hinaus sein enormes diesbezügliches Wissen auch der Landeszahnärztekammer Baden- Württemberg in gleicher Funktion zur Verfügung stellte. Nicht unerwähnt darf seine Funktion als kooptiertes Mitglied und Mitglied des Ausschusses für Praxisführung der Landeszahnärztekammer Baden-Württemberg bleiben. 2013 wurde Norbert Engel zum persönlichen Mitglied des Deutschen Netzwerkes für Versorgungsforschung ernannt. Norbert Engel verstand es einzigartig, über den Tellerrand einer Zahnarztpraxis hinauszuschauen. Er betrachtete die Zahnmedizin immer als eine von der Medizin abzugrenzende Profession und forderte eine Emanzipation der Zahnärzte gegenüber der Politik sowie eine Besinnung auf das Zahnärztliche, um die nötige gesellschaftliche und politische Wertschätzung und Anerkennung zu erhalten. Neben der Mitgliedschaft in unzähligen zahnärztlichen und nichtzahnärztlichen Fachgesellschaften hat Norbert Engel in der zahnärztlichen Berufspolitik in vielen, auch führenden Positionen wegweisende Impulse gesetzt: Norbert Engel war seit 2001 Mitglied der Vertreterversammlung der Landeszahnärztekammer Baden-Württemberg, von 2000 bis 2017 Mitglied der Vertreterversammlung der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg, von 2001 bis 2008 Fortbildungsreferent der Bezirkszahnärztekammer Karlsruhe sowie seit 2009 Mitglied der Bundesversammlung der Bundeszahnärztekammer. Nicht nur dort brachten ihm seine rhetorisch brillanten und bisweilen kritischen Redebeiträge weit über die Grenzen Baden-Württembergs hinaus Beachtung und Respekt ein. Norbert Engel war von 2001 bis 2008 Mitglied des Vorstandes der Bezirkszahnärztekammer Karlsruhe und leitete von 2009 bis zu seinem Tod diesen Bezirk als Vorsitzender. Unvergessen bleibt hier sein strategisches Talent und die empathische Art, mit der er den Vorstand zu einem Team formte, das über drei Legislaturen die Geschicke des Bezirks verantwortete. Mit der Verwaltung der Kammer pflegte er einen äußerst verbindlichen und verlässlichen Austausch, er war allen Mitarbeitern stets zugeneigt und in der Belegschaft außerordentlich beliebt. Seine Führungsqualitäten bewies er zuletzt in der heißen Phase der Coronapandemie. In seiner Eigenschaft als Vorsitzender des Verwaltungsrates der Akademie für Zahnärztliche Fortbildung Karlsruhe seit 2009 galt sein besonderes Engagement der nordbadischen Fortbildungseinrichtung. In seine Amtszeit fiel das Mammutprojekt des Umzugs der Akademie von der Sophienstraße in Karlsruhe in die Lorenzstraße. Mit unermüdlichem Einsatz flankierte und begleitete er standespolitisch den Weg der Akademie. Sehr wichtig war auch seine konstruktive Arbeit in der Findungskommission für die neue Leitung der Akademie ab 2021. Auch den Kontakt zur Bezirksärztekammer baute Norbert Engel über viele Jahre auf. Von seiner persönlichen Verbindung mit dem Präsidenten der Bezirksärztekammer profitierte die nordbadische Zahnärzteschaft mit vielen gemeinsamen Veranstaltungen. So war es für ihn auch eine Selbstverständlichkeit, sich mit den Nachbarn berufspolitisch auszutauschen. Die Kontakte zur Bezirkszahnärztekammer Pfalz und zu den französischen Kammerkollegen des Grand Est, immer gern gesehene Gäste bei den Konferenzen der Akademie für Zahnärztliche Fortbildung Karlsruhe, wurden von Norbert Engel gepflegt und entwickelten sich über die Jahre zu Freundschaften, wie die Reaktionen auf seinen Tod eindrücklich zeigen. Norbert Engels Leben war in bemerkenswerter Weise von seinen Erfahrungen und Erlebnissen beim Militär, überwiegend der Deutschen Marine, geprägt. Während seiner Fahrten als zahnärztlich tätiger Sanitätsoffizier auf der Fregatte Karlsruhe (2002) im Mittelmeer und im Atlantik sowie auf der Fregatte Bayern (2004) im Indischen Ozean lernte er unterschiedliche militärische Strukturen in Verbindung mit vielen in dieser Zeit entstandenen Freundschaften zu Kameraden kennen. Norbert konnte Abende lang von der „Garibaldi“, vom goldenen Torpedo oder von den Gepflogenheiten auf NATO-Flottenverbänden erzählen. Seine Lebensfreude und seine gesellige Art lebte er über viele Jahrzehnte bei seinen Freunden am Kronplatz in Südtirol. Auf sein geliebtes Bergdomizil zog es ihn im August 2020, um „alles um sich herum fallen zu lassen“, wie er immer sagte. Auf seiner „Nock“ genoss er so manchen Sonnenuntergang in den Dolomiten. Nun wurde er genau an diesem Lieblingsort für immer ins Licht geholt. Norbert Engel wird für uns unvergessen bleiben. Wir dippen noch einmal die Flagge für ihn! Sein Tod macht uns nicht nur sehr betroffen, er geht uns sehr nahe. Wir verlieren einen gradlinigen und verlässlichen politischen Partner und einen guten Freund. Wir werden alles tun, um sein politisches Erbe in Ehren zu halten und in seinem Sinne fortzuführen. Unsere Gedanken und unser Mitgefühl sind bei seiner Familie. Dr. Jan Wilz Mitglied des Vorstandes der Bezirkszahnärztekammer Karlsruhe www.zahnaerzteblatt.de ZBW 10/2020
10/2020 ahn ärzte blatt Baden- Wü
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Leitartikel 7 Tag der Zahngesundhei
Titelthema 9 Presseaktion zum Tag d
Titelthema 11 Standespolitik. Wenn
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Berufspolitik 19 Vertreterversammlu
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