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Gesund beginnt ab Mund

Ausgabe 10/2020

100 Jahre Zahnmedizin

100 Jahre Zahnmedizin Walther Engel-Forum Ästhetik – der Charme des Einfachen Das dynamische digitale Modell DDM - die Zukunft im Jetzt Prof. Dr. Bernd Klaiber Ästhetische Korrekturen im Frontzahnbereich werden vornehmlich mit laborgefertigten Restaurationen oder kieferorthopädischen Maßnahmen durchgeführt. Anstelle aufwändiger Behandlungen lassen sich in vielen Situationen aber auch mit einem minimalinvasiven bzw. noninvasiven Vorgehen ansprechende Ergebnisse erzielen. Die Patienten sind darüber meist angenehm überrascht und sehr glücklich, die Behandler haben ein Erfolgserlebnis und darüber hinaus auch noch ein gutes Gewissen. Dr. Bernd Reiss Stellen Sie sich vor, Ihr Patient kommt zur 01 und Sie sehen unkompliziert, was in seinem Mund im Verlauf der letzten Jahre geschehen ist: morphologische Veränderungen, pathologische Prozesse, restaurative Maßnahmen. Ein solches Instrument - das dynamische digitale Modell - bietet eine Grundlage für die Prognose der Zahngesundheit unserer Patienten und für die Nachhaltigkeit unserer therapeutischen Maßnahmen. Nicht der technologische Fortschritt, sondern der gekonnte und kompetente Einsatz digitaler Technologien wird in Zukunft den Erfolg von ZahnÄRZTIN/ZahnARZT ausmachen. PD Dr. Anne Wolowski Psychosomatik - vom Stiefkind zum etablierten Fach, eine Aschenputtel-Geschichte Mitte der 90er Jahre hat sich die Einsicht durchgesetzt, dass es körperliche Beschwerden gibt, die wie körperlich verursacht aussehen, aber durch somatische Ursachen nicht bzw. nicht hinreichend erklärt werden können. 2020 ist diese umfassende Betrachtungsweise bezogen auf jeden Patienten in der Zahnmedizin angekommen und essentieller Bestandteil von Fort- und Weiterbildungen, zahnmedizinischen Leitlinien und auch des Nationalen Kompetenzbasierten Lernzielkatalogs. Sie ist ebenso eine wichtige Schnittmenge zur Allgemeinmedizin. Expertenpanel 1 Prof. Dr. Christof Dörfer Parodontologie - Wie zukunftssicher ist unser Wissen? Der rasante Fortschritt in der biologischen Forschung und die statistische Analyse riesiger Datenmengen haben unseren Blick auf das orale Ökosystem radikal verändert. Dies hat Konsequenzen auch für das Verständnis von Erkrankungen. Die Parodontologie unterliegt deswegen einem äußerst dynamischen Wandel. Dies äußert sich u.a. in einer neuen Klassifikation und neuen Behandlungsleitlinien. Allerdings bleibt die Handlungsebene im Kern davon unberührt. Präventionsorientiertheit, Substanzschonung, Personalisierung und Nachhaltigkeit gewinnen weiter an Bedeutung in dem Bemühen um lebenslangen Zahnerhalt. Prof. Dr. Stefan Rupf ZahnMEDIZINische Ausbildung – Wege in die Zukunft Mit der Einführung der neuen Approbationsordnung für Zahnmediziner verändert sich die Lehre in unserem Fachgebiet auf vielfältige Weise. Medizinische Inhalte werden in Zukunft das Bild bestimmen. Der Sorge, dass die praktischen Ausbildungsinhalte nicht ausreichend dargestellt sind, wird durch die Intensivierung der propädeutischen Ausbildung begegnet. Trotz der gegenwärtigen Herausforderungen durch die Corona-Krise ist für die zahnmedizinische Lehre in Deutschland in dieser Zeit ein deutlicher Modernisierungsschub eingeleitet worden. Prof. Dr. Bettina Dannewitz Parodontale Entzündung besiegen – Gibt es einen Königsweg? Parodontitis ist eine multifaktorielle, chronisch entzündliche Erkrankung im Zusammenhang mit einem dysbiotischen Biofilm. Deswegen sind antibakterielle und/oder antiinflammatorische Therapieansätze gefordert. Diese umfassen ein großes Spektrum an Maßnahmen, deren Nutzen zum Teil auch kontrovers diskutiert und bewertet wird. Es gibt allerdings einen breiten Konsens über den „schnellsten und sichersten“ Weg, um Parodontitis langfristig erfolgreich behandeln zu können. Aber lässt sich dieser Königsweg auch in die tägliche Praxis bringen? Prof. Dr. Eleni Roussa Grundlagenforschung in der Anatomie: Elfenbeinturm oder Praxisnähe? Die Vermittlung anatomischen Wissens ist seit Jahrhunderten unbestritten die(!) Grundlage der medizinischen Ausbildung. Neben der Vermittlung dieser wichtigen Kenntnisse beschäftigt sich das Fach aber auch in besonderem Maße mit Fragen der Grundlagenforschung. Im Vortrag wird der Frage nachgegangen, inwieweit die anatomische Grundlagenforschung außerhalb eines wissenschaftlichen Elfenbeinturmes, in dem sie zumeist verortet wird, auch Erkenntnisse zu generieren vermag, die für die tägliche Praxis relevant sind und Anwendung finden. Prof. Dr. Bernadette Pretzl Parodontitis – Wen trifft es morgen? Können wir auf Grund der Entstehungsmechanismen der Parodontitis vorhersagen, wen eine Entzündung des Zahnhalteapparates als Nächstes trifft? Oder Patienten, bei denen die Wahrscheinlichkeit für Parodontitis höher ist, engmaschiger betreuen und so das Entstehen der Entzündung hinauszögern? Aktuelle Forschungsergebnisse bestätigen, dass wir gemeinsam mit unseren Parodontitispatienten Rezidive und Zahnverlust bis ins hohe Alter vermeiden können.

Visionen und Wege Expertenpanel 2 Expertenpanel 3 Prof. Dr. Marc Schmitter Funktion: von analog bis digital Die Digitalisierung in der Zahnmedizin macht auch vor der Funktion nicht halt. Doch obwohl computergestützte Verfahren die Funktionslehre bereichern, darf der Patient und dessen Individualität, die sich noch immer mit klassischen Hilfsmitteln am besten erfassen lässt, nicht in den Hintergrund treten. Insbesondere, wenn Schmerzen eine zentrale Rolle spielen, geht die Diagnostik weit über biomechanische Aspekte hinaus. Daher sollten digitale und klassische Untersuchungsverfahren Hand in Hand die funktionsdiagnostische Analyse optimieren. PD Dr. Katharina Bücher Kinder mit Behinderungen – gemeinsam zum Ziel Eine gute Mundgesundheit von Kindern mit Grunderkrankungen und Behinderungen spielt eine bedeutende Rolle für die Lebensqualität dieser besonders vulnerablen Gruppe. Die zahnärztliche Betreuung dieser Kinder muss geprägt sein durch Individualität und Interdisziplinarität von Eltern, Zahnärzten, Pädiatern und Therapeuten. Dabei steht ein nachhaltiges Sanierungskonzept im Vordergrund. Nur gemeinsam, im Einklang von häuslichem, klinischem und dem Praxisumfeld kann eine wirkliche Teilhabe für diese Kinder gelingen. Der Intraoralscanner – wohin geht die Reise? Erwachsene mit Behinderung - ganzheitlich ansetzen Prof. Dr. Sven Reich Das Postulat „auf Dauer werden alle analogen Techniken durch digitale ersetzt“ trifft sicher auch für die Zahnmedizin zu. Bezüglich der Intraoralscanner befinden wir uns in einer spannenden Übergangszeit. Daher werden im Vortrag folgende Fragen beantwortet: Wo liegen aktuell die Stärken und die Schwächen der Intraoralscanner – in welchen Bereichen können sie mehr oder weniger als die konventionelle Abformung? Welche Entwicklungen sind zu erwarten und ab wann wird es für mich in der Praxis ein „Muss“, einen Intraoralscanner zu integrieren? Dr. Marc Auerbacher In keinem anderen Fachgebiet der Zahnmedizin ist der Erfolg einer zahnärztlichen Behandlung derart stark an die Bereitschaft zu Engagement und der Fähigkeit zur Empathie geknüpft ist, wie in der Behandlung von Menschen mit besonderem Unterstützungsbedarf. Die Kenntnis und Anwendung von Kommunikationsstrategien und verhaltensführenden Techniken ermöglicht in vielen Fällen eine Behandlung dieser Patienten im Wachzustand. Nicht nur wenige Spezialisten sollten darüber verfügen. Es handelt sich um eine gesellschaftspolitische und berufsethische Verpflichtung. Moderne zahnärztliche Werkstoffe – aktuelle Trends und Visionen Alte Menschen mit Pflegebedarf – weniger ist mehr Prof. Dr. Dipl.-Ing. Martin Rosentritt Dentalmaterialien werden durch kontinuierliche Weiterentwicklung fortwährend optimiert. Durch die Kombination von Keramik und Kunststoff entstehen beispielsweise innovative Hybridmaterialien. Die Fortschritte in den Bereichen des CAD/CAM – und virtuelles Design und Fräsen haben zudem entscheidend zur Attraktivitätt fortschrittlicher dentaler Materialien beigetragen. Klinische Studien und wissenschaftliche Untersuchungen belegen, dass ein umfassendes Materialverständnis zum langfristigen Erfolg der zahnmedizinischen Versorgung beiträgt. Dr. Elmar Ludwig Demenz, Schluckstörungen, rechtliche Aspekte… – die zahnärztliche Betreuung pflegebedürftiger alter Menschen erfordert vielseitige Kompetenzen. Geht es um die Therapie, sind aufwändige und invasive Behandlungen aufgrund der eingeschränkten Belastbarkeit häufig nicht sinnvoll – mit Kreativität und Augenmaß finden sich aber in der Regel einfachere, mitunter unkonventionelle Lösungen. Weniger ist mehr! Die Versorgung von Patienten mit besonderem Betreuungsbedarf - heute und 2030 Dr. Guido Elsäßer Der Vortrag analysiert die aktuelle Versorgungssituation von Patienten mit besonderem Betreuungsbedarf. Wie ist es um die Mundgesundheit dieser vulnerablen Patientengruppen in Deutschland bestellt? Wie viele Menschen mit Pflegegrad und wie viele Menschen mit Behinderungen leben in Deutschland und wie und wo werden diese Menschen versorgt? Ausgehend von diesen Betrachtungen werden verschiedene Versorgungsszenarien für das Jahr 2030 aufgezeigt und schließlich Versorgungsziele formuliert.

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