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Gesund beginnt ab Mund

Ausgabe 10/2020

36 Im Blick Behandlung

36 Im Blick Behandlung in der Privatpraxis für medizinische Hypnose und Gesprächstherapie erhalten die Patient*innen von vornherein eine Privatliquidation. Bei der Behandlung in der Zahnarztpraxis werden die nicht im GKV-Leistungskatalog enthaltenen Leistungen bei GKV-Patient*innen zusätzlich vereinbart und wie bei Privatpatient*innen entsprechend den Vorgaben der Gebührenordnung für Zahnärzte abgerechnet. Meine Mitarbeiterinnen sind geschult, schon am Telefon bei der ersten Terminvereinbarung die richtigen Fragen zu stellen. Wenn sich jemand telefonisch meldet, könne man anbieten: „Wir haben auch ein spezielles Programm für Patienten mit solchen Sorgen wie den Ihren.“ Gesprächstechniken. Wie bekommt man jedoch die Patient*innen dazu, sich behandeln zu lassen? „Es gibt ganz konkrete Vorgaben und Gesprächstechniken, die man lernen kann, wenn man das Vertrauen gewinnen möchte“, erläutert Dr. Forschner-Dannecker. Es gehe darum, dass die Patient*innen sich vom ersten Moment an ernst genommen fühlen. Man dürfe nichts abtun, nicht abwinken und schon gar nicht das Gesicht verziehen. „Ich lasse mein Gegenüber reden und höre zu. Manche weinen erstmal zehn Minuten lang. Da muss ich signalisieren: Lassen Sie es raus, hier darf geweint werden. Danach notiere ich die wichtigsten Punkte. Diese wiederhole ich dann in denselben Worten, die der Patient gebraucht hat. So bekommt er das Gefühl: Ich habe verstanden, was er sagt. Es entsteht eine gemeinsame Basis.“ Foto: Forschner Passende Behandlung. Erst, wenn das persönliche Vertrauen aufgebaut ist, könne man gemeinsam den passenden Weg für die Zahnbehandlung finden. Es geht dabei nicht allein darum, was man als Zahnärzt*in fachlich für geboten hält. Dieser individuelle Weg nimmt Rücksicht darauf, was der/ die Patient*in mitzugehen imstande ist. Somit zeigt sich der Fortschritt nicht nur in einem langfristigen Behandlungserfolg, sondern „Sitzung für Sitzung, wenn wir gemeinsam schaffen, was man sich für heute vorgenommen hat. Das entwickelt sich mit der Zeit und in Sensibilität. Dr. Susanne Forschner-Dannecker arbeitet mit Patient*innen, die Schwierigkeiten haben, sich auf die zahnärztliche Behandlung einzulassen. kleinen Schritten, so wie es die Betroffenen aushalten können.“ Weg in die Praxis. Aber wie kommen die schweren Fälle, die teilweise jahrelang nicht beim Zahnarzt waren, überhaupt in die Praxis? Es scheint, als habe sich die Zahnärztin längst einen entsprechenden Ruf erarbeitet. Die Hausärzt*innen wie auch die Kolleg*innen wissen es, auch bei den Krankenkassen in Biberach und beim sozialpsychiatrischen Dienst kennt man ihr Spezialgebiet. Teilweise kommen Leute, die über Bekannte davon gehört haben, manche sogar von weit her. Auch ich habe an diesem Nachmittag die Möglichkeit, mit einer Patientin zu sprechen. Klara Wegmann (Name geändert) ist nach Empfehlung einer Freundin seit Anfang des Jahres bei Dr. Forschner-Dannecker in Behandlung und bekommt eine neue Prothese. Bis vor sieben Jahren sei sie mit ihrem Zahnersatz zufrieden gewesen, dann gingen die Probleme los. In dieser Zeit habe sie mehrere Praxen besucht, sich aber nirgendwo wahrgenommen gefühlt. Man merkt, dass ihr die Konfrontation mit ihren Erfahrungen schwerfällt. Sie erzählt viel aus ihrem Leben und scheint dankbar zu sein, dass sie reden kann und jemand zuhört. Dr. Forschner- Dannecker wiederum hat schnell gespürt, dass die Patientin eine bestimmte Not in ihre Zähne projiziert. Zunächst hat sie daher Gespräche geführt, um Vertrauen zu gewinnen und Problemen auf die Spur zu kommen. Nach wenigen Monaten gebe es deutliche Fortschritte und die Behandlung ist auf einem guten Weg. Wie sie das geschafft hat, frage ich Frau Wegmann. „Frau Dr. Forschner-Dannecker hat einfach zugehört. Die Kommunikation stimmt. Sie fängt mich auf.“ Und auf meine weitere Frage welches Gefühl sie mit dem Terminzettel von ihrer Zahnärztin im Kalender verbindet antwortet sie ohne zu zögern: „Das fühlt sich gut an! Bei jedem Besuch fühle ich mich noch mehr verstanden und zuhause.“ Ausblick. Bietet die Methode von Susanne Forschner-Dannecker Hoffnung für andere Patient*innen mit einer schwierigen Vorgeschichte? Dieser Eindruck hat sich während meines Besuchs sehr verfestigt. Sie selbst kennt jedoch in Baden-Württemberg nur einen einzigen Kollegen, der mit abgeschlossener psychotherapeutischer Ausbildung ein ähnliches Profil hat. Dabei ist dieser Ansatz im Sinne eines Versorgungsangebots, das alle Menschen erreicht, sehr vielversprechend und sicherlich auch ein Zukunftsmodell für junge Kolleginnen und Kollegen. Dr. Holger Simon-Denoix ZBW 10/2020 www.zahnaerzteblatt.de

Regionen 37 Blended-Learning-Studiengang an der Universität Freiburg Master Parodontologie und Implantattherapie Wie bilde ich mich heute am besten fort? In Zeiten, in denen eine zweite Meinung vor prothetischen Arbeiten und Zahnbehandlungstourismus in Nachbarländer fast schon alltäglich sind, ist das eine Frage, die man sich als Praxisneugründer häufig stellt. Um sich von bestehenden Praxen abzuheben, ist eine Spezialisierung das beste Mittel. Das Angebot in der Zahnmedizin ist umfangreich. Aber wie bekomme ich Praxis, Familie und Weiterbildung unter einen Hut? Das war die große Frage, die mich als dreifachen Vater beschäftigte. Virtuelles Klassenzimmer. Studieren von zuhause aus. Eine Weiterbildung ist mit erheblichen Ausfallzeiten für die Praxis verbunden – und ebenso auch mit Ausfallzeiten für die Familie. An dieser Stelle bin ich auf den Blended-Learning-Studiengang „Master Parodontologie und Implantattherapie“ der Universität Freiburg aufmerksam geworden. Blended Learning heißt dort das Zauberwort – und möchte genau das ermöglichen: die Vereinbarkeit von Praxis, Familie und Weiterbildung. Möglich wird dies dadurch, dass theoretische Lehrinhalte zuhause vermittelt werden – online. Alle 14 Tage nimmt man abends vor PC, Tablet oder Handy Platz und trifft seinen Studienjahrgang im virtuellen Klassenzimmer, dem VC. Das Programm ist abwechslungsreich: An manchen dieser Termine finden Vorlesungen internationaler Referenten statt, an anderen wird ein komplexer Behandlungsfall von den Teletutoren, die alle Onlinetermine als Lehrpersonen begleiten, vorgestellt und besprochen. Des Weiteren stellt nach und nach jeder Teilnehmer einen eigenen Behandlungsfall aus seiner Praxis vor. Dabei hat man unabhängig davon, welche Art der Onlineschulung gerade stattfindet, immer die Möglichkeit, Fragen an die Referenten zu stellen. Sei es zum Thema selbst oder auch zu eigenen Behandlungsfällen, bei denen man sich unsicher ist. Foto: Adobe Stock/fizkes Als großen Vorteil empfinde ich es, dass die Referenten sowohl von der Uni als häufig auch aus der eigenen Praxis kommen – so werden nicht nur theoretische Fragen beantwortet, sondern durchaus auch solche, die die Abrechnung oder die Integration bestimmter Behandlungsschritte in den Praxisalltag betreffen. Selbstverständlich kann ein komplexer Studiengang nicht rein virtuell abgehalten werden. Daher finden zusätzlich dreimal jährlich Präsenzveranstaltungen an der Universität Freiburg statt. Diese sind hauptsächlich an Wochenenden und dauern je nach Schwerpunkt zwischen zwei und drei, einmal auch fünf Tage. Das Masterstudium beginnt mit einer dieser Präsenzveranstaltungen, in deren Rahmen man auf den virtuellen Studienteil und die Grundlagen vorbereitet wird. Daher sind grundlegende Computerkenntnisse völlig ausreichend, um problemlos in den Onlineteil einsteigen zu können. Sehr gut gefällt mir, dass der Umfang des Studiums weit über den Bereich der Parodontologie hinausgeht: So ist beispielsweise ein Baustein für Ästhetik und Funktion oder (optional) auch die Fachkunde für die digitale Volumentomografie enthalten. Während der Präsenzveranstaltungen wird umfangreiches praktisches Wissen vermittelt, das durch Übungen an tierischen und Humanpräparaten vertieft wird. Auch hier ist die geringe Gruppengröße von großem Vorteil: So bekommt man die Gelegenheit, sich von den Referenten spezielle Techniken zeigen zu lassen und ihnen bei komplizierten Behandlungsschritten genau über die Schulter zu schauen. In einer weiteren Präsenzveranstaltung wird von jedem Studierenden ein zuvor ausgewählter Patient parodontalchirurgisch versorgt. Die Referenten stehen begleitend und unterstützend zur Seite. www.zahnaerzteblatt.de ZBW 10/2020

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