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Gesund beginnt ab Mund

Ausgabe 10/2020

10 Titelthema Fotos: Jan

10 Titelthema Fotos: Jan Potente Parlamentarisches Frühstück anlässlich des Tags der Zahngesundheit Gesund beginnt ab Mund Auf eine öffentlichkeitswirksame Veranstaltung zum bundesweiten Aktionstag wurde in diesem Jahr in Baden-Württemberg coronabedingt verzichtet. Den Tag ohne eine besondere Aktion vorübergehen lassen, wollten die Verantwortlichen aus KZV und Kammer dann doch nicht und so lud das Informationszentrum Zahn- und Mundgesundheit (IZZ) die gesundheitspolitischen Sprecher der Landtagsfraktionen im Namen der Körperschaften zum parlamentarischen Frühstück in die Räumlichkeiten des IZZ, wo ein reger Austausch stattfand. „In Baden-Württemberg teilen sich drei Kinder einen kariösen Zahn“, mit diesem überraschenden Satz begrüßte Dr. Torsten Tomppert das frühmorgendliche Auditorium in den Räumlichkeiten des IZZ in Stuttgart. Als Präsident der Landeszahnärztekammer Baden-Württemberg und als Vorsitzender des Vorstands der Landesarbeitsgemeinschaft für Zahngesundheit Baden-Württemberg e. V. (LAGZ) war er doppelt befugt, diese Erfolgsgeschichte der zahnmedizinischen Prävention an seine Gäste weiterzugeben. Neben ihm an den Rednerpulten standen Dr. Ute Maier, Vorsitzende der Kassenzahnärztlichen Vereinigung, und Prof. Dr. Johannes Einwag, Leiter des Zahnmedizinischen Fortbildungszentrums Stuttgart (ZFZ). Politik im Dialog. Unter den Gästen waren die gesundheitspolitischen Sprecher beziehungsweise ihre Vertreter aus allen im Landtag vertretenen Parteien. Für Bündnis 90/Die Grünen war Petra Krebs MdL anwesend, die CDU vertrat Claudia Martin MdL, Rainer Hinderer MdL und Dr. Tanja Schatz repräsentierten die Sozialdemokraten, Jochen Haußmann MdL die FDP und Dr. Christina Baum MdL und Carola Wolle MdL (AfD) vervollständigten die Riege der Landtagsabgeordneten. Ebenfalls unter den Frühstücksgästen waren Dr. Tim Gerhäusser vom Landkreistag Baden-Württemberg, Jörg Klaski (AOK) und Carolin Scheib, Interims-Geschäftsfüh- rerin als Vertreter*innen der LAGZ, sowie der Prophylaxereferent der LZK, Dr. Bernd Krämer. Wissenschaftliche Betrachtung. „Zusammenhänge zwischen Erkrankungen der Mundhöhle und verschiedenen Allgemeinerkrankungen sind signifikant.“ Eindrücklich schilderte Prof. Einwag diese Beziehungen zwischen erkrankten Zähnen oder Zahnfleisch, die durch Ausschwemmung von Bakterien der Mundhöhle mögliche Auslöser für akute Allgemeinerkrankungen, wie beispielsweise Endokarditis oder Lungenentzündungen sein können. In seiner wissenschaftlichen Ausführung betrachtete Prof. Einwag auch das Risiko für die Entstehung oder Verschlechterung chronischer Erkrankungen wie Diabetes oder rheumatische Arthritis und akuter gesundheitlicher Probleme (z. B. Herzinfarkt, Schlaganfall) bei Vorliegen entzündlicher Veränderungen in der Mundhöhle. „Neuere Studien legen sogar einen Zusammenhang zwischen Entzündungen in der Mundhöhle und bestimmten Karzinomen nahe“, so der ZBW 10/2020 www.zahnaerzteblatt.de

Titelthema 11 Standespolitik. Wenn eine nächste Welle kommen sollte, erwartet Dr. Ute Maier eine andere Positionierung der Politik und Berücksichtigung der Zahnärzteschaft in Bezug auf Schutzausrüstung. Gesund beginnt ab Mund. Dr. Torsten Tomppert griff in seinen Ausführungen die bundesweite Offensive der BZÄK auf, die ebenfalls den besonderen Stellenwert der Mundgesundheit betont. Wissenschaft. Prof. Dr. Johannes Einwag betrachtete die Relevanz der Zahnund Mundgesundheit vom zahnmedizinisch-wissenschaftlichen Standpunkt. Experte, der damit die wissenschaftliche und gesamtgesundheitliche Relevanz der Mundgesundheit für die Allgemeingesundheit deutlich machte. Standespolitische Betrachtung. Nach den wissenschaftlichen Ausführungen nahm Dr. Ute Maier nochmals deutlich Stellung zu den coronabedingten Entwicklungen, die am Karfreitag dieses Jahres ihren Anfang nahmen und deren Auswirkungen auf die Zahnärzteschaft im Land bis heute andauern. „Denn auch wenn die Corona-Verordnung in nahezu allen Medien veröffentlicht wurde, suchte man dort vergeblich nach den Auslegungshinweisen, die deutlich gemacht hätten, dass es keinerlei Einschränkungen bei der zahnmedizinischen Behandlung gibt“, so die KZV-Vorsitzende. Deutlich kritisierte sie die ungleiche Behandlung der Zahnmediziner*innen im Vergleich zu den Ärzt*innen und Heilmittelversorger*innen, die bis heute für absolutes Unverständnis sorgt. Zudem sei es nicht nachvollziehbar, dass die Landesregierung bis heute nicht auf Schreiben von KZV und LZK Baden-Württemberg reagiert hat, die nach Hintergründen und Erklärungen für die der Zahnärzteschaft nicht zuerkannte Systemrelevanz fragten. In diesem Zusammenhang wies Dr. Ute Maier auf eine eklatante Diskrepanz hin: Einerseits wurde der Versorgungsauftrag der Zahnärzteschaft durch die Politik eingefordert, dem selbstredend vollumfänglich nachgekommen wurde, parallel dazu mussten die betroffenen Zahnärzt*innen aber auch noch ihre Kinder versorgen, die andererseits nicht von den Betreuungsangeboten der systemrelevanten Berufe berücksichtigt wurden. „Das war despektierlich und abwertend.“ Ungleiche Behandlung. Bislang hat es die Landesregierung abgelehnt, sich an den Kosten für die Schutzkleidung der Zahnärzteschaft zu beteiligen. Dies erfolgte bislang mit der Begründung, dass die Zahnmediziner*innen immer schon Masken gehabt hätten und es sich daher nicht um eine zusätzliche Anschaffung handeln würde. „Wie würden sie sich als eines von fünf Kindern fühlen, dessen vier Geschwister zu Weihnachten Geschenke bekommen, sie aber leer ausgehen“, so Dr. Tompperts Frage ins Publikum. Er forderte deshalb ein Überdenken dieser Entscheidung und bat diesbezüglich um Unterstützung der anwesenden Politiker*innen. Cornelia Schwarz Zahngesundes Frühstück. Für die anwesenden Gäste gab es eine ausgewählte und fein abgestimmte Auswahl an rein zahngesunden Speisen und Getränken. www.zahnaerzteblatt.de ZBW 10/2020

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