10_TITELTHEMA ZBW_10/2023 www.zahnaerzteblatt.de Generation Z VISIONÄRE, DIE DIE WELT VERÄNDERN Foto: Alamy Stock Foto/Jacob Lund Eine neue Generation ist erwachsen geworden, und sie bringt frischen Wind in die Gesellschaft. Die sogenannte Generation Z oder Gen Z ist die zwischen 1995 und 2009 geborene Kohorte, die jetzt die Bühne betritt und die Zukunft prägen wird. Doch wer sind sie eigentlich, und wie werden sie die Welt verändern? Die Generation Z ist mit einer ausgeprägten Technologieaffinität aufgewachsen. Smartphones, soziale Medien und das Internet sind für sie keine neuartigen Entwicklungen, sondern selbstverständliche Bestandteile ihres Alltags. Diese ständige Vernetzung und Verfügbarkeit von Informationen haben ihre Art zu denken, zu kommunizieren und zu handeln maßgeblich beeinflusst. Die Digitalisierung hat das Leben dieser Altersgruppe in vielerlei Hinsicht geprägt. Zum einen ermöglicht der Zugang zu Informationen und Bildung auf globaler Ebene eine nie dagewesene Lernfreiheit. Die Digital Natives sind neugierig und wissenshungrig. Sie nutzen das Internet, um sich in ihre Interessensgebieten zu vertiefen, online Kurse zu belegen und sich selbstständig weiterzubilden. Die Fähigkeit, sich schnell und effektiv Wissen anzueignen, ist ein zentrales Merkmal dieser Generation. Jedoch ist die digitale Welt nicht nur da, um Informationen zu sammeln. Vielmehr kann von einer Verschmelzung der physischen und digitalen Welt gesprochen werden. So werden beispielsweise Kontakte vorwiegend online geknüpft und gepflegt und auch vielen Freizeitaktivitäten geht die Generation Z zu einem Großteil in der digitalen Welt nach. Das Smartphone sowie soziale Netzwerke, WhatsApp und YouTube sind fester Bestandteil ihres alltäglichen Lebens und kaum noch wegzudenken. WERTE Ein besonderes Merkmal der Generation Z ist ein ausgeprägter Drang nach Veränderung und das Streben, selbst aktiv an dieser Transformation teilzuhaben. Das Vertrauen in Politik und Wirtschaft ist bei vielen begrenzt, da diese jungen Menschen überzeugt sind, dass politische Entscheidungsträger und Unternehmensführer nicht in der Lage sind, die komplexen Herausforderungen der heutigen Zeit zu bewältigen. Stattdessen verlassen sich viele auf ihre eigenen Fähigkeiten und sind entschlossen, einen positiven Einfluss auf die Welt auszuüben. Ein deutliches Merkmal dieser Generation ist ihre ausgeprägte Sensibilität für Umwelt- und Klimabelange. Sie nehmen aktiv an Demonstrationen
ZBW_10/2023 www.zahnaerzteblatt.de 11_TITELTHEMA teil und treten oft sogar als Organisatoren auf. Ein Beispiel hierfür ist die Fridays-for-Future-Bewegung, die unter der Führung der schwedischen Aktivistin Greta Thunberg (geboren 2003) ins Leben gerufen wurde. Anstatt die Schulbank zu drücken, gehen sie auf die Straße, um für ihre Zukunft zu kämpfen. Die Generation Z setzt sich außerdem vehement für Diversität ein. Besonders die Gleichstellung der Geschlechter und der respektvolle Umgang mit verschiedenen Ethnien stehen hier im Fokus. Bei Bewegungen wie Black Lives Matter, die gegen rassistische Gewalt protestiert, und #Metoo, die Opfern von sexueller Gewalt eine Stimme gibt, stellt die Generation Z eine tragende Säule dar. Sie ergreift auch Partei gegen soziale Ungerechtigkeit und tritt für LGBT-Rechte (lesbian, gay, bisexual and transgender) ein. Neben ihrer Präsenz bei Demonstrationen unterschreiben Angehörige der Gen Z häufig Petitionen, engagieren sich ehrenamtlich oder verfassen Posts in den sozialen Netzwerken zu Themen, die ihnen politisch wichtig sind. EHRENAMTLICHES ENGAGEMENT Laut einer Umfrage des Instituts für Management- und Wirtschaftsforschung (IMWF) nutzen 49 Prozent der Leute im Alter von 15 bis unter 30 Jahren ihre Freizeit, um sich für soziale oder politische Zwecke ehrenamtlich zu engagieren. Die meisten von ihnen stecken ihre Energie in Vereine, sei es im Bereich Sport, Kultur oder Musik – da sind immerhin 14 Prozent ehrenamtlich aktiv. Neun Prozent engagieren sich ehrenamtlich in Feuerwehren, sieben Prozent sind in Bürgerinitiativen involviert und jeweils sechs Prozent setzen sich bei Hilfsorganisationen wie Greenpeace oder Fridays for Future ehrenamtlich ein. ARBEITSWELT Auch in der Arbeitswelt zeigt die Generation Z eine neue Facette. Statt ein Leben lang an einem Arbeitsplatz zu verharren, strebt sie nach Flexibilität und Sinnhaftigkeit in ihrer beruflichen Laufbahn. Laut einer Forsastudie sind diese jungen Leute deutlich offener für neue Jobs. Mit einem Anteil von 48 Prozent in der jüngsten Altersgruppe der bereits Berufstätigen sind fast die Hälfte der 18- bis 29-Jährigen offen für einen Jobwechsel. 14 Prozent von ihnen sind sogar aktiv auf Stellensuche – mehr als doppelt so viele wie bei den anderen Generationen. Als Karriere-Vorbilder werden am häufigsten Steve Jobs, Mark Zuckerberg und Elon Musk genannt. Frauen bewundern besonders die Make-up-Unternehmerin Kylie Jenner, die bei ihnen sehr beliebt ist. Viele junge Menschen möchten ihre eigenen Projekte verwirklichen oder in Unternehmen arbeiten, die klare ethische Werte und soziale Verantwortung vertreten. Arbeit hat nicht den gleichen Stellenwert wie für vorherige Generationen. Sie steht nicht mehr an erster Stelle ihrer Prioritätenliste. Geld und Karriere haben weniger Bedeutung als die Möglichkeit, sich selbst zu verwirklichen. Die Work-Life-Balance wird von der Work-Life-Separation abgelöst. Dabei ist für viele Angehörige der Gen Z eine klare Trennung von Privatund Arbeitsleben wichtig. Sie möchten nicht, dass diese Grenze verschwimmt und sie rund um die Uhr erreichbar sind, wie es viele aus der Generation Y noch in Kauf genommen haben. Im Gegensatz zur Generation Y bevorzugt ihre Nachfolgegeneration klar definierte Arbeitszeiten. Auch in der Unternehmenskultur bringt die Generation Z neue Ansprüche mit. Sie wünschen sich flache Hierarchien, ein kreatives Arbeitsumfeld und den Freiraum, ihre Ideen einzubringen. Arbeitgeber müssen sich anpassen, um diese jungen Talente für sich zu gewinnen und langfristig zu binden. ARBEITSMARKT IM UMBRUCH Der Zukunftsforscher Tristan Horx beschreibt die Generation Z im Interview mit Focus Online als eine sehr heterogene Gruppe: „Die Generation Z ist entweder sehr ‚woke‘ (politisch wach und engagiert) oder will einen Lamborghini.“ In der öffentlichen Diskussion werde oft hauptsächlich auf die Hochqualifizierten eingegangen. „Das Selbstvertrauen hängt viel mit sozialer Herkunft oder der akademischen Qualifikation zusammen.“ Horx hebt jedoch auch hervor, dass die Generation Z, wie jede andere Generation auch, will „dass sich Leistung lohnt. Was die Bildungsstandards betrifft, ist das die höchstinformierte Generation, die es jemals gab. Die sind verdammt smart, haben das halbe Wissen des Internets aufgesogen und wollen entgegen dem Klischee nicht auf der faulen Haut liegen, sondern Leistung bringen“. In Bezug auf den Arbeitsmarkt sieht Horx aktuell einen massiven Wandel: „Die neueste Entwicklung geht dahin, dass die Arbeitnehmer vorgeben können, was sie wollen und brauchen. Es gibt aufgrund des demografischen Wandels schlichtweg zu wenige Junge, die den vielen Älteren folgen könnten. Das stärkt die Verhandlungsbasis enorm.“ Ein Beispiel für diese Entwicklung ist die britische Großbank Citi, die sich in Málaga an der andalusischen Mittelmeerküste angesiedelt hat, um für aufstrebende Analysten besonders attraktiv zu sein. Und das mit Erfolg: Auf 30 Analystenstellen bewarben sich 3.000 Personen. IDOLE UND VORBILDER Doch nicht nur in der Arbeitswelt und im gesellschaftlichen Engagement sind die Mitglieder der Generation Z Vorreiter. Sie prägen auch die Art und Weise, wie Informationen konsumiert und produziert werden. Die Generation Z ist bekannt für ihre Kreativität und Originalität auf Plattformen wie YouTube, TikTok und anderen sozialen Medien. Sie sind aktive Gestalter von Inhalten und schaffen neue Trends, die oft auch politische oder gesellschaftliche Botschaften transportieren. Ihre Stars sind YouTuber: Laut einer Umfrage des Digitalverbands Bitkom gibt jeder dritte Jugendliche im Alter von 10 bis 18 Jahren an: „Mein Lieblingsstar ist ein YouTuber.“ Videos schauen ist für Jugendliche mit Abstand die beliebteste Beschäftigung im Internet. Mit Lifestyle- Tipps, Let’s-Play-Videos und sogenannten Pranks (Streiche) haben YouTuber mitunter Millionen an Fans gewonnen. Billie Eilish ist sicherlich eine der bekanntesten Vertreterinnen. 2020 gewann sie alle vier Hauptkategorien bei den Grammy Awards. Ihre Musik enthält Elemente von Pop, Trap und Indierock, und berühmt wurde sie nicht durch Live-Auftritte, sondern durch YouTube. Eine Milliarde Mal wurde der Song „Bad Guy“ der US- Amerikanerin auf YouTube angeklickt. ZUKUNFTSGESTALTER Insgesamt zeigt sich, dass die Digital Natives deutlich andere Werte haben als die vorherigen Generationen. Sie stellen neue Ansprüche an die Arbeitswelt und drängen auf Flexibilität und Sinnhaftigkeit. Diese Generation möchte nicht bloß einen Job erledigen, sondern einen Beitrag leisten und dabei ihr Leben in Einklang halten. In einer Zeit, in der politische und ökologische Krisen das Weltgeschehen dominieren, zeigt diese Generation bemerkenswertes soziales Engagement und Aktivismus. Sie sind die Visionäre, die unsere Zukunft gestalten werden. Ihre Technologieaffinität, ihre soziale Verantwortung und ihre Kreativität versprechen eine Gesellschaft, die fortschrittlicher und gerechter ist. Doch es liegt auch in der Verantwortung der älteren Generationen, sie zu unterstützen und ihr Potenzial zu fördern. Gabriele Billischek
ZBW_10/2023 www.zahnaerzteblatt.de
ZBW_10/2023 www.zahnaerzteblatt.de
ZBW_10/2023 www.zahnaerzteblatt.de
ZBW_10/2023 www.zahnaerzteblatt.de
Laden...
Laden...
Informationszentrum Zahn- und Mundgesundheit Baden-Württemberg (IZZ)
Haus: Heßbrühlstraße 7, 70565 Stuttgart
Post: Postfach 10 24 33, 70200 Stuttgart
Telefon: 0711 222 966 0
Fax: 0711 222 966 20
presse@izzbw.de
Eine Einrichtung der Kassenzahnärztlichen
Vereinigung Baden-Württemberg
& der Landeszahnärztekammer Baden-Württemberg
© by IZZ Baden-Württemberg - Impressum - Datenschutz