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Ausgabe 5/2017

30 Fortbildung Aspekt

30 Fortbildung Aspekt Bemerkung Literatur/ Evidenz Hohe Erfolgsrate Vermeidung von Sekundärkaries Keine Kariesentfernung Keine Präparation des Zahnes Keine Lokalanästhesie Einfache/schnelle Handhabung • 90 % - 100 % in der Hall-Technik versus ca. 50 % - 80 % bei Füllungen • Vergleichbar hohe Erfolgsraten zwischen Hall-Technik (97 %) und der konventionellen Technik mit Präparation (94 %) Überkronung des gesamten Zahnes • Kein Risiko der Pulpaeröffnung • Keine/weniger Beschwerden bei der Behandlung • Reduzierte Gefahr der Reizung der Pulpa • Keine Angst vor dem „Bohrer“ • Verkürzte Behandlungsdauer • Lokalanästhesie bei Kindern ist nicht immer ganz leicht • Verkürzte Behandlungsdauer Gesamte Prozedur ist mit ein wenig Übung innerhalb weniger Minuten durchführbar Innes et al, 2007; Santamaria et al., 2014; Ludwig et al., 2014 Innes et al, 2007; Santamaria et al., 2014 Innes et al., 2007, 2009; Santamaría et al, 2014 Innes et al., 2007; Evans & Innes (Users Manual; https:// dentistry.dundee.ac.uk/ sites/dentistry. dundee.ac.uk); Santamaria et al., 2015 Innes et al., 2007; Evans & Innes (Users Manual) Abrechnung Abrechnungsfähig über BEMA & GOZ BEMA-Nr. 14 GOZ-Nr. 2250 Akzeptanz Kosteneffizienz Okklusion Bisserhöhung Der Großteil der Patienten, Eltern und Zahnärzte bevorzugt die Hall-Technik gegenüber der konventionellen Füllung Aufgrund der hohen Erfolgsrate und dem hohen Anteil an Re-Dentistry bei Füllungen im Milchgebiss ist die Hall-Technik auch für die Krankenversicherung günstiger Direkt nach der Zementierung ist die Okklusion erhöht. Dies reguliert sich bei Kindern innerhalb weniger Tage/Wochen. Evidenz. Wichtige Aspekte der Hall-Technik und ihre Evidenz (Tabelle 2). Innes et al., 2009; Innes et al., 2007; Evans & Innes (Users Manual) Innes et al., 2007; Santamaria et al., 2015 Schwendicke et al., 2015 Van der Zee & van Amerongen, 2010 nicht als derartig gravierend dargestellt hätte, wenn Kunststoffe oder Kompomere als Füllungsmaterial anstelle von Glasionomerzement verwendet worden wären. So wurde in einer weiteren klinischen Longitudinalstudie (Santamaria et al., 2014) die klinische Effektivität von drei verschiedenen Kariesbehandlungsmethoden (NRCT, Hall-Technik und Kompomerfüllungen) bei Approximalkaries an Milchmolaren verglichen. In dieser Studie lag die 2-Jahres-Erfolgsrate für die Hall- Technik bei 93 Prozent, bei Kompomerfüllungen hingegen nur bei 67 Prozent und 72 Prozent bei NRCT (Santamaria et al., 2016). Eine Praktizierung der Hall-Technik als erfolgreiche Alternative auch zur Kompomerfüllung wird somit nahegelegt. Akzeptanz. Die langfristig erfolgreiche Behandlung mehrflächiger kariöser Molaren bei Kindern stellt bekannterweise eine Herausforderung dar. Im Gegensatz zur Behandlung Erwachsener muss der Zahnarzt beispielsweise Faktoren wie die kognitive Entwicklung, Schmerzempfindlichkeit, Kooperation des Kindes und seiner Eltern, sowie die Wünsche und Erwartungen der Eltern berücksichtigen. Im Hinblick auf die Auswahl und die Durchführung zahnärztlicher Maßnahmen bei Kindern sind diese Faktoren von zentraler Bedeutung (Goumans et al., 2004; van Bochove und van Amerongen, 2006). Innes et al. (2007) berichteten, dass 77 Prozent der Kinder, 83 Prozent der Eltern und 81 Prozent der Zahnärzte die Hall-Technik im Vergleich zu konventionellen Füllungen präferierten. Ferner wurde in einer Stu- ZBW 5/2017 www.zahnaerzteblatt.de

Fortbildung 31 die von Santamaria et al. (2015) verifiziert, dass Zahnärzte bei der Applikation konventioneller Füllungen signifikant häufiger über negatives Verhalten der Kinder berichteten als bei der Anwendung der Hall-Technik (37 Prozent vs. 13 Prozent). Zudem konnte ermittelt werden, dass Zahnärzte die Hall-Technik-Versorgungen zu 77 Prozent als sehr unkompliziert einschätzten, während dies nur bei 50 Prozent der konventionellen Füllungstherapien mit Kompomer zutraf. Kosteneffizienz. In einer weiteren hochinteressanten Studie wurde die Kosteneffizienz in Bezug auf Kariestherapie-Optionen bei Kindern analysiert, wobei neben der konventionellen Füllung auch die Hall-Technik Gegenstand der Untersuchung war. Die Resultate dieser Studie zeigten, dass sich die Anwendung der Hall- Technik bei einem fünfjährigen Kind mit einem kariösen Milchmolaren ohne Pulpasymptomatik als kosteneffizienteste Therapieform erweist, wobei die jährlichen Kosten 9,77 Euro betragen, während bei einer konventionellen Füllungstherapie jährlich 13,31 Euro und bei sofortiger Pulpotomie 11,75 Euro anfallen (Schwendicke et al., 2015). Insgesamt konnte im Rahmen der vorliegenden wissenschaftlichen Literatur verifiziert werden, dass die Hall-Technik signifikant höhere Erfolgsraten aufweist als die konventionelle Füllungstherapie oder andere Kariestherapien und gleichzeitig über eine bessere Kosteneffizienz verfügt. Des Weiteren ist die Hall-Technik klinisch gut praktikabel. Insbesondere auch bei hohem Kariesrisiko, hoher Kariesaktivität, ängstlichen oder mäßig kooperativen Kindern erweist sich die Hall-Technik als sehr gute Versorgungsoption. unterscheiden können, dass es sich bei Karies um einen Prozess chronischer Demineralisation und bei der Kavitation um eine Spätfolge, also um ein Erkrankungssymptom dieses Prozesses handelt. Ferner gilt, dass der herausragende Erfolg der Hall-Technik auch darauf zu basieren scheint, dass der komplette Zahn durch die Stahlkrone bedeckt wird, also eine prophylaktische „Versiegelung“ der restlichen Zahnhartsubstanz darstellt. Im Gegensatz zur Füllungstherapie funktioniert die Hall-Technik dadurch auch bei Kindern mit hohem Kariesrisiko bzw. hoher Kariesaktivität, da das Risiko von „Sekundärkaries“ dadurch ausgeschaltet wird. Auch bei mäßig kooperativen Kindern ist diese Technik in der Regel gut durchführbar und daher bei entsprechender Indikationsstellung zu empfehlen. Das Literaturverzeichnis finden Sie unter www.zahnaerzteblatt.de. Bestellen können Sie es beim IZZ unter Tel.: 0711/222966-14, Fax: 0711/222966-21 oder E- Mail: info@zahnaerzteblatt.de. Dr. Ruth M. Santamaría S. 1 , Prof. Dr. Christian H. Splieth 1 , Dr. Marina A. Petrou 2 , Dr. Julian Schmoeckel 1 1 Abt. für Präventive Zahnmedizin und Kinderzahnheilkunde, Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald 2 Klinik für Zahnerhaltung, Parodontologie und Präventive Zahnheilkunde, RWTH Universität Aachen Fazit. Die Hall-Technik stellt eine erfolgreiche Therapieoption von kariösen Milchmolaren dar. Die wesentlichen Aspekte sind in Tabelle 2 zusammengefasst. Karies ist als chronischer Demineralisationsprozess zu verstehen. Der Zahnarzt sollte sich bewusst sein und Dr. Ruth M. Santamaría S. Oberärztin in der Abteilung für Präventive Zahnmedizin und Kinderzahnheilkunde, Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald Anzeige www.zahnaerzteblatt.de ZBW 5/2017

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