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Ausgabe 5/2017

22 Fortbildung

22 Fortbildung Karlsruher Konferenz 2017 Bessere Entscheidungen treffen Diagnose leitet sich aus dem Griechischen ab und meint Unterscheidung und Entscheidung. Im medizinischen Sinn ist eine Diagnose die Feststellung oder Bestimmung einer Krankheit. „Für uns Zahnärzte gehört die Diagnostik zum Alltagsinventar“, sagte Akademie-Direktor Prof. Winfried Walther in seiner Begrüßung zur Karlsruher Konferenz 2017. Die diesjährige Karlsruher Konferenz stellte die zahnärztliche Diagnostik auf den Prüfstand – vier Experten nahmen aktuelle diagnostische Verfahren aus ihrem Fachbereich unter die Lupe und leisteten damit wertvolle Hilfestellung, damit die zahnärztlichen Kolleginnen und Kollegen künftig bessere Entscheidungen treffen. Die Parodontitis ist eine multifaktorielle Erkrankung, sowohl genetisch bedingte als auch umweltbedingte und erworbene Faktoren verursachen die Erkrankung. Pathogene Keime vermehren sich überproportional – die parodontale Behandlung besteht darin, das ökologische Gleichgewicht wieder herzustellen. Auch bei einer parodontalen Erkrankung ist die Diagnostik der Einstieg in die Behandlung – mit weitreichenden therapeutischen Konsequenzen. Priv.-Doz. Dr. Dirk Ziebolz aus Leipzig rief in seinem Vortrag über die erweiterte parodontologische Diagnostik dazu auf „Bewährtes neu zu denken“. Bewertungsparameter. Zur bewährten parodontologischen Diagnostik gehören die bekannten klinischen Parameter wie Sondierungstiefen oder der Attachmentverlust. Ein objektiver Entzündungsparameter ist das „Bluten auf Sondieren“ (BOP). Auch der Röntgenbefund ist ein wichtiges diagnostisches Mittel, unterstrich Dr. Ziebolz, „allerdings ist die Indikation entscheidend“. Eine Alternative zum Röntgenbefund könne die optische Kohärenztomografie (OCT) sein, mit der in Leipzig gearbeitet wird, so Dr. Ziebolz weiter. Grundsätzlich sei die klinische Diagnostik unverzichtbar und „essenziell“. Entscheidend für den Behandlungserfolg ist es jedoch, „über welche klinischen Indikatoren wir den Erfolg definieren“, betonte Dr. Ziebolz in seiner abschließenden Bewertung. Aber welche diagnostischen Tests sind sinnvolle Ergänzungen? Dr. Ziebolz stellte eine Reihe von Biomarkern vor, die allerdings als alleiniges diagnostisches Mittel nicht in Frage kommen, lediglich ergänzend Sinn machen. Dem Polymorphismus-Test fehle die Evidenz, ebenso sei der klinische Nutzen fraglich beim aMMP8-Test. Die Evidenz für den Einsatz einer Vielzahl von Antibiotika sei ebenfalls schlecht, so Ziebolz, lediglich bei einer aggressiven und chronischen Parodontitis könne die Antibiotika-Gabe empfohlen werden. „Lieber in Nachsorge investieren als in Tests“, fasste Dr. Ziebolz in der abschließenden Diskussion nochmals zusammen. Endodontologie. Welchen Einfluss das DVT auf die Diagnose hat, beantwortete im Anschluss an die Aufnahme der neuen Mitglieder der Karlsruher Konferenz, Dr. Shanon Patel. Der auf Englisch gehaltene Vortrag des Londoner Experten zeigte, wie man mit dem DVT arbeitet, welche Grenzen der Diagnostik mit dem DVT gesetzt sind und bei welcher Indikation die Dr. Dirk Ziebolz. In der Parodontologie bleibt die klinische Diagnostik Standard. Dr. Shanon Patel. Das DVT verbessert Diagnostik und Behandlung in der Endodontologie. Fotos: Markus Lehr ZBW 5/2017 www.zahnaerzteblatt.de

Fortbildung 23 Dr. Anne Wolowski. Es gibt keinen Grund, als Behandler ahnungslos zu bleiben angesichts psychosomatischer Einflussfaktoren. Prof. Dr. Marc Schmitter. Die Elektromyografie ist eine in der Funktionsdiagnostik und -therapie bisher unterschätzte Methode. Verwendung eines DVT hilfreich sein kann. Anhand eindrucksvoller Fallbeispiele verdeutlichte Dr. Patel, dass insbesondere in der Endodontie sowohl in der Diagnostik als auch bei der Behandlung deutlich verbesserte Erkenntnisse durch den Einsatz eines DVTs zu gewinnen sind. gen, unterstützt durch zahlreiche einprägsame Beispiele aus ihrem Praxisalltag in Münster, ein detailliertes Vorgehen an die Hand: „Zunächst sollten wir sicher organische Ursachen ausschließen“. Im nächsten Schritt gehe es darum, psychosoziale Einflussfaktoren anhand der beschriebenen Qualität der körperlichen Beschwerden zu ermitteln. Danach gelte es Vertrauen zu schaffen, die Eigenverantwortung des Patienten zu fördern und Zielvereinbarungen mit ihnen zu schließen und die interdisziplinäre Kooperation zu suchen. „Es Ahnungslos bis vorbereitet. Ahnungslosigkeit schützt nicht vor Strafe. Das hat der Bundesgerichtshof in seiner Definition einer fehlerhaften Behandlung hervorgehoben. Bei Patienten mit psychosomatischen Einflussfaktoren kann von bewusster Ahnungslosigkeit des Behandlers gesprochen werden, wenn er versucht, „den Patienten zu überreden, wenn er alles somatisch heilen will oder wenn er mit einem flotten Spruch die beschriebenen Beschwerden der Patienten quittiert“, sagt eine Koryphäe im Bereich der psychosomatischen Medizin und der Psychologie in der Zahnheilkunde, Priv.-Doz. Dr. Anne Wolowski von der Universität Münster. Was Zahnärzte angesichts psychosomatischer Einflussfaktoren stattdessen in der Diagnostik leisten müssen, darüber informierte Dr. Wolowski das Karlsruher Auditorium. Zunächst räumte die Expertin mit einer weitverbreiteten Einschätzung auf, „diese Patienten sind keine Simulanten – sie leiden und wollen Hilfe, sie wollen uns nicht ärgern“. Dr. Wolowski gab den Kolleginnen und Kolle- Verleihung des Walther-Engel-Preises Der diesjährige Träger des Walther-Engel-Preises ist Dr. Ingwert Tschürtz M.A. aus Schwäbisch Gmünd. LZK-Präsident Dr. Torsten Tomppert überreichte dem Preisträger die Auszeichnung im Rahmen der Karlsruher Konferenz. Dr. Tschürtz ist der Akademie Karlsruhe seit langem über sein Curriculum Hypnose und seine Tätigkeit in der Supervision verbunden. In seinem Statement zeigte sich der Preisträger überrascht und dankbar in einer Reihe mit so hervorragenden Wissenschaftlern zu stehen. Die Akademie Karlsruhe bezeichnete er als „meine berufliche Heimat“ – insbesondere von Seiten Prof. Walthers sei ihm immer eine besondere fachliche Unterstützung zugekommen. Mit dem Preis ist ein Forschungsaufenthalt verbunden, über den Dr. Ingwert Tschürtz im kommenden Jahr berichten wird. www.zahnaerzteblatt.de ZBW 5/2017

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