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Ausgabe 6/2017

32 Fortbildung

32 Fortbildung Keramikveneers: minimale Präparation, maximale Wirkung (Teil 1) Indikationen und ästhetische Planung Die Erfahrung zeigt, dass immer mehr Patienten bei notwendigen Zahnbehandlungen einerseits zwar minimalinvasive Therapieformen bevorzugen, andererseits aber keine Kompromisse hinsichtlich der Ästhetik im sichtbaren Bereich eingehen wollen. Adhäsiv befestigte Keramikveneers können bei geeigneter Indikation eine Lösung hierfür sein. Sie erlauben in vielen Fällen eine substanzschonende medizinische und ästhetische Therapie von verfärbten, kariösen, frakturierten, dysplastischen oder fehlgestellten Zähnen vor allem im Frontzahnbereich. Veneers können oftmals die Präparation von Vollkronen ersetzen. Die herausragende Ästhetik, das naturidentische Aussehen und die perfekte Lichtführung der Keramikveneers werden zusätzlich durch gute Resultate aus klinischen Langzeituntersuchungen von funktioneller Seite unterstützt. Das Therapiespektrum der modernen Zahnheilkunde bietet heute vielfältige Methoden, die Funktion und Ästhetik der Zähne im Frontzahnbereich wiederherzustellen bzw. zu optimieren. Hierzu zählen, je nach Ausgangssituation, polychromatische mehrschichtige direkte Kompositrestaurationen, laborgefertigte oder industriell hergestellte Kompositveneers, Keramikveneers, Kronen (Metallkeramik, Vollkeramik) und kieferorthopädische Maßnahmen. Vollkeramische Veneers erlauben in Verbindung mit der Adhäsivtechnik in geeigneten Fällen eine substanzschonende medizinischfunktionelle und gleichzeitig ästhetische Therapie und können in vielen Situationen die Präparation von Voll- kronen an den betroffenen Zähnen ersetzen [1]. Das Haupteinsatzgebiet von Veneers liegt überwiegend im Frontzahnbereich, vor allem im Oberkiefer, sie sind aber nicht hierauf beschränkt, ihr Indikationsgebiet reicht auch in die Prämolarenregion und extendiert sich in Einzelfällen sogar bis in den Molarenbereich [2]. In vielen klinischen Situationen werden Veneers in Zusammenhang mit weiteren zahnärztlichen Behandlungsmaßnahmen, oft gleichzeitig in Kombination mit Frontzahnkronen für stärker zerstörte Zähne oder in Kombination mit direkten Kompositrestaurationen für weniger komplexe Defekte, eingesetzt (Abb. 1a bis 1c) [3, 4]. Die Abgrenzung des Einsatzbereiches von Ke- Abb. 1a Ausgangssituation. Wurzelkanalbehandelte, verfärbte, nach palatinal inklinierte mittlere Inzisivi und protrusiv stehende seitliche Schneidezähne. Der Patient wünscht eine Verbesserung der dentalen Ästhetik. Abb. 1b Rekonstruktion. Nach der Rekonstruktion sämtlicher Eckzahnspitzen mit direkten Kompositaufbauten wurden im OK die mittleren Inzisivi für Vollkeramikkronen und die lateralen Inzisivi für Veneers präpariert. Abb. 1c Abb. 2 Endsituation. Der Frontzahnbereich wurde durch die Kombination unterschiedlich invasiver Restaurationsformen hochwertig, minimalinvasiv und natürlich wirkend restauriert. Durchlichtbild. Zahn 11 ist mit einem Keramikveneer und Zahn 21 mit einer Vollkeramikkrone versorgt. Die Lichtdynamik im Zahn 11 wird durch das Veneer nicht negativ beeinträchtigt. Fotos: Prof. Manhart ZBW 6/2017 www.zahnaerzteblatt.de

Fortbildung 33 ramikveneers zu direkten Kompositrestaurationen ist gegeben durch sehr große Frontzahndefekte, anspruchsvolle Farb- und Textursituationen und durch hohe ästhetische Ansprüche der Patienten [5]. Ästhetik. Keramikveneers ermöglichen eine herausragende Ästhetik mit einer Lichtdynamik im restaurierten Zahn, die von natürlicher Zahnhartsubstanz praktisch nicht zu unterscheiden ist (Abb. 2) [6], bei gleichzeitig besonders schonendem Umgang mit gesunden Zahnhartgeweben [7]. Der Substanzabtrag für ein Veneer beträgt je nach Präparationstyp zwischen 3 Prozent und 30 Prozent der Hartsubstanz einer natürlichen Zahnkrone (bei Vollkronen bis zu 72 Prozent) (Abb. 3a bis 3c) [7]. Im Einzelfall kann bei entsprechender günstiger Stellung der betroffenen Zähne auf die Präparation komplett verzichtet werden (sogenannte „Non-Prep“- Veneers) [8]. Die dünnen Veneers haben Schichtstärken von ca. 0,3 mm bis 0,7 mm, im Einzelfall auch bis zu ca. 1 mm (Abb. 4). Die Präparation findet normalerweise überwiegend auf der labialen Zahnfläche statt. Der geringe Abtrag an Zahnhartsubstanz hat für den Patienten erhebliche Vorteile. Neben der Schonung gesunder Zahnstruktur ist das Risiko von postoperativen Problemen ebenso deutlich reduziert wie die Gefahr eines Vitalitätsverlustes infolge eines Präparationstraumas. Auch die Integrität der marginalen Gingiva und der biologischen Breite wird bei korrekter Lage und Gestaltung der zervikalen Präparationsgrenze nicht negativ beeinträchtigt [9]. Des Weiteren konnte in einer Studie zu den psychologischen Auswirkungen von ästhetisch motivierten Behandlungen mit Keramikveneers ein positiver Effekt auf das Selbstwertgefühl der betroffenen Patienten gezeigt werden [10]. Keramikveneers lieferten nach zwei Jahren intraoraler Verweildauer eine signifikant bessere Patientenzufriedenheit als direkte Kompositfüllungen [11]. Indikation und Planung. Die Indikation für Veneers kann aus ästhetischen oder medizinischen, das heißt funktionellen und zahnprotektiven Gründen gestellt werden. In vielen Fällen lässt sich bei einer primär medizinischen Behandlungsnotwendigkeit aber gleichzeitig auch eine Verbesserung der Ästhetik erzielen [12- 14]: Indikationen für Keramikveneers ● Verbesserung der Ästhetik • Abänderung einer störenden Zahnfarbe • Fluorotische Veränderungen • Große ästhetisch mangelhafte Kompositfüllungen (Abb. 5a bis 5d) • Oberflächliche Defekte und Strukturstörungen des Schmelzes • Verbesserung der Oberflächentextur bzw. -struktur ● Korrektur der Zahnform • Dysplastische Zähne • Hypoplastische Zähne • Notwendige Formänderungen aufgrund von er- Abb. 3a Insuffiziente Restaurationen. Ausgangssituation: Patient mit insuffizienten Restaurationen an beiden mittleren oberen Schneidezähnen. Abb. 3b Substanzabtrag. An Zahn 11 wurde der Zahnstumpf nach Abnahme der alten Krone nachfiniert, Zahn 21 wurde nach Entfernung der alten Kompositfüllung für ein Veneer präpariert. Der unterschiedliche Substanzabtrag ist deutlich zu erkennen. Abb. 3c Verbesserung. Endsituation: Das Veneer und die neue Zirkonoxidkrone führen zu einer deutlichen Verbesserung der Funktion und der Ästhetik. Abb. 4 Mindestschichtstärke. Keramikveneers haben im Regelfall eine Mindestschichtstärke von 0,3 mm, die meisten Veneers weisen allerdings eine Dicke von etwa 0,5 mm bis 0,7 mm auf. www.zahnaerzteblatt.de ZBW 6/2017

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