12 Titelthema Strategie für Erhalt und Stärkung der Freien Berufe Appell der AG KZVen: Gemeinsam handeln Sollen die bewährten freiberuflichen Strukturen erhalten werden, müssen die Verbände der Freien Berufe jetzt dringend zusammenarbeiten. Diesen eindringlichen Appell hat die AG KZVen an die Spitzen von KZBV und BZÄK sowie auf Länderebene an die Präsidenten der Kammern und die Vorsitzenden der Kassenzahnärztlichen Vereinigungen gerichtet. Die AG KZVen fordert nicht nur „gemeinsame Anstrengungen (…), um den Angriffen gegen bewährte Strukturen mit fundierten Argumenten zu begegnen“, sie bietet konkrete strategische Optionen für den Erhalt und die Stärkung der Freien Berufe. Eine erste Reaktion kam von der BZÄK. Im Fokus. Die Vorzüge des deutschen Systems der Freiberuflichkeit im Gesundheitswesen müssen noch stärker in den Fokus der Diskussion gerückt werden. Auf der nationalen Ebene ist es notwendig, die Interessen zu bündeln und sich auf ein abgestimmtes Vorgehen zu verständigen. Um sich innerhalb der KZVen Klarheit über jene Handlungsfelder zu verschaffen, die einer abgestimmten und gemeinsamen Aktion bedürfen, wurden unter Einschaltung externer wissenschaftlicher Expertise Handlungsempfehlungen erarbeitet, die – mit einem umfassenden Blick auf den zahnärztlichen Berufsstand und die zahnärztliche Berufsausübung – aufzeigen, wie die zahnärztliche Selbstverwaltung sachgerecht auf die europäischen Herausforderungen für die Freien Berufe, insbesondere für die Heilberufe, reagieren kann. Bollwerk. Gemeinsame Anstrengungen gegen die EU-Bestrebungen gegenüber den Freien Berufen sind erforderlich. Die Vorzüge des deutschen Systems der Freiberuflichkeit im Gesundheitswesen müssen noch stärker in den Fokus der Diskussion gerückt werden. Wie ist es um die Zukunft der Freien Berufe und besonders der Heilberufe bestellt? Die Deregulierungsbemühungen der EU- Kommission zielen auf die stringente Beseitigung vermeintlicher Wettbewerbsbeschränkungen ab, Berufsrechte sollen abgebaut werden, parallel wurden Vertragsverletzungsverfahren eingeleitet, „nicht gerechtfertigte Hindernisse im Bereich der freien Dienstleistungen“ sollen aus dem Weg geräumt werden. „Ein Weckruf“, betonen die Vorstände der in der AG KZVen zusammenarbeitenden KZVen Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz und Schleswig- Holstein. In der Sitzung der AG KZVen Anfang März und im Rahmen weiterer Gespräche befasste man sich eingehend mit der Thematik. Es wurde sehr gewürdigt, dass sich Bundesregierung und Bundesrat gegen Eingriffe in Recht und Struktur der Freien Berufe positioniert haben. Es gab aber auch keinen Zweifel daran, dass die Verbände der Freien Berufe gemeinsam aktiv werden müssen. Fotos: Shutterstock/artjazz Strategie. Mit ihrem Schreiben stellen die Vorstände der AG KZVen ihren Strategievorschlag zur Diskussion. Ausdrücklich wird betont, dass „die politische Aktion, hier insbesondere der Bundeszahnärztekammer, ihres Europa-Ausschusses, in dem die KZBV ebenso wie der Freie Verband Deutscher Zahnärzte mitwirken, aber auch die Arbeit des Brüsseler Büros der BZÄK keineswegs in Frage“ gestellt werden. Die Initiative der AG KZVen „soll vielmehr einen Beitrag zur Diskussion im gemeinsamen Interesse liefern“. In einer ersten Reaktion hat der Geschäftsführende Vorstand der Bundeszahnärztekammer auf das gemeinsame Schreiben der AG KZVen geantwortet. Man stehe „jederzeit für weitere sachdienliche Hinweise und Diskussionen zur Verfügung“ heißt es im Schlusssatz. Die AG KZVen wird sich eingehend damit befassen und darauf zurückkommen. » guido.reiter@kzvbw.de ZBW 6/2017 www.zahnaerzteblatt.de
Titelthema 13 Die Bedeutung und Besonderheiten der Freien Berufe Freiberufler leben von ihrer individuellen, hochqualifizierten Leistung und dem Vertrauen, das ihnen deshalb von der Bevölkerung entgegengebracht wird und sie sich jeden Tag aufs Neue bei ihren Kunden erwerben. Die Angehörigen der Freien Berufe sind eine bedeutende Gruppe in unserem Land. Das verdeutlichen einige Zahlen: In Deutschland gibt es derzeit rund 1,3 Millionen selbständige Freiberufler in vier Berufsgruppen: Heilberufe wie (Tier-)Ärzte, Zahnmediziner und Apotheker; rechts-, wirtschafts- und steuerberatende Freiberufler; Techniker wie beispielsweise Architekten und Ingenieure und schließlich die Angehörigen der Freien Kulturberufe. Sie alle gemeinsam beschäftigen fast drei Millionen Mitarbeiter – darunter ca. 124.000 Auszubildende. Sie erwirtschaften rund 10 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Alle Zahlen mit zunehmender Tendenz. Die Berufsausübung der Freien Berufe ist geprägt durch eine Gemeinwohlverpflichtung und die besondere Professionalität, mit der sie die Menschen in einer zunehmend komplexer werdenden Welt kompetent unterstützen sowie die Vertraulichkeit der erbrachten Leistungen. Die hochqualifizierten Freiberufler helfen, beraten und vertreten dabei fachlich unabhängig, vertraulich, persönlich und auf dem neuesten Stand der Kenntnisse ihre Kunden. Der hohe ethische Anspruch der Freiberufler und ihre strenge Selbstkontrolle garantieren gesicherte Qualität. Freie Berufe übernehmen Verantwortung und schaffen dadurch Vertrauen und sichern Wachstum. Der Freiberufler ist stets Dienstleister – jedoch mit erheblichen Besonderheiten. Derjenige, der einen Freien Beruf ergreift, sollte sich in der Regel auch dazu berufen fühlen und nicht das Gewinnstreben in den Vordergrund stellen. Er bringt persönlich, eigenverantwortlich und fachlich unabhängig, geistigideelle Leistungen im gemeinsamen Interesse seiner Patienten/Klienten und der Allgemeinheit. Auch wenn das Gewinnstreben nicht im Vordergrund stehen sollte, so gebietet die Qualität der Leistung und deren Bedeutung für den Kunden eine angemessene Entlohnung. Freiheit ist ein hohes Gut – sie ist jedoch nicht absolut. Öffentlich-rechtliche Pflichten erfordern definierte Mitgliedschaften in den Kammern. Dies entspricht dem Anspruch des Freiberuflers, der so wenig staatliche Eingriffe und Regulierung in seinem Beruf wie möglich wünscht. Die Kammern regeln deshalb die Berufsausübung in eigener Verantwortung und stellen die Berufsaufsicht, die letztlich dem Interesse aller dient, sicher. Zur Erfüllung ihrer Aufgaben sind Freiberufler auf auskömmliche Gebühren- und Honorarordnungen angewiesen. Diese dienen dem Verbraucherschutz und der Kostentransparenz. Das Modell „Freie Berufe“ ist nach meiner Auffassung auch im Hinblick auf Europa und andere Länder exportfähig. Leider ist die Chance dieses Konzeptes noch nicht überall richtig erfasst. Legt man die aktuelle politische Debatte und die steigenden Angriffe auf die Freiberuflichkeit auf europäischer Ebene zugrunde, so müssen die Freien Berufe zur Sicherung ihrer Zukunft sich selbst ihrer Bedeutung für die Gesellschaft bewusster werden und bereit sein, diese zu verteidigen. Wir alle müssen daran arbeiten, dass die Gesellschaft sich die Bedeutung der Freien Berufe für ein funktionierendes Gesamtsystem vor Augen führt. Wir müssen Vordenker für gesellschaftliche Problemlösungen sein und zur Umsetzung der Lösung beitragen. Die Freiberuflichkeit ist ein zentrales Element der Bürgergesellschaft, die es – im Interesse aller – zu erhalten gilt. Der freiheitliche Rechtsstaat und die soziale Marktwirtschaft sind ohne Freie Berufe nicht denkbar. Auf Landesebene ist der Verband gut verankert und in zahlreichen, wichtigen Gremien aktiv vertreten. Viele hochrangige Kontakte zu entscheidungserheblichen Gremien ermöglichen bereits frühzeitig auf wichtige, die Freiberufler betreffende Fragen und geplante Neuerungen Einfluss nehmen zu können. Der Kontakt zu allen im Landtag vertretenen Fraktionen wird ebenso intensiv gepflegt wie zu wichtigen Ministerien. So konnten bereits im laufenden Jahr Gespräche mit dem Ministerpräsidenten, der Wirtschaftsministerin und mit der Finanzministerin des Landes geführt werden. Mit dem Justizminister ist ein Termin bereits vorbesprochen. Als Vertreter der Interessen der Freien Berufe sieht der LFB als Verband ebenso wie der Bundesverband BFB seine Rolle darin, für seine Mitglieder als Vermittler, Türöffner und Unterstützer durch die Solidarität aller Freien Berufsgruppen, zu fungieren. Wir werden weiter gemeinsam – wo immer es nötig ist – Überzeugungsarbeit leisten, damit die Freien Berufe in ihrer Gesamtheit als die wichtige und für eine funktionierende Gesellschaft unverzichtbare Berufsgruppe wahrgenommen wird, die sie auch ist. Dr. Björn Demuth Präsident des LFB Vizepräsident des BFB Rechtsanwalt/Steuerberater www.zahnaerzteblatt.de ZBW 6/2017
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