32 Kommunikation fernekrosen unterschätzt?“ Dieses immer häufiger anzutreffende Krankheitsbild sei eine zunehmende Einschränkung der Therapien beim Zahnarzt. Das liege daran, dass Antiresorptiva – Medikamente in der heutigen Krebstherapie und der Therapie der Osteoporose – Bisphosphonate enthalten, die ursprünglich aus der Waschmittelindustrie stammen. Sie hemmen den Ab- und Umbau von Knochen und werden vor allem in der Orthopädie und in der Onkologie eingesetzt. Etwa 200 Publikationen zu dem Thema erwähnen das Medikament in Zusammenhang mit Fistelbildung, Eiterungen und Nekrosen am Kiefer. Allerdings seien nicht alle Antiresorptiva über einen Kamm zu scheren. In diesem Bereich könne sich deshalb noch vieles ändern. Die Mittagspause nutzten die Teilnehmer zum Austausch untereinander, ehe der zweite Teil der Veranstaltung begann, in dem Prof. Dr. Diana Wolff zum Thema „Kariestherapie von morgen – mehr als nur Bohren?“ referierte. Prof. Wolff war bis Ende August 2017 als stellvertretende Ärztliche Direktorin und Leitende Oberärztin an der Poliklinik für Zahnerhaltungskunde und Klinik für Mund-, Zahn- und Kieferkrankheiten an der Uni Heidelberg tätig. Im September ist sie nach Tübingen gewechselt, um dort als Ärztliche Direktorin der Poliklinik für Zahnerhaltung am Universitätsklinikum Tübingen Prof. Dr. Claus Löst abzulösen. Beim Presseforum besuchte sie somit vorab ihre jetzige Wirkungsstätte. „Karies ist nach wie vor ein weltweites Gesundheitsproblem in allen Altersklassen. Heute wissen wir, dass das „Loch im Zahn“ – landläufig als Karies bezeichnet – jedoch nicht die eigentliche Krankheit darstellt, sondern nur als Symptom eine Dysbalance im oralen Biofilm abbildet“, erklärte Prof. Wolff. Durch den flächendeckenden Einsatz von Fluoriden in Kombination mit Mundhygienemaßnahmen wurde in den vergangenen Jahrzehnten ein Rückgang der Kariesprävalenz zumindest in den industrialisierten Ländern herbeigeführt. Eine Ausrottung der Karies ist allerdings nicht in Sicht. Dennoch ging Prof. Wolff auf die Kariestherapien der Zukunft ein. Sie hatte kurz vor dem Presseforum am Karies-Kongress in Oslo teilgenommen. Vielver- Dank zum Schluss. In ihrer Funktion als stellvertretende Vorsitzende des IZZ-Verwaltungsrats bedankte sich Dr. Ute Maier in ihrer Schlussrede sowohl bei den Organisatoren als auch bei den Teilnehmern des IZZ-presseforums. Zukunft der Kariestherapie. Prof. Dr. Diana Wolff gab mit ihrem Vortrag starke Impulse für die spätere Berichterstattung vor allem in den Tageszeitungen. Zahnverletzungen im Alltag. Prof. Dr. Claus Löst hatte das Ziel, die Öffentlichkeit für das Thema Zahnverletzungen zu sensibilisieren. Patientenberatung im Detail. Dr. Konrad Bühler erläuterte den Erfolg der Zahnmedizinischen Patientenberatung anhand des aktuellen Qualitätsreports. ZBW 10/2017 www.zahnaerzteblatt.de
Kommunikation 33 sprechend sei der Ansatz, das Kommunikationsprotein CSP mit antimikrobiellen Peptiden auszustatten, also als Trojanisches Pferd zu nutzen. In den Biofilm eingebracht, könnte diese Wirkstoffgruppe (Stamps) selektiv Streptococcus mutans abtöten. Der Biofilm bliebe dabei erhalten. Erste Labortests zeigten, dass die Stamps in nur einer halben Minute die Karieserreger aus einer Mischung mehrerer hundert Bakterien eliminieren konnten. Möglicherweise könnte diese Therapie in Zukunft über einen Tooth-Strip erfolgen. Ein weiterer Ansatz ist eine Impfung gegen Karies. Er stammt aus Asien, ist aber noch in der Entwicklung, ebenso wie die Methode mit den Stamps. Information und Kommunikation. Die Journalistinnen Regine Warth (Stuttgarter Nachrichten), Iris Humpenöder (Südwest Presse), Dr. Annette Brecht-Fischer und Birgit Malchow (Berliner Pressebüro) nutzten das IZZ-presseforum auch zum fachlichen Austausch und zur Kontaktpflege. Zahnverletzungen im Alltag. Praktische Tipps gab es in den Vorträgen von Prof. Dr. Claus Löst, bis Ende August 2017 Ärztlicher Direktor der Poliklinik für Zahnerhaltung am Universitätsklinikum Tübingen sowie seinen Mitarbeitern OA Dr. Daniel Klein und Dr. Sophie Maier-Schell, die über „Häufige Zahnverletzungen im Alltag – was tun?“ berichteten. Etwa jedes vierte Schulkind sowie jeder dritte Erwachsene erleiden einen Unfall mit Zahnbeteiligung. Der Erhaltung Organisation und Moderation. Der Leiter des IZZ, Johannes Clausen, moderierte und war für den reibungslosen Ablauf der Veranstaltung verantwortlich. betroffener Zähne waren bis in die 1980er-Jahre enge Grenzen gesetzt. Der medizinische Fortschritt, in die Zahnmedizin neu eingeführte Materialien und Techniken sowie konsequent angelegte klinische Studien erlaubten die Konzipierung von auf den jeweiligen Verletzungstyp abgestimmten, oft schon standardisierten Therapieverfahren mit erheblich verbesserten Aussichten auf Zahnerhaltung bzw. auf Minimierung unfallbedingter Folgen. Ziel der Präsentation zu diesem Weitere Gäste. Dr. Norbert Struß, stv. Präsident der Landeszahnärztekammer, im Gespräch mit Jette Krämer von der Bundeszahnärztekammer. Thema beim Presseforum war es zum einen, über das Presseforum der Öffentlichkeit eine noch wenig bekannte zahnmedizinische Disziplin mit ihrer großen Variabilität von Verletzungsmustern, einer manchmal sehr komplexen Diagnostik und Entscheidungsfindung sowie die aktuellen, auf möglichst langfristige Zahnerhaltung ausgelegten Therapieverfahren näherzubringen. Zum anderen wollten Prof. Löst, Dr. Klein und Dr. Maier-Schell mit dieser Aufklärung wichtige Hinweise und Empfehlungen transportieren, mit deren Beachtung aktuell Verunfallte selbst bzw. Begleiter oder Rettungskräfte zu einer möglichst umgehenden und erfolgreichen Primärtherapie und einer optimierten Gesamtprognose beitragen können. Qualitätsreport. Der standespolitische Teil des diesjährigen Presseforums hatte die Zahnmedizinische Patientenberatung im Fokus. Dr. Konrad Bühler, Vorsitzender des Verwaltungsrats der Zahnmedizinischen Patientenberatungsstelle Baden-Württemberg, brachte den druckfrischen ersten Qualitätsreport der Zahnärzteschaft Baden-Württemberg mit, der Ergebnisse und Erfahrungen aus 25 Jahren Zahnmedizinischer Patientenberatung in www.zahnaerzteblatt.de ZBW 10/2017
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