34_FORTBILDUNG ZBW_2-3/2024 www.zahnaerzteblatt.de Prof. Dr. Fabian Cieplik ist neuer Leiter der Klinik für Zahnerhaltung in Freiburg ZUKUNFTSWEISENDE WEICHENSTELLUNG Prof. Dr. Fabian Cieplik, geboren 1989, schloss sein Zahnheilkunde-Studium an der Universität Regensburg 2013 ab und promovierte 2014. Seit 2019 ist er Vorstandsmitglied der Arbeitsgemeinschaft für Grundlagenforschung (AfG) in der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (DGZMK). Im gleichen Jahr habilitierte er sich, erhielt die Lehrbefugnis und wurde Oberarzt an der Poliklinik für Zahnerhaltung und Parodontologie am Universitätsklinikum Regensburg. Seine Forschung konzentriert sich auf Biofilm, antimikrobielle Verfahren, Resistenzen sowie klinische Parodontologie und Zahnerhaltung. Das Interview mit seinem Vorgänger, Prof. Dr. Elmar Hellwig, gibt Einblicke in Ciepliks bemerkenswerte Karriere und seine Zukunftsvisionen als neuer Ärztlicher Direktor der Klinik für Zahnerhaltung und Parodontologie in Freiburg. Prof. Dr. Elmar Hellwig: Lieber Fabian, der glückliche Umstand, dass es quasi einen gleitenden Übergang bei der Staffelübergabe im Bereich der ärztlichen Direktion in der Klinik für Zahnerhaltungsgrund und Parodontologie in Freiburg gibt, ermöglicht, dass ich dich in einem kurzen Interview den Kolleg*innen vorstellen darf. Und deshalb komme ich auch gleich zur ersten Frage. Warum hast du eigentlich nach dem Studium eine universitäre Karriere angestrebt und dich nicht für eine Niederlassung in der Praxis entschieden? Prof. Dr. Fabian Cieplik: Ursprünglich plante ich, mich möglichst früh nach Ende des Studiums niederzulassen. Mein Fokus lag klar auf der Praxis. Dies änderte sich erst, als ich im sechsten, siebten Semester mit meiner Doktorarbeit begonnen habe. Hier merkte ich sehr schnell, dass mir das wissenschaftliche Arbeiten große Freude bereitet. Ich dachte mir, warum nicht ein oder zwei Jahre in der Klinik ausprobieren? So kam eins zum anderen, und jetzt sitze ich hier. Du hattest parallel einen Ruf an einen anderen Standort. Was waren die Beweggründe, sich für Freiburg zu entscheiden? Die Entscheidung zwischen zwei herausragenden Standorten zu treffen, war eine erfreuliche Situation. Ich möchte betonen, dass es keine Entscheidung gegen Tübingen war, sondern eine bewusste Wahl für Freiburg. Weil, und das kann man, glaube ich, auch in dem Zusammenhang offen sagen, die Freiburger Zahnklinik durch dich sehr, sehr renommiert ist. Sie bietet nicht nur eine beeindruckende Reputation, sondern stellt auch große und spannende Fußstapfen dar, in die ich treten darf. Zudem passt die wissenschaftliche Ausrichtung hervorragend zu meinen Interessen. Du bist sehr jung berufen worden. Das bedeutet, dass du zielgerichtet und fleißig gearbeitet hast. Und jetzt fragt man sich natürlich, gibt es neben der Arbeit, überhaupt noch Dinge, die dich beschäftigen? Also ich bin sehr gesellig und unternehme gerne etwas mit Freunden, beispielsweise zusammen essen gehen. Ich mag Reisen, bin kunstinteressiert, lese gerne und meine Freundin beschäftigt mich (lacht). Also es gibt durchaus einiges, was mich neben der Arbeit erfüllt. Das glaube ich und das ist auch wichtig. Das kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen. Du hast bestimmt Pläne im Bereich Forschung, Lehre und Krankenversorgung? Hast du hier Visionen? Im Hinblick auf die Forschung besteht zweifellos das Ziel, die orale Mikrobiologie am Standort weiter zu stärken und auch um immunologische Fragestellungen auszubauen. Unser Bestreben ist es, das bereits bestehende sehr solide Fundament in diesem Bereich nicht nur aufrechtzuerhalten, sondern Fotos: Cornelia Schwarz/IZZ Prof. Dr. Fabian Cieplik. „Im Moment merke ich bereits im Kleinen, dass es sehr erfüllend ist, die Entwicklung von Menschen zu begleiten.“ weiter auszubauen. Neben der Stärkung der oralen Mikrobiologie liegt mir auch die klinische Forschung besonders am Herzen. Das betrifft alle Bereiche, sei es Parodontologie, restaurative Zahnerhaltungskunde oder Präventiv-Zahnmedizin. In Bezug auf die Patientenversorgung ist es mir wichtig, alle diese Bereiche gleichermaßen zu berücksichtigen. Mein persönlicher Schwerpunkt liegt dabei primär auf Parodontologie sowie restaurativer und Präventiv-Zahnmedi-
ZBW_2-3/2024 www.zahnaerzteblatt.de 35_FORTBILDUNG Prof. Dr. Elmar Hellwig. „[Ich] möchte [...] sagen, dass ich mich, nachdem ich dich jetzt noch ein bisschen besser kennengelernt habe, wirklich darüber freue, dass du mein Nachfolger bist.“ zin. In der Klinik ist es mir ein Anliegen, sicherzustellen, dass alle Fachgebiete gleichwertig vertreten sind. Was die Lehre betrifft, stehen wir vor der großen Herausforderung der Implementierung der neuen Approbationsordnung für Zahnärztinnen und Zahnärzte. Hier wird sicherlich eine umfassende Umstrukturierung erforderlich sein. Dennoch sehe ich dies nicht nur als Herausforderung, sondern auch als Chance. Veränderungen bieten immer neue Möglichkeiten, und ich bin zuversichtlich, dass wir hier im Haus, in enger Zusammenarbeit mit den anderen Kliniken, gut zusammenarbeiten können, um die Lehre auf eine solide Basis zu stellen. Mit deiner vorherigen Antwort hast du bereits einen Einblick in die speziellen Herausforderungen des neuen Tätigkeitsfelds gegeben. Gibt es noch weitere Aspekte, die du zu diesem Thema teilen möchtest? Oder vielleicht persönliche Visionen, die du für dieses neue Kapitel in deiner Tätigkeit hast? Im Moment merke ich bereits im Kleinen, dass es sehr erfüllend ist, die Entwicklung von Menschen zu begleiten. In diesem Bereich hast du sicherlich viel mehr zu sagen. Ich finde es schön, dazu beizutragen, Menschen zu fördern und wachsen zu sehen. Du hast ja bereits beeindruckende Arbeit geleistet, wenn ich richtig informiert bin, mit insgesamt zehn Lehrstühlen, oder? Könnte sein. (lacht) Aber sag, warum wolltest du genau diesen Job? Wie gesagt, war mein ursprünglicher Plan, möglichst schnell in einer Praxis zu arbeiten. Doch dann hat sich die Situation rasch verändert. Das Wissenschaftliche hat mir sehr viel Freude bereitet, ebenso wie die praktische Arbeit mit Patient*innen. Der Kontakt mit Studierenden hat das Ganze noch bereichert. Somit wurde für mich klar, dass die ideale Kombination für mich in diesen drei Bereichen liegt: die Vielfalt, die Abwechslung und die Herausforderung, eine Klinik zu leiten. Das hat letztendlich dazu geführt, dass mein Ziel gereift ist: die Leitung einer Klinik und die Möglichkeit, als Lehrstuhlinhaber tätig zu sein. Was meinst du, welche zahnerhaltenden zahnmedizinischen Maßnahmen werden zukünftig im Fokus stehen? Ich denke, es gibt zwei wichtige Schwerpunkte. Einerseits sind wir erfreulicherweise in der Lage, durch Präventionsmaßnahmen dazu beizutragen, dass Patient*innen ihre Zähne bis ins hohe Alter behalten können. Auf der anderen Seite ergeben sich daraus jedoch neue Herausforderungen: Zum einen besteht das Problem, dass bei langem Verbleib eines Zahns in der Mundhöhle das Risiko für Parodontitis entsprechend erhöht ist. Die Parodontologie wird also ein großes und wichtiges Feld sein. Zum anderen wird die Alterszahnmedizin sicherlich einen bedeutenden Platz einnehmen, und das nicht nur aus restaurativer Sicht, sondern auch im Hinblick auf die Prävention bei älteren Patient*innen und Senior*innen. Das sind sicherlich zwei Hauptaufgabengebiete neben den anderen, wie zum Beispiel der Kinderzahnmedizin. Hier gibt es nach wie vor Gruppen, die eine immens hohe Karieslast tragen. Auch in der restaurativen Zahnerhaltung gibt es einige Neuerungen, insbesondere im Bereich der Digitalisierung und künstlichen Intelligenz. Letzteres wird sicherlich ein Thema sein, von dem wir in der Diagnostik oder der Behandlungsplanung erheblich profitieren können. Insgesamt denke ich, dass sich in diesen Bereichen viel entwickeln wird. Eine ganz andere Frage: Die Kammer hatte bisher immer engen Kontakt zu den Universitätszahnkliniken. Durch mich, aber auch durch andere, die im Haus arbeiten. Kannst du dir vorstellen, diesen Kontakt weiter zu pflegen, möglicherweise sogar zu intensivieren? Also ich glaube, dass für eine Universität der Kontakt zu den niedergelassenen Kolleg*innen ganz entscheidend ist. Und dementsprechend auch der Kontakt zur Landes- und Bezirkszahnärztekammer. Und ich freue mich, eine Stelle übernehmen zu dürfen, wo bereits ein Kontakt besteht, den ich auch sehr gerne weiter intensivieren möchte. Welche Musik wird zukünftig in deinem Büro laufen? Das ist eine ganz schöne Frage. Bislang habe ich mir mit einem Oberarztkollegen – PD Dr. Konstantin Scholz, der auch im März nach Freiburg wechseln wird – in Regensburg ein Büro geteilt, in dem immer Musik lief. Und ich habe schon spaßeshalber gefragt: „Kann ich hier eigentlich laut Musik hören? Kommt das komisch?“ Umso mehr schätze ich diese Frage. Tatsächlich ist das sehr stimmungsabhängig. Wenn ich mich aufs Schreiben konzentrieren möchte, höre ich am liebsten „Klassiker“ wie Elton John oder Queen. Das funktioniert für mich am besten. Aber im Allgemeinen variiert es stark – mal eher rockig, vielleicht auch mal Metallica. Das reicht von A bis Z. Was kannst du nur mit Humor ertragen, mit einem gewissen Lächeln auf den Lippen? Zu lange Besprechungen mit zu wenig Inhalt und zu wenig Entscheidungen. Zum Abschluss möchte ich gerne die Interviewführung übernehmen und mich unbedingt noch bei dir dafür bedanken, dass du den „Übergang“, den du am Anfang bereits angesprochen hast, mehr als angenehm für mich gestaltet hast. Das ist alles andere als selbstverständlich und dafür bin ich sehr dankbar. Du wirst hier natürlich immer herzlich willkommen sein. Im Gegenzug möchte ich sagen, dass ich mich, nachdem ich dich jetzt noch ein bisschen besser kennengelernt habe, wirklich darüber freue, dass du mein Nachfolger bist. Das sage ich ganz klar und offen, auch für mein Team. Ich freue mich, dass du das bist, wünsche dir wirklich wahnsinnig viel Erfolg, viel Freude. Das Gespräch begleitete Cornelia Schwarz
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