32_FORTBILDUNG ZBW_2-3/2024 www.zahnaerzteblatt.de 18. Herbstsymposium 2023 im FFZ Freiburg SPANNENDE VORTRÄGE UND EIN VOLL BESETZTES FFZ Mit knapp 100 angemeldeten Kolleginnen und Kollegen war das Herbstsymposium 2023 im FFZ (Fortbildungsforum Zahnärzte) Freiburg erneut sehr gut besucht. Prof. Dr. Elmar Hellwig stellte vier Vorträge aus verschiedenen Bereichen der Zahnmedizin vor und leitete auch die Diskussion. Erfolg. Das Herbstsymposium 2023 im Fortbildungsform Zahnärzte Freiburg war mit fast 100 Teilnehmenden gut besucht. Im ersten Vortrag ging Dr. Priska Fischer, Leiterin des Bereichs Kinderzahnheilkunde der Universitätszahnklinik Freiburg, auf aktuelle Aspekte der restaurativen Therapie im Milchgebiss ein. KINDERZAHNHEILKINDE Sie stellte zunächst die unterschiedlichen Formen der Milchzahndefekte vor und erklärte, warum es wichtig ist, auch Milchzähne mit restaurativen Maßnahmen zu erhalten. Dabei hänge der Erfolg einer restaurativen Therapie von den Defekteigenschaften, von der Materialauswahl und den Patientinnen und Patienten (z. B. Alter, Compliance usw.) ab. Dr. Fischer stellte zunächst die Füllungstherapie mit plastischen Restaurationsmaterialien vor und empfahl die Verwendung von selbstätzenden Universaladhäsiven in Verbindung mit einem Bulk-Fill-Komposit. Sie ging in diesem Zusammenhang auf verschiedene Matrizentechniken, insbesondere auf halterlose Systeme wie z. B. die Kupferbandmatrize ein. Sollte ein Zahndefekt so groß sein, dass er mit einer direkten Restauration nicht mehr zu behandeln ist, so kann man Stahlkronen im Seitenzahnbereich bzw. Kunststoffstrip-Kronen im Frontzahnbereich einsetzen. Große kariöse Defekte bei unkooperativen Kindern können mit der Hall-Technik versorgt werden. Dabei wird eine Stahlkrone direkt auf den Zahn gesetzt, ohne dass exkaviert wird. Dr. Fischer präsentierte einen sehr praxisrelevanten Vortrag mit guten Alltagstipps für die alltägliche Kinderbehandlung in der Praxis. ZAHNERHALTUNG Im zweiten Vortrag beschäftigte sich Prof. Dr. Anne-Katrin Lührs aus der Universitätszahnklinik Hannover mit dem Thema „Lösung für scheinbar unlösbare Probleme in der Zahnerhaltung“. Ihre zentrale Frage war dabei „Darf man das?“. Dabei ging es inhaltlich hauptsächlich um große Zahndefekte, die approximal weit in den zervikalen Bereich der Zähne reichen und bei denen eine Kontaminationskontrolle erschwert ist. Darf man hier auf Kofferdam verzichten? Ja, wenn es gelingt, mit anderen Maßnahmen eine Kontamination der Kavität zu verhindern, war ihre Antwort. Anhand von eindrucksvollen, klinischen Fällen stellte Prof. Lührs dar, wie es mit dem Einsatz von speziellen, individualisierten Matrizentechniken und Teflonband gelingen kann, auch eine subgingival liegende Kavität trocken zu halten und suffiziente, direkte Restaurationen mit
ZBW_2-3/2024 www.zahnaerzteblatt.de 33_FORTBILDUNG Herbstsymposium. Prof. Dr. Hellwig eröffnete die Veranstaltung. Komposit zu legen. Sie wies in diesem Zusammenhang darauf hin, wie wichtig anschließend eine Röntgenkontrolle ist, um sicherzustellen, dass die Restauration im zervikalen Bereich dicht und nicht über- bzw. unterkonturiert ist. Aber auch bei indirekten Restaurationstechniken gelingt es häufig nicht, den approximal-subgingivalen Rand bei tiefen Kavitäten adäquat abzuformen. Hier hilft die Box-Elevation, bei der zunächst der subgingivale Bereich dicht mit Komposit gefüllt wird und bei der während der anschließenden Präparation eine Stufe bzw. Hohlkehle im Komposit angelegt wird. Auch hier zeigte Prof. Dr. Lührs in sehr gut dokumentierten klinischen Fällen, wie das gelingen kann und verwies auf entsprechende Studien, die den klinischen Erfolg belegen. Zum Schluss zeigte sie noch, wie sich Zahnfragmente nach einem Trauma sicher wieder befestigen lassen bzw. wie man den entstandenen Defekt mit Komposit restaurieren kann. Der launige Vortrag verdeutlichte eindrucksvoll, dass sich die Arbeit an einer Universitätszahnklinik und erfolgreiche praktische zahnmedizinische Tätigkeit nicht ausschließen. Nach der Mittagspause musste sich die Technik des FFZ zunächst einer Herausforderung stellen. Da der nächste Vortragende aus persönlichen Gründen kurzfristig nicht anreisen konnte, die Präsentation aber auch nicht abgesagt werden sollte, musste sie live übertragen werden, was trotz der Kürze der Vorbereitungszeit unproblematisch gelang. PROTHETIK Das Thema des Vortrages lautete „Moderne prothetische Konzepte ohne Implantat“ und wurde von Dr. Taskin Tuna, Oberarzt in der Klinik für Zahnärztliche Prothetik, Universitätszahnklinik Aachen, präsentiert. Natürlich denkt man heute bei der Versorgung von Zahnlücken sehr häufig an die Insertion von Implantaten. Dr. Tuna stellte in seiner Präsentation alternative Therapiekonzepte vor und ging dabei auf die jeweilige Indikation, die Vor- und Nachteile, das Behandlungsprozedere sowie auf die klinische Langzeitbewährung ein. So zeigte er anhand von klinischen Fällen, dass Adhäsivbrücken im Front- und Seitenzahnbereich bei richtiger Indikationsstellung ihre Bewährungsprobe bestanden haben und als vollwertige Versorgung von Zahnlücken in Betracht gezogen werden können. Es ist zudem mit unterschiedlichen Extrusionsmethoden möglich, tief frakturierte Zähne für die Aufnahme von Endokronen vorzubereiten und so eine Extraktion mit anschließender Implantatversorgung zu umgehen. Letztlich lässt sich auch mit der Insertion von Adhäsivattachments herausnehmbarer Zahnersatz sicher verankern und man umgeht auch in diesen Fällen eine Implantatinsertion. Auch Dr. Tuna präsentierte in seinem sehr klinisch orientierten Vortrag Planungskonzepte, die eine prothetische Versorgung ohne Implantate ermöglichen. 3-D-DRUCK Im zweiten Nachmittagsvortrag ging es um einen innovativen Bereich der Fotos: KZV BW/Jürgen Schätzle prothetischen Zahnmedizin. Dr. Felix Burkhardt, Klinik für Zahnärztliche Prothetik der Universitätszahnklinik Freiburg, referierte über Möglichkeiten und Grenzen des 3-D- Drucks in der Zahnmedizin. Zunächst einmal kategorisierte er die unterschiedlichen Druckverfahren und fokussierte anschließend in erster Linie auf das additive Prozedere. Er zeigte anhand klinischer Fälle, dass heute (Situations-)Modelle, Schienen, Bohrschablonen und auch provisorischer Zahnersatz problemlos mit entsprechenden 3-D-Druckverfahren hergestellt werden können. Hier beschrieb er allerdings auch, dass es als Limitation anzusehen ist, dass man Zahnersatz nicht auf gedruckten Modellen konventionell herstellen sollte. Er warnte zudem davor, während der Fertigung einen Wechsel zwischen digitalen und analogen Herstellungsprozessen vorzunehmen. Bei der prothetischen Versorgung auf Implantaten unter Berücksichtigung digitaler Planungsverfahren bedeutet der 3-D-Druck von Bohrschablonen, z. B. mit Führungshilfen, eine erhebliche Erleichterung und Zeitersparnis in der Prozesskette. Dr. Burkhardt konnte zeigen, dass es heute auch möglich ist, Totalprothesen in 3-D-Druck additiv zu fertigen. Gerade für Bewohnerinnen und Bewohner von Pflegeheimen könnte sich damit eine gute Versorgungsmöglichkeit anbieten. Er ging auch noch auf die Probleme und Grenzen dieser relativ neuen Fertigungsmöglichkeiten ein, insbesondere auf die Frage der möglichen Materialunverträglichkeit. Dass Dr. Burkhardt in diesem Bereich bereits jetzt als Fachmann gilt, kann man auch daran erkennen, dass er für seine Forschungen ein Stipendium der Berta- Ottenstein-Stiftung der Medizinischen Fakultät der Universität Freiburg erhielt. Eine Auszeichnung, die häufig nur Forschern aus der Humanmedizin verliehen wird. Das diesjährige Herbstsymposium war wieder durch die Auswahl der Themen sehr interessant und praxisrelevant. Die Technik und die Organisation funktionierten reibungslos. Die Fortbildungsreihe soll fortgesetzt werden und wir freuen uns bereits auf zahlreiche Besucherinnen und Besucher im nächsten Jahr. Der Termin wird rechtzeitig bekanntgegeben. Prof. Dr. Elmar Hellwig
Laden...
Laden...
Informationszentrum Zahn- und Mundgesundheit Baden-Württemberg (IZZ)
Haus: Heßbrühlstraße 7, 70565 Stuttgart
Post: Postfach 10 24 33, 70200 Stuttgart
Telefon: 0711 222 966 0
Fax: 0711 222 966 20
presse@izzbw.de
Eine Einrichtung der Kassenzahnärztlichen
Vereinigung Baden-Württemberg
& der Landeszahnärztekammer Baden-Württemberg
© by IZZ Baden-Württemberg - Impressum - Datenschutz