44_FORTBILDUNG ZBW_5-6/2022 www.zahnaerzteblatt.de Karlsruher Tag der ZFA WIE KANN EINE NACHHALTIGE PRAXISFÜHRUNG GELINGEN? „Stimmt, unsere Generation kannte keinen Umweltschutz“, sagt die alte Dame im Film als sie von der jungen Kassiererin ermahnt wurde, weil sie ihre Einkaufstasche zu Hause vergessen hat und nach einer Plastiktüte für ihre Einkäufe fragte. „Unsere Generation kannte keinen Umweltschutz, war auch nicht nötig, wir benutzen Einkaufsnetze und wenn wir sie vergaßen, wurde alles in braune Papiertüten gepackt, die zu Hause wiederverwendet wurden, z. B. zum Einbinden der Schulbücher …. Es folgen viele weitere Beispiele im Film, die sehr eindrucksvoll dokumentieren, mit wieviel Überheblichkeit einige junge Menschen heute die ältere Generation anklagen und mehr Verantwortung für Klima- und Umweltschutz einfordern. Foto: Akademie Karlsruhe/M. Lehr Mach mit. Gemeinsam zeigten Matthias Thoni und Dr. Robert Heiden Gymnastikübungen für Schulter und Arme. Dr. Robert Heiden, Vorsitzender der BZK Karlsruhe, wählte mit diesem Film den passenden Einstieg, um in das Fachprogramm des Karlsruher Tages der ZFA zum Thema Nachhaltigkeit einzusteigen. „Wir denken in unserem Beruf täglich nachhaltig“, ist sich Dr. Heiden sicher, „denn wir haben nur einmal die Ressource Zähne“. Wie und mit welchen Methoden auf Dauer Ressourcen in der Zahnarztpraxis eingespart werden können, zeigten die Referentinnen und Referenten im Laufe des Vormittags. FEHLER VERMEIDEN Ein zentraler Punkt, um mehr Nachhaltigkeit zu erreichen, ist die Vermeidung von Fehlern. ZMP Veronica Leo und ZMF Badegül Top dokumentierten, wie dies bei der Herstellung von Provisorien und Abformungen gelingen kann. Randgestaltung, Approximalkontaktpunkt, Papillenfreiheit, Abstützung der Antagonisten, statische und dynamische Okklusion – bei der Herstellung von Provisorien können viele Fehler passieren, die zu großen Problemen beim Patienten führen, zum Beispiel, wenn Zunge und Schleimhaut verletzt werden, die Gingiva sich entzündet oder gar das ganze Provisorium bricht. Schlimmstenfalls muss die Arbeit wiederholt werden, der Patient muss erneut in die Praxis kommen, dadurch werden Ressourcen verschwendet, Material ebenso wie Emissionen aufgrund der Mobilität, aber auch Zeit und Geld. Bei Abformungen entstehen viele Fehler durch die Lagerung, betonte Veronica Leo: „Entweder das Material löst sich vom Abformlöffel, es bilden sich Blasen oder die Abformung passt nicht.“ Auch bei den Abformungen führen die Fehler dazu, dass Material verschwendet wird und der Patient erneut in die Praxis kommen muss. Kendra Bernhard ist Fachwirtin im Gesundheits- und Sozialwesen und Umweltbeauftragte der Akademie Karlsruhe. Sie hatte die Ausführungen ihrer Kolleginnen zuvor in einen größeren QM-Rahmen eingeordnet. MUNDGESUNDHEIT ERHALTEN Die Mundgesundheit möglichst lange zu erhalten, ist am nachhaltigsten. Wie Behandlungserfolge bei Parodontalerkrankungen langfristig gesichert werden können, zeigte Prof. Dr. Dirk Ziebolz und empfahl eine individuell-präventive Betreuung, bedarfsgerecht und in Abwägung der Risiken, in Teamarbeit – „das ist nachhaltig und zeitgemäß“. BESSERE HALTUNG Matthias Thoni ist Physiotherapeut und Experte für Prävention und Ergonomie und er zeigte, wie man in der Praxis arbeiten muss, damit der Rücken nicht krank wird. Das fängt bei der Patientenlagerung an, setzt sich bei der Haltung während der Behandlung fort und reicht bis zur Griffhaltung. Zwischen seinen Ausführungen demonstrierte Matthias Thoni Gymnastikübungen zum Ausgleich. ALTE MYTHEN Die häusliche Mundhygiene birgt nach Auffassung von Prof. Dr. Stefan Zimmer erhebliches Optimierungspotential. Er räumte mit allerhand Mythen der Mundhygiene auf: Große Borstenköpfe mit Borsten, die der Form des Zahnes angepasst sind und einzeln und nicht zu dicht stehen, reinigen am besten. Elektrische Zahnbürsten entfernen deutlich mehr Plaque als eine Handzahnbürste. Die Bass-Technik ist nur theoretisch am besten, praktisch ist sie viel zu schwer und deshalb empfahl Prof. Zimmer die Stillman-Technik. Er konnte durch eigene Studien belegen, dass zweimal tägliches Zähneputzen mit einer Fluorid-Pasta eine Karieshemmung bis zu 40 Prozent bewirkt. Durch das Fachprogramm des Karlsruher Tag der ZFA führte in bewährter Manier Dr. Robert Heiden, der auch im Anschluss an jeden Vortrag die zahlreichen online gestellten Fragen kanalisierte und mit den Referentinnen und Referenten engagiert und eloquent abarbeitete. Andrea Mader
ZBW_5-6/2022 www.zahnaerzteblatt.de 45_FORTBILDUNG Bericht einer Teilnehmerin: Strukturierte Fortbildung im FFZ PARODONTOLOGIE UND PERIIMPLANTÄRE THERAPIE Nach ein paar Jahren Berufserfahrung und dem einen oder anderen Curriculum fasste ich 2021 den Entschluss, meine PA-Spezialisierung bei Prof. Dr. Petra Ratka-Krüger am FFZ Freiburg zu absolvieren. Insbesondere die Überprüfung, Aktualisierung und der Ausbau meines täglichen PA-Praxisalltags lag in meinem Focus und ich freute mich auf den kollegialen Austausch im Rahmen einer strukturierten Fortbildung. Von Prof. Ratka-Krüger hatte ich schon in Studienzeit viel gehört und auch im Praxisalltag viel gelesen und so fiel meine Wahl gezielt auf ihren Kurs. Foto: FFZ Gruppenfoto. Prof. Dr. Petra Ratka-Krüger mit Teilnehmer*innen der strukturierten PA- Fortbildung im Zahnärztehaus in Freiburg. Ein zusätzlicher entscheidender Faktor zur strukturierten PA-Fortbildung war für mich auch die Einführung der neuen PA-Richtlinie seit Mitte 2021 und das Ziel, mein Team darin gewissenhaft in der Praxis führen zu können. Im November 2021 war der Start unseres PA- Curriculums im FFZ Freiburg und wir wurden sehr herzlich empfangen und strukturiert mit großem Kursordner durch den ersten Kursblock von vier Tagen geführt. Der zweite Kursblock über vier Tage fand im Januar 2022 statt, gefolgt von zwei Abschlusstagen im Februar 2022. Diese komprimierte Zeitplanung fand ich super. Unsere Kollegengruppe war – durch Corona bedingt klein und schrumpfte noch etwas – sodass wir ungefähr 10 Teilnehmer waren. Dennoch waren wir alle sehr glücklich, trotz Corona eine Präsenzveranstaltung besuchen zu dürfen. Gerade den persönlichen Austausch haben wir, denke ich, alle sehr geschätzt. BASICS Im ersten Kursteil widmeten wir uns unter der Leitung von Prof. Ratka-Krüger ausführlich den Basics der Parodontologie sowie der geschlossenen PA-Behandlung. Die neuen medizinischen PA-Leitlinien haben für den PA-Alltag wieder viele Aspekte auf den Prüfstand gestellt. Seltene Erkrankungen wie das Papillon-Lefèvre-Syndrom und PA oder lebensbedrohliche Erkrankungen wie Leukämie und PA haben uns beeindruckt. Auch die neue PA-Richtlinie haben wir gemeinsam versucht zu durchschauen und sind auf viele Fragen gestoßen – hier hätten wir gerne noch einen Spezialisten für PA-Abrechnung nach den neuen Richtlinien einladen können. Medizinisch waren wir mit Prof. Ratka-Krüger exzellent aufgestellt unterstützt durch weitere Referenten wie Prof. Schlüter, Prof. Wölber, Dr. Kruse und DH Freesmann. PERIIMPLANTÄRE THERAPIE Im zweiten Kursteil haben wir das Gebiet der PA-Chirurgie und der periimplantären Therapie mit Prof. Ratka-Krüger und Prof. Salvi erobert. Nach eingehender Theorie hatten wir viel Freude, uns praktisch an die Arbeit zu machen. In Anleitung wurden Schnittführungen und Nahttechniken am Schweinekiefer Schritt für Schritt geübt. Unvergesslich bleibt uns sicher auch die sogenannte „Bananentechnik“, die uns aber praktisch ein ganzes Stück weitergebracht hat. ABSCHLUSSPRÜFUNG Im letzten Kursteil waren wir selbst gefragt, in die vortragende Rolle zu schlüpfen – unsere PA-Abschlussprüfung stand auf dem Plan. Offen gestanden waren wir alle etwas aufgeregt vor unseren PowerPoint-Präsentationen, aber Prof. Ratka-Krüger hat uns super vorbereitet und gefühlt zu Höchstleistungen angespornt. Besonders feierlich war der kleine Sektempfang zum Abschluss mit unserer Zertifikatsübergabe. Im Abschiedsgespräch haben wir alle eindeutig resümiert, dass der Kurs ein großer Gewinn für uns war – fachlich wie persönlich. Unser hochgeschätzter Dank gilt Prof. Ratka-Krüger und ihrem Team. Herzlichen Dank an das gesamte FFZ- Team für die perfekte Organisation und fürsorgliche Betreuung. Ein besonderes Dankeschön auch an das Team der Cafeteria, das stets für unser leibliches Wohl gesorgt und uns etwas von „Hotelgefühl“ gezaubert hat. Alles in allem kann ich die Strukturierte Fortbildung Parodontologie und periimplantäre Therapie im FFZ Freiburg nur von Herzen weiterempfehlen. In meinem Praxisalltag bei der Versorgung meiner Patienten und der Arbeit mit meinem Team denke ich fast täglich an die schöne Fortbildung. Dr. Eva-Maria Gieren
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