18_TITELTHEMA ZBW_5-6/2022 www.zahnaerzteblatt.de Digitalisierung in der Pflege KAMMER ALS WERTVOLLE PARTNERIN GESCHÄTZT Demonstration. Mit 3D-Filmen wird die korrekte Anwendung von Pflegemaßnahmen unter Berücksichtigung der Ergonomie sowie der Aspiration gezeigt. Abbildungen: Steinbeis Forschungszentrum Design und Systeme Würzburg Digitale Technologien haben viele Potenziale. In der Pflege gilt es, digitale Techniken klug einzusetzen und nutzbar zu machen für die pflegerische Versorgung. Das sagte Manne Lucha, Minister für Soziales, Gesundheit und Integration Baden-Württemberg in seinem Grußwort zur Eröffnung der Fachkonferenz des Landeskompetenzzentrums Pflege & Digitalisierung Baden-Württemberg (PflegeDigital@BW) am 13. April. „Die Digitalisierung der Pflege verspricht eine dauerhafte Entlastung Pflegender und mehr persönliche Zuwendung für Pflegebedürftige.“ Die digitale Transformation stellt alle Akteure im Gesundheitswesen vor neue Herausforderungen. PflegeDigital@BW hat sich seit seiner Gründung 2020 zum Ziel gesetzt, die Beteiligten in diesem Veränderungsprozess zu unterstützen und zu begleiten. Der Einsatz neuer Technologien erfordert auch neue Kompetenzen. Welche Angebote gibt es, die die Kompetenzen der Akteure im Bereich der Pflege stärken? Wie können Bildungs- und Qualifizierungsangebote den Prozess der digitalen Transformation unterstützen? Die diesjährige Fachkonferenz stand unter dem Motto „Digitale Kompetenzen für die Pflege – Konzepte für die Aus- und Fortbildung“. Mit dabei auch die Landeszahnärztekammer Baden- Württemberg: LZK-Referent für Alterszahnheilkunde, Dr. Elmar Ludwig stellte im Rahmen der Fachtagung die internetbasierte Informations- und Schulungsplattform zur Mundgesundheit in der Pflege „mund-pflege“ vor. Die Landeszahnärztekammer ist als wertvolle Partnerin bei der Digitalisierung in der Pflege in Baden-Württemberg geschätzt und unterstreicht ihre Innovationsfähigkeit durch aktuell drei unter anderem vom Bund bzw. vom Land geförderte Projekte: (1) „mund-pflege“: Die Informationsplattform für Mundgesundheit in der Pflege wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert. Das Projekt wurde initiiert von der Hochschule Neu-Ulm – Dr. Ludwig zeichnet verantwortlich für die inhaltlich-thematische Gestaltung. (2) Hinter „mund-pflege-3D“ stehen digital animierte Pflegeszenen zur Darstellung der Ergonomie unter Berücksichtigung der Aspirationsgefahr. Diese Szenen wurden bereits zuvor als eigenständiges Projekt federführend von Dr. Elmar Ludwig und der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW) gestaltet und finanziert. (3) Die geleisteten Vorarbeiten haben das Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration Baden- Württemberg überzeugt – auf Initiative von LZK-Präsident Dr. Torsten Tomppert und auf Bewerbung von Dr. Ludwig hat die Landeszahnärztekammer Baden-Württemberg einen Förderzuschlag für ein Folgeprojekt zur digitalen Darstellung der Pflegemaßnahmen im Mund sowie zum Umgang mit herausnehmbarem Zahnersatz erhalten. Alle Pflegeszenen werden nach ihrer Fertigstellung auch auf der Plattform „mund-pflege“ integriert. BUNDESWEITER SCHRITTMACHER Seit fast 20 Jahren macht sich die Landeszahnärztekammer in ihren zuständigen Gremien wie dem Arbeitskreis Al-
ZBW_5-6/2022 www.zahnaerzteblatt.de 19_TITELTHEMA terszahnheilkunde und Behindertenbehandlung Gedanken, wie es gelingen kann, dass Menschen mit Unterstützungsbedarf eine adäquate Unterstützung und Versorgung erhalten. Durch die Vielzahl ihrer Initiativen und das Engagement der beiden Referenten für Alterszahnheilkunde und Inklusive Zahnmedizin, Dr. Elmar Ludwig und Dr. Guido Elsäßer, ist die Landeszahnärztekammer zu einem bundesweiten Schrittmacher geworden. HÖCHSTE VERFÜGBARE KOMPETENZ In Kooperation mit der Konferenz der privaten Altenpflegeschulen in Baden-Württemberg hat die Landeszahnärztekammer bereits 2010 ein Gesamtkonzept der Zahn-, Mund- und Zahnersatzpflege in der Altenpflegeausbildung mit neuen Lehrmitteln entwickelt, das seinerzeit an zehn privaten Altenpflegeschulen durch Berufsschul lehrer und zahnärztliche Fachlehrer in allen drei Ausbildungsjahren durchgeführt wurde. Für die Entwicklung dieses Gesamtkonzeptes wurde Dr. Ludwig bereits 2012 mit dem Wrigley-Prophylaxe-Preis ausgezeichnet. Sämtliche Materialien für die klassische Pflegeausbildung und die Pflegefortbildung stellt die LZK auf ihrer Webseite auf Anfrage zur Verfügung. Die Materialen wurden in der Zwischenzeit zudem an die generalistische Pflege-Ausbildung angepasst sowie um die besonderen Lernsituationen in der Arbeit mit Menschen mit Behinderungen erweitert. „Das war die Ausgangssituation als im Jahr 2019 Prof. Harald Mehlich von der Fakultät für Gesundheitsmanagement an der Hochschule Neu- Ulm auf mich zukam“, erzählte Dr. Ludwig auf der Fachkonferenz. Prof. Mehlich stellte für die Idee der Lernplattform damals die Frage: „Wie kann Mundgesundheit Eingang in den Pflegealltag, aber auch in Ausbildung und Studium der Pflege finden? Und wie kann das Wissen mit einem niederschwelligen Angebot möglichst anschaulich bundesweit verfügbar gemacht werden? Für die technische Realisierung konnte Dr. Ludwig das Steinbeis-Forschungszentrum Design und Systeme in Würzburg gewinnen. „Die Gruppe ist sehr ambitioniert, innovativ und hatte große Lust auf Mundgesundheit“, so Ludwig. Plattform. Für professionell Pflegende sind die Informationen rund um das Thema Mundgesundheit mit vielen Bildbeispielen und wissenschaftlich fundierten Hinweisen aufbereitet. Die Plattform richtet sich in erster Linie an professionell Pflegende, sowohl in der ambulanten als auch der stationären Pflege. Aber die Inhalte sind auch sehr interessant und hilfreich für das gesamte zahnärztliche Praxisteam. Herzstück der Plattform ist ein umfassendes Bildarchiv, um die Vielzahl verschiedener Gestaltungsformen herausnehmbaren Zahnersatzes sowie aller möglichen Auffälligkeiten an Zähnen, Zahnfleisch, Zahnersatz, aber auch den Schleimhäuten besser beurteilen zu können. „Nicht bei allem, was auffällt, muss immer gleich der Zahnarzt hinzugezogen werden.“ Daneben werden u. a. anatomische Grundlagen, Beläge, Karies und Parodontitis, Zusammenhänge zwischen Allgemeinerkrankungen und Mundgesundheit sowie zahngesunde Ernährung erklärt. Pflegemittel und Pflegemaßnahmen werden mit Fokus auf das Setting der Pflege dargestellt und die 3D-Pflegefilme sollen dazu die korrekte Anwendung unter Berücksichtigung der Ergonomie sowie der Aspirationsgefahr anschaulich demonstrieren. Über das Förderprogramm Zukunftsland BW, für das die LZK erst Anfang des Jahres den Zuschlag erhalten hat, entstehen aktuell nach und nach die 3D-Filme zum Umgang mit Mundpflegemitteln sowie zum Umgang mit herausnehmbarem Zahnersatz. Perspektivisch werden die Pflegeszenen interaktiv gestaltet sowie Anwendungen der Virtual sowie Augmented Reality hinzukommen. Am 1. Juli geht die Plattform online. „Wir wollen Hilfestellung im Pflegealltag geben, darüber hinaus gibt es aber auch ein Modul für die Pflegeaus- und -fortbildung mit Handl u n g s a n l ä s s e n und Lernsituationen. Und nicht zuletzt: Notfallmaßnahmen und ein schneller Kontakt zum Zahnarzt runden das kostenfreie Angebot ab.“ Andrea Mader INFO PFLEGEDIGITAL@BW Mit dem „Landeskompetenzzentrum für Pflege und Digitalisierung“ (PflegeDigital@BW) hat das Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration eine landesweite Anlauf-, Beratungs- und Vernetzungsstelle für digitale Innovationen in der Pflege eingerichtet. Das Landeskompetenzzentrum ist ein wichtiger Baustein im millionenschweren Investitionsprogramm der Landesregierung für die Digitalisierung im Gesundheitswesen.
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