32 Sonderthema ZFA-Ausbildung während Corona Abschlussprüfung mit Abstand Foto: Jung Während der Coronapandemie kann die ZFA-Ausbildung in Baden-Württemberg nur unter erschwerten Bedingungen stattfinden. Aufgrund der Corona-Verordnung der Landesregierung gibt es für ZFA-Azubis seit 17. März 2020 bislang keinen Präsenzunterricht an den Berufsschulen. Dennoch mussten alle Azubis der Abschlussklassen auf die schriftliche Prüfung Ende Mai gut vorbereitet werden. Das ZBW berichtet, wie sich durch Corona die ZFA-Ausbildung an der Alexander-Fleming-Schule in Stuttgart und an der Ferdinand-von-Steinbeis- Schule in Ulm verändert hat. Sitzordnung. Damit zwischen den Azubis der Steinbeis-Schule in Ulm während der Prüfung genug Abstand bestand, wurden die Klassen in kleinere Gruppen unterteilt. Die Coronapandemie stellt die Ausbildung zur Zahnmedizinischen Fachangestellten (ZFA) sowohl in den Zahnarztpraxen, als auch in den Berufsschulen vor große Herausforderungen. Bis zur schriftlichen Abschlussprüfung Ende Mai 2020 durften die ZFA-Azubis die Berufsschulen nicht mehr besuchen. Home-Schooling. Die Berufsschullehrer*innen mussten sich zusammen mit ihren Schüler*innen von heute auf morgen auf Fernlernunterricht (Home-Schooling) einstellen. Es blieben ihnen genau zehn Wochen zur Prüfungsvorbereitung. Die ZFA-Azubis bekommen seither ihre Ausbildungsmaterialien analog oder digital zugeschickt oder im Online-Unterricht übermittelt. „Das war für die Lehrer*innen und die Auszubildenden von heute auf morgen „Neuland“. Um die Auszubildenden zuhause im Home-Schooling zu unterstützen, arbeiteten sich die Lehrer*innen sehr schnell in verschiedene Lernplattformen ein und hielten mit den einzelnen Klassen Videokonferenzen ab, die oft abends nach Praxisschluss ab 19 Uhr oder sogar am Wochenende stattfanden. In diesen Videokonferenzen wurden dann Prüfungsaufgaben besprochen und es konnten Fragen zu allen Themen gestellt werden.“, berichtet Beate Jung, Studiendirektorin Gesundheit der Ferdinand-von-Steinbeis-Schule in Ulm. Auch in Stuttgart waren die Lehrkräfte sehr engagiert, um die Schüler*innen analog und digital auf die Prüfung vorzubereiten: „Probleme hierbei waren zu Beginn eher technischer Art. Da konnten wir aber nachsteuern, indem wir die Lehrkräfte mit Laptops ausgestattet und eine einheitliche Lernplattform (Jitsi) genutzt haben“, so Susanne Rembach, Abteilungsleiterin Dental der Alexander-Fleming-Schule. Probleme. Damit sich die Auszubildenden den übermittelten Lernstoff in Eigenregie aneignen können, wiesen sowohl die Landeszahnärztekammer Baden-Württemberg als auch die Berufsschulen die ausbildenden Zahnarztpraxen mittels Schreiben darauf hin, dass allen ZFA-Azubis ausreichend Lernzeit eingeräumt wird. Denn durch die Schulschließung entfällt nicht die Pflicht zum Erlernen der theoretischen Ausbildungsinhalte. Leider hielten sich nicht alle Zahnarztpraxen an diese Vorgaben. Sowohl Susanne Rembach von der Fleming- Schule in Stuttgart als auch Corinna Leinauer-Wolff von der Steinbeis- Schule in Ulm berichteten von etlichen Schüler*innen, die in der Corona-Zeit nur wenig Unterstützung von ihren Chef*innen bzw. nur wenig Zeit zum Lernen bekommen hätten. Einige Ausbildungsbetriebe hielten die Schulschließungen sogar für Coronaferien. Ihnen war nicht bewusst, dass sich die Azubis die Lerninhalte eigenständig zuhause aneignen sollten. Auf der anderen Seite erzählten wiederum viele Schüler*innen in Stuttgart und Ulm, dass sie von ihren Ausbildern aktiv unterstützt wurden und ausreichend Lernzeit eingeräumt bekamen. Ein paar Schüler*innen nutzten die Zeit der Schulschließung leider aus, ignorierten ihre „Holschuld“ beim Erarbeiten des Schulmaterials und drückten sich vor dem Lernen. Im Großen und Ganzen gelang es den Berufsschulen aber gut, die Schüler*innen in den digitalen Unterricht zu holen. Leider gab es ZBW 7/2020 www.zahnaerzteblatt.de
Sonderthema 33 Einbahnstraße. Die Schüler*innen müssen sich im Schulgebäude der Fleming-Schule an ein vorgegebenes Wegesystem halten. Foto: Richter Desinfektionsstraße. Bevor die Schüler*innen der Steinbeis-Schule in Ulm ihre Prüfungsräume betreten durften, mussten sie sich gut desinfizieren. Foto: Jung einige Auszubildende, die sich aufgrund fehlender technischer Ausstattung zuhause daran nicht beteiligen konnten. Sie hatten nur die Möglichkeit, sich analog mit dem Lernstoff zu beschäftigen. Damit niemand beim Lernen benachteiligt war, bekamen die Schüler*innen der Abschlussklassen in Stuttgart einen Ordner voller Prüfungsaufgaben übermittelt, mit dem sie sich gut vorbereiten konnten. Zudem standen die Lehrkräfte in intensivem Kontakt mit ihren Schüler*innen, um die vielen Fragen beantworten zu können. Prüfungstage. Trotz der langen Schulschließung waren alle Beteiligten froh, dass die schriftlichen ZFA-Abschlussprüfungen wie geplant Ende Mai 2020 stattfinden konnten. In Stuttgart musste man 140 ZFA-Prüflinge gesund durch die Prüfungstage bringen, in Ulm waren es 85. Die Berufsschulen mussten dazu einen großen Organisationsaufwand betreiben, um die erforderlichen Hygiene- und Abstandsregeln einhalten zu können. In den Schulgebäuden wurde ein Einbahnstraßenprinzip eingeführt, um den Strom der Schüler*innen nur in eine Richtung zu kanalisieren. Die Klassen wurden geteilt und auf mehrere Räume verteilt, sodass sich maximal 14 Personen in einem Raum befanden und die Abstände eingehalten werden konnten. Dadurch waren deutlich mehr Räume und mehr Aufsichtspersonal notwendig. In der Steinbeis-Schule wurden am Eingang des Schulgebäudes, in den Klassenzimmern und in den Toiletten Händedesinfektionsmöglichkeiten zur Verfügung gestellt. In Stuttgart gab es für Risikoschüler*innen einen eigenen Raum im Erdgeschoss mit verstärkten Hygienevorkehrungen. Letztendlich konnten alle Beteiligten die schriftlichen Prüfungstage gut überstehen, auch wenn es für viele sicherlich eine nervliche Belastung war: „Ein beklemmendes Gefühl der Aufregung lag in der Luft, als die Auszubildenden, Lehrerinnen und Lehrer mit Mundschutz das Schulgebäude betraten. Nach einem bestimmten Wegesystem ging es vorbei an der Desinfektionsstraße bis man im Klassenzimmer am eigenen Sitzplatz ankam. Endlich konnte die Prüfung geschrieben werden“, so Studiendirektorin Beate Jung von der Steinbeis-Schule in Ulm. Sie ist sich sicher: „Die Corona- Abschlussprüfung 2020 wird allen noch lange in Erinnerung bleiben.“ Zukunft. Da die ZFA-Abschlussklassen mit ihrem Lernstoff schon zu Beginn der Coronapandemie ziemlich weit vorangeschritten waren, hielten alle Prüflinge bis zur schriftlichen Abschlussprüfung durch. Niemand brach wegen Corona die Ausbildung ab. Wie sich die Corona-Einschränkungen auf die ersten und zweiten Ausbildungsklassen auswirken werden, muss gut beobachtet werden. Abteilungsleiterin Susanne Rembach hat Sorge, dass einige jüngere ZFA- Azubis ihre Ausbildung abbrechen könnten, weil sie zu lange nicht am Schulunterricht teilnehmen durften und darüber die Motivation verloren. Sie würde sich wünschen, dass die ausbildenden Zahnarztpraxen ihre Azubis besonders unterstützen und dadurch die Motivation erhöhen, an der Ausbildung festzuhalten. Zum richtigen Zeitpunkt kündigte das Kultusministerium Baden-Württemberg Ende Mai an, dass nun auch die ZFA-Auszubildenden nach den Pfingstferien wieder teilweise am Präsenzunterricht teilnehmen dürfen. Man muss die Entwicklung der schulischen ZFA- Ausbildung weiterhin gut im Auge behalten, denn wenn der Nachwuchs beim Praxispersonal wegbricht, werden die Zahnarztpraxen zukünftig Probleme bekommen. Claudia Richter www.zahnaerzteblatt.de ZBW 7/2020
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