24 Sonderthema Kammereigene Fortbildungseinrichtungen Herausforderung angenommen – und bestanden! Seit Wochen bestimmt die Coronapandemie unseren Alltag. Einbruch des Patientenaufkommens, Kurzarbeit … Für die Zahnarztpraxen im Land führte das Coronavirus zu erheblichen Einschnitten. Vor ebenso große Herausforderungen wurden die Fortbildungseinrichtungen im Land gestellt. Schlagartig mussten sie den Präsenzfortbildungsbetrieb einstellen und ihre großen Fortbildungsveranstaltungen absagen. Wie meisterten das ZFZ Stuttgart und die Akademie Karlsruhe die Coronakrise? Wir fragten bei den beiden Direktoren der kammereigenen Fortbildungsinstitute nach, wie sie den Fortbildungsbetrieb am Laufen hielten und ob sie auch Positives aus der Coronakrise ziehen? ZBW: Ab wann mussten Sie den Fortbildungsbetrieb einstellen? Seit wann läuft der Präsenzfortbildungsbetrieb wieder? Prof. Einwag: Eigentlich stellten wir den Fortbildungsbetrieb nie ein: Lediglich die Präsenzfortbildungen im ZFZ wurden im Zeitraum zwischen dem 15. März und dem 24. Mai ausgesetzt. Foto: Akademie Karlsruhe/Stöckel Prof. Walther: Am 13. März erreichte uns die Nachricht, dass jede Form von Präsenzfortbildung einzustellen sei. Das war eine sehr harte Entscheidung für uns, zumal wir zu diesem Zeitpunkt durchaus noch die Hoffnung hatten, die Frühjahrskonferenz in Baden-Baden durchführen zu können. Wir hatten mit dem Kongresszentrum vor Ort Vertrautes Bild. Am 7. April informierten Prof. Winfried Walther und die Akademie Karlsruhe bei einem Webinar über Kurzarbeit und Optionen der steuerlichen Entlastung mit den Experten David Richter und Frank Linke. umfangreiche Sicherheitsmaßnahmen besprochen. Aber die Entscheidung war gefallen. Die Frühjahrskonferenz wurde abgesagt, die Hörsäle und Seminarräume der Akademie blieben leer. Sie konnten genutzt werden, um das innerbetriebliche Abstandsgebot während der Mittagspausen umzusetzen. Am 30. März begannen dann unsere Webinare. Besonderen Zuspruch fanden unsere Veranstaltungen zum Thema „Praxisführung in der Zeit der Pandemie“. Diese Sonderveranstaltungen hatten bis zu 300 Teilnehmer. Die Präsenzkurse für Zahnärzt*innen starteten in der Akademie wieder am 19. Juni. Haben Sie für die Wiederaufnahme der Präsenzfortbildung ein Hygienekonzept erarbeitet und wie wird in der kommenden Zeit die Fortbildung bei Ihnen aussehen? Worauf müssen sich die Teilnehmer*innen einstellen? Prof. Walther: Die Kurse werden sich zunächst deutlich von den bisher gewohnten Kursen unterscheiden. Jede*r Kursteilnehmer*in wird über Ziel und Durchführung unserer Infektionsschutzmaßnahmen unterrichtet. Das Ziel ist einfach: Falls jemand die Akademie betritt, der das Virus in sich trägt, soll er niemanden anstecken. Unsere ganze Infrastruktur ist daraufhin neu organisiert worden. Unser Maßnahmenkatalog umfasst allgemeine Schutzmaßnahmen, Feststellung von Erkrankungen im Vorfeld der Fortbildung, Informationen, die Gestaltung der Unterrichts- und Pausenräume und die zeitliche Planung zur Vermeidung von Kontakt zwischen den Lerngruppen. Insgesamt wird die Akademie wesentlich weniger Kolleg*innen am Wochenende begrüßen können als gewohnt. Prof. Einwag: Für Kursteilnehmer*innen, Referent*innen und Mitarbeiter*innen wurden auf der Basis der „Rechtsverordnung über infektionsschützende Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Coronavirus“ des Landes Baden-Württemberg detaillierte „Hinweise zu verbindlichen Hygienemaßnahmen für die Teilnahme am Präsenzunterricht im Zahnmedizinischen Fortbildungszentrum Stuttgart (ZFZ)“ formuliert. Neben allgemeinen Maßnahmen (wie z. B. Abstandsgebot, Händehygiene, Niesetikette …) enthält dieses Regelwerk u. a. auch Aussagen zu Risikogruppen, Sitzordnung, praktischen Übungen, Pausenregelungen, Verhalten im Sanitärbereich usw. Letztlich werden während der Präsenzphasen weniger Teilnehmer vor Ort im ZFZ anwesend sein. Wie hielten Sie den Fortbildungsbetrieb am Laufen, während die ZBW 7/2020 www.zahnaerzteblatt.de
Sonderthema 25 Institute geschlossen bleiben mussten – Stichwort Webinare? Prof. Einwag: Ein Teil der Präsenzkurse wurde umstrukturiert: Wo immer möglich, wurden theoretische Kursinhalte von Curricula (z. B. Implantologie und Parodontologie), von Kursen nach der Fortbildungsordnung (z. B. ZMP), ganze Fortbildungskurse (z. B. ZMV) oder Tagesfortbildungen (z. B. Hygiene) als Webinare durchgeführt. Unabhängig davon entwickelten wir – zusätzlich zum bestehenden Kursprogramm – ca. 40 Webinare, die zum großen Teil in Serien angeboten werden. Der Zustrom ist außerordentlich gut und wächst mit zunehmender Routine der Kursteilnehmer*innen, die sich angesichts der ausgereiften Technik in der Regel problemlos mit dem neuen Fortbildungsmedium anfreunden. Prof. Walther: Neben den vielen Sonder-Webinaren zur Coronakrise war es für uns wichtig, den Teilnehmer*innen an den Curricula auch in der Coronakrise Fortbildung bieten zu können. Alle angesprochenen Referent*innen waren gern bereit, sich für Webinare zur Verfügung zu stellen. Es zeigte sich, dass auch Abschlussseminare mit persönlicher Beteiligung der Teilnehmer*innen möglich waren. Wir boten außerdem Einzelkurse als digitale Veranstaltung an. Andere Veranstaltungen, wie die Hygienekurse der Landeszahnärztekammer, wurden dauerhaft auf den Webinar-Betrieb umgestellt. Das liegt auch daran, dass die Obergrenze der Teilnehmeranzahl bei 30 Personen liegt, zumindest solange Infektionsschutzmaßnahmen notwendig sind. Insgesamt war das Echo der Kollegenschaft auf unsere Webinare freundlich. Häufig hörten wir jedoch auch, dass Fortbildung am Bildschirm nicht gleichwertig mit Unterricht im Hörsaal sei. Ziehen Sie ggf. auch Positives aus der Coronazeit, z. B. für Fortbildungsformate wie Webinare, die sich bewährt haben und möglicherweise fortgeführt werden? Statt Präsenzveranstaltung. Im ZFZ Stuttgart bieten Andrea Krämer und Dr. Ali-Reza Ketabi die Präsenzveranstaltung „Aufbereitung von semikritischen Medizinprodukten“ jetzt als Webinar an. Prof. Walther: Die Zeit von März bis April 2020 war schon eine große Herausforderung. In kurzer Zeit mussten digitale Formen der Fortbildung einsatzreif sein. Wir lernten diesbezüglich sehr schnell und intensiv. Es ging nicht nur um Webinare, sondern auch um die Durchführung schriftlicher Prüfungen mithilfe digitaler Systeme. Die Technik klappte insgesamt gut und sie wird in den Routinebetrieb einfließen. Themen, die für den Einsatz digitaler Fortbildung prädestiniert sind – dazu gehört zum Beispiel auch das Gutachtertraining – werden in Zukunft digitale Elemente erhalten. Auch die Form des abendlichen Seminars ist ein Format, das wir nicht mehr missen möchten. Dennoch sehe ich auch in Zukunft den Schwerpunkt unserer Fortbildung in der persönlichen Begegnung zwischen Lehrer*innen und Teilnehmer*innen. Prof. Einwag: Wir können im ZFZ ja schon auf eine mehrjährige Erfahrung mit „Blended Learning“-Angeboten zurückblicken (Integration von Online- und Präsenzfortbildungsangeboten): Implantologie-Online, ZMP-Online und Hygiene-Module sind ja keine Kinder des Coronazeitalters, sondern wurden bereits vor Jahren entwickelt, um mehr Platz für die immer wichtigere praktische Fortbildung in den Räumen im Herdweg zu schaffen. Bereits vor Beginn der Coronakrise stellten wir eine Medien-Pädagogin ein, um den neuen Fortbildungsangeboten ein attraktiveres Gesicht zu geben und uns bei der praktischen Umsetzung einer neuen Lernplattform zu unterstützen. Corona hat dieses Projekt eigentlich nur bestätigt und die Umsetzung beschleunigt. Wie sieht es mit Ihren großen Fortbildungsveranstaltungen aus, Stichwort Sommerakademie, Herbstkonferenz? Werden Sie diese durchführen können? Prof. Einwag: Die Sommerakademie mussten wir leider absagen. Ich gehe auch davon aus, dass in diesem Jahr keine größeren Präsenzveranstaltungen, vor allem nicht mit Dentalmessen, stattfinden können/dürfen. Aktuell arbeiten wir an einer besonderen virtuellen Alternative, die von 4. bis 9. Oktober stattfinden wird. Informationen hierzu gibt es auf zfz-stuttgart.de. Prof. Walther: Am 5. November ist die Jubiläumskonferenz der Akademie. Sie wird stattfinden. In der Schwarzwaldhalle in Karlsruhe ist viel Platz, sodass wir mit dem Abstandsgebot kein Problem haben. Und wenn bis dahin das Risiko irgendwann wieder steigt und allgemeine Maßnahmen verkündet werden – dann bin ich sehr optimistisch, dass uns ein attraktiver digitaler Kongress gelingt. Auf unsere Referent*innen können wir uns verlassen. Auf die Kolleg*innen auch. Die Fragen stellte Andrea Mader. Wir bedanken uns für die schriftliche Beantwortung bei Prof. Einwag und Prof. Walther. Foto: ZFZ Stuttgart/Krutsch www.zahnaerzteblatt.de ZBW 7/2020
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