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Die Seuchen der Menschheit

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Ausgabe 12/2020

Fortbildung 37

Fortbildung 37 Jubiläum. Prof. Dr. Winfried Walther (r.) freute sich, zum Abschluss seiner Amtszeit das 100-jährige Bestehen der Akademie zu feiern. Nachfolger. Der neue Direktor der Akademie PD Dr. Daniel Hellmann moderierte am Nachmittag die Jubiläumskonferenz. Fotos: Markus Lehr unter dem Titel „Zahnmedizinische Ausbildung – Wege in die Zukunft“. Er legte dar, wie sich die Lehre im Fachgebiet der Zahnmedizin verändert hat, welche medizinischen Inhalte in Zukunft das Bild bestimmen und was das für die Praxis bedeutet. Die neue Approbationsordnung biete eine gute Gelegenheit, das Studium wissenschaftlicher und mit der Praxis verknüpft aufzustellen. „Spannend bleibt die Frage, ob bei der nächsten Novellierung die Ausbildung der Zahnmedizin in der Vorklinik in die Humanmedizin integriert wird.“ Großes Potenzial für die Zukunft der Zahnmedizin sieht Prof. Dr. Eleni Roussa, Freiburg, im Bereich des Bioengineering. Sie ging in ihrem Vortrag „Grundlagenforschung in der Anatomie: Elfenbeinturm oder Praxisnähe?“ der Frage nach, inwieweit die heutige Stammzellforschung Ergebnisse liefert, die neue Dimensionen in der zahnmedizinischen Therapie eröffnen. Dr. Bernd Reiss, Malsch, stellte das dynamische digitale Modell (DDM) vor und erörterte zahlreiche Anwendungsmöglichkeiten der neuen digitalen Technik. Entscheidend für den Erfolg sei in Zukunft nicht der technologische Fortschritt, sondern der gekonnte und kompetente Einsatz digitaler Technologien durch die Zahnärztin oder den Zahnarzt: „Das DDM wird in den nächsten fünf Jahren die gute Praxis von der Durchschnittspraxis unterscheiden“, resümierte er. Parodontologie. Das Expertenpanel Parodontologie, moderiert von Dr. Andreas Bartols, M.A., stellvertretender Direktor der Akademie Karlsruhe, diskutierte, welche Faktoren bei Therapie und Nachsorge der Parodontitis berücksichtigt werden müssen und was in Zukunft dabei besonders wichtig ist. Inwieweit sich die Parodontitistherapie zukünftig verändern muss, erklärte Prof. Dr. Christof Dörfer, Kiel: „Die Parodontologie unterliegt einem äußerst dynamischen Wandel und wir müssen uns vom klassischen Ursache-Wirkungs- Prinzip verabschieden“. Trotzdem sei es wichtig, zielgerichtet mit Konzept zu handeln. Die Zahnmedizin bewege sich im Spannungsfeld zwischen evidenzbasiertem Handeln gemäß der Leitlinien und einem individuellen Ansatz, bei dem die Patientin oder der Patient im Mittelpunkt stehe, dessen Ergebnis jedoch nicht reproduzierbar sei, machte Prof. Dörfer klar. Er appellierte an die Zahnärzt*innen, nach wie vor ihr Handeln zu hinterfragen, denn „Leitlinien ersetzen nicht die ärztliche Verantwortung“. Mit der Frage nach dem Königsweg in der Parodontitistherapie setzte sich Prof. Dr. Bettina Dannewitz, Frankfurt, auseinander. Die Therapieansätze umfassen laut Prof. Dannewitz ein großes Spektrum an Maßnahmen, deren Nutzen zum Teil auch kontrovers diskutiert werde: „Es gibt allerdings einen breiten Konsens über den „schnellsten und sichersten“ Weg, um Parodontitis langfristig erfolgreich behandeln zu können“, so Prof. Dannewitz. Hierfür gab sie Tipps und Hinweise für die konkrete Umsetzung in der täglichen Praxis. Prof. Dr. Bernadette Pretzl, Heidelberg, gab einen Ausblick auf die Zukunft unter dem Titel „Parodontitis – wen trifft es morgen?“ Dabei spielen laut Prof. Pretzl die Risikofaktoren eine wichtige Rolle. Angesichts einer immer älter werdenden Gesamtbevölkerung und mehr Patient*innen mit Diabetes und Adipositas müssten deshalb hier besondere Schwerpunkte gesetzt und möglichst früh therapiert werden. Prothetik. Welche Bedeutung die Technologie für die moderne Zahnheilkunde hat, beleuchteten die Experten des Panels Prothetik und Dentale Technologie, das vom neuen Direktor der Akademie Karlsruhe PD Dr. Daniel Hellmann moderiert wurde. Prof. Dr. Marc Schmitter, Würzburg, nahm in seinem Referat „Funktion: von analog bis digital“ die Funktionsdiagnostik unter die Lupe. Digitale Verfahren böten hier zwar eine gute Unterstützung, aber „dennoch darf der Patient und dessen Individualität darüber nicht in den Hintergrund treten“, betonte er. Deshalb sei eine Kombination konventioneller und digitaler Verfahren für eine optimale funktionsdiagnostische Analyse unerlässlich. www.zahnaerzteblatt.de ZBW 12/2020

38 Fortbildung Prof. Dr. Sven Reich, Aachen, setzte sich unter der Überschrift „Der Intraoralscanner – wohin geht die Reise?“ kritisch mit den neuen digitalen Technologien auseinander. Ein großer Vorteil der digitalen Technik sei, dass durch wiederholte Scans eine höhere Genauigkeit erzielt werden könne. Darüber hinaus könne man sequenziert vorgehen, d. h. einzelne Bereiche durch zusätzliche Scans nachkorrigieren. Bei Einzelkronen und Brücken seien intraorale Scanner der konventionellen Technik mittlerweile ebenbürtig. Das Potenzial der intraoralen digitalen Abformung sieht Prof. Reich weit jenseits der Anwendung in der Therapie: „Von der Oberflächenabformung kann man inzwischen in die Diagnostik gehen“. Abgerundet wurde das Panel durch eine beindruckende Präsentation von Prof. Dr. Dipl.-Ing. Martin Rosentritt, Regensburg, der aktuelle Trends und zukunftsweisende Visionen bei modernen zahnärztlichen Werkstoffen vorstellte. Er gab einen Überblick über verschiedene Dentalmaterialien, ihren jeweiligen Einsatz und die Fortschritte in den Bereichen CAD/CAM und virtuelles Design. Besondere Betreuung. Den Abschluss bildete das Expertenpanel Zahnmedizin für Patient*innen mit besonderem Betreuungsbedarf. Die Mundgesundheit von Kindern mit Behinderungen stand im Mittelpunkt der Präsentation von PD Dr. Katharina Bücher, München. Sie machte deutlich wie wichtig Zahngesundheit im Hinblick auf die Lebensqualität dieser besonders vulnerablen Gruppe ist. Dr. Marc Auerbacher, München, konzentrierte sich auf die Behandlung von Erwachsenen mit Behinderung und stellte seinen ganzheitlichen Ansatz vor, bei dem Faktoren wie nonverbaler Kommunikation und Empathie besondere Bedeutung zukommt. Dr. Elmar Ludwig, Ulm, hatte die Patientengruppe der alten Menschen mit Pflegebedarf im Fokus. Nach dem Motto „weniger ist mehr“ zeigte er zahlreiche Fälle, die in der Pflegeeinrichtung auch ohne Zahnarztbesuch gelöst werden konnten. Häufig reichten einfache Maßnahmen, um scharfe Kanten oder Beläge zu entfernen, gelockerte Teile zu fixieren und Entzündungen zum Abklingen zu bringen. „Der Mundpflegestatus hat sich in den letzten Jahren deutlich verbessert“, unterstrich Dr. Ludwig und der Expertenstandard zur Erhaltung und Förderung der Mundgesundheit, der voraussichtlich im März 2021 vorgestellt wird, ist ein guter Erfolg. Dr. Guido Elsäßer, Kernen, legte in seinem Referat den Fokus auf die Verleihung des Walther-Engel-Preises Die Jubiläumskonferenz war der Rahmen für die Verleihung des Walther-Engel-Preises. PD Dr. Christian Graetz, Universität Kiel, wurde in diesem Jahr mit dem Preis ausgezeichnet, weil er „sich um den wissenschaftlichen Gedankenaustausch und um die Ziele der Akademie für Zahnärztliche Fortbildung Karlsruhe verdient gemacht hat“. Der Präsident der LZK Baden- Württemberg, Dr. Torsten Tomppert, hob in seiner Laudatio die Verdienste von PD Dr. Graetz hervor: „PD Dr. Christian Graetz ist seit zehn Jahren Referent der Akademie für Zahnärztliche Fortbildung Karlsruhe. Er ist sowohl verantwortlich für Kurse, die sich an Zahnärztinnen und Zahnärzte richten wie auch für Fortbildungsveranstaltungen für die Zahnmedizinische Fachangestellte. Er versteht es, die Teilnehmerinnen und Teilnehmer seiner Kurse auf einzigartige Weise zu motivieren und für die Parodontologie und die zahnmedizinische Prophylaxe zu gewinnen. Kolleginnen und Kollegen schätzen seine Kompetenz, sein umfassendes Wissen und die kompromisslose Sorgfalt, mit Bereiche, die noch optimiert werden sollten und gab eine Prognose für die zahnärztliche Versorgung 2030 ab. Sein Fazit: „Die Zahnärzteschaft hat ihre Hausaufgaben gemacht und es wurden gute Konzepte entwickelt. Jetzt muss der Gesetzgeber die Rahmenbedingungen schaffen, damit diese Konzepte umgesetzt werden können“. Gabriele Billischek der er den zahnärztlich-prophylaktischen Eingriff demonstriert. Die präventive Ausrichtung der Zahnheilkunde ist für PD Dr. Graetz ein zentrales Anliegen sowohl in Wissenschaft wie auch in Lehre und Fortbildung. Einzigartig ist seine Meisterschaft darin, die Zahnmedizinischen Fachangestellten und die Zahnmedizinischen Prophylaxeassistentinnen immer wieder aufs Neue zu begeistern. Der kollegiale Umgang mit seinen Schülerinnen und die unterstützende Art und Weise seiner Kursgestaltung genießt beim ganzen Praxisteam höchstes Ansehen. [...] Ein besonderer Aspekt seiner Tätigkeit in der Akademie ist sein Einsatz für neues didaktisches Lehrmaterial. So hat PD Dr. Graetz in der Akademie das prophylaktische Vorgehen in zahlreichen Videos festgehalten und somit eine beeindruckende Bibliothek von ausbildungsbegleitendem Videomaterial geschaffen.“ Durch den Preis soll PD Dr. Christian Graetz die Möglichkeit erhalten, einen Aufenthalt an einer wissenschaftlichen Institution im Ausland zu arrangieren. ZBW 12/2020 www.zahnaerzteblatt.de

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