Aufrufe
vor 2 Jahren

Die Seuchen der Menschheit

  • Text
  • Coronapandemie
  • Berufspolitik
  • Politik
  • Maier
  • Praxis
  • Akademie
  • Versorgung
  • Praxen
  • Prof
  • Menschen
Ausgabe 12/2020

Fortbildung 33 Abb. 2a

Fortbildung 33 Abb. 2a Abb. 2b Zustand nach Extraktion. Klinische Situation drei Wochen nach operativer Entfernung der Restbezahnung. Die Mukosa erscheint stabil und entzündungsfrei (a). Darstellung des Kieferkamms nach erfolgter Resektion. Der Verlust der Kieferkammbreite durch Atrophie im Frontzahnbereich ist deutlich erkennbar (b). benötigte autologe Knochen kann hierfür aus der Linea obliqua mandibulae Regio 38 und 48 gewonnen werden und stellt somit eine Alternative zu Knochentransplantaten aus dem Beckenbereich dar. Allerdings ist bei dieser Therapieform ein Behandlungszeitraum von circa neun bis zwölf Monaten zu veranschlagen. In diesem Zeitraum ist die Patientin lediglich mit einem herausnehmbaren Interimsersatz versorgt. 3. All-on-4 mit Einsatz von vier Zygoma-Implantaten: Entfernung aller Zähne im Oberkiefer sowie simultane Insertion von vier Zygoma-Implantaten. Nach ein bis zwei Tagen erfolgt die provisorische Sofortversorgung nach dem All-on-4-Konzept ® . Der definitive Zahnersatz wird nach drei Monaten inkorporiert. Vorteil dieses Behandlungskonzeptes ist die einmalige chirurgische Therapie, die insbesondere auf eine verkürzte Behandlungsdauer und Sofortbelastung abzielt. Auch die geringere Invasivität im Gegensatz zur Knochenaugmentation ist vorteilig. Nachteilig ist die hohe intraoperative Belastung des Patienten, sodass dieses Vorgehen in Intubationsnarkose durchgeführt wird. Das Vorgehen setzt fortgeschrittene chirurgische, implantologische und prothetische Kenntnisse und eine optimal organisierte Schnittstelle zwischen Chirurgen, Zahntechniker und Anästhesisten voraus. Therapiewahl. In einem Aufklärungsgespräch wurde das Für und Wider der einzelnen Therapieoptionen diskutiert. Der Wunsch der Patientin war eine möglichst kurze Behandlungsdauer sowie ein festsitzender provisorischer Zahnersatz ohne zwischenzeitliche Zahnlosigkeit oder herausnehmbare Prothese. Die Erfüllung dieser Wünsche konnte nur durch eine sofortige Implantation gewährleistet werden. Daraufhin wurde zu Gunsten der Zygoma- Implantate und der Sofortversorgung entschieden. Präimplantologische Therapie. Im ersten Schritt erfolgten die Situationsabformung und Kieferrelationsbestimmung. Im zahntechnischen Labor wurde auf Basis dieser Informationen eine Oberkiefertotalprothese in Wachs aufgestellt. Diese Aufstellung wurde mit der Patientin gemeinsam besprochen und Änderungen der Form, Farbe und Zahnstellung erarbeitet. Dabei wurde in diesem Fall bewusst auf die Extension bis zum ersten Molaren verzichtet, um die spätere Belastung auf die Implantate zu verringern. Aufgrund des putriden Exsudats an den Restzähnen war die Mukosa sehr livide. Um Rezessionen an den späteren Implantaten zu vermeiden, wurde in diesem Fall auf eine Sofortimplantation verzichtet. Außerdem wurde das Risiko der Keimverschleppung in den Sinus maxillaris als zu groß angesehen. Vor der Implantation erfolgte daher in einem separaten Eingriff die Entfernung aller Zähne im Oberkiefer in Lokalanästhesie (Abb. 2a). Die fertige Wachsaufstellung wurde für die Immediatprothese für den Zeitraum zwischen Extraktion und Implantation sowie für den definitiven Zahnersatz verwendet. Intraoperative Situation. Operationssituation nach Darstellung der lateralen Kieferhöhlenwand und des Jochbeinkörpers. Die späteren Implantatpositionen und -achsen wurden mit sterilem Bleistift eingezeichnet (weiße Pfeilmarkierungen) und stellen gleichzeitig die mesiale und distale Begrenzung des „Sinusfensters“ dar. Die Position der Implantatschulter Abb. 3 wird jeweils in Verlängerung der Implantatachse im Bereich der Kieferkammalveolen in regio des 3ers und 5ers geplant (weiße Sternmarkierung). Das Sinusfenster wird kranial zum Os zygomaticum (grüne Pfeilmarkierung) begrenzt, in dem die Zygoma-Implantate bikortikal verankert werden. www.zahnaerzteblatt.de ZBW 12/2020

34 Fortbildung Abb. 4a Abb. 4b Intraoperative Situation nach Insertion der Zygoma-Implantate. (regio 13, 15 und 23, 25. a) Die laterale Kieferhöhlenwand ist nach medial verlagert (weiße Pfeilmarkierungen) und begrenzt weiterhin den Sinus. Die Zygoma-Implantate sind im apikalen Bereich bikortikal im Os zygomaticum verankert (blaue Pfeilmarkierung) und erreichen dadurch eine hohe Primärstabilität. Regio 13 wurde eine mobile Knochenlamelle mit einer Osteosyntheseschraube fixiert (gelbe Pfeilmarkierung). Implantologische Therapie. Nach einer Abheilungsphase von drei Wochen war die Mukosa stabil und entzündungsfrei (Abb. 2a). Dies war die Voraussetzung für die Implantation, die unter Vollnarkose erfolgte. Im ersten Schritt wurde der gesamte Alveolarfortsatz mittels eines Kieferkammschnittes dargestellt (Abb. 2b). Unter Schonung der Nn. infraorbitalis wurde die laterale Kieferhöhlenwand bis auf Höhe des Arcus zygomaticus freipräpariert. Die Implantatposition und -achse sowie das Fenster für den externen Sinuslift wurden mit einem sterilen Bleistift auf die laterale Kieferhöhlenwand eingezeichnet (Abb. 3). Sodann erfolgte die Präparation des Sinusfensters entsprechend eines konventionellen externen Sinuslifts. Der nach medial verlagerte Knochendeckel diente während der Implantatbohrungen und -insertion als Schutz der Schneiderschen Membran. Des Weiteren begünstigt die Verlagerung des Knochendeckels die Ossifikation der Implantate. Um eine ausreichende Kühlung während des Bohrvorgangs zu erreichen, musste eine externe Kühlung mittels großvolumiger Spritze erfolgen. Eine hohe Primärstabilität der Zygoma-Implantate wurde durch die bikortikale Verankerung im Os zygomaticum erreicht. Die Implantate wurden in regio 15, 13, 23 und 25 (Brånemark System ® Zygoma TiU, Ø 4,0, Längen: 35 mm, 45 mm, 45 mm, 35 mm, Nobel Biocare, Göteborg, Sweden) mit einem Eindrehmoment von 35 Ncm inseriert (Abb. 4a). Abschließend beendet die Sinusaugmentation und das Einbringen von vier Multi-unit Abutments sowie der Wundverschluss den operativen Teil (Abb. 5a und 5b). Das Multi-unit Abutment ist eine konfektionierte Mesostruktur zwischen Implantat und Zahnersatz. Auf diesen vier Multi-unit Abutments wird der Zahnersatz fest verschraubt. Direkt im Anschluss erfolgte die Implantat- Abformung (Impregum soft ® /3M Deutschland GmbH) und basale Bissregistrierung mit den eingeschraubten Registrierkappen (R-SI-LINE ® METAL-BITE ® /Rdental Dentalerzeugnisse GmbH). Der provisorische Zahnersatz wurde zwei Tage später eingegliedert (Abb. 6a bis b). Kontrolle. Drei Monate nach Abschluss der chirurgischen Maßnahmen erfolgte die Kontrolle der Implantate (Abb. 7a). Hierbei wurde periimplantär sondiert, um mögliche Knocheneinbrüche zu erkennen. Die Perkussion der Implantate mit hellem Klopfschall sowie eine Röntgen- Abb. 5a Situation nach Abschluss der chirurgischen Therapie. Die Implantate Regio 15, 13 und 23, 25 sind mit Einheilkappen versorgt. Anschließend erfolgt die basale Bissregistrierung und Implantatabformung. Abb. 5b Postoperative Röntgenaufnahme. Zu sehen sind die inserierten Zygoma-Implantate mit Fixation im Jochbein. ZBW 12/2020 www.zahnaerzteblatt.de

Ausgaben des Zannärzteblatt BW

© by IZZ Baden-Württemberg - Impressum - Datenschutz