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Die Seuchen der Menschheit

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Ausgabe 12/2020

Berufspolitik 21 wahl

Berufspolitik 21 wahl Sozialminister. Was dann? An welchen Stellschrauben würden Sie als FDP drehen? Ich sehe im Bürokratieabbau ein wichtiges Handlungsfeld. Zusammen mit Kammern und Verbänden muss definiert werden, was einfacher gemacht werden oder ganz entfallen kann. Zahnärztinnen und Zahnärzte brauchen verlässliche Partner. Ein Beispiel sind Hygienebegehungen. Hier müssen landesweit einheitliche Kriterien gelten. Und zwar behördenübergreifend. Es kann nicht sein, dass es hier unterschiedliche Bewertungen gibt. Wir als Freie Demokraten achten auf faire Wettbewerbsbedingungen. Damit spiele ich auf die Problematik der Z-MVZ an. Aber auch das bisher Erwähnte im Kontext mit Corona. Ganz generell geht es mir aber auch um die Form des Umgangs und der Wertschätzung gegenüber Zahnärztinnen und Zahnärzten als Freie Berufe mit großer Verantwortung und Expertise für die exzellente gesundheitliche Versorgung unserer Bürgerinnen und Bürger. Ich setze auf Dialog und Austausch. Neue Regelungen müssen in einem Miteinander entstehen. Herr Haußmann, Sie sind auch frauenpolitischer Sprecher Ihrer Fraktion. Wir beobachten in der Zahnmedizin, dass immer mehr Frauen unseren Beruf ergreifen. Leider lassen sich nur wenige in eigener Praxis nieder, sondern entscheiden sich oftmals für eine Angestelltentätigkeit. Wie können die jungen Zahnmedizinerinnen zur Niederlassung bewegt werden? Welche Möglichkeiten sehen Sie generell, junge Zahnärztinnen und Zahnärzte beim Start als Freiberufler zu unterstützen? Vermutlich schreckt viele junge Zahnmedizinerinnen, Zahnmediziner, Ärztinnen und Ärzte die schiere Flut an Bürokratie und Verantwortung ab. Hier könnte es sinnvoll sein, den „overhead“ zu bündeln. Wichtig ist für mich, dass Beste Aussicht. Das Dach des Hauses der Abgeordneten am Schlossplatz bietet für Jochen Haußmann (r.) und Dr. Torsten Tomppert die beste Aussicht auf das benachbarte Kunstgebäude in Stuttgart. die zahnärztliche Trägerschaft erhalten bleibt und eben gerade keine investorengetragenen Konzerne in die Zahnheilkunde Einfluss nehmen. Denn aus meiner Sicht ist die niedergelassene freiberufliche Tätigkeit nicht nur ein hoher Wert an sich – sie bürgt durch das hohe Maß an Verantwortung auch für Qualität. Gleichwohl braucht es auch Strukturen, wo junge Zahnärztinnen und Zahnärzte auch Chancen auf eine angestellte Tätigkeit erhalten, um später den Schritt in die Freiberuflichkeit zu starten bzw. der medizinischen Versorgung erhalten bleiben. Noch ist die Versorgung auf dem Land gewährleistet. Welche Ansätze sehen Sie, um (junge) Zahnärztinnen und Zahnärzte zu einer Niederlassung in ländlichen Gebieten zu motivieren? Was halten Sie von der Landarztquote beim Medizinstudium? Die Landarztquote habe ich mit Nachdruck abgelehnt und dabei bleibe ich. Wie kann man auf die Idee kommen, dass ein junger Mensch seine Zukunft in zehn bis zwölf Jahren vorhersagen kann. Gerade in jungen Jahren entwickelt sich doch noch so viel. Ich sehe eine solche Quote als Kosmetik und Aktionismus. Wirklich tragfähig ist es aus meiner Sicht, an der Wiederherstellung der Attraktivität der niedergelassenen freiberuflichen Tätigkeit als Zahnärztin oder Zahnarzt zu arbeiten. Foto: Nina Scavello Für den nächsten Themenkomplex muss ich etwas ausholen: 2015 wurde die Gründung von arztgruppengleichen MVZ ermöglicht. Was von der Politik positiv intendiert war, hat jedoch durch eine Lücke im Gesetz eine Kapitalanlagemöglichkeit für internationales Investorengeld geschaffen, unter anderem für Hedgefonds und Private-Equity-Gesellschaften. In den kommenden zehn Jahren stehen etwa ein Drittel aller Zahnarztpraxen zur Übergabe an, weil die Praxisinhaber in Rente gehen. Das ist ein interessanter Markt für internationale Investoren in Zeiten der Null-Zins-Politik! Wie beurteilen Sie die arztgrup- Zur Person Jochen Haußmann, FDP/DVP Stellvertretender Vorsitzender der FDP/DVP-Landtagsfraktion und Sprecher für Verkehrs-, Gesundheits- und Frauenpolitik – Im Landtag seit 2011 – verheiratet, drei Kinder www.zahnaerzteblatt.de ZBW 12/2020

22 Berufspolitik pengleichen Investoren-MVZ? Teilen Sie unsere Befürchtungen? Die geschilderte Situation ruft große Sorgen in mir hervor. Hier ist ein abgestimmtes Vorgehen zwischen Bund und Ländern erforderlich. Es ist keine gute Entwicklung, die man laufen lassen könnte. Wir erachten ein Nachjustieren durch die Politik für unabdingbar und haben konkrete Empfehlungen für die Novellierung des Heilberufe-Kammergesetzes vorgelegt. Können wir mit der Unterstützung Ihrer Partei rechnen? Ein klares Ja. Hier muss gemeinsam eine tragfähige Lösung entwickelt und umgesetzt werden. Die Vorschläge zur Änderung des Heilberufe-Kammergesetzes durch die Landeszahnärztekammer zielen in die Richtung, dass Zahnärzte nur dann in einer GmbH tätig sein können, wenn die GmbH bestimmte Voraussetzungen erfüllt, unter anderem eine ausschließlich heilberufliche Tätigkeit oder die Mehrheit der Gesellschaftsanteile und Stimmrechte Kammermitgliedern Anzeige zusteht und keine Dritten am Gewinn der Gesellschaft beteiligt sind. Digitalisierung und Telemedizin sind – nicht zuletzt wegen der Coronapandemie – auf dem Vormarsch. Eine Übereinkunft zwischen KZBV und GKV-Spitzenverband sieht die Aufnahme von Videosprechstunden, Videofallkonferenzen und Telekonsilien in den Bewertungsmaßstab für zahnärztliche Leistungen BEMA vor. Wie beurteilen Sie das Potenzial von Videosprechstunden, Videofallkonferenzen und Telekonsilien für die zahnärztliche Versorgung? Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass man neue Angebote eröffnen sollte. Die Corona-Pandemie hat das Thema Telemedizin und Videosprechstunde erheblich beflügelt. Inwieweit das dann in der Praxis tatsächlich genutzt werden kann, wird sich zeigen. Ich denke, die weit überwiegende Arbeit wird nach wie vor unmittelbar am Patienten erfolgen, insbesondere in der Zahnmedizin. Herr Haußmann, vielen Dank für das Gespräch und die Einladung ins Haus der Abgeordneten. Zu guter Letzt Am Schluss bitten wir die Gesprächspartner*innen unserer Kammer Konversation, eine Auswahl aus den sechs Begriffspaaren zu treffen. Jochen Haußmann hat folgende Auswahl getroffen: 1. Badischer Spätburgunder oder schwäbischer Trollinger? Trollinger mit der Ergänzung „aus dem Remstal“ 2. Bodensee oder Schwäbische Alb? Bodensee 3. Fahrrad oder Mercedes? Fahrrad 4. Wibele oder Schwarzwälder Kirschtorte? Schwarzwälder Kirschtorte, die gibt nach dem Marathon Kraft 5. Alltagsmaske oder Einmal- Mund-Nasen-Bedeckung? Einmal-Mund-Nasen-Bedeckung in FFP2-Qualität 6. Büro oder Homeoffice? Die Arbeit in der Legislative lässt sich leider nur bedingt im Homeoffice erledigen Einmalig und einzigartig ist jedes Kind. Und jedes Kind braucht eine ganz individuelle Unterstützung. Helfen Sie mit einer Spende. Danke! 2016/1 Tel.: 0800/50 30 300 (gebührenfrei) IBAN DE22 4306 0967 2222 2000 00 BIC GENO DE M1 GLS www.sos-kinderdoerfer.de ZBW 12/2020 SOSKD_Anzeige_Fingerabdruck_148x105_sw_RZ.indd 1 29.04.16 10:49 www.zahnaerzteblatt.de

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