Titelthema 11 fen des ökologischen Fußabdrucks nicht als Fortschritt, sondern mahnt, dass die Investitionen zur ökonomischen Erholung nach der Pandemie konsequent an Nachhaltigkeit gekoppelt werden müssen, damit der Effekt auch nachhaltig bleibt. Der Tagesspiegel hat diese Entwicklung im August dieses Jahres in Zahlen gefasst: „Würden alle Länder so haushalten wie Deutschland, wären bezogen auf 2019 sogar drei Erden nötig. Bei einer Lebensweise wie in China bräuchte die Weltbevölkerung 2,2 Erden. Würden alle Menschen so wirtschaften wie in den USA, bräuchten sie fünf Erden“. Rückgang von CO2. Auch die Emissionen von Kohlendioxid (CO2) sind durch die COVID-19-Krise zurückgegangen. Dies lag vor allem am geringeren Verkehr auf den Straßen, den teilweise lahmgelegten Industrieproduktionen, den verwaisten Büros und den Flugzeugen, die nicht mehr abhoben, um Urlauber übers Wochenende nach Mallorca zum Ballermann zu bringen. Allein in China reduzierten sich wegen der Ausgangssperren die Emissionen laut der Webseite Carbon Brief um rund 25 Prozent. Doch die Veränderung ist wahrscheinlich nur vorübergehend. Zu dieser Diskussion kommt der Umstand hinzu, dass derzeit zwar weniger Menschen zum Meeting in die Hauptstadt jetten und das Homeoffice stärker frequentiert wird, als das Bürogebäude, doch nachteilig wirkt sich aus, dass mehr Menschen auf die Nutzung von Bus und Bahn verzichten, weil sie dort ein höheres Risiko der Ansteckung befürchten und daher im Zweifelsfall doch auf die Nutzung des Pkws ausweichen. Laut einer Umfrage des Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt e. V. (DLR) erwägen sechs Prozent der „Autolosen“ aufgrund der Pandemie die Anschaffung eines eigenen Pkws. Nicht bedroht. Auch wenn Vogelliebhaber befürchteten, die Tauben der Innenstädte könnten gefährdet sein, so bestand diese Gefahr mitnichten, bestätigt der Nabu. Onlineshopping boomt. Gute und schlechte Nachrichten halten sich nahezu die Waage: So stieg die Zunahme von Einwegplastik durch den Einsatz von Masken, Einweghandschuhen und Kunststoffverpackungen, die notwendig geworden sind, weil die Menschen in Coronazeiten lieber zu abgepackten Lebensmitteln greifen und wiederverwendbares Geschirr in den meisten Geschäften nicht mehr angenommen werden darf. Auch der Online-Handel hat kräftig zugelegt. Laut einer aktuellen Umfrage des Marktforschungsunternehmens Nordlight Research gaben dort 45 Prozent aller Befragten an, weniger in Geschäften zu shoppen. Kauften vor der Coronapandemie rund zwei Drittel der Befragten einmal im Monat online ein, sind es den Umfrageergebnissen zufolge, heute fast drei Viertel. Vermittelt die Lieferung bis kurz vor die Haustür hinsichtlich des Ansteckungsrisikos zwar ein sicheres Gefühl, so hat die Umwelt hier jedoch das Nachsehen und die eingesparten CO2-Werte von der nicht erfolgten Fahrt ins Büro, sind damit wieder hinfällig, zumal wenn Rücksendungen ins Spiel kommen und der zusätzliche Verpackungsmüll betrachtet wird. Auch die Lieferdienste schlagen hinsichtlich Verpackungsmüll kräftig zu Buche und füllen zahlreiche weitere gelbe Müllsäcke. Abholzung der Regenwälder. Bereits im Mai 2020 berichtete die Umweltschutzorganisation World Wide Fund For Nature (WWF), dass besonders in Brasilien und Indonesien die Entwaldungsrate seit Beginn der Coronapandemie im Schnitt um rund 150 Prozent angestiegen sei. Allein im März 2020, so der WWF, seien weltweit etwa 645.000 Hektar Tropenwälder verschwunden. Das entspricht einer Fläche sieben mal so groß wie Berlin. Als Erklärung gaben die Umweltschützer an, dass es weniger offizielle Kontrollen gebe und gewisse Territorien von Indigenen und Naturschutzgebiete schlechter gesichert seien, was Plünderung von Ressourcen erleichtere. Zudem, so ist es im Bericht zu lesen, suchten Menschen, deren Einnahmequellen coronabedingt wegbrechen, nach Alternativen, was die Plünderung der Ressourcen des Regenwalds befördere. Cornelia Schwarz Foto: AdobeStock_216562492_rostyle www.zahnaerzteblatt.de ZBW 12/2020
12 Berufspolitik Vertreterversammlung der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung „Auf das zahnärztliche Versorgungssystem ist in Krisenzeiten Verlass“ Foto: KZBV/Spillner Vom 28. bis 30. Oktober 2020 tagte die Vertreterversammlung der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung (KZBV) – aufgrund der aktuellen Infektionslage als Videokonferenz. Die Bewältigung der Coronapandemie war allgegenwärtig. Vor dem Hintergrund der aktuellen Dynamik des Infektionsgeschehens diskutierten die Delegierten die bisherigen Erfahrungen sowie die Handlungsbedarfe für die aktuelle zweite Welle. Zudem bestimmten weitere grundlegende Themen der Sicherstellung der vertragszahnärztlichen Versorgung die Tagesordnung: die notwendigen Regulierungen von Investoren-MVZ, Niederlassungsförderung, Digitalisierungsaufwand sowie die erfolgreiche Behandlung der Volkskrankheit Parodontitis. KZBV-Vertreterversammlung. Auf Bundesebene aktiv in stürmischen Zeiten: Die Vertreter*innen der KZV BW Dipl.-Volkswirt Christoph Besters, Dr. Ute Maier, Ass. jur. Christian Finster, Dr. Uwe Lückgen, Dr. Gudrun Kaps-Richter, Dr. Georg Bach, Andreas Poser bei der Videokonferenz. Dr. Wolfgang Eßer, Vorsitzender des Vorstands der KZBV, betonte eingangs, dass die Vertragszahnärzteschaft weiterhin alle Kräfte mobilisiere, um die Patient*innen sowie den Berufsstand gut durch die Pandemie zu bringen. „Auf das zahnärztliche Versorgungssystem ist immer und besonders in Krisenzeiten Verlass. Als wichtigen Bestandteil der Daseinsvorsorge gehen wir Herausforderungen für die Sicherstellung der Versorgung zielgerichtet an und leisten damit unseren Beitrag zur erfolgreichen Krisenbewältigung.“ Wirtschaftliche Einbrüche. Von der Politik forderte er die Schaffung von Rahmenbedingungen ein, um die Bewältigung der Krise meistern zu können. Während des Lockdowns seien extreme Einbrüche im Leistungsgeschehen zu verzeichnen gewesen, die die Praxen zum Teil vor große wirtschaftliche Probleme gestellt hätten. Aufgrund des Wiedererstarkens der Pandemie müsse umso mehr mit ähnlichen, möglicherweise länger anhaltenden Einbrüchen gerechnet werden, die zur Gefährdung der Krisenreaktionsfähigkeit des Versorgungssystems führen könnten. Schutzschirm. Der mit der CO- VID-19-Versorgungsstrukturen- Schutzverordnung eingeführte Liquiditätskredit reiche zur Sicherung dieser Strukturen nicht aus. Es müsse zeitnah ein echter Schutzschirm installiert werden, der es den KZVen ermögliche, auf regional unterschiedliches Infektionsgeschehen angemessen reagieren und in Not geratene Praxen zielgerichtet unterstützen zu können. Es bedürfe – in Anlehnung an den bestehenden Schutzschirm für Ärzte – einer gesetzlichen Regelung, die die Liquidität in den Praxen sichere und das unter angemessener Beteiligung der Kostenträger. Die Praxen seien durch Pandemiefolgen existenziell bedroht. Dass Deutschland bislang vergleichsweise gut durch die Pandemie gekommen sei, liege nicht zuletzt an der Stärke des freiberuflichen und selbstverwalteten Gesundheitssystems. iMVZ. „Vergewerblichung und Kommerzialisierung, wie sie von Investoren-MVZ forciert wird, sind nachweislich der falsche Weg. Dieser fatalen Entwicklung müssen wir entschieden entgegentreten“, so der KZBV-Vorsitzende Dr. Wolfgang Eßer. Zwei von der KZBV beauftragte Gutachten, die die Gefahren von iMVZ für die ambulante zahnärztliche Versorgung belegen, würden deshalb in Kürze veröffentlicht. Frauenförderung. Als gesonderter Punkt stand der Bericht der Info Diesen und weitere Beschlüsse der KZBV- Vertreterversammlung vom 28. bis zum 30. Oktober 2020 finden Sie auf der Website der KZBV: https://bit. ly/3lCaHHM. ZBW 12/2020 www.zahnaerzteblatt.de
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