36 Fortbildung Abb. 12 Abb. 13 Verlaufskontrolle 2015. 1. Quadrant. Abb. 14 Abb. 15 Applikation niedriger konzentrierter Sensitizer, 2018. Ausgangsbefund. Phase II, 2018. Gewebe. Deutlich geringere Anfärbung des Gewebes durch niedriger konzentrierten Sensitizer, 2018. Minimalinvasives Prinzip. Die einfache und je nach Delegationsrahmen delegierbare Anwendung und das minimalinvasive Prinzip der Photodynamischen Therapie hat innerhalb der letzten zwei Jahrzehnte zu einer breiten Anwendung geführt. Innerhalb der Gruppe der laseranwendenden Zahnmediziner dürfte die Fraktion der PTT-Anwender die größte darstellen. Dennoch stellen die blauen Sensitizer immer noch die wesentlich größere Gruppe der verwendeten Farbstoffe dar, über einen längeren Zeitraum wurden solche mit immer höherer Konzentration verwendet, bis hin zu nahezu tinten- oder gar gelartigen Ausführungen. Hierbei wurde festgestellt, dass mit steigender Konzentration des verwendeten Farbstoffes eine ausgeprägte bakterizide Eigenwirkung (nur durch den Farbstoff selbst, auch ohne Einwirkung von Laserlicht) zu verzeichnen ist. Heute geht der Trend wieder in Richtung niedrigerer Farbstoffkonzentrationen mit keiner/weniger bakterizider Eigenwirkung des Sensitizers. Applikation des Lasers. Die ersten PDT-Systeme, die Mitte der neunziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts auf den Markt kamen, wiesen ausschließlich Laserlichtapplikatoren für den Einsatz im Sulkus auf, der Applikator wurde also ähnlich einer Parodontalsonde in die Zahntasche bzw. in das periimplantäre Weichgewebe eingeführt. In den letzten Jahren fand hier ein Paradigmenwechsel statt. Viele Hersteller und Anbieter von PDT/PTT-Systemen stellten auf externe Bestrahlung um. Hier wird das Laserlicht mit einem wesentlich größeren Applikator, der möglichst senkrecht auf das Zielgewebe (die Gingiva) aufgesetzt wird, appliziert. Diese Anwendungsform ist wesentlich einfacher und für den Patienten auch angenehmer und kann, falls dies der jeweilige Kammerdelegationsrahmen zulässt, auch delegiert werden. Grundbedingung für die externe Laserlichtapplikation ist ein Lasergerät, das in der Lage ist, die hierfür benötigte, im Vergleich zur internen Applikation etwa verdoppelte Energie abzugeben. Lichtquellen. Als Lichtquellen für die PDT und PTT finden in der Regel Diodenlaser Anwendung, nur ein in Deutschland käufliches PDT-System verwendet hierfür eine LED-Lampe. Diodenlaser sind seit Mitte der 90er Jahre auf dem Dentalmarkt erhältlich, sie bringen einige besondere materialspezifische Eigenschaften ein, die ihren Einsatz in der Zahnmedizin interessant machen. Wegen der geringen Abmessungen der einzelnen Bauteile beanspruchen die Geräte wenig Platz. Die Erzeugung des Laserlichts erfolgt direkt durch kohärente Kopplung nach Anlegen der elektrischen Energie am Halbleiter. Da bei diesem Lasertyp Strom direkt in Laserlicht umgewandelt werden kann („Injektionslaser”), wird ihm weltweit große Beachtung geschenkt. Forschungsergebnisse. Zu Beginn der Photodynamischen und Photothermischen Therapie gab es nahezu keine wissenschaftlichen Erkenntnisse über das Anhalten des bakteriziden Effektes und über deren Erfolg im Vergleich zu konventionellen Verfahren. Dies hat sich in den vergangenen Jahren wesentlich geändert, was übrigens ganz wesentlich auch Forschungsergebnissen deutscher Universitäten und Praktikern zu verdanken ist. Nicht unerwähnt lassen möchte ich an dieser Stelle, dass die erste deutsche Masterarbeit auf dem Gebiet der Photodynamischen Therapie aus baden-württembergischer Feder stammt – Kollege Tilmann Eberhard hat in dieser seine Forschungsergebnisse zum Helbo- PDT-System beschrieben. Fallbeispiel. Als Beispiel für die Nachhaltigkeit einer PDT-Behandlung, aber auch über deren Entwicklungen und Veränderungen, darf ich ein Langzeit- Fallbeispiel präsentieren. Zwischen Phase I und II der PDT-Behandlungen liegt genau ein Jahrzehnt. Die erste Behandlung wurde 2008 durchgeführt. An zwei ZBW 5/2019 www.zahnaerzteblatt.de
Fortbildung 37 Abb. 16 Abb. 17 Abb. 18 Externe Applikation Laserlicht, 2018. Vier-Wochen-Kontrolle 2018. OPG 2018. von vier Implantaten eines damals Mittsechzigers hatte sich eine profunde Periimplantitis manifestiert. Die beiden am stärksten vom periimplantären Knochenabbau betroffenen Implantate sollten entfernt werden. Dies lehnte der Patient aus diversen Gründen ab, vor allem weil dann die einstmals sehr teure Suprakonstruktion (gefräster Steg mit zusätzlichen Verankerungselementen) unbrauchbar geworden wäre. Interne Applikation. Damals kam die noch neue/unbekannte Photodynamische Therapie zur Anwendung – im Jahre 2008 mit einem extrem hochkonzentrierten Sensitizer und interner Laserlichtapplikation mit einem sondenähnlichen Applikator. Dank eines engmaschigen Recalls und regelmäßiger Professioneller Zahnreinigungen konnten die Implantate gehalten werden. Externe Applikation. Im Jahre 2018 wurde zur Sicherung dieses Zustandes erneut eine PDT durchgeführt, im Vergleich zur ersten Anwendung allerdings haben sich zwei Unterschiede ergeben. Der Sensitizer ist wesentlich niedriger konzentriert und die Laserlichtapplikation wurde nun extern durchgeführt mit einem Glasstab, der möglichst senkrecht auf das Gewebe aufgesetzt wird. Die Röntgenbilder aus diesem Behandlungsjahrzehnt belegen eindeutig, dass die dramatischen knöchernen Destruktionen (die einstmals zur Indikationsstellung der Implantatentfernung geführt haben) natürlich weiterhin bestehen, sie sind – moderat – sogar progredient. Aber die Implantate und auch die Suprakonstruktion sind noch im Munde des Patienten, der zwischenzeitlich Mitte 70 und alles andere als gesund ist. Das minimalinvasive Vorgehen und die erhaltene Kaufähigkeit stellen für diesen Patienten einen Vorteil dar. Wesentliches Werkzeug. „Die Photodynamische Therapie ist eine der ganz wesentlichen Neuerungen in der Laserzahnheilkunde“ und „wir werden mit der Photodynamischen Therapie keine Ablösung sämtlicher Prinzipien in der Parodontologie erreichen, aber sie ist ein ganz wesentliches Werkzeug für problematische Fälle!“. Diese beiden Zitate stammen vom langjährigen Vorsitzenden der Deutschen Gesellschaft für Laserzahnheilkunde, Professor Dr. Norbert Gutknecht. Wie kaum ein anderer hat er sich mit seinen Unterstützern vom Aachener Arbeitskreis Laserzahnheilkunde um die Etablierung der Laserzahnmedizin in Deutschland verdient gemacht. Indikationsspektrum. Seine beiden Zitate beschreiben sehr gut das Indikationsspektrum in unseren Zahnarztpraxen: Immer dann, wenn ein minimalinvasives Vorgehen gewünscht wird, immer dann, wenn therapieresistente Verläufe festgestellt werden, immer dann, wenn man aufgrund von Grunderkrankungen eine schonende Senkung der Bakteriämie-Rate wünscht, spielen PDT/PTT ihre großen Vorteile aus. Somit sind Photodynamische Therapie und Photothermische Therapie aus der Alterszahnheilkunde und der Therapie bei besonders wenig belastbaren/ängstlichen Patienten nicht mehr wegzudenken. Info Dr. Georg Bach, Fachzahnarzt für Oralchirurgie, Freiburg Im Fallbeispiel wurden im Abstand von zehn Jahren folgende Laserbehandlungen durchgeführt: im Jahr 2008 Laserlichtquelle: Helbo Diodenlaser 670 nm Wellenlänge Sensitizer: Helbo Blue (Methylenblau) Parameter: Gemäß Herstellerangabe (Package-Lösung aus Sensitizer- Lichtquelle-Zeitenvorgabe mittels Zusatzgerät) Kontakt: Helbo Deutschland GmbH im Hause bredent medical GmbH, Walldorf im Jahr 2018 Laserlichtquelle: Diodenlaser 810 nm Wellenlänge Sensitizer: Oralia Blue (Methylenblauderivat) Parameter: Interne Laserlichtapplikation, Leistung 300 mW/cw-mode/Zeit 60 sec/Energie 18000 mJ Externe Laser- Leistung 600 mW/cw-mode/Zeit lichtapplikation: 60 sec/Energie 36000 mJ Kontakt: Oralia GmbH, Konstanz www.zahnaerzteblatt.de ZBW 5/2019
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