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Die Europawahl im Blick

Ausgabe 5/2019

30 Im

30 Im Blick Dankbar. Bürgermeisterin Bettina Lisbach und Prof. Dr. Winfried Walther (Mitte) übergaben Prof. Hochgeschwender als Dankeschön die traditionelle Skulptur „Im Dialog“ von Joachim Czichon. konstellation und wurden auch als solche angesehen und akzeptiert“, erklärte Prof. Hochgeschwender: „In Minnesota kam die Democratic-Farmer-Labor Party auf, die bis heute existiert.“ Charisma. 1896, 1900 und 1908 folgten die Populisten dem Demokraten William Jennings Bryan, der als charismatischer Redner galt. Noch heute lehren Rhetoriker an Universitäten anhand seiner Reden. Doch Bryan war auch christlicher Fundamentalist, Pazifist und Außenminister unter Woodrow Wilson in den Jahren 1913 – 1915. Der „kleine Mann“, der „einfache Amerikaner“ aus dem ländlichen Raum im Mittelwesten war für ihn das Rückgrat der tugendhaften, freiheitlich-demokratischen Republik. Eliten hingegen die natürlichen Feinde der Demokratie. Damit standen Bryan und die Populisten in einer älteren Tradition, in der von Thomas Jefferson (1801 – 1809) und vor allem Andrew Jackson (1829 – 1837), dessen Bild heute im Oval Office von Donald Trump hängt. Sie knüpften an die radikale Traditionslinie der Amerikanischen Revolution und die damit verbundene radikaldemokratische Semantik an. Insgesamt erkennt man deutlich das Ideal des einfachen Mannes, des common man, gegen die Elitentechnokratie, die für Moderne, Aufklärung und Fortschrittsdenken im Sinne des 19. Jahrhunderts stand. Durch diese Ausführungen sollte „inzwischen deutlich geworden sein, an welche Inhalte Trump in seiner politischen Rhetorik anknüpft“, sagte Prof. Hochgeschwender, „das sind sämtlich Weltanschauungselemente, die tief im amerikanischen Nationalen Bewusstsein von der Revolution her verankert sind. Was ihn aber unterscheidet, sind zum einen der tiefe Pessimismus seiner politischen Ansprachen, das Fehlen einer positiven Vision und der Mangel an Respekt vor dem einfachen Mann, den er bezirzt, weil er seine Vorbehalte erspürt, den er aber offen verachtet“. Trumps Semantik fehlten die konkreten Inhalte: „Trumps common man ist nur das leere Schattenbild von dem, was die Populisten einst darunter verstanden.“ Doch wie konnte eine radikaldemokratische Modernisierungsbewegung zu dem Zerrbild degenerieren, das unsere Gegenwart prägt? Hier nannte Prof. Hochgeschwender einige Konklusionen. Es gab Sollbruchstellen in der Reformkoalition mit urbanen Progressivisten: die Prohibition, den Darwinismus und den Führungsanspruch der akademischen, ökonomischen und urbanen Eliten. Zudem gab es eine Umdeutung durch die Geschichtswissenschaften: Bis ca. 1930/35 wurden die Populisten als Bestandteil der Reformbewegung zur Jahrhundertwende angesehen und als solche auch wissenschaftlich beschrieben. Dann versuchten Historiker wie Arthur M. Schlesinger Jr. eine identitätsstiftende politische Erbfolgelinie zu etablieren. Der demokratische Kerngehalt der populistischen Semantik verblieb in der amerikanischen Tradition, während die Populisten zu Radikalen mutierten, mit denen man im Zeitalter des New Deal-Konsenses nichts mehr anzufangen wusste. Erst in den 1990er-Jahren begannen Historiker wie Charles Postel, den ursprünglichen Populismus zu rehabilitieren. „Wenn man diese Rehabilitation ernst nimmt, kann man den gegenwärtigen Pseudopopulismus einer gerechtfertigten Kritik aus dem Geist des ursprünglichen Populismus unterziehen, ohne dessen tatsächliche Schattenseiten leugnen zu müssen“, schloss Prof. Hochgeschwender, „dann können wir vielleicht endlich aufhören, uns gegenseitig anhand leerer Begriffe zu kategorisieren und in eine wahrhaft demokratische, kritische und selbstkritische, also nuancierte Diskussion eintreten. Dies gilt für Medien, Politik, Gesellschaft und vor allem die Wissenschaft gleichermaßen, denn im Moment versagen wir alle vor dieser Herausforderung.“ Eine Herausforderung, mit der auch Prof. Walther umgehen muss, wie er scherzhaft bemerkte: „Ich habe mich gefragt: Wie viel Zeit deines Lebens hast du im vergangenen Jahr eingesetzt, um dich mit dem amerikanischen Präsidenten zu beschäftigen. Auch bei vorsichtiger Schätzung von zwölf Minuten am Tag summiert sich dies auf drei Tage. Diese drei Tage waren nicht unbedingt gute Tage.“ Rund 45 gute Minuten während des Karlsruher Vortrags entschädigten ihn und die Gäste zumindest ein wenig – befand auch die neue Karlsruher Gesundheitsbürgermeisterin Bettina Lisbach, die das Schlusswort hielt. Darin lobte sie das große Engagement der Zahnärzteschaft und der Akademie für Zahnärztliche Fortbildung Karlsruhe für ihr beispielloses Engagement für den politischen und gesellschaftlichen Diskurs. » christian.ignatzi@izz-online.de ZBW 5/2019 www.zahnaerzteblatt.de

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