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Das Schiedsamt hat gesprochen – was nun?

Ausgabe 12/2018

34 Einer von uns Dr.

34 Einer von uns Dr. Frank Schleenbecker verknüpft die Zahnmedizin mit dem Sport Zwischen Praxis und Sportplatz In unserer Reihe „Einer von uns“ stellen wir regelmäßig Kolleginnen und Kollegen vor, die etwas Außergewöhnliches außerhalb des Berufs machen. Dr. Frank Schleenbecker aus Berg bei Ravensburg vereint seine Leidenschaften: Sport und Zahnmedizin. Bei den Sportweltspielen der Medizin ist er regelmäßig auf Medaillenjagd. Und seit Herbst hat er eine neue, eiskalte Aufgabe. Laufen, Fahrradfahren oder ins Fitnessstudio die Mittagspause von Dr. Frank Schleenbecker aus Berg bei Ravensburg lässt sich getrost als aktive Erholung bezeichnen. Denn während sein Praxisteam beim Mittagessen ist, geht der Zahnarzt seiner Leidenschaft nach: dem Sport. Zumindest regelmäßig an Montagen und Donnerstagen. Freitags kommt abends das Handballtraining beim TSB Ravensburg dazu. Bis vor zwei Jahren noch bei der ersten Mannschaft in der höheren Bezirksklasse. Mit heute 48 Jahren lässt er es aber lieber langsam angehen. „Der Aufwand wäre inzwischen zu groß“, sagt der hochgewachsene, kräftige Mann, der nur so vor Energie zu strotzen scheint. Genau deshalb ist er auch in die Ravensburger Region gezogen. Geboren ist der sympathische Zahnarzt in Gießen, wo er auch zur Schule ging und studierte. Siegreich. Dr. Schleenbecker beißt in eine Silbermedaille. Bei den Sportweltspielen der Medizin räumt er regelmäßig Edelmetall ab. Neue Wege. Seine Profession hat er im Gegensatz zu vielen anderen nicht in die Wiege gelegt bekommen. „Ich hatte als Kind schlechte Zähne, war sehr ängstlich wegen der Sanierung des Milchgebisses“, erinnert er sich an seinen ersten Kontakt mit einer Zahnarztpraxis. „Irgendwann wollte ich mal auf die andere Seite des Behandlungsstuhls.“ Denn die Praxis kannte er wegen einiger Behandlungen irgendwann in- und auswendig. Im Studium merkte er schnell, dass er sich für den richtigen Beruf entschieden hatte. „Der Zahnarztberuf ist deshalb erfüllend für mich, weil man ein direktes Feedback bekommt“, sagt er. „Wenn ein Loch im Zahn ist, füllt man es. Ist ein Zahn abgebrochen, repariert man ihn und sieht direkt das Ergebnis.“ Sport als Ausgleich. Und auch das ist Dr. Schleenbecker wichtig als freiberuflich arbeitender Zahnarzt kann er sich seine Zeit immerhin ein wenig einteilen und etwas davon für seine zweite große Leidenschaft einplanen: den Sport. „Ich brauche Sport als Ausgleich“, sagt der Zahnarzt. „Die Gemeinschaft ist wichtig, man kann gemeinsam vieles erreichen. Eine Gemeinschaft hat Dr. Schleenbecker auch bei den Ravensburg Tower Stars. Der Eishockey-Zweitligist ist derzeit die konkreteste Verknüpfung zwischen Beruf und Freizeit, die es in seinem Leben gibt. Denn seit Saisonbeginn ist er offizieller Teamzahnarzt. Dass die Ravensburger derzeit an der Tabellenspitze stehen und sich zu einem ernsthaften Anwärter auf den Aufstieg in die Eishockey-Bundesliga DEL gemausert haben, freut ihn besonders. „Es gibt dort jetzt ein abgestimmtes Betreuungskonzept, zu dem in diesem Jahr auch die Sportzahnmedizin gehört“, sagt er. Bei den Heimspielen, die im Eishockey wöchentlich stattfinden, ist er meist in der Halle. Dafür absolvierte er eine Ausbildung in der Sport-Zahnmedizin in Nürnberg, bei der er im ersten Curriculum war. Für alle Fälle. In der Praxis kümmert sich Dr. Schleenbecker Sicherer Schütze. Auch beim Schießen geht Dr. den Sportweltspielen sein Können. nun darum, dass der Mundschutz der Spieler passt. Auf der Eisfläche ist er immer da, wenn ein Puck mal ins Gesicht fliegt. Bei mehr als 200 Kilometern pro Stunde, in der die schwarze Scheibe durch die Luft rast, ist das Gebiss selbst mit Mundschutz gefährdet. Neben dem Mundschutz und der akuten Hilfe kümmert er sich um den allgemeinen Check vor der Saison und sorgt dafür, dass Bakterien in Leerstrecken von Weisheitszähnen nicht die Leistung der Sportler beeinträchtigen. ZBW 12/2018 www.zahnaerzteblatt.de

Einer von uns 35 Für Notfälle im Training oder in der Freizeit haben die Profisportler aus Ravensburg die Handynummer des Zahnarztes ihres Vertrauens. Behandlungen während des Spiels gibt es aber nicht, sagt er. „Da geht es darum, dass sie so schnell wie möglich aufs Feld zurückkehren. Schläge auf den Kiefer, nach hinten geschobene Zähne, abgebrochene Zahnteile all das muss warten, bis die Partie zu Ende ist, ehe Dr. Schleenbecker ans Werk kann. Sportverrückt. Auch, wenn es zuweilen ruppig zugehen kann in der Welt des Sports: Die Liebe dazu wurde dem 48-Jährigen in die Wiege gelegt. Sein Vater war aktiver Handballer und Vorsitzender des Schleenbecker regelmäßig an den Start und zeigt bei Handballvereins in der Nähe von Gießen, wo Frank Schleenbecker groß wurde. Von klein auf spielte er selbst Handball und machte eine Zeit lang Leichtathletik. Er musste sich für eine der Sportarten entscheiden, da vier zusätzliche Trainingseinheiten pro Woche in der Leichtathletik zu viel gewesen wären. Der damals schon gesellige Jugendliche entschied sich für Handball. „Das Kommunikative in der Mannschaftssportart war mir wichtiger.“ Dabei wären die Ansätze da gewesen. Denn sein Großvater war einst deutscher Jugendmeister im Hochsprung. Fahrradfahren, Laufen, die Grundausbildung in der Leichtathletik absolvierte der sportliche Enkel aber trotzdem. Sportweltspiele. Über den Handballsport als Spieler in der Regionalliga finanzierte er sogar einen Teil seines Studiums. Doch als im Aktivenbereich die erste richtige Sportverletzung kam, fand bei Dr. Schleenbecker ein Umdenken statt: „Die Kombination aus Beruf und Leistungssport, das ging nicht mehr“, sagt er. Nach dem Studium zog es ihn weg. Er absolvierte seine Assistenzzeit in Hessen und zog dann weiter nach Wolfsburg in eine Praxis mit zugehöriger Chirurgie, wo er vier Jahre arbeitete. Vier weitere Jahre CMD kamen in einer Schwerpunktpraxis in Braunschweig hinzu, ehe es mit dem nötigen Rüstzeug gen Süden ging. Viele Jahre hielt er sich seitdem in unterklassigen Freizeitteams auf. Doch die Liebe zu mehreren Sportarten hatte er nie verloren. Irgendwann, nach mehreren Jahren im Beruf, las er schließlich einen Artikel über die Sportweltspiele der Medizin. „Sie fanden in Garmisch statt und ich dachte, da fährst du mal hin und machst mit“, sagt Dr. Schleenbecker. Zehn Jahre ist das jetzt her und seitdem kann er sich eine Welt ohne die Weltspiele nicht mehr vorstellen. Hauptsächlich leichtathletische Sportarten macht er in der jährlichen einwöchig stattfindenden Veranstaltung mit. „Da muss man Sachen machen, die man leistungsmäßig sonst nicht macht“, erklärt er den Reiz der Veranstaltung. Squash, Badminton, Schießen. Viele Sportarten kann Dr. Schleenbecker auf Amateurniveau sehr gut. Zahlreiche Medaillen zieren seine Sammlung inzwischen. Doch an den Sportweltspielen der Medizin reizt ihn noch viel mehr, als die sportliche Herausforderung: „Man kommt sehr viel rum und das ist super interessant“, erklärt er und erzählt von Spielen in Regionen, in die er sonst vielleicht nie gereist wäre. Im irischen Limerick waren die aus Dr. Schleenbeckers Sicht bislang besten Spiele. Untergebracht waren die Mediziner auf einem Sportcampus Vielseitig. Dr. Schleenbecker scheut sich nicht, Sportarten wie Speerwerfen auszuprobieren. in Studentenheimen. „Das war ein super Austausch mit den Leuten“, erinnert er sich. Schnell kam man auf dem Campus vom Gewichtheben zum Squash, vom Schwimmen zum Fußball. „Da haben wir gegen eine italienische Mannschaft gespielt, das sind solche schönen Dinge“, freut sich Dr. Schleenbecker. Sportliche Heimat. Und wenn er mal nicht in der Eishalle ist oder in der sportlichen Weltgeschichte umherreist, genießt der Sportbegeisterte die Natur in seiner Wahlheimat, zu der ihm ein Studienfreund geraten hatte. „Es ist nah zu den Bergen, nah zum Bodensee und da für mich die ganz langen Urlaube meist ausfallen, ist es schön, kurzfristig Erholungsphasen einzuplanen.“ Und auch mit dem zuweilen starken schwäbischen Dialekt in der Region Ravensburg kommt der Zahnarzt längst klar. „Am Anfang gab es Verständigungsprobleme, aber die sind längst vorbei“, sagt Dr. Schleenbecker. Verständigungsprobleme gibt es auch mit den Profisportlern nicht. Im Gegenteil: „Kanadische, US-amerikanische oder tschechische Spieler hier zu haben und in regelmäßigem Kontakt mit ihnen zu stehen, das gibt einem sehr viel“, freut er sich über seinen multikulturellen Austausch. » christian.ignatzi@izz-online.de Fotos: privat www.zahnaerzteblatt.de ZBW 12/2018

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