Aufrufe
vor 2 Jahren

Das Schiedsamt hat gesprochen – was nun?

Ausgabe 12/2018

30 Regionen 30 Jahre

30 Regionen 30 Jahre Forum Rottweil Rundumblick in die Zahnheilkunde Seit 1988 gibt es in der ältesten Stadt Baden-Württembergs das „Forum Rottweil“, eine Fortbildungsinitiative, die von Dr. Reinhard Schugg ins Leben gerufen wurde, um Allgemeinzahnärzten und Kieferorthopäden eine anspruchsvolle Fortbildung zu bieten. Zum 30-jährigen Jubiläum hat Dr. Schugg eine ganz besondere Räumlichkeit ausgewählt: den Thyssenkrupp Testturm. Hoch über dem Neckartal konnten sich die Teilnehmer/innen somit der Zahnheilkunde und Kieferorthopädie mit Weitblick nähern. Das Forum Rottweil versprach zum Jubiläum eine Fortbildung auf höchstem Niveau, was man auch durchaus wörtlich nehmen durfte: Die Jubiläumsveranstaltung fand im höchsten Konferenzsaal Deutschlands auf 226 m Höhe statt. In seiner Einführung erläuterte Dr. Reinhard Schugg, was ihn im Jahre 1988 bewogen hatte, diese Veranstaltung ins Leben zu rufen. Er wollte die Zahnärzte in der Region mit einer neutralen Fortbildung motivieren, die frei von wirtschaftlichen Interessen und Einflüssen ist. Das Ziel war außerdem, mit bescheidenen Mitteln eine effektive und wertvolle Fortbildung auf die Beine zu stellen und sich dabei auf das Wesentliche zu konzentrieren: einem kleinen und überschaubaren Kreis aktuelle Erkenntnisse aus Wissenschaft und Praxis zu Effektive Kariesprävention. Prof. Dr. Ulrich Schlagenhauf ververmitteln und zu diskutieren. Dass sich diese Idee als absolut richtig erwies, wird sowohl durch die Kontinuität der Veranstaltung über all die Jahre als auch durch die langjährige Treue vieler Referenten aus Deutschland und der Schweiz bestätigt. Auch berufspolitisch gab es für das Wirken von Dr. Schugg die verdiente Anerkennung: Sowohl Dr. Ute Maier, Vorsitzende des Vorstands der KZV BW, als auch Dr. Peter Riedel, Vorsitzender der BZK Freiburg, nahmen an der Jubiläumsveranstaltung teil. Jubiläums-Symposium. In Erinnerung an die erste Veranstaltung im Herbst 1988 waren auch diesmal die Referenten der ersten Stunde Prof. Dr. Jürgen Setz, Uniklinik Halle, und Prof. Dr. Ulrich Schlagenhauf, Uniklinik Würzburg, zugegen. Prof. Setz berichtete über das Thema „Teil- und Totalprothesen digital“. Hier blickte er zurück auf CAD/ CAM-Techniken, die im Jahr 1988 aktuell waren, um anschließend die rasante Entwicklung bis zur heutigen digitalisierten Zeit vorzustellen. Bei den Totalprothesen gibt es nach wie vor keine Standard-CAD/CAM- Technik, sondern drei Optionen: Blanks ohne Zähne (also gefräste Basis mit geklebten Zähnen), zweifarbige Blanks (gefräste Prothese) oder Blanks mit Zähnen (gefräste Prothese, die sog. „Baltic Denture“). Bei den Klammerprothesen wird laut Prof. Setz die Entwicklung in Richtung „Selective Laser Melting“ (SLM) gehen. Das Material, das aus Metallpulver besteht, Schicht für Schicht aufgetragen und mit Laser geschmolzen wird, lässt filigranes Arbeiten zu sofern man anschließend die Passform in den Griff bekommt. Deutschland hat hier noch Nachholbedarf, während bereits in China Klammerprothesen, Brücken und Kronen in großen Stückzahlen in SLM gefertigt werden. Man darf auf die weitere Entwicklung gespannt sein. Initiator. Dr. Reinhard Schugg blickt bei seiner Begrüßung auf gelungene 30 Jahre Fortbildung im Rahmen seiner Veranstaltungsreihe „Forum Rottweil“ zurück. ZBW 12/2018 www.zahnaerzteblatt.de

Regionen 31 Zahnerhaltung. Prof. Dr. Roland Weiger präsentierte sich als Experte in Sachen externe Wurzelresorptionen. Erste Experten. Prof. Dr. Jürgen Setz (l.) und Prof. Dr. Ulrich Schlagenhauf waren schon beim ersten Forum Rottweil im Jahr 1988 als Referenten dabei. Fotos: Claudia Richter mittelte mit seinem Vortrag unter dem Titel „Stabile Mundgesundheit eine Frage effektiver häuslicher Zahnpflege?“, welchen Einfluss die Ernährung auf die Mundgesundheit hat. Ohne Fluoride geht in der Zahnprophylaxe aber nichts. Durch die aufgeputzte Kalziumfluorid-Deckschicht auf den Zähnen werden Säureangriffe abgewehrt. Diese Schutzwirkung hat jedoch ihre Grenzen: Mehr als acht kariogene Mahlzeiten pro Tag ist auch durch maximale Fluoridierung nicht ausgleichbar. Durchs Zähneputzen kann, neben der Karies, nur einer Gingivitis vorgebeugt werden. Tiefer liegende Bakterien werden meist nicht erfasst und können zur Parodontitis führen. Um eine Parodontitis auszulösen, bedarf es jedoch Kieferorthopädie. Prof. Dr. Bernd Lapatki zeigte Therapiebeispiele bei Nichtanlagen. mehr als die entsprechenden Bakterien. Es kommt auf die Gesamtanzahl der Bakterien im Mund an, die den Biofilm im Gleichgewicht halten. Einseitige Ernährung, Rauchen oder Stress reduzieren „gute“, ausgleichende Bakterien im Biofilm, die antimikrobiellen Peptide (AMP), und das System kann kippen. Eine gute Ernährung kann laut Prof. Schlagenhauf dazu beitragen, den Biofilm im Mund positiv zu unterstützen. So soll nitratreiches Gemüse, wie z. B. Rucola oder grüner Salat, durch die Verstoffwechslung des aufgenommenen Nitrats die gleiche Wirkung wie eine Chlorhexidin- Spülung haben. Ein weiterer positiver Effekt: Gleichzeitig reguliert sich der systolische Blutdruck. Ein Vorteil, den man sich über gezielte Ernährung zunutze machen kann. Weitere Vorträge. Mit Prof. Dr. Roland Weiger von der Uniklinik Basel hatte Dr. Schugg einen Spezialisten auf dem Fachgebiet der Wurzelresorptionen eingeladen. Mit seinem Vortrag „Externe Resorptionen Diagnose, Therapie und Einblicke“ übermittelte er wichtige Erkenntnisse zur Klassifikation von Wurzelresorptionen sowie verschiedenen Therapieoptionen. Die Diagnose einer Resorption stellt sich laut Prof. Weiger häufig als schwierig heraus, da sie auf dem Röntgenbild oft unklar erscheint und mit einer Karies verwechselt werden kann. Aus diesem Grund sei die digitale Volumentomografie (DVT) das bessere bildgebende Verfahren. Abschließend referierte Prof. Dr. Bernd Lapatki von der Uniklinik Ulm über das „Therapiekonzept bei Nichtanlagen von Zähnen“. Sein Vortrag lenkte den Blick darauf, was vonseiten der Kieferorthopädie (und darüber hinaus) alles möglich ist, um Lücken im Gebiss zu schließen und dabei ein gleichsam ästhetisches und funktionelles Ergebnis zu erzielen. Er stellte anhand beispielhafter Fälle die vier Therapiemöglichkeiten bei Zahnlücken vor, nämlich kieferorthopädischer Lückenschluss, Prothetik, Milchzahnerhalt oder Transplantation. Gleichzeitig räumte er mit dem klassischen Meinungsbild zum kieferorthopädischen Lückenschluss auf. Sein Fazit: Bei guter Abstimmung und Kooperation zwischen Zahnarzt und Kieferorthopäde, unter Betrachtung aller Therapieoptionen und umfassender Aufklärung von Patient bzw. Eltern könne ein optimales Ergebnis zum Ausgleich fehlender Zähne erzielt werden. Fazit. Zu Beginn der Veranstaltung hatte Dr. Schugg den Teilnehmer/innen einen 360°-Blick in die Zahnheilkunde und Kieferorthopädie versprochen und im Laufe des Tages eingelöst. Nachdem sich zum Ende der Veranstaltung endlich der dichte Herbstnebel verzogen hatte, gab es den Rundumblick in die Ferne schließlich auch vom Turm aus. Vielleicht bot dies schon Inspiration für mögliche Themen beim Forum Rottweil im nächsten Jahr. » richter@lzk-bw.de www.zahnaerzteblatt.de ZBW 12/2018

Ausgaben des Zannärzteblatt BW

© by IZZ Baden-Württemberg - Impressum - Datenschutz