18 Berufspolitik Telematik, Fremdinvestoren und Freiberuflichkeit Intensive Hauptversammlung des FVDZ Die Hauptversammlung des Freien Verbands Deutscher Zahnärzte (FVDZ) hat in diesem Jahr erstmals seit 2012 wieder in der Hansestadt Lübeck stattgefunden. Bei der dreitägigen Hauptversammlung vom 11. bis 13. Oktober widmeten sich die Delegierten in ihren Debatten neben der Kampagne des Verbandes gegen die Ausbreitung von Fremdinvestoren in der Zahnmedizin auch der Telematikinfrastruktur und dem Thema Freiberuflichkeit. Nach der Eröffnung durch den Versammlungsleiter gab es die ausführlichen Grußworte von Dr. Heiner Garg (FDP), Schleswig-Holsteins Minister für Soziales, Gesundheit, Jugend, Familie und Senioren. Er war bereits im Jahr 2002 dabei, als die Hauptversammlung des FVDZ ebenfalls in Lübeck stattfand. Sympathisch macht ihn allein schon die Tatsache, dass er im Ländle geboren ist und sein Studium in Freiburg im Breisgau absolviert hat. Die Hauptversammlung 2018 zeichnete sich durch drei Punkte aus: Zum einen durch einen vom Freien Verband bisher nicht bekannten strukturierten Ablauf mit nur wenigen skurrilen Anekdoten aus früheren Zeiten. Zum zweiten durch das Referat: „Wie die nächste Generation Zahnärzte ihre Arbeitswelt neu definiert“ von Dr. med. Anne Wichels-Schnieber von den Russell Reynolds Associates. Dr. Wichels-Schnieber arbeitet derzeit als Headhunterin, war zuvor Ärztin und ist Mutter, Ehefrau, angestellte Führungskraft und ein wenig auch Mitglied der Generation X. Die Rednerin zeigte anschauliche Tabellen über die verschiedenen Generationen X, Y, Z usw. – dieses Schema gelte aber nur für die Mittelschicht – die Führungskräfte jeder Generation würden quasi gleich ticken. Resonanz. Der Vortrag hatte eine enorme Resonanz – die Referentin wurde im Anschluss weit über eine Stunde mit Fragen eingedeckt. Etwa: „Was müsste passieren, damit Sie wieder als Ärztin arbeiten?“ Als Antwort erhielt die versammelte Zahnärzteschaft, Dr. Wichels- Schnieber könne in ihrer jetzigen Tätigkeit mehr bewegen. An der Klinik sei sie gemobbt worden, wenn sie mal eine Stunde länger gearbeitet habe. Jetzt sei sie sieben Tage die Woche am Drücker. Der Arzt sei quasi der neue Lehrerberuf, da man, pünktlich nach Entlassung des letzten Patienten Feierabend habe. Das entspricht zwar nicht den Vorstellungen des Autors von einem Arzt und seinen Erfahrungen, aber vielleicht dem aktuellen Mainstream eines im Medizinischen Versorgungszentrum angestellten Arztes. Die meisten ins Ausland abgewanderten Ärzte würden wieder zurückkommen, da das Gesamtpaket bei uns am besten sei. Skandinavien habe etwa gute Arbeitszeiten, aber wenig Gehalt. Hygiene. Eine weitere Thematik der FVDZ-Hauptversammlung war der Hygieneantrag aus Baden- Württemberg. In der Diskussion brachte Ingmar Dobberstein einen bundesweiten „Tag Nachhaltige Zahnheilkunde“ oder Ähnliches ins Spiel, um auf die Müllproblematik des Hygienewahns aufmerksam zu machen. Die Hauptversammlung nahm den Antrag einstimmig an. Darin fordert die HV des FVDZ den Gesetzgeber und die entsprechenden Fachministerien für Gesundheit und Umwelt auf, bei den Hygienerichtlinien auch Umweltaspekte angemessen zu berücksichtigen. Die aus den derzeitigen RKI-Richtlinien Plenum. Die Hauptversammlung des FVDZ in Lübeck war in diesem Jahr wieder eine fruchtbare Veranstaltung für die Delegierten, von denen auch einige aus Baden-Württemberg angereist waren. ZBW 12/2018 www.zahnaerzteblatt.de
Berufspolitik Buchtipp 19 Nachschlagewerk Moderne Chirurgie Podium. Eine anregende Diskussion führten der Festreferent Prof. Dr. Jürgen Wasem, Dr. Peter Engel, Präsident der BZÄK, Dr. Wolfgang Eßer, Vorstandsvorsitzender der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung (KZBV), Dr. Heiner Garg, Gesundheitsminister Schleswig-Holstein, Harald Schrader, Bundesvorsitzender des FVDZ, und Moderator Egbert Maibach-Nagel (v. l.). Fotos: André Ganzer resultierenden Auswirkungen – Zunahme von Einmalinstrumenten, Kunststoffartikeln und Verpackungsmaterialien – müssen auf Risiken für unsere Umwelt überprüft werden, um Schäden für die nachfolgenden Generationen abzuwenden bzw. so weit wie möglich zu begrenzen. Vortrag. Im Festreferat sprach Prof. Dr. Jürgen Wasem zum Thema: „Der selbstständige freiberufliche Vertragszahnarzt aus ökonomischer Perspektive“. Er folgerte, dass der Gesetzgeber auf „gleichlange Spieße“ zwischen freiberuflichen Vertragszahnärzten und MVZ achten sollte. Prof. Wasem stellte gleich zu Beginn klar „mehrere Hüte aufzuhaben“. Im Mittelpunkt seines Vortrages versuchte er eine Nutzenfunktion des Zahnarztes mit Hilfe mathematischer Formeln darzustellen. Freiberufler dürften nach seiner Meinung nicht ganz verschwinden, Einzelpraxen dürften es aber in Zukunft schwerer haben. Der Patient kam in seinen Ausführungen nicht vor. Diskussion. An der anschließenden Podiumsdiskussion nahmen neben Minister Garg, Prof. Dr. Wasem und dem Bundesvorsitzenden des FVDZ, Harald Schrader, auch Dr. Wolfgang Eßer, Vorstandsvorsitzender der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung (KZBV), sowie Dr. Peter Engel, Präsident der Bundeszahnärztekammer (BZÄK), teil. Es bestand Konsens, dass der Berufsstand am Scheideweg steht, aber dass sich der FVDZ gemeinsam mit KZBV und BZÄK für eine wohnortnahe, hochqualitative und flächendeckende Versorgung der Patienten einsetzen will und die ethisch-moralischen Werte der Zahnheilkunde nicht dem Investorenmodell preisgeben wird. Dr. Eßer bemängelte, dass das GKV-Honorar so niedrig sei, dass keine Einzelpraxis mehr möglich sei. Hervorgerufen hätten dieses Dilemma Ökonomen. Dabei müssten Zahnärzte das bis heute höchste Honorar aller Ärzte erhalten, da sie am meisten Gesundheit wieder herstellten. Dr. Gudrun Kaps-Richter stellte fest: „Größe ist nicht alles“ – zwischen Selbstständigkeit und einer Anstellung gebe es noch große Spielwiesen. In seinem Impulsreferat beschäftigte sich Gordan Sistig mit der Digitalisierung. Sein Tenor: Es gibt unzählige Projekte elektronischer Patientenakten. Am Ende des Tags müssten sie aber alle eine Interoperabilität besitzen, da es sonst Zugriffsprobleme gebe. Der Freitagabend endete mit einer Abendveranstaltung im „Schuppen 9“. Die nächste Hauptversammlung findet statt vom 9. bis 12. Oktober 2019 in Radebeul. Dr. Jens Finger Zahnerhaltende Chirurgie ist fester Bestandteil der Zahnmedizin. Vor jeder Zahnentfernung sollten trotz aller Fortschritte in der oralen Implantologie die verschiedenen Möglichkeiten der zahnerhaltenden Chirurgie geprüft werden. Manche der Techniken sind Klassiker, manche haben in den letzten Jahren eine erstaunliche Renaissance erlebt und manche sind leider immer noch kaum bekannt. Allen Techniken ist gemeinsam, dass es innerhalb der letzten Jahre einen erheblichen Wissenszugewinn gegeben hat. Dieser zeigt sich in immer besser werdenden Techniken, höheren Erfolgsraten und besserer Vorhersagbarkeit, wovon die betroffenen Patienten maßgeblich profitieren. Dieses Buch ist als Bildatlas und Nachschlagewerk konzipiert und präsentiert die moderne zahnerhaltende Chirurgie so, wie sie aktuell möglich ist, mit dem Ziel, das therapeutische Spektrum in der täglichen Praxis zu erweitern oder auf den aktuellen Stand zu bringen. IZZ Andreas Filippi, Sebastian Kühl, (Hrsg.) Atlas der modernen zahnerhaltenden Chirurgie 1. Auflage 2018 Quintessenz Verlag ISBN: 978-3-86867-395-1 98 Euro www.zahnaerzteblatt.de ZBW 12/2018
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