30 Titelthema COVID-19 Ambulanz in der Uniklinik für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde Tübingen Einjährige Erfolgsgeschichte COVID-19 hat uns und sämtliche unserer Lebensbereiche verändert: Sowohl im privaten, als auch im beruflichen Umfeld haben sich Hygienekonzepte breitgemacht und ein Mund-Nasen-Schutz gehört mittlerweile zu unserer Alltagskleidung zwingend dazu. Auch die Abläufe in der Zahnmedizin, in niedergelassener Praxis wie auch an der Universitätsklinik für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde am Universitätsklinikum Tübingen haben sich der neuen Situation angepasst. Im Verlauf einer solchen Pandemie ist es unerlässlich, weiterhin eine funktionierende Versorgung zu gewährleisten und darüber hinaus, Überlastungen und Ansteckungen zu vermeiden. Ein Vorhaben, das in Tübingen gelungen ist. Gemeinsam mit der Kassenzahnärztlichen Vereinigung BW, der Landeszahnärztekammer BW und einer Gruppe niedergelassener Zahnärzt*innen, die vom Tübinger Kreisvereinigungsvorsitzenden Dr. Stephan Große-Sender koordiniert wurden, richtete die Universitätsklinik für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde am Universitätsklinikum Tübingen vor fast genau einem Jahr eine nahezu reibungslos funktionierende COVID-19 Ambulanz ein. Gemeinsame Lösung. In einer durch den geschäftsführenden Ärztlichen Direktor der Zahnklinik und Ärztlichen Direktor der Poliklinik für Kieferorthopädie, Prof. Dr. Bernd Koos, konzertierten Aktion, zusammen mit den Ärztlichen Direktor*innen der weiteren Fachabteilungen der Zahnklinik, PD Dr. Eva Engel, Poliklinik für Prothetik, Prof. Dr. Dr. Siegmar Reinert, Klinik und Poliklinik für MKG, und Prof. Dr. Diana Wolff, Poliklinik für Zahnerhaltung, konzipierten die Verantwortlichen der Zahnklinik im März 2020, eine eigenständige Schwerpunktambulanz mit fünf Behandlungseinheiten und Röntgenraum innerhalb der Zahnklinik. Die heutige COVID-19 Ambulanz ist, als Teil der Implantologie in der Poliklinik für Prothetik, räumlich getrennt am Standort Calwerstrasse 7/7 Die Bündelung der Ressourcen an einem zentralen Anlaufpunkt machte es möglich, Schutzkleidung so gezielt und effizient wie möglich einzusetzen. des Klinikkomplexes „Tal“ entstanden. Vor Ort wurde der reibungslose Ablauf durch PD Dr. Fabian Hüttig, stellvertretender Ärztlicher Direktor der Poliklinik für Prothetik, koordiniert und sichergestellt. Durch die sinnvolle Nutzung der bestehenden architektonischen Gegebenheiten war somit ohne überkreuzende Wege und damit unbeabsichtigte Kontaminationen der Zugang für Patient*innen und Behandlungsteams in die Behandlungseinheiten der CO- VID-19 Schwerpunktambulanz möglich. In dieser sicheren Behandlungsumgebung konnten die Mitarbeiter*innnen aller Fachabteilungen der Zahnklinik wie auch die beteiligten niedergelassenen Kolleg*innen die Patient*innen in suffizienter Art und Weise behandeln. Dank der umsichtigen Planung aller beteiligten Abteilungen des Klinikums kam es in den vergangenen 12 Monaten zu keiner Ansteckung innerhalb der Räumlichkeiten. Sicherheit durch Profipool. Dies ist vor allem auf die konsequenten Hygienemaßnahmen vor Ort und die unverzichtbare beratende fachliche Expertise der zentralen Task Force COVID-19 des Universitätsklinikums Tübingen zurückzuführen. Die Zahnklinik Tübingen konnte dabei auf einen Pool an Hygieneprofis hinsichtlich Qualität und Arbeitssicherheit wie auch im März 2020 zudem auf die erforderliche Schutzkleidung zurückgreifen. Die Bündelung der Ressourcen an einem zentralen Anlaufpunkt machte es möglich, Schutzkleidung so gezielt und effizient wie möglich einzusetzen, um damit die Versorgungslage zu entspannen, wenngleich sie oft dennoch sehr angespannt war. Zu diesen Maßnahmen zählte auch der Einsatz niedergelassener Zahnärzt*innen, denn das Klinikpersonal hatte neben der Erstellung und Durchführung verschärfter Hygienekonzepte in Lehre und Krankenversorgung auch dem hohen universitären Anspruch der Einrichtung zu entsprechen. Für die Studierenden aller Semester mussten ad hoc sämtliche theoretischen Lehrinhalte in Anbetracht der Pandemiebedigungen didaktisch für digitale Lehre erstellt, zusammen- und bereitgestellt werden. „Mittlerweile haben sich alle an den Ausnahmezustand gewöhnt“, erklärt PD Hüttig, „Im Februar 2020 hingegen gab es ja nicht einmal ausreichende Serverkapazität oder gar Webcams und Streaming-Tools“. Hinzu kam der enorme Verwaltungsaufwand mit der Teilung ausnahmslos aller Teams, die teilweise auch noch in Schichten arbeiteten. Dennoch waren alle vier Abteilungen der Klinik in den Aufbau der CO- VID-19 Ambulanz involviert. ZBW 4/2021 www.zahnaerzteblatt.de
Titelthema 31 Sicherheit durch einen Pool an Profis. Die Zahnklinik Tübingen konnte von Anfang an auf einen Pool an Hygieneprofis hinsichtlich Qualität und Arbeitssicherheit wie auch im März 2020 zudem auf die erforderliche Schutzkleidung zurückgreifen. Foto: Uniklinik für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde Tübingen Arbeitsteilung. Die niedergelassenen Zahnärzt*innen, die bereit waren, Dienstzeiten in der COVID-19 Ambulanz zu übernehmen, wurden durch Beate Müller-Partsch, Leiterin der Bezirksdirektion der KZV Tübingen eingeteilt, sodass keine einzige der angebotenen Behandlungszeiten zwischen Montag und Freitag unbesetzt blieb. Dazu koordinierte Zahnarzt Boris Hirn an der Zahnklinik das Bereitschaftstelefon und war fester Ansprechpartner, der fachlich kompetent sämtliche Behandlungen komprimierte und logistisch strukturiert einteilte. Dr. Stephan Große-Sender übernahm die Koordination seiner niedergelassenen Kollegenschaft, die zudem die Möglichkeit hatten, sich mit allen ihren Fragen an die Corona-Ambulanz zu wenden. Bis heute werden die Stellschrauben feinjustiert, damit der Praxisalltag in der COVID- Ambulanz reibungslos verläuft. „Stellenweise war [der Prozess] eine gewaltige Herausforderung“. Prof. Dr. Bernd Koos Ziel: Senkung der Infektionen. Der über allem stehende Ansatz, mit der Einrichtung der COVID-19 Ambulanz einen Beitrag dafür zu leisten, das Infektionsrisiko zu senken, die niedergelassene Zahnärzteschaft zu entlasten und eine sichere Behandlung für Fachassistent*innen und Ärzt*innen zu gewährleisten, konnte bereits am 27. März 2020 umgesetzt werden, als der erste Patient in einem der Stühle Platz nahm. In der darauffolgenden Zeit bis heute wurden alle Fälle behandelt, die im Alltag einer Zahnarztpraxis auch auf dem Tagesplan stehen, wobei elektive Maßnahmen weniger im Vordergrund standen als zwingend notwendige und vor allem Schmerzund Notfälle. „Die Aufgaben wurden fair auf allen Schultern verteilt“, ist sich Prof. Koos sicher. Er weiß, dass nur der enge Schulterschluss des Klinikpersonals, der Körperschaften und der niedergelassenen Zahnärzt*innen sowie die maximale Hygienestufe diesen Verlauf möglich machten. „Stellenweise war dies eine gewaltige Herausforderung“, bilanziert Koos heute, allerdings eine, die erfolgreich gemeinsam gemeistert werden konnte. Cornelia Schwarz www.zahnaerzteblatt.de ZBW 4/2021
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