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Corona – ein Jahr nach dem ersten Lockdown

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Ausgabe 4/2021

28 Titelthema

28 Titelthema Corona ein Jahr nach dem ersten Lockdown Ein Jahr Schwerpunktpraxen In diesen Tagen jähren sich die Coronaereignisse, die nun schon mit der Zuschreibung „historisch“ in die Geschichtsbücher eingehen, zum ersten Mal: der erste Coronafall in Deutschland im Januar, der erste bundesweite Lockdown im März und die erste Coronawelle im Frühjahr 2020 heute gehört das Virus zum Alltag. Um die zahnärztliche Versorgung auch für COVID-19-Patient*innen sicherzustellen, hat die Kassenzahnärztliche Vereinigung Baden-Württemberg (KZV BW) vor einem Jahr ein Netz von Schwerpunktpraxen organisiert. Im Gespräch mit Dr. Christian Pfau ziehen wir Bilanz. Geringer Mehraufwand, geringes Risiko. Vor etwa einem Jahr berichteten wir in der ZBW-Ausgabe 5/2020 aus der Praxis von Dr. Pfau. Seitdem wurden zwischen 70 und 80 Patient*innen mit dem Bestehen der Schwerpunktpraxis in der Praxis Rottweil Zahnärzte (MVZ) Dr. Pfau und Kollegen behandelt. „Wir waren und sind Anlaufstelle für Menschen, die sich beispielsweise in Quarantäne befinden“, so der Praxisinhaber. Doch in die Schwerpunktpraxis kommen keineswegs ausschließlich an COVID-19 Erkrankte, sondern auch Patient*innen ohne Corona-Befund, aber etwa mit den für Corona typischen Symptomen wie Halsschmerzen oder Husten. „Die Patient*innen sind in der Regel alle umsichtig und durch den alltäglichen Umgang mit Corona sensibilisiert.“ Nicht alle, die gleichzeitig Corona und ein Zahnleiden hätten, müssten damit sofort eine*n Zahnärzt*in aufsuchen und behandelt werden: „Im Gespräch am Telefon ergründen wir die Dringlichkeit eines Notfalls. So können wir Patient*innen ‚filtern‘ und das Risiko entsprechend minimieren. Manchmal können Patient*innen ja auch noch warten, bis ihre Quarantäne vorbei ist.“ Die Frage, ob sich die zweite Welle in den Patientenzahlen bemerkbar gemacht hat, verneint Dr. Pfau und ergänzt, dass Corona inzwischen wohl zum Alltag gehöre und die Menschen besonnen damit umgingen. Das Patientenaufkommen habe sich aufgrund der Praxisgröße sehr gut verteilt. Das Team um Christian Pfau besteht aus sechs Zahnärzt*innen, die sich alle an der Versorgung von COVID- 19-Patient*innen beteiligen. Das Nebeneinander von Praxisalltag und Schwerpunktpraxis funktioniere sehr gut. Kurz nach dem ersten Lockdown und einer Phase mit Kurzarbeit habe sich der Praxisalltag recht schnell wieder normalisiert. Und das ist auch gut so: Denn eine gute zahnmedizinische Versorgung der Patient*innen ist nicht nur grundsätzlich wichtig, sondern spielt in der Corona- Debatte auch eine Rolle: „Bekanntlich gibt es einen Zusammenhang zwischen Parodontitis SP und dem Verlauf einer Coronainfektion“, erläutert Dr. Pfau. Ergo ist die zahnärztliche Behandlung wichtiger denn je und sollte während der Pandemiephase nicht aufgeschoben werden. CA FREIBURG Neuer Alltag mit Corona. Neben der ersten Bewertung über das Telefonat reduziere man das Risiko für das Team WALDSHUT-TIENGEN SP LÖRRACH und die Patient*innen, indem Infizierte oder Verdachtsfälle als Randpatient*innen, d. h. am Abend, nach Ende des regulären Praxisbetriebs einbestellt und behandelt werden. Um einen längeren Praxisaufenthalt zu vermeiden, warten die Patient*innen vor der Praxis und werden telefonisch informiert, sobald sie an der Reihe sind. Von draußen geht es dann ohne Umwege über das Wartezimmer direkt in den Behand- SP CA SP MANNHEIM SP SP SP KARLSRUHE PFORZHEIM BADEN-BADEN ROTTWEIL TÜBINGEN BALINGEN SP SP KONSTANZ SP SINSHEIM SP CA MOSBACH CA HEILBRONN STUTTGART SP SP SP H RAV FRIEDRIC Gut vorgesorgt. Auch für COVID-19-Patient*innen oder Menschen in Versorgung im Land gewährleistet. ZBW 4/2021 www.zahnaerzteblatt.de

Titelthema 29 Das Team der Schwerpunktpraxis: Dr. Anika Suhm, Anne Zumbach, Dr. Ulrich Merkel, Dr. Christian Pfau, Dr. Nadine Möller, Mandy Borrmann (v. l.). In der Schwerpunktpraxis arbeiten alle gemeinsam für die Versorgung von COVID-19-Patient*innen. Foto: N. Pudimat GÖPPINGEN SP EIDENHEIM SP ULM AALEN SP ENSBURG HSHAFEN lungsraum, wo bereits ein*e Zahnarzt*in in Schutzausrüstung wartet. „Vieles hat sich in unserem normalen Alltag schon verändert und inzwischen sind auch diese vielen Änderungen wiederum schon alltäglich geworden“, sagt der Praxisgründer Dr. Christian Pfau. So habe man die Hygienestandards mit Ausbruch der Pandemie CA SP Quarantäne ist die zahnmedizinische Corona-Ambulanzen Schwerpunktpraxis grundsätzlich angepasst: Das Anbringen einer Plexiglasscheibe am Empfang, Abstandsregeln und das dauerhafte Tragen von FFP2- Masken schützen das Team und die Patient*innen vor einer Ansteckung. Die Schutzmaßnahmen gehörten inzwischen einfach dazu. Inzwischen haben alle Zahnärzt*innen die erste Impfung erhalten und auch unter den Mitarbeiter*innen ist die Bereitschaft zur Impfung da. Die Erfahrungen im Rottweiler Impfzentrum seien durchweg positiv, dort sei alles bestens organisiert. Über das Aufrücken in die erste Gruppe der Impfpriorisierung habe man sich in der Praxis gefreut, da man als Corona-Schwerpunktpraxis auch ein besonderes Risiko eingegangen sei. Medizinische Verantwortung. Dem „Dienst aus medizinischer Verantwortung heraus“, so Dr. Pfau, habe er gleich zugesagt, nachdem der Vorstand der KZV BW ihn vor einem Jahr auf das Thema Schwerpunktpraxis angesprochen habe. Das System der Schwerpunktpraxen habe sich aus seiner Sicht bewährt: „Es macht Sinn, das geringe Aufkommen an COVID- Patient*innen an zentrale Stellen zu verteilen.“ Weil alle, Kolleg*innen und Patient*innen, sehr besonnen mit dem Thema umgegangen seien, sei die Situation nie aus dem Ruder gelaufen. Es sei zum Beispiel nicht vorgekommen, dass andere Zahnärzt*innen ihre Patient*innen mit Symptomen umgehend an die Schwerpunktpraxis überwiesen hätten, sondern im Gespräch die Notwendigkeit eines Praxisbesuchs abgewogen und eine Behandlung unter Umständen um ein bis zwei Wochen aufgeschoben hätten. Das habe dazu geführt, dass es nie unübersichtlich wurde. Positive Rückmeldungen erhalte das Team um Dr. Pfau: „Die Patient*innen sind dankbar.“ Für ihn und seine Kolleg*innen ist die Versorgung von Infizierten oder Personen mit Verdacht auf Corona auch eine Selbstverständlichkeit: „Ohne zu zögern würden wir das sofort wieder machen. Denn: Wenn man sich in Quarantäne befindet und Zahnschmerzen hat, muss einem ja geholfen werden.“ Alexander Messmer Schwerpunktpraxen Auch im Notfall müssen mit Corona Infizierte oder sich in Quarantäne befindliche Personen Zugang zur zahnmedizinischen Versorgung haben. Dafür hat die KZV BW ein Netzwerk an Schwerpunktpraxen und Coronaambulanzen an den (Uni-)Kliniken in Karlsruhe, Stuttgart, Freiburg und Tübingen organisiert. Die Liste der Schwerpunktpraxen finden Sie auf www. kzvbw.de oder über diesen QR-Code. www.zahnaerzteblatt.de ZBW 4/2021

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