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Corona – ein Jahr nach dem ersten Lockdown

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Ausgabe 4/2021

20 Titelthema

20 Titelthema Corona-Fragebogen Wo stehen wir gerade? Fast genau ein Jahr ist es her, seit die Landesregierung einen Lockdown für die Zahnarztpraxen beschlossen hat. Wir nehmen den unsäglichen Jahrestag zum Anlass, sechs Zahnärzt*innen aus Baden-Württemberg zur Pandemie-Lage und zu ihrem Alltag in der Krise zu befragen. Die Fragen gehen auf den Corona-Fragebogen in der ZEIT zurück. Dort wurden sie unter dem Stichwort „Wo wir gerade stehen“ namhaften Virolog*innen und Wissenschaftler*innen gestellt. Foto: privat Dr. Florentine Carow-Lippenberger, Flein Was war das Spannendste, was Sie zuletzt über Corona erfahren haben? Ich finde es sehr spannend, dass in kürzester Zeit Impfstoffe entwickelt werden konnten, die offensichtlich eine gute Wirksamkeit haben. Wie geht es Ihnen gerade? Mir geht es gut. Mein alltägliches Leben ist dank funktionierender Kinderbetreuung und Rückhalt durch die Familie zu meistern. Wann und wo ziehen Sie eine FFP2-Maske an? Bei meiner täglichen Arbeit und in öffentlichen Bereichen mit Maskenpflicht. Haben Sie immer noch ein Desinfektionsmittel in der Tasche? Ja, immer griffbereit. Nehmen wir an, Sie hätten nächste Woche Geburtstag. Wie viele Menschen laden Sie ein?* In der Tat habe ich nächste Woche Geburtstag und werde nur mit meinem Mann und meinen Kindern feiern. Irgendwann im Sommer, wenn es hoffentlich wieder erlaubt ist, werde ich die Feier mit meinen Freunden nachholen. * Stand der Fragen 1. März 2021 Auf wessen Nähe verzichten Sie gerade? Ich verzichte auf meine normalen sozialen Kontakte im Freundes- und Bekanntenkreis und auf geplante Reisen. Wann würden Sie wieder in den Urlaub fahren und wohin? Ich würde gerne im Sommer mal wieder nach Mallorca fliegen, aber da wage ich jetzt noch nicht zu planen. Foto: privat Lockdowns (besonders für unsere Kinder) nicht ernst genug. Ich vermisse eine Langzeitstrategie, die uns ermöglicht besser mit dem Virus zu leben. Was macht Sie gerade optimistisch? Die anscheinend hohe Effektivität der Impfstoffe. Wann wird das Leben wieder normal? Das kommt drauf an wie man normal definiert. Ich denke Masken und Abstand werden uns schon noch eine Weile begleiten. Aber wenn die Impfungen weiter zunehmen, kann ich mir vorstellen, dass wieder mehr Normalität möglich ist. Dr. Dr. Sandra Ketabi, Stuttgart Was war das Spannendste, was Sie zuletzt über Corona erfahren haben? Es deutet sich an, dass eine Impfung nicht nur die eigene Erkrankung verhindern kann, sondern auch das Übertragen des Virus zum Teil stoppt. Dies sind erste Ergebnisse einer Studie aus Israel, die ja bereits einen großen Anteil ihrer Bevölkerung mit BioNTech/Pfizer geimpft haben. Wenn sich dies weiter bestätigen würde, wäre das durch die Unterbrechung der Infektionskette ein großer Schritt zur Eindämmung der Pandemie. Wie geht es Ihnen gerade? Ich bin in der privilegierten Position zurzeit mehr als genug arbeiten zu dürfen. Neben der Arbeit in der Praxis bin ich regelmäßig in einem Zentralen Impfzentrum tätig. Meine Familie kommt daher gerade etwas zu kurz, aber mein Mann trägt diese Mehrbelastung sehr gelassen mit. Über welche vermeintliche Corona-Weisheit haben Sie sich zuletzt geärgert? Ich ärgere mich über die Politiker, die Corona immer mehr zum Wahlkampfthema machen, sie machen den Menschen Angst und nehmen die Folgen des Wann und wo ziehen Sie eine FFP2-Maske an? In der Praxis immer, auch das gesamte Personal. Sonst in allen Innenräumen und öffentlichen Verkehrsmitteln sowie beim Autofahren mit einer Person, die nicht in meinem Haushalt lebt. ZBW 4/2021 www.zahnaerzteblatt.de

Titelthema 21 Foto: VISUALWERK, Heidi Frank Haben Sie immer noch ein Desinfektionsmittel in der Tasche? Nein, mittlerweile sind ja Desinfektionsbehälter an vielen Orten vorhanden. Nehmen wir an, Sie hätten nächste Woche Geburtstag. Wie viele Menschen laden Sie ein? Ich würde nur mit meinem Mann und meinen Kindern feiern. Mit dem Rest der Familie und Freunden würde ich per Videokonferenz anstoßen. Auf wessen Nähe verzichten Sie gerade? Auf die meiner Eltern, Geschwister und Freunde. Auch die zum Patienten. Ich habe in der Praxis früher jedem Patienten die Hand gegeben und gerne auch mal meine Hand auf die Schulter gelegt. Diese empathische körperliche Zuwendung fehlt mir sehr. Wann würden Sie wieder in den Urlaub fahren und wohin? Wir haben diesen Sommer einen Wanderurlaub in Österreich geplant. Aber nach drei abgesagten Urlauben bin ich mittlerweile so realistisch, dass dieser eventuell auch nicht stattfinden kann. Über welche vermeintliche Corona-Weisheit haben Sie sich zuletzt geärgert? Das AstraZeneca ein Impfstoff 2. Klasse wäre. 70 Prozent Schutz! Das sind bessere Raten als bei der Grippeschutzimpfung. Wenn dieser Impfstoff im April 2020 zur Verfügung gestanden hätte, wäre er bestimmt viel positiver wahrgenommen worden. Was macht Sie gerade optimistisch? Jeder einzelne Mensch, der unser Impfzentrum betritt. Dass ich selbst geimpft bin, verhindert zwar, dass ich erkranke, aber unser „normales“ Leben bekommen wir erst zurück, wenn viele Menschen immun sind. Wann wird das Leben wieder normal? Ich hoffe auf das Jahr 2022. Dr. Jakob Rosenbohm, Waiblingen Was war das Spannendste, was Sie zuletzt über Corona erfahren haben? Medizinisch/Virologisch üben die Mutationen des Virus eine Faszination auf mich aus: Auf der einen Seite gehören Mutationen zu jedem Virus dazu, auf der anderen Seite ist faszinierend wie und in welcher Geschwindigkeit sich diese Mutationen durchsetzen und trotz Reisebeschränkungen auch über die Landesgrenzen hinweg verbreiten. Wie geht es Ihnen gerade? Beruflich schränkt mich Corona momentan nicht ein. Im Privaten ist Homeschooling eine Herausforderung für die ganze Familie. Wann und wo ziehen Sie eine FFP2-Maske an? Nie. Ich vertraue auf korrekt getragenen chirurgischen Mund-Nasen-Schutz. Viele Studien zeigen die gute Schutzwirkung des normalen MNS. FFP2- bzw. eigentlich FFP3-Masken haben für mich ihren Platz bei der Behandlung von COVID-19-Patientinnen oder -Patienten, die sich in Quarantäne befinden. Haben Sie immer noch ein Desinfektionsmittel in der Tasche? Ich hatte nie ein Desinfektionsmittel in der Tasche. Ich vertraue auch weiterhin auf übliche Hygienemaßnahmen (z. B. gründliches Händewaschen). Außer in der Praxis natürlich, da werden selbstverständlich ständig die Hände desinfiziert, aber das ist ja für uns Zahnärzte nichts Neues. Nehmen wir an, Sie hätten nächste Woche Geburtstag. Wie viele Menschen laden Sie ein? Ich feiere mit meiner Familie, die mit mir gemeinsam im Haushalt lebt. Mein Geburtstag ist aber auch sonst kein wichtiges Ereignis für mich. Auf wessen Nähe verzichten Sie gerade? Insgesamt schränke ich meine privaten Kontakte ein. Berufsbedingt habe ich ja bereits überdurchschnittlich viele Kontakte. Wann würden Sie wieder in den Urlaub fahren und wohin? Eigentlich war über Ostern ein Städtetrip nach Amsterdam geplant, der aber vermutlich wegen Quarantäne-Regeln bei Ein- und Ausreise nicht stattfinden kann. Ganz entspannt wird es vermutlich erst wieder mit dem Reisen, wenn wir eine ausreichende Impfquote erreicht haben. Über welche vermeintliche Corona-Weisheit haben Sie sich zuletzt geärgert? Da gibt es nicht die eine Weisheit, die „YouTube- Akademie“ hält da diverse Aufreger seit Beginn der Pandemie parat. Was macht Sie gerade optimistisch? Ich freue mich auf meine erste Impfdosis Mitte März. Wann wird das Leben wieder normal? Sobald die Impfquote in der Bevölkerung ca. 60 bis 70 Prozent erreicht. Daher freue ich mich auch, dass ich mich im März impfen lassen kann. www.zahnaerzteblatt.de ZBW 4/2021

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