24_BERUFSPOLITIK ZBW_5-6/2023 www.zahnaerzteblatt.de Landes-Winterspiele von Special Olympics Baden-Württemberg „WIR GEHÖREN IN DIE MITTE DER GESELLSCHAFT“ Grüne Wiesen statt schneebedeckter Hänge. Unwetterwarnung und orkanartige Böen statt blauem Himmel und Sonnenschein. Das hatten sich die Veranstalter von Special Olympics Baden-Württemberg (SO BW) für die Landes-Winterspiele, die vom 9. bis 11. März 2023 zum vierten Mal in Folge in Todtnauberg stattfanden, anders vorgestellt. Der guten Stimmung tat es keinen Abbruch. Auch weil die Veranstalter blitzschnell improvisierten und ein Ersatzprogramm auf die Beine stellten. Und ein Gutes hatte die widrige Wetterlage in jedem Fall: Das begleitende Zahngesundheitsprogramm erlebte einen wahren Ansturm. Special Smiles. Florian Rauch (4. v. r.) mit dem Helferteam des Zahngesundheitsprogramms Eleni Tori, Bettina Frank, Pascal Deiss, Dr. Guido Elsäßer, Anastasia Galaktidou und Alexandra Koppanyi (v. l.) SO-BW-Landeskoordinator und LZK- Referent für Inklusive Zahnmedizin, Dr. Guido Elsäßer, zeigte sich rundum zufrieden mit den durchgeführten Beratungsgesprächen. „Wir haben zwei Drittel aller Athletinnen und Athleten erreicht, das gab es noch nie!“ Wie bei den Sommer-Spielen in Mannheim wurden auch bei den Winter-Spielen coronabedingt nur die Programme „Fitte Füße“ und „Gesund im Mund“ angeboten. Und erneut musste das Gesundheitsprogramm „Gesund im Mund“ kontaktlos durchgeführt werden., das heißt, es gab keine Untersuchungen der Athletinnen und Athleten: Nur Instruktion, Aufklärung und Motivation. Nachdem die Wettbewerbe am ersten Veranstaltungstag wegen Unwetterwarnung abgesagt werden mussten, platzierte Florian Rauch, der Referent des Gesundheitsprogramms von SO BW, die Beratungstische des Zahngesundheitsprogramms kurzerhand auf dem Podium des Kurhauses von Todtnauberg. So prominent aufgebaut, bildeten sich bald lange Warteschlangen auf dem Podium. Es hatte sich bei den Athletinnen und Athleten schnell herumgesprochen, dass es bei den Zahnärztinnen und Zahnärzten im Anschluss an das Beratungsgespräch immer ein Geschenk gibt. VIELFÄLTIGER BERUF Anastasia Galaktidou ist Auszubildende im ersten Lehrjahr. Dass der Beruf Fotos: A. Mader der Zahnmedizinischen Fachangestellten so abwechslungsreich und vielfältig ist, hätte die 17-Jährige nicht gedacht. In Todtnauberg ist sie das erste Mal dabei und hilft beim Zahngesundheitsprogramm. Dr. Elsäßer hat seine neue Auszubildende aus der Praxis mitgebracht, damit sie sich im Umgang mit Menschen mit Behinderung üben kann. Schließlich wird das künftig auch in seiner Schwerpunktpraxis häufig der Fall sein. Anastasia hat keine Berührungsängste, sie ist mit großem Eifer dabei und hat stets ein Lächeln auf den Lippen, während sie die Athletinnen und Athleten über gesunde Ernährung aufklärt, ihnen mit einer überdimensionalen Zahnbürste zeigt, wie sie ihre Zähne putzen müssen, und mit einfachen Worten erklärt, mit welchen Hilfsmitteln sie ihre Mundpflege verbessern können. Neben Anastasia am Beratungstisch sitzt Zahnarzt Pascal Deiss. Begeistert erzählt er von seinem letzten Beratungsgespräch: „Der Junge wusste sogar, was Karies ist, und konnte mir genau erklären, wie sie entsteht“. Und mit einem breiten Grinsen erzählt er die nächste Anekdote aus seinen Beratungsgesprächen: „Als ich den Jungen fragte, ob er viele Süßigkeiten isst, war seine Antwort, „wenn ich so an mir runtersehe“. Der Vollständigkeit halber sei ergänzt, dass der schlagfertige junge Mann gertenschlank war. Solche und viele weitere direkte, ehrliche und unverfälschte Gesprächsaussagen lassen sich den ganzen Tag verfolgen beim Kontakt mit den Athletinnen und Athleten. Oftmals ist eine Nachfrage bei Dr. Elsäßer notwendig: „Ist die junge Frau im Beratungsgespräch tatsächlich eine teilnehmende
ZBW_5-6/2023 www.zahnaerzteblatt.de 25_BERUFSPOLITIK Athletin mit einer Behinderung oder doch jemand aus dem Betreuungsteam?“ ERGREIFENDE ERÖFFNUNGSFEIER Bei der letzten Eröffnungsfeier in Todtnauberg 2019 führte Katrin Degenhardt noch alleine durch das Programm. Dieses Jahr hatte sie prominente Unterstützung: Tamara Röske stand zusammen mit ihr auf der Bühne des Kurhauses in Todtnauberg – Model und Schauspielerin mit Down Syndrom. Tamara hat nicht nur auf Instagram über 18.000 Follower, sondern auch im Kurhaus Todtnauberg löste ihr Auftritt wahre Begeisterungsstürme aus. Sogar ein regionales Filmteam aus Freiburg war zu Filmaufnahmen angereist. Tamara und Katrin moderierten eine bunte, stimmungsvolle und sehr bewegende Eröffnungsfeier. Die 170 angereisten Athletinnen und Athleten im Kurhaus feierten die Auftritte der allseits beliebten Trachtengruppe aus Todtnauberg, zweier Frisbee Freestyler und einer Artistin aus Freiburg. Aber auch viel Prominenz aus Politik und Sport war der Einladung von SO BW zu den Winterspielen gefolgt: Die Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium des Inneren, Rita Schwarzelühr-Sutter, MdB, freut sich schon auf die World Games in Berlin und die über 100 Athletinnen und Athleten aus Baden-Württemberg, die sich qualifiziert haben. Ministerialdirektor Daniel Hager-Mann ist Amtschef im Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg und vertrat die Ministerin. Er sicherte SO BW weiterhin die Unterstützung des Landes zu. SO BW-Präsident Mathias Tröndle sieht noch Luft nach oben, wenn es um die Integration von Menschen mit Behinderung in die Sportvereine geht. Bislang seien lediglich acht Prozent in Sportvereinen vertreten. „Wir wollen auf Dauer miteinander Sport treiben, das ist unser Ziel und unsere Aufgabe.“ Und der amtierende Weltmeister im Rennrad und Athletensprecher von SO BW, Michael Lohfink, ergänzte: „Wir gehören in die Mitte der Gesellschaft.“ Höhepunkt der Eröffnungsfeier war das Entzünden des olympischen Feuers durch den offiziellen Sportpaten: Skisprunglegende Martin Schmitt und die beiden Athletinnen und Athleten Sabrina Schneider und Torsten Haas. Andrea Mader INFO ZWEI GENERATIONEN – EINE MOTIVATION! Das Zahngesundheitsprogramm ist das am besten organisierte Programm des kompletten Gesundheitsprogramms, das Special Olympics Baden-Württemberg (SO BW) anbietet. Das sagt Florian Rauch. Und er muss es wissen, er ist zuständiger Referent von SO BW für das Gesundheitsprogramm. Dass das so ist, ist nicht zuletzt der Verdienst von Dr. Guido Elsäßer. Er hat das Programm „Special Smiles – Gesund beginn im Mund“, gemeinsam mit Dr. Abdul Bissar und einem großen Helferteam, aufgebaut und leitet es als Landeskoordinator seit 2016. Kein Wunder, dass seine Nachfolgerin von „großen Fußstapfen“ spricht, in die sie tritt. Bei den diesjährigen Landes- Winterspielen in Todtnauberg hat Dr. Guido Elsäßer sein Amt als Landeskoordinator an Dr. Anna-Lena Hillebrecht übergeben. Dr. Hillebrecht ist Funktionsoberärztin in der Klinik für Zahnärztliche Prothetik am Universitätsklinikum Freiburg. Die beiden Zahnmediziner kennen sich gut. Gemeinsam haben sie an der Qualifizierung für die Landeskoordination eines Zahngesundheitsprogramms von Special Olympics teilgenommen. Beide sind außerdem im Vorstand der DGZMB (Deutsche Gesellschaft für Zahnmedizin für Menschen mit Behinderung) aktiv. „Ich möchte angehende Zahnärztinnen und Zahnärzte an die Patientengruppe mit Behinderungen heranführen“, sagt Dr. Hillebrecht zu ihrer Motivation, das Amt zu übernehmen. Bisher werde diese Personengruppe in den Lehrinhalten wenig abgebildet, „die Studierenden haben während ihres Studiums eher keinen Kontakt zu Patienten mit zahnmedizinisch relevanten Behinderungen“. Zwei Generationen, eine Motivation. „Meine Vision ist es, eine engere Beziehung zu den Universitäten aufzubauen, in der Hoffnung, Studierende und junge Assistentinnen und Assistenten für die Mitarbeit beim Zahngesundheitsprogramm zu gewinnen“, sagt Dr. Guido Elsäßer über seine Beweggründe das Amt zur Verfügung zu stellen und einen Generationenwechsel einzuleiten. Er ergänzt, dass er sich auch eine Sensibilisierung der angehenden Zahnmediziner für die speziellen Bedürfnisse von Menschen mit Behinderung wünscht. „Zahnärztinnen und Zahnärzte, aber auch zahnmedizinische Mitarbeiterinnen, haben bei den Untersuchungen die einmalige Gelegenheit, mit erwachsenen Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen zwanglos und angstfrei in Kontakt zu treten, Erfahrungen zu sammeln und in ihre Gedankenwelt einzutreten.“ Dr. Hillebrecht hat schon viele Ideen, wie sie die Studierenden an das Patientenklientel heranführen kann: „Wer in den klinischen Kursen besonders gut abschneidet, darf mit zu den Special Olympics fahren und das Zahngesundheitsprogramm aktiv unterstützen“. Ganz wird sich Dr. Elsäßer nicht zurückziehen. Es ist ihm ein persönliches Anliegen mit dem Team aus seiner Praxis bei den Landes-Spielen für die Untersuchungen präsent zu sein. Nur wird er in Zukunft ein Helfer-Schild tragen statt das des Koordinators.
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