Aufrufe
vor 1 Jahr

Blick auf die GOZ

  • Text
  • Versorgung
  • Foto
  • Stuttgart
  • Leistungen
  • Patienten
  • Trepanation
  • Vereinbarung
  • Prof
  • Zeit
  • Schwarz
Ausgabe 5-6/2023

12_TITELTHEMA

12_TITELTHEMA ZBW_5-6/2023 www.zahnaerzteblatt.de GOZ-Jahr 2023 KAMPAGNE GESTARTET Die geltende Gebührenordnung für Zahnärzte, die die Vergütung der zahnärztlichen Leistungen für Privatversicherte bestimmt, trat am 1. Januar 1988 in Kraft und wurde im Jahr 2012 nur teilnovelliert. Seit 1988 erfolgt die Gebührenberechnung für eine einzelne Leistungsposition aus der Multiplikation der Leistungsposition mit dem Punktwert und dem Steigerungsfaktor. Der Punktwert hat dabei die Funktion, die fixierten Punktzahlen an die wirtschaftliche Entwicklung anzupassen. Bis heute hat es der Gesetzgeber jedoch unterlassen, den Punktwert anzupassen. Damit KOMMENTAR Der berufspolitische Einsatz der Bundeszahnärztekammer für die fachliche wie wirtschaftliche Anpassung der GOZ auf Basis einer Punktwerterhöhung bildet die wichtige Grundlage, um die hohe Dringlichkeit einer seit 35 Jahren nicht angepassten GOZ-Novellierung in Gesprächen und Verhandlungen mit den gesundheitspolitischen Playern auf Bundesebene vehement einzufordern und mittels PR-Kampagnen öffentlichkeitswirksam zu adressieren. Ergänzend dazu dränge ich seit Jahren als Mitglied des Bundesvorstandes darauf, die Thematik auch auf Landesebene bis hinein in die Kreisebene zu tragen. Ich freue mich, dass es dem LZK-Vorstand in guter Kooperation mit dem GOZ-Ausschuss gelungen ist, 2023 zum GOZ-Jahr zu machen, um dem genannten Anspruch gerecht zu werden und die Kollegenschaft in den Kreisvereinigungen vor Ort im Rahmen unserer „Tour de Ländle“ mit praktikablen Handlungsempfehlungen gezielt zu unterstützen. Der fachlich gut konzipierte und praxisorientierte GOZ-Vortrag sensibilisiert und motiviert dazu, die GOZ gemäß dem Grundsatz „Trennung von Erstattung und Liquidation“ adäquat anzuwenden. Denn eines ist klar: Die fachlichen Anpassungen der Dr. Torsten Tomppert Präsident der Landeszahnärztekammer Baden-Württemberg GOZ durch die im Beratungsforum für Gebührenfragen analysierten und konsentierten Analogpositionen, wie am Beispiel der sechs neuen Analogpositionen im PAR-Bereich deutlich wird, sind ein erfreulicher Anfang. Meines Erachtens sind sie aber im Kontext stetig wachsender betriebswirtschaftlicher Herausforderungen auf Grund inflationsbedingter Preissteigerungen und höherer Lohnforderungen einfach unzureichend, um eine Praxis erfolgreich zu führen. Unsere Bundestagsabgeordneten haben in dieser Sache weniger Probleme, denn ihre Diäten werden jährlich an die Entwicklung des Nominallohnindex angepasst, der vom Statistischen Bundesamt ermittelt wird. Vor diesem Hintergrund appelliere ich erneut an die zuständigen Stellen im BMG, den GOZ-Punktwert einmalig deutlich zu erhöhen und dessen regelmäßige Dynamisierung an einen geeigneten Preisindex zu koppeln. In Bezug auf unsere GOZ-Tour 2023 empfehle ich allen Kolleginnen und Kollegen: Nutzen Sie Ihre Chance, besuchen Sie die GOZ-Vorträge in Ihren Kreisvereinigungen, um betriebswirtschaftlich fit für die Zukunft zu sein! Schon zum 30. Geburtstag hat die Bundeszahnärztekammer eine fokussierte Aufklärung gestartet, um die Entscheidungsträger daran zu erinnern, dass Preise von 1988 nicht der Maßstab für die Preise von heute sein können. Im Mittelpunkt stand eine 11 Pfennig-Münze, symbolisch für einen Punktwert, der aus der Zeit gefallen ist. Bewirkt hat die Aufklärungskampagne nichts. Auch fünf Jahre später, im Jahr 2023, weigert sich der Gesetzgeber, den Punktwert in der Gebührenordnung für Zahnärzte anzuheben. ERNEUTER ANLAUF Zum 35. Wiegenfest nimmt der Berufsstand jetzt einen erneuten Anlauf, auf die unsägliche Situation hinzuweisen, dass der Gesetzgeber seiner in § 15 Zahnheilkundegesetz geregelten Verpflichtung, den berechtigten Interessen der Patienten und der Zahnärzte bei der Festlegung der Entgelte für die zahnärztliche Tätigkeit in einer Gebührenordnung Rechnung zu tragen, nicht nachkommt. Der Vorstand der Landeszahnärztekammer Baden-Württemberg hat für das Jahr 2023 die Kampagne „35 Jahre Punktwert GOZ“ ins Leben gerufen, die den Kolleginnen und Kollegen die wirtschaftliche Erbringung von Privatleistungen unter Anhebung des Steigerungsfaktors und unter Zuhilfenahme einer Honorarvereinbarung nach § 2 GOZ vor Augen führen soll. Im Auftrag des LZK- Vorstandes hat der GOZ-Ausschuss einen einheitlichen Vortrag erarbei-

ZBW_5-6/2023 www.zahnaerzteblatt.de 13_TITELTHEMA Foto: Adobe Stock/Glebstock Fragen an den GOZ-Referenten „DIE MODERNE ZAHNHEILKUNDE KANN VIEL MEHR“ „Wir laufen mit unserer Botschaft offene Türen ein“, ist sich der GOZ-Referent der Landeszahnärztekammer Baden-Württemberg, Dr. Jan Wilz sicher. Lesen Sie im nachfolgenden Gespräch, um welche Botschaft es geht. Und warum der GOZ-Experte der Kammer sich so sicher ist, dass diese Botschaft ankommt. tet. Mit diesem Vortrag touren die GOZ-Referenten der vier Bezirkszahnärztekammern gerade durch alle Kreisvereinigungen im Land. Sie motivieren die Kolleginnen und Kollegen, das Gespräch mit ihren Patienten über Steigerungsfaktoren und freie Honorarvereinbarungen zu suchen, und geben ihnen Hintergrundinformationen, gebührenrechtliche Tipps und Argumente an die Hand. Andrea Mader ZBW: Welche Aktivitäten sind im GOZ- Jahr geplant und was wollen Sie erreichen? Dr. Wilz: Wir wollen die Kollegenschaft mit nachdrücklicher Deutlichkeit daran erinnern, dass der GOZ-Punktwert seit 35 Jahren mit dem Inkrafttreten der GOZ 1988 eingefroren ist und der Verordnungsgeber weiterhin keine Anstalten macht, eine Punktwertanhebung zum Ausgleich der Teuerung und der Preisentwicklung vorzunehmen. Die Zahnärzte sind jahrelang von einer Teilhabe an der wirtschaftlichen Entwicklung und Wertschöpfung abgekoppelt worden. Zum einen müssen die Praxen dafür sensibilisiert werden, dass sie zur Erzielung eines angemessenen und auskömmlichen GOZ-Honorars ihr Liquidationsverhalten, was die Faktorenwahl angeht, ändern müssen. Wir haben keine andere Wahl, als uns selbst zu helfen, als selbst die Initiative zu ergreifen, um eine weitere Entwertung zahnärztlicher Privatleistungen abzuwenden. Zum anderen soll auch gegenüber der Politik deutlich gemacht werden, dass nur Praxen mit einem Gewinnanteil, der ausreichend Raum für Investitionen und gute Gehälter für die Mitarbeiter lässt, eine zukunftssichere und moderne Zahnmedizin möglich macht. Und nicht zuletzt muss beim Privatpatienten die Message ankommen, dass der 3,5-fache GOZ-Satz eben gerade nicht das 3,5-fache des Kassensatzes ist, ganz im Gegenteil. Um diese dringliche Thematik in die Welt zu tragen, sind landesweit sowohl Referate für die Kollegen und Veröffentlichungen in den Fachmedien als auch Aktionen und Seminare in den einzelnen Bezirken geplant. Was ist die zentrale Botschaft auf Ihrer Tour de Ländle und haben Sie den Eindruck, dass sie bei der Kollegenschaft angekommen ist? Wir möchten den Kollegen bewusst machen, dass der Privatpatient mittlerweile zum Sorgenkind und die GOZ zum Problemfall geworden ist! Bei einer Inflation von derzeit über acht Prozent, extrem gestiegenen Material- und Energiekosten, bei einem Preisanstieg von fast 60 Prozent seit 1988 bei gleichzeitiger Steigerung des Bema-Punktwertes von mittlerweile über 50 Prozent müssen bei fast der Hälfte aller GOZ-Leistungen Steigerungen von über 2,3-fach vorgenommen werden und groteskerweise bei mehr als 20 Prozent eine Honorarvereinbarung getroffen werden, um nur ein Kassenhonorar zu erzielen. Die moderne Zahnheilkunde kann aber viel mehr, als lediglich eine Kassenleistung zu erbringen! Die Kollegen merken die Diskrepanz zwischen einem Kassen- und einem Privathonorar bei den betreffenden Leistungen täglich. Daher laufen wir mit unserer Botschaft offene Türen ein, vor allem, weil wir Lösungswege aus dieser Misere aufzeigen. Die Botschaft, mit höheren Leistungsfaktoren zu kalkulieren und sich zwangsläufig mit der Honorarvereinbarung zu beschäftigen, ist angekommen, wie die Nachfragen aus der Kollegenschaft in den Referaten zeigen. Erfreulich sind darüber hinaus die Anfragen von Stammtischen oder Qualitätszirkeln, die in den Bezirken eintreffen. Die Kollegen sind wach gerüttelt und wünschen sich vertiefende Informationen im kleineren Kreis. Das Gespräch führte Andrea Mader

Ausgaben des Zannärzteblatt BW

© by IZZ Baden-Württemberg - Impressum - Datenschutz