14_TITELTHEMA ZBW_2-3/2023 www.zahnaerzteblatt.de Resultate der Online-Umfrage der KZBV zu Bürokratielasten HOHE WÖCHENTLICHE BELASTUNG DER PRAXEN Die Zahnarztpraxen werden mit einer hohen wöchentlichen Belastung durch den Bürokratieaufwand konfrontiert. Die Zahnärztinnen und Zahnärzte müssen pro Person im Schnitt sechs Stunden pro Woche für bürokratische Aufgaben aufwenden, bei den Praxisteams sind es zwei Stunden und 30 Minuten wöchentlich. Dies geht aus der Online-Umfrage „Gemeinsam Bürokratie abbauen!“ hervor, die die Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung (KZBV) veröffentlicht hat. Weitere Themen, die auf den Nägeln brennen: das Qualitätsmanagement, die Telematikinfrastruktur, die Kommunikation mit Krankenkassen und die Dokumentation. Hoch belastend. Laut Online-Umfrage der KZBV ist für die Praxen beispielsweise das Verfahren bei der Erstattung der einzelnen Komponenten der Telematikinfrastruktur (Durchschnitt 5,5, Median 6) hoch belastend. Foto: M. Stollberg „Die Bürokratielast einer Zahnarztpraxis hat ein unerträgliches Maß erreicht, ohne erkennbaren Nutzen zu stiften“, betonte der Vorstand der KZBV. Und weiter: „Große Anteile wertvoller Behandlungs- und Beratungszeit, die den Versicherten und deren Versorgung zugutekommen sollten, werden hierdurch gebunden.“ Um nun der Politik und dem Gesetzgeber einen detaillierten Maßnahmenkatalog mit Vorschlägen zur Reduzierung der Bürokratielast in den Praxen vorzulegen, hatte die KZBV im Oktober 2022 eine Online-Umfrage unter allen Vertragszahnärztinnen und -zahnärzten initiiert. Die Beantwortung des Fragenkatalogs nahm etwa zehn bis 15 Minuten in Anspruch. Die Bögen wurden anonymisiert, im Rahmen der Auswertung sind 2347 vollständig beantwortete Fragebögen erfasst worden. Die Befragung gliederte sich in vier Teile: allgemeine Praxisdaten, „Bürokratiebelastung in Ihrer Praxis“, Bürokratie- Belastung in ausgewählten Themenfeldern sowie einen Freitextantwortbereich und „Was Ihnen sonst noch wichtig wäre!“ VERTEILUNG DES RÜCKLAUFS Die Vertragszahnärztinnen und Vertragszahnärzte, die an der Online-Umfrage teilgenommen haben, verteilen sich sehr unterschiedlich unter den Kassenzahnärztlichen Vereinigungen in Deutschland. Manche KZVen seien deutlich stärker im Rücklauf vertreten als es dem Anteil an allen Praxen entspreche, andere entsprechend weniger stark. „So stammen z. B. 37,5 Prozent der ausgefüllten Fragebögen aus den neuen Bundesländern, während nur 17,1 Prozent aller Praxen auf dieses Ge-
ZBW_2-3/2023 www.zahnaerzteblatt.de 15_TITELTHEMA biet entfallen“, hat die KZBV analysiert. Bezogen auf die Praxisformen weiche die Stichprobe weniger stark von den Gesamtdaten ab: „Mit 89,0 Prozent sind die Einzelpraxen im Rücklauf etwas stärker vertreten als in der Gesamtheit aller Praxen mit 80,3 Prozent.“ Bei den anderen Praxisformen – BAG und MVZ – sei der Anteil in der Stichprobe entsprechend „etwas niedriger“. BÜROKRATIEBELASTUNGEN Im zweiten Teil fragten die Meinungsforscher der Firma LamaPoll, Berlin, nach der „Einschätzung, wie sich die bürokratischen Belastungen innerhalb Ihrer Praxis auf die dort tätigen Personen nach ihrer Funktion aufteilen“. Insgesamt werden die Zahnarztpraxen mit einer hohen wöchentlichen Belastung durch den Bürokratieaufwand konfrontiert. Die Zahnärztinnen und Zahnärzte müssen pro Person im Schnitt sechs Stunden pro Woche für bürokratische Aufgaben aufwenden. Bei den Praxisteams sind es zwei Stunden und 30 Minuten wöchentlich. Der Aufwand der Praxismitarbeiterinnen und -mitarbeiter in einer Praxis sei zwar absolut höher, verteile sich aber auf mehr Personen. „Im Durchschnitt über alle Praxen und Personengruppen liegt der Bürokratieaufwand pro tätige Person bei 3 Stunden und 36 Minuten pro Woche“, so die Demoskopen. Über alle in den Praxen Tätigen werde der zeitliche Aufwand für Bürokratie in den neuen Bundesländern mit drei Stunden und 45 Minuten pro Woche und Person geringfügig höher eingeschätzt als in den alten Bundesländern mit drei Stunden und 34 Minuten pro Woche und Person. Im Übrigen „liegen Einzelpraxen mit 3 Stunden und 45 Minuten pro Person und Woche höher als BAG (3 Stunden) und MVZ (1 Stunde und 49 Minuten)“. Bürokratielasten. Für bürokratische Aufgaben wenden Zahnärztinnen und Zahnärzte laut Online-Umfrage im Schnitt sechs Stunden pro Woche auf, die Praxisteams zusätzlich nochmal zwei Stunden und 30 Minuten. Im dritten Teil der Umfrage wurden die Zahnärztinnen und Zahnärzte um eine Einschätzung gebeten, „in welchen der nachfolgenden von der KZBV bereits als relevant ausgewählten Themenfeldern bzw. Bereichen aus Ihrer Sicht die bürokratischen Belastungen niedrig, mittel oder hoch sind“ – in einer Skala von 1 (niedrig) bis 7 (hoch). Das Ergebnis zu den vorgegebenen Themenbereichen: Die Belastungsintensität liege in der Regel auf dem Niveau des Zeitaufwands, „d. h. Aufgaben, die als sehr störend empfunden werden, erfordern in der Regel auch einen großen Zeitaufwand“. Hoch belastend werden wahrgenommen: das einrichtungsinterne Qualitätsmanagement, die Erstattung der einzelnen Komponenten der Telematikinfrastruktur, die Schriftformerfordernis für Vereinbarungen mit den Patientinnen und Patienten und der zusätzliche Papierausdruck bei der Elektronischen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU). Mit geringerer Belastung wirken papiergebundene Verfahren beim Gutachterwesen, die Pflicht zum Nachweis von Fortbildungen alle fünf Jahre, Verfahren vor dem Zulassungsausschuss und die Pflicht zum Nachweis einer Berufshaftpflichtversicherung. Insgesamt würden die alten und neuen Bundesländer und die einzelnen Praxisformen in ihrer Einschätzung durchschnittlich nicht sehr weit auseinander liegen. „Die bestehenden Unterschiede liegen in der Regel unterhalb von einem Punkt“, erläuterte die KZBV. FREITEXTANTWORTEN „Zeit und Nerven“, „viel zu kompliziert“, „viel Zeit in Anspruch genommen“, oft in Kombination mit den Themen Telematik, Krankenkassen, Digitalisierung, Dokumentation und QM: Einige Kritik kam zusammen in den Freitextantworten, allerdings sei deutlich geworden, dass die von Zahnärztinnen und Zahnärzten kritisierten Themen „nicht pauschal“ abgelehnt würden, sondern vor allem unnötiger Aufwand und unausgereifte Umsetzungen erkennen lassen, „mit denen die Praxen allein gelassen werden“. Eine daraus entstehende Belastung sei vor allem eine zeitliche: „Die als überflüssig empfundenen Bürokratieaufwände sorgen für Frust, weil sie wertvolle Ressourcen binden und so die zahnärztliche Kerntätigkeit – die Behandlung der Patientinen und Patienten und die Zeit für die atientinen und Patienten – mehr und mehr zu kurz kommt.“ KONKRETE VORSCHLÄGE Die Vertreterversammlung der KZBV, die im November 2022 in München tagte, hat den Vorstand beauftragt, auf Grundlage der Ergebnisse der Online- Umfrage konkrete Vorschläge zum Bürokratieabbau in Zahnarztpraxen zu unterbreiten. Politik und Gesetzgeber sollen diese in einem detaillierten Maßnahmenkatalog vorgelegt werden. Guido Reiter INFO Zur vollständigen Auswertung der Online-Umfrage kommen Sie über diesen Link: https:// bit.ly/3YSFKmF Foto: unsplash.com/AlexanderGrey
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