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50 Jahre Zahnärzteblatt

Ausgabe 1/2023

50_FORTBILDUNG ZBW_1/2023 www.zahnaerzteblatt.de 54. Jahrestagung der Oberrheinischen Zahnärztegesellschaft TRINATIONALE ZUSAMMENARBEIT Der Rhein ist breiter geworden in den vergangenen Jahren – in der Region Oberrhein im deutsch-französisch-schweizerischen Grenzgebiet. Mit der 54. Jahrestagung ist die Oberrheinische Zahnärztegesellschaft ihrem Gründungsziel einer engen wissenschaftlichen und kulturellen Zusammenarbeit von Studierenden, Dozierenden und der Zahnärzteschaft über die Grenzen hinweg aber wieder ein gutes Stück nähergekommen. Rund 80 Teilnehmende fanden sich am 19. November 2022 im Hörsaal der Faculté de Chirurgie Dentaire der Université de Strasbourg ein. Hochschullehrer der Universitäten Straßburg, Basel und Freiburg befassten sich mit Behandlungsmethoden in der Parodontologie und ihren Perspektiven. Unterstützung. Der neue Dekan der Fakultät Straßburg, Prof. Dr. Florent Meyer (r.), sagte der Oberrheinischen Zahnärztegesellschaft seine Unterstützung zu. Links im Bild Dr. Stephan Goldammer. In der Region Oberrhein wird deutsch und französisch gesprochen. Das Ziel der Zweisprachigkeit ist allerdings in weite Ferne gerückt. Mit der Entscheidung, die Vorträge der 54. Jahrestagung in englischer Sprache zu halten, wollte sich die Oberrheinische Zahnärztegesellschaft jungen und künftigen zahnärztlichen Kolleginnen und Kollegen öffnen. Das ist hervorragend gelungen. Vor dem Hörsaal sah man unzählige junge Zahnärztinnen und Zahnärzte im intensiven kollegialen Austausch bei Croissants und Kaffee. Beigetragen zu diesem großen Besucherzulauf bei der diesjährigen Jahrestagung hat auch das wiederholte Angebot eines Hands-On-Kurses für die Studierenden im Anschluss an die Fortbildungsveranstaltung. Für die gemeinsam aus Basel angereisten Studierenden war die Teilnahme an der Jahrestagung zudem verpflichtend. HOHES FACHLICHES NIVEAU Zum wissenschaftlichen Teil der Tagung begrüßten Prof. Olivier Huck, amtierender Präsident der Oberrheinischen Zahnärztegesellschaft und Professor für Parodontologie an der Universität Straßburg, und Prof. Dr. Florent Meyer, neuer Dekan der Zahnmedizinischen Fakultät Straßburg, die Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Prof. Dr. Florent Meyer zeigte sich beeindruckt von der Idee der Oberrheinischen Zahnärztegesellschaft, Universitäten und Studierende aus drei Ländern zusammenzubringen und sicherte der „tollen Initiative“ seine Unterstützung zu. Dr. Catherine Petit eröffnete die Vortragsreihe der drei Universitäten. Die Habilitandin der Universität Straßburg stellte eine klinische Studie ihrer Forschungsgruppe um Prof. Huck zur Behandlung von Rezessionen vor. Sie zeigte die Vorteile der Tunneltechnik und wann im Besonderen die Technik des lateral geschlossenen Tunnels indiziert ist. Dr. Catherine Petit wird in den kommenden Monaten für ein Jahr an die Universität Basel kommen und ihre Forschungen im Austausch mit den Schweizer Kolleginnen und Kollegen fortführen. „Das wäre ohne die Oberrheinische Zahnärztegesellschaft niemals zustande gekommen“, freute sich Prof. Dr. Sebastian Kühl, stv. Vorsteher der Klinik für Oralchirurgie am Universitären Zentrum für Zahnmedizin Basel. Für die Universität Freiburg stellte Dr. Felix Burkhardt seine Forschungsarbeiten vor. Er beschrieb noch einmal die Verfahren, um Implantate chirurgisch zu inserieren, stellte aber dabei die schablonengeführte Insertion in den Vordergrund, die eine hervorragende Periimplantitis-Prävention darstellt. Die Ausführungen Dr. Burkhardts führten im Auditorium zu zahlreichen Nachfragen und einer angeregten Debatte. Die trinationale Fortbildung beschloss PD Dr. Philipp Sahrmann von der Universität Basel. Dr. Sahrmann wiederholte noch einmal die Schlüsselfaktoren für eine erfolgreiche Parodontitis-Therapie und ging auf verschiedene Details ein: Eine optimale Mundhygiene, mit den richtigen Basisinstrumenten, dem

ZBW_1/2023 www.zahnaerzteblatt.de 51_FORTBILDUNG Diskussion. Dr. Olivier Huck (l.) moderierte die Diskussion, die sich nach dem Vortrag von Dr. Felix Burkhardt entwickelte. Erfolg. Hauke Hildebrand (l.), Tim Halstenbach (r.) und Marianna Gavriiloglou freuten sich über die gelungene Präsentation ihrer Dissertationen. sparsamen Einsatz von Antibiotika, einem sicheren chirurgischen Eingriff und einem patientenindividuellen Recall, um den Langzeiterfolg zu sichern. FESTVORTRAG Den Festvortrag hielt in diesem Jahr der Generalsekretär des deutsch-französischen Ausschusses für grenzüberschreitende Zusammenarbeit (AGZ), Vincent Muller. Er setzte sich mit den Herausforderungen der grenzüberschreitenden Kooperation auseinander. Diese fänden sich sowohl auf kultureller als auch auf gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Ebene. Der Historiker plädierte für mehr Harmonisierung in Gesetzgebung und Gesellschaft und benannte als aktuelle Probleme die gegenseitige Anerkennung von Schulund Bildungsabschlüssen, das Handwerkerentsendungsgesetz und die unterschiedlichen Umweltplaketten, die die grenzüberschreitende Mobilität erschwere. INFO Austausch. Dr. Catherine Petit im intensiven Austausch mit PD Dr. Philipp Sahrmann. Fotos: A. Mader GUTE TRADITION Die Vorstellung von Dissertationen durch Absolventinnen und Absolventen der drei Universitäten hat bei den Jahrestagungen lange Tradition. Hauke Hildebrand, Tim Halstenbach und Marianna Gavriiloglou nutzen die Chance, sich und ihre Forschungsarbeiten erstmals vor einem größeren Auditorium zu präsentieren. Fachlich versiert, in perfektem Englisch, mit ansprechenden Präsentationen und gut gewappnet für alle sich anschließenden Fragen und die Diskussionen – die drei Nachwuchs-Zahnmediziner bestärkten den Vorstand der Oberrheinischen Zahnärztegesellschaft, dass ihre Gründungsidee einer trinationalen Zusammenarbeit, beruflichen Solidarität und dem Schließen grenzüberschreitender Freundschaften lebt und gelebt wird. Andrea Mader Prof. Bertrand Ludes, Dr. Jochen Schwalber, Dr. Christian Kaempf, Dr. Roland Schlär (v. l.). ORDRE NATIONAL DU MÉRITÉ Dr. Christian Kaempf gehört zu den Gründern der Chirurgiens-Dentistes du Rhin, der elsässischen Fortbildungssektion der Oberrheinischen Zahnärztegesellschaft und war ihr erster Präsident. Aus diesem Grund war es für den amtierenden Generalsekretär, Dr. Roland Schlär, eine besondere Freude, dass die Ehrung von Dr. Kaempf im Rahmen der Jahrestagung der Oberrheinischen Zahnärztegesellschaft stattfand. Als Kammerpräsident des Departément Bas-Rhin habe Dr. Kaempf die Beziehungen zu den deutschen Kolleginnen und Kollegen zu einem Zeitpunkt tatkräftig und mit großer Leidenschaft vorangetrieben, als der grenzüberschreitende Austausch in Paris noch nicht gefördert wurde und nicht auf der Agenda stand, sagte Professor Bertrand Ludes, Direktor der Gerichtsmedizin in Paris, in seiner Laudation. „Es sind tiefe Freundschaften und ein wunderbarer Austausch entstanden – ich danke Jochen Schwalber, Roland Schlär und Stephan Goldammer“, sagte ein sichtlich bewegter Christian Kaempf, der im Kreis seiner großen Familie mit Kindern und Enkelkindern und den zahlreich anwesenden Freunden im Anschluss an die Ehrung feierte.

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