46_BERUFSPOLITIK ZBW_1/2023 www.zahnaerzteblatt.de Befragung zu Niederlassungshemmnissen im Nordschwarzwald FÜR EINE GUTE VERSORGUNG Die zahnmedizinische Versorgung der Patient*innen in Baden-Württemberg ist derzeit flächendeckend gesichert. Um den Ursachen einer möglichen Unterversorgung gerade in ländlichen Gebieten rechtzeitig und langfristig vorbeugen zu können, hat die KZV BW in Zusammenarbeit mit dem Sozialministerium (SM) und dem Ministerium für ländlichen Raum (MLR) eine Befragung bei den KZV-Mitgliedern in den Landkreisen Calw und Freudenstadt durchgeführt. Ziel der Befragung war es, mögliche Niederlassungshemmnisse in ländlichen Gebieten mit vergleichsweise niedrigeren Versorgungskennzahlen zu identifizieren. VERSORGUNGSPOLITIK Etwa jede*r dritte Baden-Württemberger*in lebt im ländlichen Raum. Der ländliche Raum macht nach Angaben des MLR knapp 70 Prozent der Landesfläche aus. Damit auch die Versicherten in den ländlichen Gebieten wohnortnah eine gute zahnmedizinische Versorgung im Land behalten, kümmert sich die KZV BW als Trägerin des Sicherstellungsauftrags um die flächendeckende Versorgung in ganz Baden- Württemberg. Aktuell gibt es im Land keine unterversorgten Bereiche. Damit dies auch in Zukunft so bleibt, steht die KZV BW in einem konstruktiven Austausch mit der Politik, um für gute Rahmenbedingungen der zahnärztlichen Berufsausübung zu werben. Auch die Landesregierung befasst sich mit Versorgungsfragen im ländlichen Raum und hat dazu im Rahmen des Kabinettsausschusses Ländlicher Raum die Interministerielle Arbeitsgruppe „Pflege und Gesundheit“ unter Leitung des Sozialministeriums eingesetzt. Aus dieser Zusammenarbeit ist die Befragung der Vertragszahnärzteschaft in den Landkreisen Calw und Freudenstadt entstanden. Diese Befragung sollte ermitteln, wie sich die Rahmenbedingungen für niederlassungswillige Zahnärzt*innen im ländlichen Raum darstellen und welche Umstände es möglicherweise erschweren, sich dort in eigener Praxis niederzulassen. Aus der Befragung sollen sich Maßnahmen zum Abbau von Niederlassungshemmnissen ableiten. Die Ergebnisse stellen wir Ihnen hier vor. ALLGEMEINE DATEN Insgesamt nahmen 42,3 Prozent aller Vertragszahnärzt*innen in den Landkreisen Calw und Freudenstadt an der Befragung teil. Ein Großteil (77,8 Prozent) davon ist niedergelassen, angestellt sind 17,5 Pro- ATTRAKTIVITÄT DES LÄNDLICHEN RAUMS 9,5 % 50,8 % Sehr attraktiv Attraktiv Weniger attraktiv Gar nicht attraktiv Attraktivität des ländlichen Raums. Der ländliche Raum als Wohnort und Lebensmittelpunkt ist für mich …. 54,0 % 3,2 % VORZÜGE DES LÄNDLICHEN RAUMS 42,9 % 36,5 % 95,2 % 73,0 % 4,8 % Vorteile I. Was sind Ihrer Meinung nach die Vorzüge des ländlichen Raumes? Vereinbarkeit von Familie und Beruf Verbundenheit zum Ort und den Menschen Kulturelles Angebot Nähe zur Natur Mieten und Immobilienpreise
ZBW_1/2023 www.zahnaerzteblatt.de 47_BERUFSPOLITIK zent. Der Anteil von 55,6 Prozent Zahnärzten und 44,4 Prozent Zahnärztinnen spiegelt das tatsächliche Geschlechterverhältnis innerhalb des Berufsstandes wider. 88,9 Prozent der Befragten geben an, verheiratet zu sein bzw. mit einer Partnerin bzw. einem Partner zusammenzuleben. 41,1 Prozent haben Kinder unter zwölf Jahren. Eine Mehrheit von 31,7 Prozent gehört der Altersgruppe 36 bis 45 Jahren an, 25,4 Prozent der Altersgruppe 46 bis 55 Jahren, 27 Prozent sind zwischen 56 und 65 Jahren alt (26 bis 35 Jahre: 9,5 Prozent; 66 Jahre und älter: 6,3 Prozent). Mehr als die Hälfte der Befragten (54 Prozent) ist seit zehn Jahren oder länger in der aktuellen Praxis tätig (23,8 Prozent sechs bis neun Jahre, 14,3 Prozent drei bis fünf Jahre, 7,9 Prozent zwei Jahre und weniger). ZENTRALE ERGEBNISSE Für eine große Mehrheit von über 85 Prozent ist der ländliche Raum als Wohnort und Lebensmittelpunkt „attraktiv“ bzw. „sehr attraktiv“. Fast genauso viele wollen ihre Berufsausübung nicht in ein Ballungsgebiet verlegen. VORTEILE LÄNDLICHER RAUM Als Vorteile des ländlichen Raums werden vor allem die „Nähe zur Natur“ (95,2 Prozent), die „Verbundenheit zum Ort und den Menschen“ (73 Prozent) sowie das Thema „Mieten und Immobilienpreise“ genannt. Eine konkrete Möglichkeit zur Übernahme einer Praxis sowie ein persönlicher Bezug zum Ort werden am häufigsten als Gründe für den derzeitigen Praxisstandort als Ort der Berufsausübung angeführt. NACHTEILE LÄNDLICHER RAUM Gefragt nach den Herausforderungen des ländlichen Raums nennen 76,2 Prozent den „ÖPNV“, 57,1 Prozent das „kulturelle Angebot“ und 47,6 Prozent die „Angebote der Kinderbetreuung und lange Schulwege“. Die Probleme beim Finden eines*r Praxisnachfolger*in und das fehlende Praxispersonal sind mit Abstand die am häufigsten genannten Niederlassungshemmnisse. Die Ergebnisse wurden an das bei der Befragung beteiligte Sozialministerium und das Ministerium für Ländlichen Raum übermittelt. Der Vorstand der KZV BW ist mit den Ministerien im Austausch und setzt sich für gute Rahmenbedingungen der zahnärztlichen Berufsausübung ein. Erkenntnisse dieser Art können dazu beitragen, die richtigen Weichenstellungen zu treffen. Alexander Messmer 27,0 % 12,7 % GRÜNDE FÜR DEN STANDORT DER BERUFSAUSÜBUNG Vorteile II. Warum haben Sie sich für Ihren derzeitigen Praxisstandort als Ort der Berufsausübung entschieden? 27,0 % Gute Vereinbarkeit von Beruf und Familie Persönlicher Bezug zum Ort Es gab eine konkrete Möglichkeit zur Übernahme einer Praxis Es gab ein Angebot von Praxisräumen (z. B. Ärztehaus), das gut zu meinen Vorstellungen gepasst hat Es gab eine konkrete Möglichkeit zur Anstellung in einer Praxis, die gut zu meinen persönlichen Vorstellungen gepasst hat Attraktivität des ländlichen Raums Weniger Konkurrenz aufgrund geringer Zahnarztdichte Weitere Gründe HERAUSFORDERUNGEN DES LÄNDLICHEN RAUMS ÖPNV-Angebot Kulturelles Angebot Angebote der Kinderbetreuung und lange Schulwege Angebot an Einkaufsmöglichkeiten für den täglichen Bedarf (Lebensmittel, Apotheken, etc.) IT-Infrastruktur Sonstiges Nachteile I. Was sind Ihrer Meinung nach die Herausforderungen des ländlichen Raums? 77,8 % 27,0 % 42,9 % 23,8 % 41,3 % 47,6 % NIEDERLASSUNGSHEMMNISSE IM LÄNDLICHEN RAUM 36,5 % 4,8 % 12,7 % 6,3 % 25,4 % 41,3 % 55,6 % 27,0 % 76,2 % 57,1 % 76,2 % 46,0 % 34,9 % Fehlendes Praxispersonal Eingeschränkte Möglichkeiten für Kooperationen Wenig PKV-Patient*innen Finanzielles Risiko Der ländliche Raum scheint insgesamt unattraktiv zum Leben Wenig Möglichkeiten zum fachlichen Austausch mit anderen Kolleg*innen Probleme, Praxisnachfolger zu finden Weitere Gründe (4.2) Nachteile II. Worin liegen Ihrer Meinung nach die größten Niederlassungshemmnisse im ländlichen Raum? Grafiken: KZV BW/IZZ
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