34_BERUFSPOLITIK ZBW_1/2023 www.zahnaerzteblatt.de Vertreterversammlung der Landeszahnärztekammer in Stuttgart DIE ROTE LINIE IST ÜBERSCHRITTEN Der Fachkräftemangel im Bereich des Praxispersonals und die GOZ bzw. der 35 Jahre andauernde Stillstand beim Punktwert – das sind die brennenden Themen in den Zahnarztpraxen. In ihrer Vertreterversammlung am 2. und 3. Dezember 2022 in Stuttgart haben sich die Delegierten mit einer Resolution und zahlreichen Anträgen entsprechend deutlich gegen die „Ausbeutung der zahnärztlichen Praxen“ positioniert. Politisch. LZK-Präsident, Dr. Torsten Tomppert, gab einen Überblick über die berufspolitischen Maßnahmen der LZK und ist überzeugt, dass die Kammer sehr politisch agiert. Fotos: F. Kraufmann LZK-Präsident Dr. Torsten Tomppert ließ in seinem Bericht den langen Impfweg der Zahnärzteschaft Revue passieren – nicht ohne den Dank an Minister Lucha zu vergessen, für dessen „stetige Unterstützung unserer Ambitionen“. Jetzt sei der Berufsstand in der ersten Reihe angekommen, „dort wollen wir als Humanmediziner hin“. Auf die neuen Kammerdienstleistungen der Abteilung „Studierende, junge und angestellte Kammermitglieder“ ist der Präsident sehr stolz und er berichtete von einem Gespräch mit SPD- Parteichefin Saskia Esken beim Landesparteitag in Friedrichshafen, die das Angebot einer Niederlassungsberatung als überholt bewertete, da die jungen Zahnärztinnen und Zahnärzte nicht mehr in die freiberufliche Niederlassung gingen, sondern in die MVZ strömten. Dem Modell der DDR- Poliklinik gehöre die Zukunft, so die SPD-Politikerin. So werde die ambulante freiberufliche Praxis von der Politik mit „Füßen getreten“, monierte Dr. Tomppert unter dem Beifall der Delegierten. „Mit dieser Ausbeutung der Praxen muss endlich Schluss sein.“ Die rote Linie sei längst überschritten. Nur die selbstständig arbeitende Praxis hat die zahnärztliche Erfolgsgeschichte in Deutschland geschaffen und sie allein stellt die flächendeckende wohnortnahe zahnärztliche Versorgung der Bevölkerung sicher. Längst überschritten sei die rote Linie auch bei der GOZ. 35 Jahre ohne Anpassung des Punktwertes. Die Kammer werde den unsäglichen 35-jährigen Geburtstag auf seine Initiative hin zum Anlass nehmen, das Jahr 2023 zum GOZ-Jahr zu erklären und die Kollegenschaft in einer Tour de Ländle in der Anwendung von § 2 und § 6 intensiv schulen. Bezugnehmend auf den allseits beklagten ZFA-Fachkräftemangel betonte Dr. Tomppert, dass die Kammer etwas tue. Man sei auf 48 Ausbildungsmessen im Jahr, realisiere aktuell einen neuen Imagefilm für das Berufsbild der ZFA mit der Filmakademie Ludwigsburg und schule jedes Jahr die Ausbildungsberaterinnen und -berater in den Jobcentern. Dr. Tomppert schloss seinen Bericht mit dem Dank an die „kongeniale Truppe“ der baden-württembergischen Delegierten zur Bundesversammlung und dankte besonders den Kollegen Dres. Steybe und Grüner für die Formulierung des Antrags, den die Bundesversammlung zum politischen Leitantrag erhob, weil er die „Seele der Kollegenschaft“ ansprach. Der stellvertretende Präsident Dr. Bert Bauder begann seinen Bericht mit dem Dank an den Präsidenten für die angenehme und gut funktionierende Zusammenarbeit. In seinem Bericht nahm er Stellung zur Fortbildungslandschaft und dem erklärten Ziel einer fachlich anspruchsvollen Fortbildung auf höchstem wissenschaftli-
ZBW_1/2023 www.zahnaerzteblatt.de 35_BERUFSPOLITIK Eloquent. Die Haushaltsausschussvorsitzende, Dr. Eva Hemberger, trug das Haushalts- und Rechnungswesen fachlich versiert vor. chem Niveau durch die beiden kammereigenen Institute, ohne Firmenbeteiligung. Dr. Bauder ging weiterhin auf das Gutachterwesen und die Qualitätszirkelarbeit ein. Für 2023 sei eine Koordinierungskonferenz für die Moderatorinnen und Moderatoren der Qualitätszirkel geplant, gab er bekannt. Breiten Raum in seinem Bericht nahm auch das Thema Alterszahnheilkunde und inklusive Zahnmedizin ein. Als Highlights nannte er die Messebeteiligung an der Pflege Plus, die Zusammenarbeit mit Special Olympics und die Verlängerung der Kooperationsvereinbarung, den Expertenstandard und die Lernplattform www.mund-pflege.net sowie das Versorgungsforschungsprojekt „Pflege Start“ an der Uniklinik Heidelberg. ELEVATOR SPEECH Als „Elevator Speech“ gestalteten die Referentinnen und Referenten in diesem Jahr erstmals den Bericht über ihr jeweiliges Referat. Zusätzlich zu ihren in den Sitzungsunterlagen vorgelegten schriftlichen Berichten hatten sie die Möglichkeit, in fünf Minuten einen Aspekt ihrer Referatsarbeit zu akzentuieren. Von der Möglichkeit wurde rege Gebrauch gemacht und es entstand eine ebenso interessante wie beeindruckende Bilanz der geleisteten Arbeit in den Referaten Fortbildung, GOZ, Prophylaxe, Zahnmedizinische Mitarbeiterinnen, Röntgen, Praxisführung, Qualitätsmanagement und Versorgungsforschung, Alterszahnheilkunde, Inklusive Zahnmedizin sowie junge und angestellte Kammermitglieder und Studierende. Bestimmt. Die Vertreterversammlung setzte deutliche Akzente gegen die Ausbeutung der zahnärztlichen Praxen. STOPPT DIE AUSBEUTUNG Unter der Überschrift „Stoppt die Ausbeutung der zahnärztlichen Praxen“ verabschiedeten die Delegierten ihren politischen Leitantrag aus der Bundesversammlung gleich ein zweites Mal, dieses Mal mit der Aufforderung an die baden-württembergische Landesregierung, „die Rahmenbedingungen für die zahnärztlichen Praxen zu verbessern und insbesondere im Rahmen der Bund-Länder-Arbeitsgruppen auf die Bundesebene dahingehend einzuwirken, dass keine kontinuierliche Verschlechterung eintritt“. Primäres Ziel müsse es sein, die selbstständige zahnärztliche Praxis zu stärken. In einem weiteren Antrag forderte die Vertreterversammlung von der Politik, stationäre und ambulante Versorgungsstrukturen gleichermaßen zu unterstützen, um das hohe Niveau der Gesundheitsversorgung der Bevölkerung zu erhalten. Mit einem weiteren Antrag möchte man dem ZFA-Fachkräftemangel begegnen: Die Vergütungsempfehlungen für Auszubildende und Zahnmedizinische Fachangestellte der Landeszahnärztekammer Baden-Württemberg wurden angehoben. SATZUNGEN Seit 1. August 2022 ist die neue ZFA- Ausbildungsverordnung in Kraft. Baden-württembergische Vertreter waren federführend in den Expertengremien auf Bundesebene vertreten, berichtete der Referent für Zahnmedizinische Mitarbeiterinnen, Dr. Bernd Stoll. Bereits angepasst seien der Ausbildungsplan und der Berufausbildungsvertrag. Die ersten Prüfungen nach der neuen Ausbildungsstruktur finden voraussichtlich 2024 statt. Die neue Ausbildungsverordnung sieht eine gestreckte Abschlussprüfung (GAP) vor. Bevor die GAP Anwendung findet, musste die Vertreterversammlung der „Satzung zum Erlass einer Prüfungsordnung für die Durchführung der gestreckten Abschlussprüfung im Ausbildungsberuf Zahnmedizinische Fachangestellte/Zahnmedizinischer Fachangestellter der Landeszahnärztekammer Baden-Württemberg“ zustimmen. Das hat sie einstimmig getan. Ebenfalls zugestimmt haben die Delegierten den Richtlinien über die vorzeitige Zulassung zur gestreckten Abschlussprüfung. Eine Änderung soll auch die DH-Professional Fortbildungsordnung erfahren, die Eignungsprüfung soll gestrichen werden. Durch die Änderungen der Gebührenordnung, der Reisekostenordnungen I und II und der Aufwandsentschädigungsordnung führte die Vorsitzende des Haushaltsausschusses, Dr. Eva Hemberger. Allen drei Satzungsänderungen stimmten die Delegierten zu.
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