24 Berufspolitik Online-Umfrage: KZV BW befragt Zahnärztinnen und Zahnärzte Vereinbarkeit von Familie und Beruf in Zeiten von Corona Abbildung: IZZ; Quelle: KZV BW Die Coronapandemie hat unser Leben seit Beginn des Jahres 2020 stark verändert und dabei insbesondere berufstätige Eltern im Hinblick auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf vor große Herausforderungen gestellt. Die Kassenzahnärztliche Vereinigung Baden-Württemberg hat nun die Vertragszahnärzt*innen mit Kindern unter 14 Jahren gefragt, wie sich die Corona-Pandemie bei ihnen auf die Gestaltung des Praxis- und Familienalltags ausgewirkt hat. Die Online-Umfrage ist nicht repräsentativ, jedoch lassen sich einige interessante Botschaften herauslesen. Kinderbetreuung. Die Schließung der Kinderbetreuungseinrichtungen und Schulen im März 2020 stellte viele Eltern vor große Herausforderungen. Von einem auf den anderen Tag die vollständige Kinderbetreuung zu übernehmen und gleichzeitig weiterhin den Praxisalltag zu stemmen, wurde für viele Familien zur Zerreißprobe. Dies zeigen die Ergebnisse der Umfrage deutlich. Insgesamt 91 Prozent der Teilnehmer*innen geben an, dass sie die plötzlichen Veränderungen durch Corona vor große Herausforderungen bezogen auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf gestellt haben. 26 % 3 % 5% 1% 65 % Zwar geben 48,7 Prozent der Teilnehmer*innen an, dass sie für die Kinderbetreuung gute Lösungen finden konnten, alarmierend ist jedoch, dass mit 43,6 Prozent „Die Ressource‚ ‚Mutter kümmert sich um ihre Kinder‘, wurde gnadenlos ausgeschöpft.“ nahezu genauso viele Familien keine zufriedenstellenden Lösungen gefunden haben. Während in vielen Familien die Großeltern einsprin trifft zu trifft eher zu unentschieden trifft eher nicht zu trifft gar nicht zu Herausforderungen. Die plötzlichen Veränderungen durch Corona haben mich vor große Herausforderungen bezogen auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf gestellt. gen konnten, gestaltete sich die Kinderbetreuung vor allem bei denjenigen Familien besonders schwierig, die in dieser Situation nicht das Privileg in der Nähe wohnender Großeltern hatten. Zudem stellt sich das Betreuungsproblem vor allem für Frauen. Ein Großteil der Männer gibt an, sich nur geringfügig bei der Kinderbetreuung einzubringen. Eine generelle Herausforderung beim Thema Vereinbarkeit in diesem Bereich ist, dass Zahnärzt*innen und deren Mitarbeiter*innen an die Praxis gebunden sind und wenig bis keine Möglichkeiten haben, vom Homeoffice aus zu arbeiten. Spontane Maßnahmen, die bei dem Wegfall der Kinderbetreuung Flexibilität geboten hätten, sind im zahnärztlichen Bereich nur schwer umsetzbar. Fragt man betroffene Eltern gezielt nach den Lösungen, die innerhalb der Praxis gefunden wurden, zeigen sich 35,9 Prozent unzufrieden. Einige Zahnärzt*innen berichten, dass sie aus Vereinbarkeitsgründen den Praxisbetrieb auf Kurzarbeit umstellen mussten. „Hohe Arbeitsbelastung und Belastung privat, man muss Erzieher und Lehrer und Zahnärztin zeitgleich sein.“ Zwischen allen Fronten. Bei der Auswertung der Umfrage wird deutlich, dass sich viele der befragten Zahnärzt*innen in einem Spannungsfeld zwischen ihrem Beitrag zur Sicherstellung der zahnärztlichen Versorgung sowie der Betreuung ihrer Kinder befanden. Der erhöhte Organisationsaufwand, bedingt durch die Umstrukturierung der Praxis, aufwendige Hygienemaßnahmen und gestiegene Bürokratie auf der einen Seite und die Kinderbetreu ZBW 1/2021 www.zahnaerzteblatt.de
Berufspolitik 25 19 % 5 % 1% 75 % Stress. Mein Leben ist durch Corona insgesamt stressiger geworden. trifft zu trifft eher zu unentschieden trifft eher nicht zu trifft gar nicht zu Abbildung: IZZ; Quelle: KZV BW von Familie und Beruf geführt hat. Das zeigt die Schwierigkeit, in dieser dynamischen Situation auch auf längere Sicht zufriedenstellende Lösungen zur Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf in den Praxen umzusetzen. „Beim nächsten Mal MUSS für Zahnärzte ein Notbetreuungsplatz gesichert werden, egal ob der Partner im Homeoffice arbeitet und „theoretisch“ auf die Kinder aufpassen kann!“ ung auf der anderen Seite hat bei vielen zu einer starken Doppelbelastung geführt. „Praxis, Schule und Alltag unter einen Hut zu bekommen, war sehr schwierig und nicht nur eine planerische Herausforderung. Es gibt oft Gedanken, die Praxis aufzugeben.“ Hinzu kam die Verantwortung gegenüber den Angestellten, die 3 % oftmals selbst vor Betreuungsproblemen standen. Aufgrund der Umsatzeinbußen verursacht durch den Patientenrückgang verbinden einige der Befragten auch wirtschaftliche Sorgen mit dieser Zeit. Die hohe Nachfrage an Hygieneartikeln sorgte für höhere Anschaffungskosten in den Praxen. Entsprechend geben 94 Prozent an, dass ihr Leben durch Corona insgesamt stressiger geworden ist. Zum Zeitpunkt der Umfrage, ungefähr fünf Monate nach dem ersten Lockdown im März und April, bestätigen noch 64,1 Prozent der Teilnehmer*innen, dass die Coronapandemie zu einer Verschlechterung der Vereinbarung Das Spannungsfeld scheint sich bisher noch nicht aufgelöst zu haben, denn der gestiegene Bürokratie- und Organisationsaufwand sowie die durch die Pandemie bedingten häufigeren Ausfälle des Personals führen in den Praxen nach wie vor zu einer hohen Arbeitsbelastung. Die Umfrage wurde vom 14. Oktober bis zum 29. Oktober über das KZV-Gesundheitstelegramm und den Newsletter „Alles unter einen Hut“ für Praxisalltag und Familie durchgeführt. 79,5 Prozent der Teilnehmer*innen waren Frauen, 20,5 Prozent Männer. Hinsichtlich der Form der Berufsausübung waren 57,7 Prozent der Teilnehmer*innen niedergelassen in einer Einzelpraxis, 26,9 Prozent angestellt und 15,4 Prozent niedergelassen in einer BAG/ÜBAG. 33 % 64 % Nein, die Situation bzgl. der Vereinbarkeit hat sich verschlechtert Nein, es hat sich nichts verändert Ja, sie hat sich verbessert Familie und Beruf. Sind Sie der Meinung, dass sich die Vereinbarkeit von Beruf und Familie wegen der Corona-Pandemie in Ihrer Praxis verbessert hat? Abbildung: IZZ; Quelle: KZV BW Info Jörn Ziegler Sollten Sie den KZV-Newsletter „Alles unter einen Hut“ für Praxisalltag und Familie künftig erhalten wollen, können Sie sich hier anmelden: https://bit. ly/33NbXkk. www.zahnaerzteblatt.de ZBW 1/2021
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